Susanne Schröter: Straßenkämpfe wie in Paris sind auch in Deutschland möglich

Die Ethnologie-Professorin Susanne Schröter wirft Politikern Realitätsverweigerung in der Migrations- und Integrationsfrage vor. Ein Gespräch über Islamismus, Clankriminalität und die Frage, wie weit Deutschland noch von gewalttätigen Ausschreitungen wie in Frankreich entfernt ist

IMAGO / Mauersberger

Die Islamforscherin Susanne Schröter hält auch in Deutschland Ausschreitungen und Straßenkämpfe wie in Paris und Brüssel für möglich. „In vielen Banlieues haben Salafisten die Macht übernommen und eine gegen Frankreich gerichtete Gegengesellschaft aufgebaut. So weit ist es in Deutschland noch nicht. Aber Ansätze ähnlicher Strukturen existieren auch bei uns, und ich sehe nicht, dass irgendjemand etwas dagegen unternimmt“, bemängelt Prof. Schröter im Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick. Es gäbe auch in Deutschland „Gemeinschaften, die nicht ankommen wollen, weil sie unsere Gesell-schaft zutiefst ablehnen. Sie sind trotz unserer Werte und nicht ihretwegen gekommen.“

Mit dem Vorwurf des Rassismus werde jedoch eine offene Diskussion in Deutschland verhindert. „Es ist ein großes Problem, dass die Beschreibung der Realität unter Verdacht gestellt wird, wenn sie Schattenseiten der Migration beinhaltet. Kollegen werden als Rassisten angegriffen, weil sie empirisch belegt haben, dass Muslime sich schlechter integrieren als Angehörige anderer Religionsgemeinschaften. Was nicht bedeutet, dass jeder Mensch muslimischen Glaubens schlecht integriert ist. Es ist nur eben eine nachweisbare statistische Evidenz.“

Schröter sieht viele Parallelen zur weiter fortgeschrittenen Entwicklung in Frankreich. „Wir haben große Gruppen von Einwanderern, die seit vielen, vielen Jahrzehnten keinen echten Zugang zur Gesellschaft gefunden haben, bei denen … keine echte Integration erfolgt ist. Das ähnelt französischen Verhältnissen schon sehr.“ Deutschland müsse „jetzt sehr stark aufpassen, dass zu dieser normativen Segregation, das heißt der Verweigerung, sich auf die Normen und Werte dieser Gesellschaft einzulassen, nicht auch noch eine räumliche Segregation kommt, also eine starke Konzentration nationaler und religiöser Gruppen in bestimmten Gebieten.“

Allerdings reagiere die Politik auf diese Entwicklung nicht, wovon die AfD profitiere. „Wir hätten in Deutschland alle Möglichkeiten, diesen Prozess zu stoppen, die Mitte der Gesellschaft zu stärken und verbindliche Regeln für das Zusammenleben festzulegen. Allerdings müssten die Verantwortlichen dafür die Probleme benennen und Gegenmaßnahmen entwickeln. Ich sehe stattdessen ein Verschweigen, ein Wegducken und Aussitzen“, so die Forscherin. „Viele Menschen sind dadurch extrem verunsichert und wählen Politiker, denen sie zutrauen, etwas zu verändern. Davon profitiert unübersehbar die AfD.“


Das komplette Interview in Tichys Einblick 09-2023 >>>


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Kommentare ( 72 )

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72 Comments
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chris
8 Monate her

was Frau Schröter nicht anspricht ist, dass es sich bei dem Geschehen im Zusammenhang mit Islam und Migration um eine klassische linksrevolutionäre Strategie handelt, die systematisch vorangetrieben wird. Es werden Opfergruppen definiert, deren Interessen man dann zu vertreten vorgibt um auf diesem Wege an die Macht zu gelangen. Unnötig zu erwähnen, dass die Opfergruppen nach der Erlangung der Macht keinerlei Rolle mehr spielen, weil dann einfach nur noch gilt „Die Partei hat immer recht“, und was die Partei tut ist per Definition demokratisch und verkörpert jedermanns Interessen am Vollkommensten. Diese Strategie wird aktuell auf dem Rücken mehrerer Opfergruppen vorangetrieben, wobei… Mehr

Last edited 8 Monate her by chris
fatherted
8 Monate her

Ist das punktuell nicht schon der Fall? Wird nur nicht großartig darüber berichtet….aber wenn sich „Männergruppen“ gegen die Polizei zusammenrotten….sind das doch schon fast franz. Verhältnisse….

maru
8 Monate her
Antworten an  fatherted

So wie grad geschehen in Bad Tölz

Johny
8 Monate her

Wie will man denn die râumliche Segregation verhindern? In der eigenen Kultur lebt sich einfach stressfreier.

gelernter Ossi
8 Monate her

…und was hats den Franzosen genutzt? Gar nix! Es nützt nichts, wir müssen die sozialistischen Schwachmaten machen lassen und durch das Tal der Tränen durch. Mit Blackout, Hyperinflation, Armut in der Mittelschicht und allem drum und dran. Dann wacht der letzte Holzkopf auch noch auf und wenn dann Millionen sich wehren, dann wird das auch was mit der Zeitenwende. Siehe DDR.

Peter Silie
8 Monate her
Antworten an  gelernter Ossi

Das passiert in D ja immer wieder. Deswegen kann man seinen Kindern nur raten: Haut ab hier oder auch für euch wird es in einer Katastrophe enden. Geht in die Schweiz, dort ist man vor den Dummen mit ihrer Hybris einigermaßen sicher.

Ralf Poehling
8 Monate her

Es gibt zwei Gründe, warum es hier noch nicht total knallt:

  • Der Sozialstaat
  • Die bisherige Toleranz unserer Politik gegenüber verfassungsfeindlichen Aktivitäten

In dem Moment, wo beides sich offiziell dreht, weil die Politik an der Spitze wechselt, wird das hier abgehen wie Zäpfchen. Das ist absolut sicher.
Und darauf muss man vorbereitet sein.
Aber diese Vorbereitung wird intern aktiv ausgebremst und sabotiert.
Das ist Fakt.
Wir sind unterwandert und werden erpresst, damit die Abwehr misslingt.

Haedenkamp
8 Monate her
Antworten an  Ralf Poehling

Würde Ihnen gerne zustimmen. Ein Detail muss ergänzt werden: Wenn die Politik wechselt, was nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich ist, bleibt noch der ganze metapolitische Komplex, der eigentlich mächtig ist, unberührt. Also Medien, Universitäten, Kirche, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und diese ganzen geschmierten sogenannten NGO’s. (Auch die supranationalen Institutionen dahinter.) Denen stünde das neue Parlament ohnmächtig gegenüber. Und so schnell wie diese neuen Parlamentarier aufgetaucht sind, so schnell sind sie auch wieder verschwunden. Es bedarf einer grundsätzlichen Neuorientierung und Sinnausrichtung der Gesamtgesellschaft. So wie sie 1945 vollzogen wurde. Da sind längst noch nicht. Glückauf!

WokinesIn
8 Monate her
Antworten an  Ralf Poehling

Es gibt nur einen Grund. Der Staat überdeckt alles mit Geld und sei es mit „Sondervermögen“ oder Helikoptergeld (Deutschlandticket oder Kultürgeld für „18-jährige), Alimentierung des „Work-life-Banalcing“ vulgo Bürgergeld, Subventionierung von Industrieansiedlungen bis hin zu „Klimatechniksubventionierung“, die ohne Subventionierung nie gekauft würde (E-Autos/Dämmung/Wärmepumpe), über den Industriestrompreis (dann auf ewig…) oder die unwirtschaftliche Wasserstofftechnologie. Geht das Steuergeld aus, ist die Party vorbei. Und das geht schneller als die Piep sagen. Wer heute laut überlegt im Ausland zu investieren hat sich doch schon so gut wie entschieden. Folge massenweise Arbeitsplatzverlust. Folge für den Staat: statt steigender Steuereinnahmen, stetig höhere Ausgaben (ALO, GKV, Bürgergeld)… Mehr

Schwabenwilli
8 Monate her

„Wir haben große Gruppen von Einwanderern, die seit vielen, vielen Jahrzehnten keinen echten Zugang zur Gesellschaft gefunden haben“

Liebe Frau Schröter, diese Leute warten nur darauf das SIE die Gesellschaft sind. Die wollen sich keinesfalls anpassen, integrieren oder worüber auch immer wir uns den Kopf zerbrechen was wir falsch gemacht hätten und diese Menschen unterstützen könnten. Das funktioniert so nicht. Die lehnen alles in diesem Land ab. In uns sehen die nur die nützlichen Idioten auf ihrem Weg zur Übernahme unseres Landes.

Haedenkamp
8 Monate her
Antworten an  Schwabenwilli

Mag sein, daß #diese Leute# das wollen. Allerdings halte ich sie bloß für Schachfiguren, die bewegt werden von anderen, die unsichtbar sind. #Die im Dunkeln sieht man nicht.#

Rainer Schweitzer
8 Monate her

„…dass zu dieser normativen Segregation… nicht auch noch eine räumliche Segregation kommt, also eine starke Konzentration nationaler und religiöser Gruppen in bestimmten Gebieten.“
Das ist in manchen Städten doch schon voll im Gange.


Kassandra
8 Monate her
Antworten an  Rainer Schweitzer
murphy
8 Monate her

Dass unser Staat eine Art organisiertes Verbrechen gegenüber dem Bürger ist, … die Ansicht wird oft belegt. Und von einer dafür belohnten Rechtsprechung verneint. Unser Staat hat zweifellos Mängel. Aber vielleicht kann man die auch anders beseitigen als es sich Islamisten vorstellen. Insbesondere, weil der Islam kaum eine Religion ist. Er ist wohl eher eine politische Machtstrategie unter dem Deckmantel einer Religion. Das ist allgemein durch die Praxis der Islamisten bekannt. Auch vor deren erwünschter Invasion. Erwünscht, denn ein zerstrittenes Volk regiert sich leichter. Die politisch hochbegabte (manche sagen auch: gerissene) Frau Merkel sagte nicht „teile und herrsche“. Sie handelte… Mehr

Last edited 8 Monate her by murphy
Soistes
8 Monate her
Antworten an  murphy

Ich muss ihnen widersprechen. Der Islam ist eine Religion. Aus deren Sicht ist der vage protestantische Deismus, (so ein Gottglaube überhaupt vorhanden ist) keine Religion.

Armin Reichert
8 Monate her

Wenn man bürgerliche Gesellschaften zerstören will, benötigt man eine aggressive Ideologie. Das wissen die Globalisten und ihre Handlanger (CDU etc.) setzen die Agenda um.

giesemann
8 Monate her

Seit sich Hadschi Mohammed Kaiser Wilhelm Zwo im „Türkenfieber“ befand, waren Türken und andere islamische Staaten die so ziemlich einzigen Verbündeten des Reiches. Gegen die Engländer und Franzosen. Erinnere an „Lawrence of Arabia“ und seinen deutschen Gegenspieler Max v. Oppenheim, Vorabend des WW I, Stichwort auch Bagdadbahn. Die Türken hatten Pech mit ihrem deutschen Verbündeten, das Osmanische Reich zerfiel zusammen mit Ö.-Ungarn. Ergebnis des WW I, Versailler Vertrag von 1919. Auch mit den Nazis lief es nicht besser, porca miseria. Die Moslems wissen das und werden daher moderater sein im Umgang mit Doidschland – Inshallah. Dies ist auch der Grund… Mehr

Soistes
8 Monate her
Antworten an  giesemann

Ach Quatsch. Diejenigen, die für die zunehmende Unsicherheit in Deutschlands Städten verantwortlich sind, haben keine Ahnung von der Politik Deutschlands in WW 1 und 2. und die wenigen die es wissen, denen ist es egal. Deutschland profitiert eher davon, dass 1. die Einwanderung später als in Frankreich begonnen hat und 2. dass die Migration in Deutschland aus den unterschiedlichsten Regionen stammt wodurch gemeinsames agieren schwieriger ist. Ein Tschetschene, Bosniak oder Türke hat mit einem arabischen Syrer, einem Nordafrikaner oder gar einem Schwarzafrikaner kaum etwas gemein. Und Osteuropaer, in Deutschland häufig vertreten, sind definitiv gegenüber Moslems eher feindselig. In Frankreich dagegen… Mehr

Menkfiedle
8 Monate her
Antworten an  giesemann

Die Antwort von Soistes ist schon korrekt. Ergänzen möchte ich, dass das verantwortliche Klientel in der Politik per se keinen Unterschied macht hinsichtlich Herkunft, Religion, Ethnie. Alles andere würde das Prinzip „alle Menschen sind gleich“ infrage stellen und vermeintlichen Rassismus befördern. Da geht es um nichts Geringeres als das gute und hehre Weltbild. Das Problem wird dann auf die vor Ort Verantwortlichen durchgereicht, die können sich täglich damit beschäftigen. Also Polizisten, Sozialarbeiter, Menschen in der Flüchtlingshilfe. Da sind die politisch Verantwortlichen aber schon vom Acker. Sie sehen, wenn sie überhaupt mal hinsehen wollen, „von aussen“ drauf. Das ist dann ein… Mehr