Lokführer-Gewerkschaft ruft zum Warnstreik auf

Ab heute Abend 22 Uhr wollen die GDL-Lokführer einen 24-stündigen Warnstreik beginnen. Die Gewerkschaft fordert eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei gleichem Lohn. Die Bahn hält das für nicht umsetzbar.

IMAGO / Steinach

Zum Warnstreik hat die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) gestern ihre Mitglieder aufgerufen. Danach soll der Ausstand für den Personenverkehr heute Abend um 22 Uhr beginnen und 24 Stunden andauern. Der Güterverkehr soll heute bereits ab 18 Uhr bestreikt werden.

Sinn der Maßnahme sei es, „Bewegung zu erzeugen“, wie es in der GDL-Mitteilung hieß. Der Streikaufruf gilt demnach ausdrücklich nicht nur für die Deutsche Bahn AG, sondern auch den Transdev-Konzern, die AKN Eisenbahn GmbH, die City-Bahn Chemnitz GmbH und acht Unternehmen aus dem Personaldienstleistungsbereich. Erst am Nachmittag waren die zuletzt noch andauernden Tarifverhandlungen mit Transdev von der GDL für gescheitert erklärt worden.

Die GDL-Lokführer hatten zuletzt Mitte November für 20 Stunden ihre Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft hatte die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn nach der zweiten Gesprächsrunde Ende November für gescheitert erklärt und eine Ausweitung der Warnstreiks angekündigt. Das Ergebnis einer derzeit laufenden Urabstimmung über unbefristete Streiks soll am 19. Dezember vorliegen.

Die Bahn bot der GDL eine Lohnerhöhung um elf Prozent und einen einmaligen Inflationsausgleich an. Sie lehnte jedoch eine Verminderung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei gleichem Lohn ab. GDL-Chef Claus Weselsky warf der Bahn vor, diese Forderung zu ignorieren. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler bezeichnete dagegen die Forderung als nicht umsetzbar.

„Damit ignorieren die Unternehmen nicht nur die berechtigten Bedürfnisse der eigenen Beschäftigten, sie torpedieren zudem die dringend nötigen Maßnahmen zu einer erfolgreichen Personalgewinnung und setzen so fahrlässig die Zukunft des klimafreundlichsten Verkehrsmittels Eisenbahn aufs Spiel“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky.

Die GDL vertritt bei der Bahn hauptsächlich Lokführer und das Zugpersonal. Fahrdienstleiter, die den Zugverkehr bundesweit koordinieren, sind zwar ebenfalls zum Warnstreik aufgerufen, doch die GDL ist bei ihnen nicht sehr stark vertreten.

Zu Weihnachten jedenfalls wollen die GDL-Lokführer nicht streiken, versprach Weselsky gestern Abend großmütig.

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Kommentare ( 27 )

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7 Monate her

Forderungen völlig unangebracht Besser die 12 % vom Gehalt abziehen bis Bahn endlich pünktlich fährt. Beruf der Lok-Führer auflösen. Wieder legt eine kleine wichtigtuerische Gewerkschaft die gesamte deutsche Logistik lahm. Streik war mal als letztes Mittel erdacht, um Elementarversorgung zu erzwingen, niemals jedoch zur Bereicherung schon überversorgter Berufsgruppen wie Lok-Führer und Piloten (120 000 € – 200 000 €/anno) Wehren könnte sich die Bahn mit Auflösung des Lokführerberufes. Zur Zeit der Dampfloks waren das sicher Helden und brauchten viel Erfahrung. Heute sitzen sie in klimatisierten Räumen und leisten weniger als ein Autofahrer, denn der muss noch lenken. Die Leistung der… Mehr

Apfelmann
7 Monate her

Am besten gleich auf die 4-Tage-Woche umstellen. Das dass Konzept funktioniert ist ja mittlerweile bewiesen und auch noch bei höherer Produktivität. So hat die Wirtschaft mehr Gewinn und die Menschen mehr Freizeit! Viele Firmen stellen ja schon um und es werden immer mehr.

Reinhard Schroeter
7 Monate her

Ob nun die Bahn wegen eines Lockführerstreiks nicht fährt oder weil Schee auf den Gleisen liegt, oder man bei der Inrrastruktur der Bahn auf Verschleiss fährt , macht keinen Unterschied. Sie fährt eben nicht , mag man sich in der Führungsetage denken. Was betrifft das die da, wo sie doch in ihrem Wolkenkuckucksheim voll damit beschäftigt sind die Bahn noch diverser, bunter .auch grüner und was weiß denn ich noch alles, machen wollen. Eine Bahn , die fährt, stört da eher und wenn sie steht , ist das ja auch gut für das Klima. Überhaupt sollten wir wieder auf das… Mehr

Markus Gerle
7 Monate her

Damit beweist die Gewerkschaft wieder einmal, dass die Bahn für berufliche Belange nicht zu empfehlen ist. Denn wieder wurden Donnerstag bis Freitag als kurzfristig angekündigte Streiktage ausgewählt. Das war in KW46 genauso. Es gibt viele Geschäftsreisende, die Montags zum Kunden fahren und Donnerstag oder Freitags wieder zurück. Und dann geht die Jagd nach den Leihwagen wieder los. Ich selbst bin beruflich viel unterwegs, meide die Bahn aber aufgrund ihrer extremen Unzuverlässigkeit schon seit fast 20 Jahren. Die Deutsche wohlgemerkt. Es gibt einige Länder, in denen das Bahnfahren für mich immer ein Genuss war. In meinem Ranking liegt JP auf Platz… Mehr

Talleyrand
7 Monate her

Wir brauchen nicht dauernde Lohnerhöhungen sondern Beseitigung der Inflation und Wirtschaftswachstum. Permanent ein neues und größeres Pflaster auf eine nicht heilende Wunde ist keine Therapie der Wahl. Die unselige Lohn Preis Spirale in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist mir noch gut in Erinnerung. Das hat ausser Ärger niemandem etwas gebracht. Ich hatte zwar mehr Geld, aber die Preise waren genauso gestiegen, also alles völlig unnötig. Die Gewerkschaften sollten sich erinnern, sich auf ihre gesellschaftliche Funktion besinnen und lieber diese Regierung und deren Gehilfen bestreiken und schnell zu Fall zu bringen. In Frankreich erlebe ich das konkret immer wieder,… Mehr

Alfonso
7 Monate her

„Lokführer-Gewerkschaft ruft zum Warnstreik auf“

Sie kämpfen also gegen die Bahnkunden, die ihnen das Geld für ihr Gehalt bringen. Denn als Bahnkunde bin ich bei Streiks der Leidtragende, ich fühle ich mich als eine Art Geisel in den Händen der Streikenden, als Geisel mit der Bahnangestellten Druck auf ihre Arbeitgeber auszuüben wollen.

Edwin
7 Monate her

Warum noch 35 Stunden? Warum überhaupt noch arbeiten? Geld gibt’s doch vom Staat.

Lesterkwelle
7 Monate her

Die Zukunft des klimafreundlichsten Verkehrsmittels Eisenbahn wird insbesondere durch die irrwitzige Energiewende des Herren Habeckaufs Spiel gesetzt. Ohne verlaesslichen Strom faehrt keine einzige Lokomotive.

BeVo
7 Monate her
Antworten an  Lesterkwelle

„… Ohne verlaesslichen Strom faehrt keine einzige Lokomotive.“
Das sagen Sie mal Habeck. Der denkt doch in Größenordnung des Betreibens der Fahrtrunden einer Modelleisenbahn.

Haba Orwell
7 Monate her
Antworten an  BeVo

Ob Habeck einen Streik realisiert? Seiner Philosophie nach könnte man den Streik abwenden, wenn die Züge rechtzeitig zu fahren aufhören.

Gert Ewen Ungar fragt heute in einem ausländischen Medium, wieso der „Versager im Amt“ dort bleiben darf und Deutsche Mainstream-Medien ihn nicht mal hinterfragen?

Felix Dingo
7 Monate her

Bemerkenswert finde ich ist die Tatsache, dass der rot-grün-versiffte DGB der GDL in den Rücken fällt.

Nach dem Motto: es gibt bei der Bahn nur eine Gewerkschaft und das ist die DGB-Verkehrsgewerkschaft EVG.

Gut, dass die GDL genug Rückgrat hat, um diese Anfeindungen zurückzuweisen.

Auch andere merkwürdige Forderungen des DGB wurden von der rot-grün versifften Ampel in das Grundsatzprogramm des DGB geschrieben.

Bitte googeln!

BeVo
7 Monate her
Antworten an  Felix Dingo

Claus Weselsky ist m.E. der offensichtlich oder tatsächlich beste Gewerkschaftsführer, den es in Deutschland bisher je gab.

Reinhard Schroeter
7 Monate her
Antworten an  BeVo

Ich ziehe meinen Hut vor allen, die sich mit diesem Staat und seinen verkommen
Instutionen anlegen und nicht einknicken, wenn ein medialer Shitstorm auf sie entfacht wird.

Ulrich
7 Monate her
Antworten an  Felix Dingo

Die GDL wurde als Interessenvertretung der Lokführer gegründet. In früheren Zeiten, als Bahn und Post noch als hoheitliche Aufgaben des Staates verstanden wurden, waren diese noch Beamte ohne Streikrecht. Mit Auflösung der Deutschen Reichsbahn und der Privatisierung der Bundesbahn entfiel das.Die Wichtigkeit dieser Berufsgruppe blieb aber erhalten. Ohne Schaffner kann der Zug zur Not immer noch fahren, ohne Lokführer geht nichts. Ähnlich sieht es ja auch im Flugverkehr aus, da haben wir de Pilotenvereinigung „Cockpit“. Beide Vereinigungen haben wenig mit der Einheitsgewerkschaft am Hut, die ihre wichtigste Aufgabe in der Zwischenzeit vor allem als linke NGO in der Politik sieht.

Digenis Akritas
7 Monate her

Es ist die Abwärtsspirale, die sich immer schneller nach unten dreht. Da will jeder noch so viel, wie möglich mitnehmen. Weselsky ist ein Mafia-Boss, der einem verfeindeten Mafia-Clan (Bahn-Vorstand) den Krieg erklärt hat, so sieht das aus. Opfer: Pendler (die vor allem!) und Reisende.