Das „Flüchtlingslager“ ist ein 1948 erbautes Gebäudeviertel

Der Krieg Israels gegen Hamas ist international vor allem ein Propagandakrieg. Er wird nicht zuletzt in Überschriften und zentralen Begriffen entschieden. Erst wenn in westlichen Medien eine Hamas-Hochburg nicht mehr „Flüchtlingslager“ genannt wird, sind Erfolge an der PR-Front in Sicht.

Screenprint: via X

Überschriften prägen Nachrichten und nicht der oft gegenteilige Text weiter unten. Der Tenor der meisten Meldungen weltweit lautet in diesem Fall, die israelische Armee (IDF) habe das „Flüchtlingslager“ Dschabalija im Norden des Gazastreifens beschossen – mit vielen Zivilisten als Opfer.

Aber anders als noch vor kurzem enthalten die Berichte relativ weit vorne auch die IDF-Mitteilung von einem „großangelegten Angriff“ auf eine „militärische Hochburg der Hamas“ im Westen der Stadt am Boden und aus der Luft, bei dem auch Hamas-Tunnel getroffen wurden, was den Einsturz von Gebäuden zur Folge hatte. In den Tunneln des seit langem als Hamas-Hochburg bekannten Gebäudeviertels wurden durch den Beschuss wahrscheinlich Munitionslager getroffen. Die genauen Umstände werden vielleicht später bekannt werden.

Jedenfalls handelt es sich bei dem in Hamas-PR „Flüchtlingslager“ genannten Platz in Dschabalija (Jabalya) um ein Gebäudeviertel, das seit 1948 besteht. Und wo 1987 die erste Intifada begann.

Dass dies ein Ort für „Flüchtlinge“ wäre, ist schon deshalb unplausibel, weil sich aktuell Binnenflüchtlinge in den Süden des Gazastreifens bewegen (sofern ihnen das die Hamas nicht unmöglich macht) und nicht in den Norden. Es sei denn, mit dem Wort „Flüchtlingslager“ ist das ganze von PLO und Hamas kontrollierte Gebiet in „Palästina“ gemeint, welchem die arabischen Regime in „Palästina“ seit Anfang an nie erlaubten, etwas anderes zu sein als ein großes „Flüchtlingslager“, das auf den Tag der Vertreibung der Juden aus Israel warten muss.

Der Krieg Israels gegen Hamas ist international vor allem ein Propagandakrieg. Er wird nicht zuletzt in Überschriften und zentralen Begriffen entschieden. Erst wenn in westlichen Medien eine Hamas-Hochburg nicht mehr „Flüchtlingslager“ genannt wird, sind Erfolge an der PR-Front in Sicht.

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Kommentare ( 61 )

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Jueka
5 Monate her

Unter „Flüchtlingslager“ stellt man sich üblicherweise ein Zelt- oder Containerlager vor, bestenfalls Holzbaracken. Das ist im Fall von Palästinenser-Flüchtlingslagern absolut falsch. Ich habe 2019 die beiden großen „Flüchtlingslager“ Sabra und Schatila am Rand von Beirut (Libanon) besucht. Es handelt sich um einen inzwischen mit Beirut zusammengewachsenen Stadtteil, bestehend aus ganz normalen mehrstöckigen Wohnhäusern, Geschäften, Supermärkten, Restaurants und Cafes. Der einzige Unterschied zum Rest Beiruts sind die überall zu findenden palästinensischen Fahnen, Porträts von Yassir Arafat und anderen palästinensischen Politikern oder Terroristen sowie Bilder von „Märtyrern“, die im Kampf gegen Israel gefallen sind. Auch in Syrien und selbst im Westjordanland habe… Mehr

Tom Dr.Rosburg
5 Monate her

Das gibts auf der ganzen Welt nur einmal, dass die Urenkel von 1948 teils geflüchteten, teils auf Anweisung der arabischen Invasoren die Dörfer für einige Tage (es wurden dann lebenslänglich) Menschen immer noch den Flüchtlingsstatus der UN besitzen.

Vergleichbar wäre, wenn nach 1945 12 oder 13 Mio vertriebene Deutsche knapp vor der Oder oder dem bayerischen Wald dann 75 Jahre in grossen Lagern gehalten würden. Und die Urenkel mit anklagenden Blick als „Flüchtlinge“ vorgestellt würden.

Peter Pascht
5 Monate her

Gaza ist auf sich gestellt nicht lebensfähig. Kein Strom,kein Wasser, keine Nahrung, keine medizische Versorgung. Alles kommt aus Israel. Da haben die Menschen aus Gaza auch ihr Arbeitsauskommen. Egypthen und Libanon wollen Gaza nicht haben, da sie sich nur ein Problem aneignen würden. Die islamischen terroristischen Hamas haben Gaza erobert, die islamischen terroristischen Hisbollah haben als iranische Hilfstruppen den Libanon erobert, der traditionell mehrheitlich ein christliches Land war. Wir erinnern und an den Jahrzehnte langen Bürgerkrieg des Islam gegen die Christen. Da liegt das Problem. Eine ideologie die sich als „Religion“ bezeichnet, die nur Terror, Mord, Krieg und Verwüstung kann,… Mehr

Michael Palusch
5 Monate her

Das Gute daran ist, dass man sich zu 100% darauf verlassen kann, dass mit Propaganda nur von einer Seite gearbeitet wird, die andere Seite, das sind die Jünger der Wahrheit. Natürlich passt das kürzlich aufgetauchte Video von drei israelischen Geiseln nicht in dieses einseitige Propagandabild, deswegen ist es auch viel vorteilhafter, dieses zu ignorieren. Aber klar, ich weiß es doch auch, die drei Frauen wurden entweder gezwungen zu sagen was sie sagten oder es ist gefälscht. Keinesfalls ist an dem, was da gesprochen wurde, auch nur ein Körnchen Wahrheit, obwohl…, dann könnte man es ja wiederum auch aufgreifen, um die… Mehr

Peter Pascht
5 Monate her

Volle Zustimmung zum Artikel ! Vor allem ist die Geschichte komplexer als die schwarz/weiß Grenzen des laischen Unverständnises. Die geschitlichen urzeitlichen Quellen belegen, dass das heutige Gaza Gebiet einst im 15. Jhd. v.Ch. von sogenannten „Seevölkern“ erobert wurde, zur Zeit des Pharao Ka-mose. „Seevölker“ die wohl hauptsächlich Gallier waren, wie auf egypthischen Stelen in Medinet-Habu zu sehen und in den ugaritischen und akkadischen Tontafeln, „Peleshet“, „Pilishti“ genannt wurden, auch „Gailathi“. Sie waren blauäugig, blond bis rotblond und hochgewachsen. Der „Goliath“ der Bibel gehört zu ihnen. Wir finden deswegen da Begriffe „Galilea“, aber auch die „Golan-Höhen“ als „Gaulantis“ (von Gaul). Jerusalem… Mehr

ketzerlehrling
5 Monate her

Dass der deutsche Blätterwald daraus wieder ein Drama macht, war zu erwarten.

Farbauti
5 Monate her

Wir sind wohl erst bei der Ouvertüre.
Gerüchte machen die Runde, alle Palästinenser des Gaza sollen umgesiedelt werden und Ägypten ziert sich schon weniger, wenn ihnen dafür Schulden erlassen werden. Mal sehen wie dicht die Grenze zum Westen dann sein wird. Ich glaube wir können auf die Uhr gucken, ab wann die ersten jungen Burschen sich bis Deutschland durchgeschlagen haben werden. Und Pakistan schiebt gerade zigtausende Afghanen ab. Das Grausen hat noch gar nicht richtig angefangen. Wenn die Bundestagswahl nicht vorgezogen wird… na dann Gute Nacht.

bfwied
5 Monate her
Antworten an  Farbauti

Ich fürchte schon lange, dass es so kommt, wie Sie schreiben. Es sind immerhin lt. UN 160 Mio. Leute in Migrationsbewegungen, ein mehrfach höhere Zahl soll sich mit Emigrationsgedanken beschäftigen, und das bei einer wachsenden Einwohnerzahl von 70 Mio./Jahr!! Wir können von Glück sprechen, wenn nur 10 % nach D. zu kommen versuchen, doch das wäre der blitzschnelle Untergang D.s und Mitteleuropas. Daher dürfte ein 3 WK, der Zusammenstoß der Kulturen/Völker, der Islam mit dem Westen, sehr sicher sein. Und das alles, während die Irrenhaus-Kindergartenkinder die Regierung stellen!

Peter Pascht
5 Monate her
Antworten an  Farbauti

Das ist ein deutsches Problem wovon sie sprechen.
Einen zwingenden kausalen Zusammenhang zu diesem Nahostkrieg besteht nicht.
Es sei denn, wie bei diesen Grünen Spinnern üblich, dass alle Probleme der Welt zu uns nach Deutschland importiert werden,
weil sonst niemand in der Welt diese Probleme bei sich haben möchte.

Last edited 5 Monate her by Peter Pascht
horrex
5 Monate her

Ich erinnere mich an ein Buch über den schon bald 100 Jahre schwärenden Konflikt das mir vor einiger Zeit in die Hände fiel und das mich beeindruckte: „Haddsch“ von Leon Uris. (Dem Autor des berühmten „Exodus“.) Ersteres beschreibt – fiktiv-romanhaft vor dem Hintergrund realer Ereignisse im Stil eines Rober Michners – Jahrzehnte des Zusammenlebens von Juden und „Palästinensern“. All die persönlichen schwierigen Freundschaften und Feindschaften von Einzelnen der beiden „Volksgruppen“. Die zwei „roten Fäden“ die sich durch den Roman ziehen: Das Bemühen der Israelis um um gute Nachbarschaft und der Vermittlung von Kultur/Bildung einerseits. Auf der anderen Seite eisernes Verharren… Mehr

giesemann
5 Monate her

Wir wurden dereinst von den Amerikanern befreit, die Palis von der Hamas. Durch die Israelis. Schön wär`s. Free Gaza from Hamas! Free Moslem from Islam! Blöd bloß: Dann könnten sie ja nicht mehr rauben und morden, im koranischen Auftrag. Wollte ich auch nicht. Ganz ehrlich.

John Stier
5 Monate her
Antworten an  giesemann

„Dann könnten sie ja nicht mehr rauben und morden, im koranischen Auftrag.“

So etwas steht nicht im Koran.

Flavius Rex
5 Monate her

Mein persönlicher Liebling ist das „Gesundheitsministerium in Gaza“ (= Hamas).

Die Anwesenheit von Journalismus ist insgesamt frappierend. z.B. wissen weder Isreal noch Hamas wieviele Menschen am 7.10 verschleppt wurden. Grund: als Chaos an der Grenze herrschte, fuhren viele unschuldige Zivilisten nach Israel und schnappten sich sozusagen privat Geiseln und auch Leichen, um sie später zu Geld zu machen. Die befreite Soldatin war wohl so ein Fall.

Interessiert aber nicht, weil das Narrativ von unschuldigen Zivilisten erhalten bleiben soll.