Reiner Kunze: „Ich fühle mich im Dunstkreis einer mehr und mehr zurückkehrenden DDR“

Zwischenstand der Aktion "Unterschriften gegen den Gender-Unfug" am 13. März, 11 Uhr: 44.000 haben unterschrieben.

imago/Sven Simon

Was die zum Teil schäumende Kritik gewisser Leute gegen die Aktion „Schluss mit dem Gender-Unfug!“ betrifft, so gilt wohl die alte Redensart: Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen. Und was wurde denn wirklich kritisches „gesagt“ bzw. geschrieben? Nichts! Kein Sachargument, sondern nur bewusst und gezielt Diskreditierendes: Die Aktion bediene den Rechtspopulismus, sei von älteren Herrschaften inszeniert, sei zukunfts- und frauenfeindlich – die üblichen Plattitüden (was wörtlich und sprachgeschichtlich korrekt mit „Wortfladen“ zu übersetzen wäre). Wir haben bei TE auszugsweise darüber berichtet. Dass sich nun auch Spiegel-online anschließt? Geschenkt, die Schreiberin hat in den Lesereinträgen wenigstens ordentlich Widerworte bekommen.

Von einem „Dunstkreis der AfD“, in den sich die Aktion angeblich begeben habe, war bei manch obermotivierten Schreibern die Rede. Reiner Kunze, einer der namhaften Erstunterzeichner der Aktion hat darauf nun folgendes gesagt: „Ich las, ich hätte mich in den Dunstkreis der AfD begeben. Ich fühle mich tatsächlich in einer Art Dunstkreis – es ist der Dunstkreis einer mehr und mehr zurückkehrenden DDR, als dort die gleichen Methoden politischer Denunziation angewandt wurden.“

Reiner Kunze, ein ganz Großer der deutschen Sprache und Literatur, weiß, wovon er redet. Er musste 1977 zwangsweise aus der DDR in die Bundesrepublik übersiedeln. Zig Stasi-Leute waren auf ihn angesetzt gewesen. Viel Aktenmaterial der Stasi wurde 1990 verbrannt. Aber es fand sich die vollständige Originalakte von zwölf versiegelten Bänden mit insgesamt 3.491 Blatt. Kleine Auszüge daraus hat Reiner Kunze 1990 veröffentlicht – und zwar unter dem Namen, dem ihm die Stasi verpasst hatte: Deckname „Lyrik“. Das wäre doch mal eine Lektüre für gewisse Leute aus taz, SüZ, SPon usw.

Reiner Kunze und Viele, die in der DDR leben mussten, haben aus leidvoller Erfahrung ein waches Sensorium dafür, wenn politisch oder journalistisch manipuliert und indoktriniert wird. Und sie sind zurecht in großer Sorge, ob das aktuelle Diskursklima in Deutschland nicht mehr und mehr Züge einer DDR 2.0 annimmt. Und das von manchen öffentlich Wirksamen auch noch freiwillig!


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Kommentare ( 118 )

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Wilhelm Cuno
5 Jahre her

Angefangen hat die Sprachmanipulation schon mit der überflüssigen Rechtschreibreform, aber die war wenigstens nur dem Größenwahn einiger Wissenschaftler geschuldet. Jetzt ist das Ganze ausschließlich politisch motiviert.

Michael M.
5 Jahre her

Und wohin sind Sie gegangen?
Viel Glück dafür, vielleicht haben Sie es ja jetzt sooooooviel besser, vielleicht aber auch nicht.

Und übrigens, diejenigen die Abhauen sind wirklich die Allerletzten, die das Recht haben diejenigen die hiergebliebenen zu belehren !!!

Christa Born
4 Jahre her
Antworten an  Michael M.

Ganz richtig, Herr M. Ich könnte auch gehen, meine Tochter lebt in Kalifornien, aber ich bleibe hier, helfe zu retten, was noch zu retten ist, leiste Widerstand. Es ist mein Vaterland, das ich liebe. Deutschland-Bashing, gerade von ehemaligen Deutschen, finde ich charakterlos. Es wird ja keiner mit Gewalt vertrieben, wie schon einmal. Übrigens ist ja nicht alles ganz sooo furchtbar schlimm, wie manche tun. Es gibt so viel Schönes hier und viele gute Menschen.

WiesoWeshalbWarum
5 Jahre her

Ein schon etwas älteres Interview, das aber zum Thema passt.
Merkwürdigerweise ist es eine „Westdeutsche“, die dort im Zusammenhang mit „Chemnitz“ Methoden in ihrem Unternehmen einführen will, die mit einer Demokratie nichts mehr zu tun haben. Ich finde einfach unfassbar, was in diesem Land abgeht.

„Fremdenfeindlichkeit in Sachsen„Das Problem erkennen: Für mich Bürgerpflicht“

„Was in Chemnitz passiert sei, gefährde die Wirtschaft in Deutschland, sagte die Nomos-Geschäftsführerin Judith Borowski im Dlf. Die Demokratie müsse mit Zähnen und Klauen verteidigt werden, auch von Unternehmen. Sie schult deshalb ihre Mitarbeiter im Umgang mit Rechten.“

https://www.deutschlandfunk.de/fremdenfeindlichkeit-in-sachsen-das-problem-erkennen-fuer.769.de.html?dram:article_id=427128

gmccar
5 Jahre her
Antworten an  WiesoWeshalbWarum

Nomos-Uhren stehen nicht mehr auf meiner Wunschliste. Chebli trägt sie ja auch nicht.

RUEDI
5 Jahre her

Erst zerstören SIE deine Sprache, dann deine Kultur und Traditionen und dann das Land – deine Heimat. Sie wollen dich als frei denkenden Menschen gefügig und heimatlos machen, mit psychischer und auch physischer Gewalt, dich umformen um als frei verfügbare Masse den ELITEN zur Verfügung zu stehen.
SIE sind von Hass gegen alles was DEUTSCH ist zerfressen. Klemperer hat in LTI die Sprache der Mächtigen beschrieben, Wer schreibt LQI in der Sprache von heute?
Wo sind die Deutschlehrer in den Schulen und der Philologenverband geblieben? Sie knicken bereits vor einer GRETA ein und senden Ergebenheitsadressen.
Weint um euer Land.

fiskegrateng
5 Jahre her

Nein!!
Ja, viele der bewährten Methoden sind gleich. Aber die Agenda ist eine andere! Und es passiert überall im Westen.

Diesmal ist es der extreme Kapitalismus, der Raubtierkapitalismus, der Neoliberalismus, der diese Methoden global gegen Demokratie einsetzt.

Wenn man seinen Feind nicht kennt, dann kann man immer nur Symptome bekämpfen, aber nicht die Ursache.

Dieter Rose
5 Jahre her
Antworten an  fiskegrateng

das konnte einem ja klar sein,
dass, wenn der Kapitalismus
keinen äüßeren Feind mehr hat.
er seine Maske fallen lässt,
und schaltet und waltet.
wie es in seinem (dem von
ein paar Mächtigen) Interesse ist.

so istd er Mensch.
es wird sich nie ändern –
wenn die Masse es nicht merkt
und diese Mächtigen wegspült!

RubbeldieKatz
5 Jahre her

Zitat SPON: „Die meisten kennt man nicht unbedingt, und die, die man kennt, lesen sich wie eine Liste von prominenten Wutbürgern, die nur noch keine Zeit hatten, einen AfD-Mitgliedsantrag auszufüllen. Hans-Georg Maaßen ist darunter, Peter Hahne, Roland Tichy, Wolf Schneider, Bastian Sick, Dieter Nuhr, Dieter Hallervorden, vier Günt(h)ers, drei Gerhards, drei Helmuts, zwei Horsts.„ Besser als die Verfasserin Stokowski kann man seine Unfähigkeit im Umgang mit der Thematik nicht untermauern. Glücklicherweise haben das auch fast alle Kommentatoren erkannt und sich dementsprechend geäußert. Es ist aber schon seit vielen Jahren der Stil der linken Presse, oft statt mit Argumenten nur noch… Mehr

Alt-Badener
5 Jahre her

Ich habe mir alle Kommentare durchgelesen und muss gestehen, dass ich immer wieder Gänsehaut bekam, teilweise musste ich gegen Tränen kämpfen. Es wird im Bericht von Herrn Kraus überdeutlich, dass dieses Land, diese Nation, ein sterbendes Land, eine sterbende Nation sind. Ich habe diese Datei an alle meine Bekannten gesandt, ein kleiner bescheidener Versuch, sie aufzuwecken. Die Hoffnung, dass das Verhängnis noch gestoppt werden kann, habe ich allerdings verloren. Aber niemand soll später mal sagen können, er hätte von alldem nichts gewusst oder mitbekommen. Zumindest hat jeder Bürger noch die Möglichkeit, bei Wahlen etwas zu verändern. Aber da bei allen… Mehr

Skeptischer Zukunftsoptimist
5 Jahre her
Antworten an  Alt-Badener

Die schlimme Wahrheit an der ganzen Sache ist, daß es
diesmal keinen großen Bruder weiter westlich gibt,
der dann dieses Land, so wie uns damals 1990,
auffängt und wieder auf die Beine hilft.

WiesoWeshalbWarum
5 Jahre her

Mal ein aktuelles Beispiel aus Leipzig: „Keinen Regalmeter für Faschismus“
„Für eine Buchmesse ohne Rassismus und Nationalismus

In Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung spielen rechte Verlage eine besondere Rolle dabei, rechtes Gedankengut theoretisch zu untermauern und es in alle Teile der Gesellschaft zu verbreiten. “
https://www.facebook.com/events/2177436815647344/

Wir erleben hier den aufziehenden Totalitarismus, denn es geht hier keinesfalls nur um Faschismus, sondern es geht um jede regierungskritische Meinung.
Menschen, die glauben für eine gute Sache zu stehen, werden benutzt, um Meinungsfreiheit einzuschränken, Andersdenkende einzuschüchtern und viel zu viele bemerken das nicht einmal. Warum haben so wenige etwas aus der deutschen Geschichte gelernt?

GrandLevin49
5 Jahre her

Als ich 1979 aus einem kommunistischen Staat nach Deutschland kam (anerkannter politischer Flüchtling) habe aus Gewohnheit zweimal mich umgedreht, bevor ich etwas Politisches gesagt habe.
Es hat damals fast zwei Jahre gedauert bis ich diese, aus der wahre Sozialismus mitgebrachte schlechte Angewohnheit ablegen konnte.
Und jetzt ist es – im Jahre 2019 des Herrn – wieder soweit, ich muss mich wieder umdrehen, bevor ich etwas sage.

Hartholz
5 Jahre her
Antworten an  GrandLevin49

… und wer weiß, vielleicht wieder die Flucht ergreifen.

K.O.Estler
5 Jahre her
Antworten an  Hartholz

Flucht ergreifen? Aber wohin denn nun? Damals, bei mir waren es die 1980er, da konnte man noch in den Westen gehen. Es war nicht einfach, aber doch möglich. Nun, wo ist der Westen heute?

Schon mal davon abgesehen, dass solche Aktionen, mehr als 30 Jahre später, nicht so einfach zu wiederholen sind. Nun hat man mehr als 30 Jahre zusätzlich auf dem Buckel…

Christa Born
4 Jahre her
Antworten an  K.O.Estler

Man lässt einen Kranken nicht im Stich!

Maja Schneider
5 Jahre her

Fast scheint es einem, als handele es sich nicht mehr nur um den Dunstkreis der DDR sondern eher bereits um die Realität. Verfolgt man aufmerksam die wachsende Einschränkung der Meinungs – und Pressefreiheit – alles selbstverständlich nur dem Kampf gegen „Rechts“ geschuldet – die existenzbedrohende und ausgrenzende Kritik an prominenten Regimekritikern der DDR oder auch die Vorgänge um die Entlassung von Hubertus Knabe aus der Gedenkstätte Hohenschönhausen , bestätigt sich dieser Eindruck immer mehr. Da allerdings in den MSM darüber ganz anders oder gar nicht berichtet bzw. kommentiert wird, wird sich auch weiter kaum Widerstand in der Bevölkerung regen, und… Mehr