Berliner Uni-Prozess: Unpolitische Tat oder antisemitischer Exzess?

In Berlin hat der Prozess wegen Mustafa A. begonnen, der vor einem Jahr einen jüdischen Mitstudenten niederschlug. Angeblich war es keine politische Tat, doch das erscheint fraglich. Die radikale Linke in SPD und Linkspartei tanzt derweil um das Wort „Islamismus“ herum.

picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
Der Angeklagte mit seinem Rechtsanwalt beim Prozess in Berlin, 08.04.2025

Was ist zu tun gegen den radikalen, politischen, militanten Islam auf den Straßen der westlichen Welt? Und sind Juden oder auch Andersdenkende noch sicher auf diesen Straßen? Diese Fragen stehen im Raum, auch beim nun begonnenen Berliner Prozess gegen Mustafa A., Sohn palästinensischer Eltern aus dem Libanon, dem Gewalt als das passende Mittel im politischen Meinungskampf erschien.

An einem Abend im Februar 2024 hatte er den jüdischen Studenten Lahav Shapira vor einer Bar in Berlin-Mitte angegriffen, ihn zu Boden geschlagen und ihm dann noch ins Gesicht getreten. Mustafa A. ist Hobbykampfsportler und hatte keine Bedenken, diese Erfahrung einzusetzen. Ein Zeuge glaubt, dass A. „das, was er vor sich hatte, vernichten“ wollte.

Uneinigkeit besteht über die Details kurz vor dem Angriff. Während Shapira schildert, der Angriff sei für ihn unvermittelt und unerwartet erfolgt, gibt es andere Schilderungen, die von einem vorausgehenden „Streit“ sprechen, wieder andere sprechen von einem „einseitigen, bereits aggressiven Ansprechen“ Shapiras durch A. Shapira sagt, er habe keine Zeit gehabt, auf A.s Vorhaltungen zu reagieren.

Inzwischen ist A. in Therapie

Auch Shapira war zuvor nicht immer unkontrovers vorgegangen, wenn er Kommilitonen in der Whatsapp-Gruppe „pubertäre Wichser“ nannte oder Anti-Israel-Plakate in einem Hörsaal abriss. Aber das rechtfertigt sicher keine Gewalttat gegen ihn.

Linker Antisemitismus
Judenhass in Deutschland: die Mittäter bei Grünen und SPD
Shapira entfernte einige Mitglieder aus der Gruppe, deren Nachrichten er als antisemitisch ansah. Eine „Hetzjagd“ auf ihn schloss sich an. Der „Jude“, der die Whatsapp-Gruppe leite, brauche „mies Schläge“, schrieb ein Nutzer. Auch Mustafa A. schrieb später ein paar private Nachrichten mit Shapira. Dabei fielen angeblich erstmals bedrohliche Äußerungen auch von A. Screenshots wurden noch nicht vor Gericht gezeigt.

Bis vor kurzem studierte Mustafa A. an der FU Berlin Geschichte und Philosophie. Shapira und A. studierten beide auf Lehramt an der Freien Universität Berlin. Daher auch die Whatsapp-Gruppe, in der beide sich trafen. Nun wurde A. per Hausverbot von seiner Alma Mater ausgeschlossen und hat sich dann selbst exmatrikuliert. Er gibt sich reumütig, will ein anderer Mensch geworden sein seit jenem Tag, als er Shapira körperlich angriff. Es war angeblich seine erste Schlägerei. Nun will er ein Anti-Gewalt-Training gemacht haben und sich in Therapie befinden. Aber irgendwie wirkt alles sehr normal an diesem Übergang von einem gescheiterten Berliner zu einem erfolgreichen Münchner Leben, wo A. sogar eine Freundin gefunden haben soll.

Vor Gericht hat A. die Tat gestanden. Auch einen Umschlag mit 5.500 Euro hatte er dabei, den er Shapira als Zeichen seiner Reue überreichen wollte. Shapira nahm das Geld, das wohl eine Sitte aus der islamischen Parallelwelt ist, nicht an. Zentrale Frage des Prozesses wird sein, ob der Tat ein antisemitischer Charakter zuerkannt wird, was das Strafmaß verschärfen würde. Laut Erklärung des Angeklagten „ging es nicht um Politik“, nur um „Emotionen“, in denen sich A. in diesem Moment verloren haben will. Doch Shapira berichtet, dass A. an jenem Abend vor der Bar über Plakate sprach, „bei denen es darum ging, Israel auszulöschen“.

Özdemir: Juden mit Kippa müssen sicher sein

Am selben Dienstag gab Bildungsminister Cem Özdemir eine Pressekonferenz. Laut Özdemir sollen sich Juden mit Kippa in Deutschland sicher bewegen können. Dasselbe solle für andere Gruppen gelten, die sich laut der Berliner Polizeipräsidentin Slowik besser nicht mehr in bestimmte Teile der Hauptstadt verirren. Es geht um den „Islamismus“, der nun nach Juso-Wünschen nicht mehr so genannt werden soll, während viele ohnehin annehmen, dass er mit dem Islam identisch ist. Das Bildungsministerium, erklärt Özdemir nun, hat 15 Millionen Euro in die Hand genommen, um diesen „Islamismus“ zu erforschen.

Eine antisemitische Petitesse – oder ein Blick hinter die Fassade öffentlich-rechtlicher Sender?
Neben Cem Özdemir steht an diesem Dienstag der Terror-Forscher Peter R. Neumann vom Londoner King’s College, der darauf hinweist, dass 80 Prozent der Terrortäter zur Gruppe der Asylbewerber gehören und die Frage formuliert, was denn auf ihrem Wege so entscheidend anders sei, dass sie so oft zu Terrortaten neigten. Vielleicht Traumatisierungen durch die „Flucht“? So zollt Neumann wieder einmal der wokistischen Correctness Tribut, die vor allem die Jusos verkörpern.

In diese Tagen fallen viele Aussagen zum radikalen, politischen Islam. Die Jusos wollen davon nicht mehr sprechen und schlagen den geschmacksneutralen Begriff „religiös-begründeter Extremismus“ vor – ein weiterer Versuch, eine Sache durch neue Begriffe zu verstecken. „Clan-Kriminalität“ gibt es ja auch nicht.

Und immer wieder: Bündnis der Linken mit dem radikalen Islam

Die Linkspartei-Fraktionschefin Heidi Reichinnek glaubte einst außerdem, das Reden mit „jungen Islamisten“ könne helfen. Ein „offener Dialog auf Augenhöhe“ solle mittelfristig die Auseinandersetzung der „jungen Islamisten“ mit der „Pluralität von Lebensentwürfen, Genderparität und persönlichen Freiheitsrechten“ fördern, schrieb sie als Mitautorin eines Linken-Papiers im Jahr 2016. Das erscheint naiv oder berechnend – denn die Linke hat durch das Kuscheln mit den Gaza-Protesten vermutlich einiges an Stimmen und einen Direktkandidaten für Neukölln gewonnen. „Wenn man sich auf Basis universeller Menschenrechte für die Islamisten einsetzt und sich gegen deren Verfolgung stellt, kann man von Islamisten dieselben universellen Rechte für religiöse Minderheiten oder AtheistInnen einfordern“, meint das Autorenkollektiv. Es ging dabei ausdrücklich um die „Einbindung“ von „islamistischen Bewegungen“ in die „deutsche und europäische Linke“, etwa der Muslimbrüder. Heute hat sich die Lage angeblich verändert, die Hoffnung habe sich „zerschlagen“, so Reichinnek auf Nachfrage des Tagesspiegels. Aber Zweifel an ihrem Wandel und dem der Linkspartei bleiben erlaubt.

Die Demonstrationen der Hamas-Freunde bleiben ein sehr eigentümliches Phänomen. In ihnen treffen sich Linke mit Muslimbrüdern – und scheinen sich einig zu sein. Und das hat die Gewaltbereitschaft von Mustafa A. sicher nicht gebremst. Das Bündnis der Linken mit dem Islam kennt man ja aus Frankreich.

Dort stellt Innenminister Bruno Retailleau derweil einen Bericht zu den Muslimbrüdern und der Scharia vor. Er spricht vom „entrisme“ der radikalen Muslime, von ihrem Versuch in die Institutionen Frankreichs einzudringen. Die Muslimbrüder gewinnen demnach Terrain bei den muslimischen „Normalbürgern“. Auch der abtretende Bildungsminister Özdemir plädiert dafür, den legalistischen „Islamismus“ in Deutschland zu erforschen und im Blick zu behalten.

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Kommentare ( 10 )

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Phil
26 Tage her

Fakt ist, von den 100 schlimmsten Terrorgruppen dieser Welt, sind 90% Islamisten. Die Mär vom Islam als friedliche „Religion“, kann man so lange erzählen wie man möchte, sie entspricht nicht der Realität. Der Islam ist weniger eine Religion, als Machtpolitik, Gesetzgebung und Regierungsform in einem. Die mangelnde Säkularisierung in islamischen Ländern, machen die für eine friedliche Gesellschaft notwendige Trennung zwischen Religion und Staat, zwischen Recht und Gerechtigkeit, unmöglich. Europa hat einen hohen Blutzoll für die Trennung von Kirche und Staat bezahlt, 1/3 der Bevölkerung starb dafür an Hunger, Krankheiten und Krieg. Die seit jeher vorherrschende Verwirrung zwischen Recht und Gerechtigkeit,… Mehr

Autour
26 Tage her

Wieso darf dieses S..n noch frei rumlaufen?!!!!
Warum steckt der nicht in Haft?!
Jetzt vergleiche man diese Tat mit dem kleinen Böller an einer Muslimischen Moschee!!!!!!!!!!
Der arme Tropf mit dem Böller der NIEMANDEM auch nur irgend einen Schaden zugefügt hat darf 10 ZEHN Jahre im Knast verbringen!!!! Für nichts!!!!!

Robert Tiel
26 Tage her

Trump wird auch angefeindet, weil er den muslimischen Einfluss zurückdrängen will. Wurde nicht gerade eine Frau entsprechend ausgewiesen?
Seit „Soumission“ sehe ich schwarz.
Und die schwarz-rote (die Farbenkombi steht sonst für Anarchie) Koalition bestätigt diese Befürchtung bislang.

BeastofBurden
26 Tage her

„Ich habs euch ja gesagt.“ –Karl Lagerfeld

Schwabenwilli
26 Tage her

Würde der radikale politische Islam von unserer Regierung in gleicher Konsequenz verfolgt wie die vorgeblich Rechten, dürfte sich ein sehr hoher zweistelligen Prozentberich von Muslimen nicht mehr in der BRD aufhalten.

verblichene Rose
26 Tage her

Es wäre vielleicht schon viel erreicht, wenn sich insbesondere alle linken Zecken heraus halten würden.
Mit deren Zutun eskaliert es nämlich andauernd erst so richtig.
Und ohne deren Sermon frage ich mich gerade, wie man wohl auf diese Kneipenschlägerei reagiert hätte, wenn lediglich zwei „Michel“ aneinander geraten wären? Und solche Schlägereien haben auch sehr häufig eine „Vorgeschichte“!
Mithin möchte ich hier sagen dürfen, daß mir sämtliche „Glaubensbekenntnisse“ mittlerweile mächtig auf den Keks gehen, ganz egal ob importiert, oder nicht! Die sollen gefälligst dahin gehen, wo es gerade „raucht“, oder in einen dunklen Hinterhof!

Mankovsky
26 Tage her

Wenn Linke die Judenhasser verteidigen, sind sie eben genau das, was sie so gerne anderen vorwerfen: Nazis.
Sowas kennt man ja unter dem Begriff ,,Projektion“….

MeHere
26 Tage her

Wenn A. an der TU Berlin studieren durfte, hatte er dann ein Deutsches Abi dazu, oder braucht es das nicht ? Ist denn die allg. Hochschulreife erfüllt – trotz dieser Leere im Kopp ?

Robert Tiel
26 Tage her
Antworten an  MeHere

Auf „Leeramt“…

Autour
26 Tage her
Antworten an  MeHere

Die brauchen gar nichts!!!! Da reicht es anzugeben man sei Herzchirurg und schon bekommt man einen Posten in einem Klinikum!
Es wird bei diesem Clientel nichts aber auch gar ncihts geprüft!!!! Da laufen Menschen im deutschen Gesundheitswesen rum die nicht einmal wissen auf welcher Seite sich die Leber befindet!!!!!!!
Es ist eines dieser Verbrechen der Politclowns am deutschen Volke!