Ärzte rechnen im Herbst und Winter wieder mit Engpässen bei Medikamenten

Ärzte rechnen im kommenden Herbst und Winter mit starken Medikamentenengpässen, noch mehr als im letzten Jahr. Es fehlen unter anderem Antibiotika, Schmerz- und Fiebersäfte für Kinder. Hamsterkäufe könnten die Engpässe künstlich erhöhen.

IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Bei Medikamenten droht bundesweit wie auch im vergangenen Herbst und Winter ein Mangel. „Wir rechnen mit noch schlimmeren Engpässen“, sagte Jakob Maske, Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Mittwochausgabe). Es fehle an Antibiotika, Schmerz- und Fiebersäften, Inhalationsprodukten mit Cortison sowie Impfungen.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich laut Maske die Versorgungslage kaum verbessert. „Eltern müssen immer noch 20 oder 30 Apotheken anrufen, um das passende Medikament zu finden“, so Maske. Im stationären Bereich ist die Lage ähnlich.

„Acetylsalicylsäure zur intravenösen Anwendung, welches in Deutschland begleitend bei schweren Herzinfarkten eingesetzt wird und bei manchen Patienten alternativlos ist, ist seitens des Herstellers bis Mitte 2025 nicht lieferbar“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker, Christopher Jürgens. Somit müssen Kliniken und Rettungsdienste vor Verwendung streng prüfen, ob der Einsatz dieses Arzneimittels zwingend erforderlich sei, führt der Fachapotheker aus.

„Die schwankende Verfügbarkeit führt zu häufigen Wechseln bei Herstellern, Wirkstoffen oder der Zusammensetzung des Arzneimittels. Trotz aller Maßnahmen der Krankenhausapotheken kann dies die Arzneimitteltherapiesicherheit negativ beeinflussen“, so Jürgens. Im Herbst steigt der Bedarf an Medikamenten erfahrungsgemäß, weil es mehr Infektionen zu dieser Jahreszeit gibt. Dabei habe es dieses Jahr kaum ein „Sommerloch“ im Aufkommen von Infektionskrankheiten gegeben, wie es der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte gewöhnlich verzeichnet.

Eltern rät der Verband, keine Hamsterkäufe zu tätigen. „Wir raten eher, nur dann etwas zu besorgen, wenn der Arzt es auch verordnet – ansonsten entstehen künstliche Engpässe“, sagte Maske. Kaufen manche einen Vorrat, litten die Patienten mit chronischen Erkrankungen, die kontinuierlich auf Medikamente angewiesen sind.

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Kommentare ( 46 )

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Carl22
8 Monate her

In der pharmazeutischen Industrie der BRD hat sich der Gasverbrauch zwischen 2010 und 2019 verdreifacht, von 10 TJ auf 32 TJ, der Anteil der „Erneuerbaren“ im Energiemix dieser Industrie ist im selben Zeitraum von 6,5% auf 1,8% gesunken. Diese selbstverständlich fatale Entwicklung „kann zumindest in Teilen auf die Substitution anderer, umweltschädlicherer fossiler Brennstoffe zurückgeführt werden, denn Gas gilt im Zuge der Energiewende als umweltverträglichere Überbrückungslösung auf dem Weg zu einer emissionsfreien Energieversorgung.“ Man darf hinzufügen: und auf dem Weg zu einer – je nach Gaslage – arzneimittelfreien Apotheke. Es bleibt unfaßbar: Im blind-blöden Vertrauen auf die sog. Energiewende fußt die… Mehr

CIVIS
8 Monate her

Diese rührende Fürsorge des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Pharmaindustrie hätte ich gern mal gegenüber den ausgetoßenen Nichtgeimpften in der sog. Corona-Pandemie erlebt.

Wer oder was sollte mich als Ungeimpften veranlassen, auch nur irgendeine Rücksicht auf andere zu nehmen ? Hat auf mich einer Rücksicht genommen ?

MichaelR
8 Monate her
Antworten an  CIVIS

Woran machen Sie denn die mutmaßliche Fürsorge aus? Es ist nichts weiter als eine Information, dass wieder einmal Lieferprobleme für ein verringertes Angebot sorgen wird. Das gab es übrigens auch schon vor Corona und ist keinesfalls neu. Abgesehen davon haben wir als »normale Menschen« alles andere als eine Fachkompetenz in Virologie. Dadurch, dass mutmaßliche Fachleute suggerierten diese fachliche Kompetenz zu besitzen, wurde vieles als Fakt dargelegt – von beiden Seiten übrigens – und niemand aus dieser Gruppe der »normalen Bevölkerung« wusste und weiß, wie das ganze System mit den Viren und deren Mutationen funktionieren. Bei anderen Viren haben wir auch… Mehr

Helfen.heilen.80
8 Monate her
Antworten an  MichaelR

Naja, dass Pfizer und die FDA gerichtlich gezwungen wurden, die Pfizer-files herauszugeben, die das Unternehmen gern 75 Jahre unter Verschluss gehalten hätte, zeigt, dass das ganze Thema ein wenig komplexer war und ist, als Sie es oben komprimieren. Die EMA hat Vakzine unter Verweis auf Zeitdruck und den „public health emergency of international concern“ durchgewunken und auf einige grundlegendste Testverfahren verzichtet (z.B. Gentoxizität). Dies und die Impfeinverständniserklärungen (die sich nicht mit dem hippokratischen Eid vereinbaren lassen) haben schon die grundliegenden Probleme für jedermann klar erkennbar freigelegt. Das Narrativ, dass sich nur „wirkliche Fachmänner“ auskennen, war eines der stärksten rhetorischen Mittel… Mehr

Last edited 8 Monate her by Helfen.heilen.80
Teresa
8 Monate her

Das Wissen über in der Natur vorkommenden Pflanzen , Beeren und Kräuter ist in den letzten 100 Jahren fast komplett verloren gegangen.
In einer intakten Natur ist alles vorrätig, was der Mensch zu Erhaltung seiner Gesundheit benötigt. Schafsgrabe wirkt quasi universal, Lindenblütentee bei Erkältung der Atemwege und senkt das Fieber. Holundertee wirkt antiviral. Um einige Beispiele zu nennen.
Dieses Wissen soll es nicht mehr geben, es steht diametral zu den Interessen von BigPharma .
Es fehlen derzeit häufig Generikamedikamente, die nicht verschreibungspflichtig sind. Die Menschen bunkern sie oder sie werden nicht produziert.

MichaelR
8 Monate her
Antworten an  Teresa

Viren und Bakterien sind in den letzten 100 Jahren so oft mutiert, haben eine Resistenz gegen verschiedene Mittelchen entwickelt. Pharmakologen entwickeln übrigens auch Medikamente, deren Grundlage auch Wirkstoffe aus Pflanzen sind, die lediglich künstlich hergestellt werden. So einfach wie man sich das vorstellt, ist es nun einfach nicht mehr, zumal Heilpflanzen heute unter gänzlich anderen Bedingungen wachsen müssen. Wilde Heilpflanzen gibt es kaum noch, und wenn man welche findet sind die oftmals durch Umweltgifte unbrauchbar gemacht. Ergo müsste man sie kultivieren, wobei das Problem dann wohl der Platzbedarf wäre und die neuerliche Forschung zur Wirkung. Nicht alles, was als »gesund«… Mehr

Howard B.
8 Monate her

So wird ein Nachfragesog erzeugt. Kaufen, das Zeug hamstern und anschließend entsorgen. Jahr für Jahr. Wieviel Medikamente landen in der Entsorgung? Übliche Medikamente, nicht die Gentherapien und Paxlovid sind gemeint. Das Zeug braucht man nicht zu horten, da die Lagerung wohl vollkommen sinnlos ist.

Last edited 8 Monate her by Howard B.
Nibelung
8 Monate her

Na sowas und wo bleibt der Gesundheitsminister, der sicherlich für Corona vorgesorgt hat, damit bei den Herstellern die Kasse stimmt, während man bei anderen Medikamente bemüht ist, es an Land zu bringen und darauf keinen Einfluß hat, wenn es darum geht, sie bei ihrer Gier nach einer höheren Ertragslage zu unterstützen. Das alles kann man doch seiner Großmutter erzählen, wenn die nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist, denn dümmer geht immer, begleitet mit der nötigen Portion von vermutlichen Eigeninteressen und dabei spielt es keine Rolle, wo der Segen herkommt, hauptsache er kommt und dafür kann man sich schon… Mehr

pbmuenchen
8 Monate her

Na und? Die meisten Medikamente sind sowieso ungesund. Das größere Problem ist, dass der »Gesundheitsminister«, der den Titel »Krankheitsminister« verdient hätte, immer noch im Amt ist.

Oneiroi
8 Monate her

Man fragt sich immer häufiger woher die Vorstellung rührt, Deutschland hätte ein solides Gesundheitssystem. Wer viel im Ausland unterwegs ist und gelegentlich mal Einheimische fragt, stellt fest, das selbst in Südostasien die medizinische Versorung (natürlich nur für jene, die es sich privat leisten können) um Längen besser ist als die in Deutschland. Jedes Gerät, dass es in Deutschland gibt, gibts auch in anderen Ländern. Die Ärzte im asiatischen Raum (Vietnam recht häufig) haben manchmal sogar ein deutsches Diplom…wobei das heutzutage auch nicht mehr das ist, was es mal war, sodass auch ein Thaiuniabschluss überlegen sein kann. Und bei privater Zahlung… Mehr

Werner Burstel
8 Monate her

Das wirklich tragische an der Sache ist, dass viele hierzulande noch immer glauben, wir wären im globalen Spitzenfeld und müssten nur mit den reichlich vorhandenen Geldscheinen wedeln, um den Rest der Welt springen zu lassen.
In der Praxis konkurrieren wir bereits mit Ländern wie Mexiko darum, in Indien oder China Rohstoffe kaufen zu dürfen.
Die eigene Produktion haben wir „ausgelagert“ und schön langsam fehlt das Kapital, um weiter eine geregelte Versorgung herzustellen.
Seit den 2000er Jahren sind zB die Amerikaner um 50% reicher geworden (die Einwohner vieler Schwellenländer um noch viel beeindruckendere Prozentsätze), während die Europäer stagnierten.

Sam99
8 Monate her

In jedem dieser regelmäßig erscheinenden Artikel zu diesem Thema kommt mit 100%iger Sicherheit der Begriff „Fiebersäfte für Kinder“ vor. Für mich hört das sich das an wie ein Lifestyle-Medikament, das von Helikopter-Eltern gefordert wird. Und die lieben Kleinen sind dem Tode nahe, wenn das mal nicht lieferbar ist? Was hat man nur früher(tm) gemacht? Ach ja, da gab es bei hohem(!) Fieber, so ab 39 Grad, kalte Umschläge und ggf. Zäpfchen.

GP
8 Monate her

Hauptsache der CO2 Preis steigt weiter damit die EU im allgemeinen, und Deutschland im besonderen, die Welt vor dem „Klimatod“ retten kann. Wir werden von Irren zu Grunde regiert….