Knebelverträge und eine Kultur der umfassenden Denunziation: Deutsche Bühnen haben ein kafkaeskes System der Meinungskontrolle etabliert. Doch allmählich wehren sich Betroffene gegen die Verstümmelung ihrer künstlerischen Freiheit.
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Beim ersten Hinhören klingt es eigentlich noch ganz harmlos, und manch einer mag sogar denken: Wieso nicht? „Antidiskriminierungsverpflichtung“ nennt die Kölner Kleinkunstbühne „Gloria“ einen Vertragszusatz, den alle Künstler unterschreiben müssen, die dort auftreten wollen.
Beim genaueren Lesen wird klar: Daran ist nichts harmlos.
Den Originaltext hat uns Comedy-Legende Kay Ray zur Verfügung gestellt. Der Hamburger gehört seit 35 Jahren zu den Stars der deutschen Humor-Szene. Schon seit geraumer Zeit wehrt sich der für seine respektlosen Programme bekannte Künstler gegen den woken Irrsinn in unserem Kulturbetrieb.
TE dokumentiert die – tja, die was eigentlich? Anmaßung? Zumutung? Totalitäre Fantasie? Entscheiden Sie selbst:
„Die Vertragsparteien verpflichten sich, jede Form von Diskriminierung – gleich welchen Grundes – abzulehnen und sich zu gesellschaftlicher Diversität zu bekennen.
Eine Diskriminierung im Sinne dieser Vereinbarung liegt vor, sofern eine Person wegen ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität oder ihres Geschlechtsausdrucks, wegen einer physischen oder psychischen Behinderung oder Einschränkung, wegen äußerer und/oder (vermeintlich) kultureller Merkmale, wegen des Namens, ethnischen oder der sozioökonomischen Herkunft, wegen ihrer Religion oder ihrer Weltanschauung, wegen des Alters, der sexuellen Orientierung oder der sexuellen Identität benachteiligt, abgewertet oder herabgewürdigt wird.
Rassismus im Sinne dieser Vereinbarung bedeutet jede aufgrund der Hautfarbe, der Abstammung, dem nationalen Ursprung oder dem Volkstum beruhende Unterscheidung, Ausschließung, Beschränkung oder Bevorzugung eines Menschen, die es zum Ziel oder zur Folge hat, dass ein gleichberechtigtes Anerkennen, Genießen oder Ausüben von Menschenrechten und Grundfreiheiten im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträchtigt wird.“
Kay Ray bringt es auf den Punkt: „Wenn man das ernst nimmt, kann man nur noch Witze über die Geräusche von Kaffeemaschinen machen.“ Das ganze und absolut sehenswerte Interview mit Kay Ray:
Viele Menschen würden die grassierende Cancel Culture in Deutschland nicht wahrhaben wollen – auch, weil sie keine Ahnung haben, was im Kulturbetrieb unseres Landes mittlerweile üblich ist. „Ich glaube, dass die Leute gar nicht wissen, was in diesem Land los ist.“
Lapidar endet das „Gloria“-Pamphlet dann noch mit einem knappen Hinweis auf Folgen eines möglichen Verstoßes gegen diese Vorgaben:
„Der hiermit abgeschlossene Vertrag steht unter der Bedingung, dass Vertragspartner oder die von ihm für die vertragsgegenständliche Veranstaltung engagierten Künstler gegen die vorstehende Antidiskriminierungsverpflichtung verstoßen.
Bei Eintritt der Bedingung wird der Vertrag von Anfang an unwirksam. Vertragspartner hat den Spielort kurzfristig zu räumen. Dem Veranstalter steht die hier vereinbarte Vergütung als Schadensersatz zu.“
Ganz so, wie man ihn kennt, nimmt Kay Ray auch gegenüber seiner eigenen Branche kein Blatt vor den Mund: „Das unterschreiben zeitgeistgestörte Entertainment-Nutten – nur, um in so einem Laden auftreten zu können.“
Nicht nur Knebelverträge wie der vom „Gloria“ in Köln gehören zum Arsenal von Deutschlands Neo-Puritanern. Unsere woken Taliban haben noch mehr Folterwerkzeuge, die sie überall dort vorzeigen, wo Meinungs-, Kunst- und Redefreiheit drohen.
Das „Centralkomitee“ im Hamburger Stadtteil St. Georg, nahe der Alster, verfolgt ein ähnliches künstlerisches Konzept wie das „Gloria“ in Köln. Den woken Kampf gegen das offene Wort führt man dort weniger über die Vertragsgestaltung und mehr über Verhaltensregeln für den Bereich hinter der Bühne. Im hippen Neudeutsch nennt man das „Club Guidelines (Backstage)“.
Die sind ausgehängt und führen den intellektuellen Kern von Humor ad absurdum:
„Nicht wegschauen! Dass (im Witz) Grenzen unbewusst überschritten werden, kann passieren. Wir alle sollten bereit sein, aus unseren Fehlern zu lernen. Sei aufmerksam und sprich Fehlverhalten an! Wir alle leisten unseren Beitrag in dieser Szene!“
Nun ist es ja geradezu die Definition von Witzen, dass sie Grenzen überschreiten. Und immer gehen Witze auf Kosten von irgendwem. Das ist – Sie verzeihen mir den Kalauer – ja der Witz an der ganzen Sache.
Doch im „Centralkomitee“ in Hamburg haben sie allen Ernstes ein Programm zur üblen Nachrede aufgelegt:
„Wir sind immer ansprechbar (in Person, via WhatsApp,
per Telefon, über Instagram). Oder scanne den QR-Code und melde
dich anonym. Wir hören zu. Die anonymen Nachrichten werden
gelesen und vertraulich bearbeitet.“
Offener kann man eine Aufforderung zur gefahrlosen Denunziation von Künstlerkollegen (die oft ja auch wirtschaftliche Wettbewerber sind) wohl nicht mehr formulieren. Da darf dann natürlich auch der Hinweis nicht fehlen, dass man so etwas wie die Unschuldsvermutung für überflüssig hält:
„Wir glauben Betroffenen.“

Das ist der Alltag im deutschen Kulturbetrieb, sagt Kay Ray. „So sieht es jetzt aus. Und keiner wehrt sich dagegen.“
Er selbst will da nicht mehr mitmachen. „Ich stehe seit 36 Jahren auf der Bühne und habe noch zehn Jahre Bühnen-Leben vor mir“, sagt der 60-Jährige. Diese Zeit wolle er nutzen, um Theatern und auch Kollegen, die aus politischen und ideologischen Gründen andere Kollegen ausgrenzen, aus dem sicheren Dunkel der Anonymität ins Licht der Öffentlichkeit zu ziehen.


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„Neo-Puritaner“ trifft es, denn diese Leute sind wie ihre Vorgänger von einem bestimmten Thema geradezu besessen, wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen: „Eine Diskriminierung im Sinne dieser Vereinbarung liegt vor, sofern eine Person wegen ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität oder ihres Geschlechtsausdrucks …“ – nein das genügt noch nicht, deshalb kommt noch: wegen „der sexuellen Orientierung oder der sexuellen Identität benachteiligt, abgewertet oder herabgewürdigt wird“ (Gloria-Bühne, Köln). Wer beim Regenbogen-Fahnenappell nicht vorschriftsmäßig grüßt oder auch nur einen Mangel an Begeisterung durchblicken lässt, ist eben raus aus der „bunten und vielfältigen Zivilgesellschaft“ und hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn er mit den „Instrumenten… Mehr
Nur mal den Nuhr angucken.
Weil er kräftig gegen Trump, AfD und Putin pöbelt, darf er auch mal ein winzig kleines bisschen was kritisches über SPD, CDU, Linke und Grüne sagen.
Und alle glauben, er sei ein ganz toll kritischer Kabarettist.
Es gibt abseits der linksversifften Kulturhegemonie keine Kunst in Deutschland. Jedes einzelne Dorftheater ist durchseucht. Die Finanzierung von „Kultur“ muss daher sofort beendet werden.
Das hatten wir doch schon mal. Erst hieß das Reichskulturkammer und dann Verband bildender Künstler der DDR. Es ist wie in der Mode. Es kommt alles wieder.
Der woke Schwachsinn wird längst in Vereine getragen.
Links-grüne Gehirnakrobaten werkeln damit schon in Tierschutzvereinen usw. herum und „verschönern“ damit die Satzungen.
Und über das süße Gift von Zuschussgeldern wird ebenfalls versucht, die sozialistische Knalltütengleichschaltung in die Vereine zu bringen.
Ja, aber: Der Herr ist selbst Bestandteil des linksdominierten Kulturbetriebes. Von ihm ist mit Sicherheit keine fundamentale Kritik zu erwarten, nur ein zartes Kratzen an der Oberfläche.
Bekanntlich hat jede Minderheit ein Recht auf Diskriminierung (oder darauf, vera…t zu werden, wie mein Kollege früher immer unzutreffend zitierte), sagt Serdar Somuncu (wer auch immer das ist, muss ich zu meiner Schande sagen).
Ein Mensch, ein Mensch und ein Mensch sitzen im Auto. Wer fährt?
Der Polizist!
Muahahahahaha….
Moin,
liest sich so, als wäre es schon eine strafbare Handlung, sich über die neuesten Werbespots von Bill Kaulitz noch zu wundern.
LG
Nun gibt es Fördermittel (aus Steuern) auch nur bedingt …