Strudel in den Abgrund: Weimer hält Merz fest, Merz hält an Weimer fest

Das Schutzmanöver des Kanzlers für seinen Amigo Wolfram Weimer legt eine Brisanz offen: Es zeigt, wie schwach Merz selbst steht, wenn der Verbleib eines komplett beschädigten Vertrauten politisch weniger gefährlich erscheint als dessen Abgang.

picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Wolfram Weimer warnt vor dem Zusammenbruch des freien Mediensystems, als stünde er über den Dingen. Das alles, während seine eigene Weimer Media Group wegen Urheberrechtsverstöße in hunderten, vielleicht tausenden Fällen, Betrugsstrukturen und zum Kauf angebotenen Polit-Zugängen seit Wochen nicht aus den Schlagzeilen kommt – recherchiert von neuen, freien Medien. Weimer klagt über „Affekte statt Inhalte“, dabei detonieren täglich neue Fakten über seine eigenen Skandale, die er bis heute nicht aufklärt. Und er fordert „Stabilität der Gesellschaft“, während er selbst der größte Destabilisator ist – ein Kulturstaatsminister, der das Vertrauen in Medien und Politik schneller untergräbt als jede Plattform.

Ist das eine Übersprungshandlung? Eine Verschwörungstheorie? Oder Größenwahn? Die eigentliche Frage muss lauten: Warum ist Weimer heute überhaupt immer noch im Amt?

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Die Vorwürfe gegen ihn sind bekannt, die Verflechtungen komplex – und die öffentliche Glaubwürdigkeit des Staatsministers längst irreparabel beschädigt. Ein Mensch mit Anstand, Moral und Verantwortungsgefühl hätte bereits zurückgezogen. Weimer nicht. Braucht er auch nicht, denn Merz lässt ihn gewähren.

Das hat Gründe. Weimer ist nicht irgendein Staatsminister, sondern ein Mann mit direktem Draht zu den Medien, jemand, der die Mechanik der medialen Aufmerksamkeit versteht und einzusetzen weiß. Ein solches Spielzeug gibt ein Kanzler wie Merz nicht leicht her. Schon gar nicht in einer Lage, in der die eigene Regierung ständig um Deutungshoheit ringen muss.

Ein Grund, weshalb Merz an Weimer festhält. Er glaubt, ihn zu brauchen: als Kommunikator, als Netzwerker, als jemanden, der weiß, wie man Debatten dreht. Ein Rücktritt wäre nicht nur ein Eingeständnis einer politischen Fehlentscheidung, sondern auch ein Machtverlust. Dass Merz seinen Freund stützt, ist kein Zufall – es ist Teil politischer Strategie. Wie so oft geht es um Macht. Machtverluste versucht Merz wie kaum etwas anderes zu vermeiden.

Max Mannhart, Stefan Weber u Roland Tichy
Subventionen, Korruption und Machtspiele – Weimers Parallelwelt
Genau das ist das Problem. Eine Regierung, die Transparenz predigt, aber Loyalitäten über Glaubwürdigkeit stellt, verliert beides. Der Eindruck drängt sich auf, dass Merz lieber die politische Schutzwand hochzieht, statt Konsequenzen zu ziehen. Weil Weimers Rolle unbequem ist – aber wohl zu nützlich, um sie aufzugeben. Oder sind die Verflechtungen zwischen Merz und Weimer noch ganz andere? Hat das System Weimer einen Merz am Wickel – und sollte Weimer abtreten müssen, wird Merz dann hinterhergezogen werden?

Wie dem auch sei: Der fehlende Rücktritt wirkt nicht wie ein Zeichen von Stabilität, sondern wie ein Hinweis auf die Schwäche dahinter. Deutlich wird die Angst vor dem Moment, in dem ein Minister geht und die Frage im Raum steht, warum er nicht schon früher gegangen ist.

Weimer will nun eine große Verschwörung erkennen und warnt vor einem Medienkollaps (die Welt berichtete). Eine traurige Strategie, um von seiner eigenen Person abzulenken.

Zeitpunkt für Rückzug verpasst
Der Skandal Weimer: Die Märchenstunde ist vorbei – für alle
Ich warne vor etwas anderem: Wenn eine Regierung nicht mehr unterscheiden kann zwischen Loyalität und Verstrickung, dann kollabiert zuerst das Vertrauen. Merz hat davon eh kaum noch etwas übrig. Ihm entgleitet auf erstaunlich schnelle Art und Weise seine Kanzlerschaft. In Lichtgeschwindigkeit hat er Wähler und politische Wegbegleiter, Unterstützer sowie Förderer enttäuscht und Menschen aus anderen Ländern vor den Kopf gestoßen.

Merz besitzt weder Instinkt noch politisches Fingerspitzengefühl. Merz besitzt kein Charisma, sodass er diese gewaltigen Schlaglöcher mit einem Lächeln ausbessern könnte. Merz besitzt – und das muss man ganz deutlich sagen – keine einzige Fähigkeit, die ihn für eine Kanzlerschaft auszeichnen würde. Anzug und Krawatte reichen hierfür nicht.

Das ist für eine Demokratie gefährlicher als jede Plattform.

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Kommentare ( 110 )

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chris
23 Tage her

Merz kann Weimer nicht fallen lassen, weil das einen Präzedenzfall schaffen würde. Wenn jedes Regierungsmitglied wegen vergleichbaren Verfehlungen zurücktreten müsste, dann hätten wir in Windeseile keine Regierung mehr. Sie sind schließlich alle von oben bis unten besudelt, man denke an Spahns Maskendeals, an NGO Verflechtungen, an Maskenbildner und Starphotographen, an gegen Recht und Gesetz eingeflogene Fremdbürger.
Es darf einfach nicht der Eindruck entstehen, der Bürger habe irgendetwas anderes zu tun als stillzuhalten während er ausgeweidet wird. Deshalb bleibt Weimer.

Dundee
23 Tage her

„Die eigentliche Frage muss lauten: Warum ist Weimer heute überhaupt immer noch im Amt?“ Die Antwort: Weil der Sumpf noch tiefer ist als er nun oberflächlich den Anschein macht. Dieser Sumpf gründet auf Merkel. Die hat, obwohl als Staatschefin lange abgewählt, immer noch ein Büro in Berlin mit ihren treusten, langgedienten Mitarbeitern. Von diesem Büro aus macht sie immer noch das was sie seit zwanzig Jahren macht. Deutschland regieren und über vdL sogar die EU. Merkel, deren großes Vorbild Katharina die Große ist, hält alle Politiker und alle Medien, die unter ihrer Regide groß wurden, wie Marionetten an den Fäden.… Mehr

Hieronymus Bosch
24 Tage her

In der deutschen Amigo-Republik würde man sicherlich viele Beispiele wie dieses finden, wenn man danach suchte! Man kennt sich, hilft sich und bleibt unter sich! Ein andere Art von Clan-Mentalität!

Privat
24 Tage her

Die absolute Unfähigkeit

Edwin Rosenstiel
24 Tage her

Mit Blick auf das Titelbild kam mir eine Assoziation, und ich habe dazu google befragt. Das kam dabei heraus (kommentarlos zitiert): Ein „Ohrfeigengesicht“ ist ein abwertender Begriff für ein Gesicht, das als arrogant, unsympathisch oder provozierend empfunden wird und eine Ohrfeige zu verdienen scheint. Es beschreibt eine Grimasse, die dazu einlädt, geschlagen zu werden, und wird oft scherzhaft oder in einem umgangssprachlichen Kontext verwendet, um jemanden zu beschreiben, der als überheblich oder selbstgefällig wirkt.  Definition: Ein Gesichtsausdruck, der als extrem unsympathisch oder provokant wahrgenommen wird. Bedeutung: Der Begriff wird verwendet, um eine Person zu beschreiben, deren Gesichtsausdruck als arrogant, überheblich oder dumm-provozierend gilt.… Mehr

Independent
23 Tage her
Antworten an  Edwin Rosenstiel

Alfred E. Neumann ist zurück gekehrt . Wir Älteren kennen ihn noch 🙂

Axel Fachtan
24 Tage her

Nix zugeben. Nie zurücktreten.
Francois Mitterand zu den Grundsätzen der Machterhaltung
Merz hat 30 Jahre von der Kanzlerschaft geträumt.
Jetzt will er auch seinen Spass haben.
Er ist nur ein schlimmerer Alptraum als Merkel und Habeck zusammen.
Die haben alle Substanz verschleudert und vernichtet.
Deutschland bräuchte einen Ludwig Erhard,
der neue Substanz schafft.
Es bekommt aber Pinocchio und schlechte Clowns.
Pinocchio und die schlechten Clowns.
Das ist die Bundesregierung des Jahres 2025.

Siggi
24 Tage her

Merz geht es doch nur noch darum, Zeit zu schinden, um später sagen zu können, ich war immerhin knapp ein Jahr Kanzler. Das Land liegt am Boden, tiefe Einschläge durch die Migration, die hirnlose Verschwendung von Unmengen an Geld durch deb Schwacke Habeck, bei gleichzeitiger Zerstörung der AKWs und der Wirtschaft und immer noch glauben diese Verbrecher, das Land so noch retten zu können. Die AfD muss nun wirklich schnellstmöglich ans Ruder und die Migration korrigieren, so das Land schnell entlasten, um die Wirtschaft zu retten. Gleichzeitig zur Korrektur der Migration, muss harz und unritterlich gegen den Linksextremismus egal in… Mehr

Diogenes
23 Tage her
Antworten an  Siggi

„…und immer noch glauben diese Verbrecher, das Land so noch retten zu können.“

NIEMAND HAT DIE ABSICHT DAS LAND ZU ZERSTÖREN!

Es geht aber dennoch recht gut voran, gell?

Man redet von „Rettung“ und meint, sich selbst zu retten. Und wenn sie nicht am erreichten unwiderruflichen Ende ausgewandert sind, dann leben sie wie Blutsauger, die einst die franz. Revolution hervorgebracht haben. Den „Wohlfahrtsausschuss“ haben die längst begründet, aber sie werden enden wie Maximilien de Robespierre.

Montesquieu
24 Tage her

Sie exhibitionieren ihre provokative Verfasstheit und weiden sich an der Hilflosigkeit der Rezipienten.
Stalin vertraute auf dieses Zurichtungsprinzip.
Der weltbekannte ExSpdMinister Gabriel fand die richtige Zuschreibung hierfür, wenn auch am falschen Ort.

Will Hunting
24 Tage her

Ist Merz Autist?

Leroy
24 Tage her
Antworten an  Will Hunting

Keine Ahnung, aber irgendetwas stimmt nicht mit ihm.

Siggi
24 Tage her
Antworten an  Will Hunting

Das ginge ja noch.

Diogenes
23 Tage her
Antworten an  Will Hunting

Na ja, irgend ein „…IST, ist er

Leroy
24 Tage her

Ich glaube Weimer hat die Beweise warum Merz Fo….Fritz genannt wird.