Mobilisiert #Artikel13 die schweigende Mehrheit der jungen Generation?

Kann es sein, dass #Artikel13 einen ganz anderen Teil der jungen Leute mobilisiert als #FridaysForFuture? Sozusagen die parteipolitisch schweigende Mehrheit dieser Generation?

imago/ipon

Zwei Leserkommentare zum Thema #Artikel13, der vor allem von den EU-Abgeordneten der Unionsparteien beschlossenen Zensur der Netzfreiheit, fielen mir besonders auf:

Kommentar 1: Es gärt unheimlich bei den CSU-Wählern. Ich komme aus einer Gegend, in der es quasi zum guten Ton gehört, CSU zu wählen, und das seit Jahrzehnten. Gestern hatte ich viele Gespräche mit Verwandten, Freunden und Arbeitskollegen. Darunter sehr viele, altgediente CSU-Wähler. Vor allem diejenigen, die Kinder haben, sind extrem sauer auf die Politiker der CSU. Der besagte Nachwuchs bedrängt nun seine Eltern, nicht mehr diese Partei zu wählen, da sie Angst um „ihr Internet“ haben. Sie sollen nun die Grünen wählen, da diese, neben dem Klima, auch das Netz retten würden. Und die Eltern geben reihenweise nach. Wie könnte man auch diesem Herzenswunsch, der durch existenzielle Ängst befeuert wird, nicht nachgeben? Ich gehe daher davon aus, dass die Union und z.T. auch die SPD bei der EU-Wahl viele Federn lassen müssen.

Kommentar 2: Jup, die Jugend ruft: “Nie wieder CDU wählen“ Um dann ihr Kreuzchen bei den Grünen zu machen. Ich habe den Eindruck, dass Merkel gerade die CDU opfert, damit endlich ihre geliebten Grünen an die Macht kommen …

Kann es sein, dass #Artikel13 einen größeren Teil der unter 25-Jährigen – und zwar jenseits von Parteipräferenzen – gegen die Zensierer aufbringt?

Ja, kann es sein, dass #Artikel13 einen ganz anderen Teil der jungen Leute mobilisiert als #FridaysForFuture? Sozusagen die parteipolitisch schweigende Mehrheit dieser Generation?

Frau Merkel – wie im zweiten Leserkommentar – derart ausgefeiltes strategisches Denken zu unterstellen, halte ich für Überschätzung. Aber gegen ein Ergebnis, in dem in der zukünftigen Bundesregierung von Union und Grünen, die Grünen einen möglichst großen Teil abbekämen, hätte die Kanzlerin auf ihrem Bewerbungspfad in die UNO natürlich nichts – im Gegenteil.

Zum Pionier des Internet, Tim Berners Lee, dürften sich noch mehr nennenswerte Namensträger gesellen, die bei der bisher unpolitischen Generation mit #Artikel13 politisches Interesse wecken könnten – politisches, nicht parteipolitisches.

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Kommentare ( 56 )

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56 Comments
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Andreas M
5 Jahre her

Die Grünen zur Rettung des Internets? DGSVO schon vergessen?

Andreas Lange
5 Jahre her

Ich habe ähnliches, allerdings ohne parteipolitischen Bezug zu den Grünen, von meinem 17-jährigen Stiefsohn gehört. „Mit dem Urheberrecht hat sich die CDU aber ein Eigentor geschossen.“ sagte er schon vor drei Wochen. Bei ihm steht allerdings nicht zu befürchten, dass er demnächst die Ökos wählt. Dazu ist er zu „rechts“, was auch immer man darunter versteht, aufgewachsen, dazu bekommt er zu viel Ärger mit „Jugendlichen“ 😉 an seiner Schule mit. Und ihm ist bewusst, dass ein Erfolg der Grünen auch das Ende des Internets bedeuten würde, weil schlichtweg kein Strom mehr für die Empfangsgeräte da wäre. Und auch der Nachschub… Mehr

Armin V.
5 Jahre her

Nicht nur Merkel will die Grünen als Wunschpartner, sondern auch ihr Auftraggeber Soros!

hassoxyz
5 Jahre her

Statt der CDU die Grünen wählen ? Ich kann mich nicht erinnern, daß die Grünen in letzter Zeit die Bereiche Internetfreiheit und Uploadfilter thematisiert haben, sondern fast ausschließlich den Klimawandel und die Elektromobilität. Letztere sind die urgrünen Themen, während die digitale Welt die grünen Weltverbesserer eher wenig interessiert. Mir sind auch bei den Demos für ein freies Internet, an denen sich mehr als 100 Tsd. zumeist jüngere Menschen beteiligt haben, keine Grünen aufgefallen, eher noch Mitglieder der Piratenpartei. Die AfD hat sich übrigens eindeutig gegen den Uploadfilter ausgesprochen. Hoffentlich wissen das die Unionswähler.

Uferlos
5 Jahre her

Ich war am letzten Samstag auf der Protestkundgebung in Berlin. Auffällig war der hohe Überschuß an jungen Männern, der Frauenanteil lag geschätzt bei etwa 20 %. Würde viele Teilnehmer eher bei LinksGrün und Nerdgruppen ansiedeln. Konservative Gruppen bzw. Wähler haben auf dieser Demo sichtbar keine Rolle gespielt. Die Plakate, Sprechchöre und Reden liessen eher auf das linke Spektrum schliessen.

Die Demo wurde u.a. vom „Chaos Computer Club“ und vom „Feministischem Hackerspace“ organisiert.

Alf
5 Jahre her

Wer CSU, CDU, SPD od. die Grünen wählen will, kann gleich zu Hause bleiben. Diese Parteien haben ein seltsames Verständnis von Demokratie und Politik für Deutschland. Nach der Wahl wird vollendet, was vor der Wahl angestoßen wurde. Die Wähler werden sich die Augen reiben.
„Um dann ihr Kreuzchen bei den Grünen zu machen.“ – wer schreibt diesen Schwachsinn?

dani
5 Jahre her

Viele derer die #niewiedercdu schreien, schauen sich jetzt nach kleineren Parteien um, die für sie wählbar wären, z.B. die Tierschutzpartei oder Die PARTEI.
In der Facebook-Gruppe gegen den #Artikel13 kann man sich die Kommentare anschauen und herausfinden, wie man bedenkt, es der CDU „heimzuzahlen“ 😉

CH12
5 Jahre her

Den Eltern, die durch Betteln der Kinder vom CSU Wähler zum Grünen Wähler werden, dürften erstens an einer Hand abzuzählen sein und zweitens ist bei denen eh alle Hoffnung verloren. Die aufgebrachten Kids wählen eh keine CDU/CSU (und sind eh viel zu wenige um per Wahl etwas ändern zu können), es wird sich also rein gar nichts tun. Lustiger zu diesem Thema finde ich aber heutige Veröffentlichungen, die besagen, dass mind. 10 EU Parlamentarier nur den falschen Abstimmungsknopf gedrückt haben, eigentlich aber noch Änderungen am nun unverändert gelassenen Paket sehen wollten. Mit diesen 10 wäre die Mehrheit erreicht worden und… Mehr

T. Pohl
5 Jahre her

Tja, interessante Mechanismen, die Sie da beschreiben. Es wäre gut, wenn dies sowohl auf CDU wie SPD backfiren würde, denn die haben den 3. Korb (unmögliche Mischung die nicht zusammen verabschiedet werden dürfte) auf Kiel gelegt und durchgezogen und in den vorigen Körben die Urheberrechte schon gründlich geschleift. Die GrünInnen sind ja eh für vollen Sozialismus und Abschaffung von Urheberrecht ganz allgemein (auch wenn sie das nicht so offen sagen), ähnlich wie die CDU, etwas mehr im Stillen, der man aber von Seiten der KünsterIxxen bereits gesagt hat, dass man sie dann nicht mehr lieb haben wird. Tja, ganz schöner… Mehr

giesemann
5 Jahre her
Antworten an  T. Pohl

Urheberrechte weg, bis endlich keiner mehr was urhebt. Dann herrscht endlich die Grabesstille, die sich so manche wünschen. Geistige Leistung und geistiges Eigentum pfui, Geist ist out.

W aus der Diaspora
5 Jahre her

Es ist egal, ob diese Leute aus parteipolitischen, oder politischen oder nur Internet-Gründen die Grünen wählen.
Maßgeblich ist letztendlich, dass man mit diesem Abstimmverhalten im EU-Parlament wahrscheinlich dafür gesorgt hat, dass die Grünen einen massiven Stimmenzuwachs erhalten werden.
Leider hat es die AfD nicht geschafft ihre Ansichten bezüglich Artikel 13 und ihr Abstimmverhalten PR-mäßig raus zu bringen.

„Frau Merkel – wie im zweiten Leserkommentar – derart ausgefeiltes strategisches Denken zu unterstellen, halte ich für Überschätzung. “

Merkel wird wohl nach wie vor UNTERSCHÄTZT !!