Die Wahlkampfstrategie der Union geht nicht auf

Nachdem durch die Corona-Krise die schlechten Umfragewerte für die Union zunächst wieder anstiegen, beginnen sie nun wieder zu sinken. Gleichzeitig stabilisieren sich die Umfragewerte der AfD wie auch der Grünen, an die die Union jeweils viele Wähler verloren hat.

imago/photothek

Angesichts der Wahlerfolge der Grünen bei den letzten Landtagswahlen und der EU-Wahl zulasten von CDU und CSU sowie der von Sebastian Kurz in Österreich geführten Koalition aus ÖVP und Grünen in Österreich, strebt CSU-Chef Markus Söder auch in Deutschland erklärtermaßen eine Koalition mit den Grünen an. Dafür hat sich inzwischen nicht nur die CDU, sondern auch die CSU vor allem in Fragen der Asyl- und Migrationspolitik und der Umwelt- und Klimapolitik zusehends an das grüne Wahlprogramm angepasst. So sollen zum einen die weitere Abwanderung grün gestimmter Wähler gestoppt und gleichzeitig die schwarz-grünen Schnittmengen für anstehende Koalitionsverhandlungen vergrößert werden.

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Gleichzeitig sollte das damit einhergehende Risiko einer verstärkten Abwanderung konservativer Wähler zur AfD mit Hilfe des Horst Seehofer unterstellten Verfassungsschutzes eingedämmt werden. Seehofers Behörde hat die gesamte AfD inzwischen zu einem verfassungsfeindlichen Verdachtsfall erklärt und dies kurz vor den Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an die Medien durchgestochen.

Über die Rechtswidrigkeit und das Verbot dieses Vorgehens durch das zuständige Gericht wurde zwischenzeitlich in den Medien ausführlich berichtet. Ein Rückschlag nicht nur für Seehofer und Söder, sondern für die gesamte Union, die sich nun den gerichtlich bestätigten Vorwurf gefallen lassen muss, ihren Wahlkampf gegen eine gegnerische Partei rechts von ihr mit höchst unlauteren Mitteln zu betreiben. Das ist es jedoch nicht alleine. Laut der jüngsten „Sonntagsfrage“ von FORSA vom 10. März würde die AfD derzeit bei einer Bundestagswahl 10 Prozent und laut der INSA-Umfrage vom 08. März sogar 11,5 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Das Kalkül, die Wähler mit Hilfe des Verfassungsschutzes von einer Wahl der AfD abzuhalten, scheint gemäß dieser Zahlen ebenso wenig aufzugehen wie alle bisherigen von der Union mitbetriebenen Ansätze in ihrem Kampf gegen die AfD. Gleichzeitig verliert die Union deutlich an Zuspruch und würde sich laut FORSA und INSA bei einer Bundestagswahl am kommenden Sonntag erneut der 30-Prozent-Marke nähern, nachdem sie kürzlich noch bei rund 37 Prozent lag.

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Zeitgleich stabilisieren sich nicht nur die AfD bei rund zehn Prozent, sondern auch die Grünen bei rund neunzehn Prozent. Gemessen an den letzten Bundestagswahlen würde sich die AfD bei einer Bundestagswahl am kommenden Sonntag um rund drei Prozentpunkte verschlechtern, die Grünen hingegen um rund zehn Prozentpunkte verbessern. Auch in dieser Hinsicht zeichnet sich derzeit ein Scheitern der Wahlkampfstrategie der Union ab, der es nicht gelingt, ihre von der CDU- wie der CSU-Führung abgeschriebenen Wählerverluste an die AfD durch einen stabilen Zugewinn grüner Wähler auszugleichen oder gar zu übertreffen.

Für eine von ihr geführte Koalition mit den Grünen wird die Union deswegen, wie schon nach der Bundestagswahl 2017, aller Voraussicht nach ab dem 26. September erneut einen weiteren Koalitionspartner benötigen. Ob sich hierfür die FDP mit ihren derzeit rund acht Prozent oder die SPD mit ihren derzeit rund sechzehn Prozent anbieten werden, wird man spätestens nach der Bundestagswahl wissen.

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Weiterhin wenig aussichtsreich ist, trotz der Verluste der Union, allerdings auch eine grünrotdunkelrote Koalition. Grüne, SPD und Linke erreichen derzeit zusammen nur rund 42 Prozent der Wählerstimmen. Das könnte sich nur ändern, wenn noch mehr Unionswähler zu den Grünen abwandern und sich Union und Grüne so im Bereich der 25-Prozent-Marke allmählich treffen würden. Dass so viele Wähler der Union die Grünen wählen werden, damit diese mit der SPD und der Linken zusammen regieren können, ist indes nicht zu erwarten. Viele grün geneigte Unionswähler würde eine solche Aussicht vielmehr abschrecken. Vor allem deswegen führen die Grünen auch keinen Koalitions-Wahlkampf im Schulterschluss mit der SPD und der Linken. Sie wissen, dass sie nach sechzehn Jahren Opposition wohl nur mit Hilfe der Union wieder in eine Bundesregierung gelangen können, um von dort aus ihre Vorstellungen von einer weltoffenen, multikulturellen, klimaneutralen und gendergerechten Gesellschaft durchzusetzen.

Die Unionsführung ist zu dieser Hilfestellung offenbar bereit, da sie nur so das Kanzleramt halten kann, nachdem sie seit der Bundestagswahl 2017 einen erheblichen Teil ihrer konservativen Wählerschaft inzwischen als „rechts“ deklariert und so einfach abgeschrieben hat. Ein für eine liberal-konservative „Volkspartei“ höchst ungewöhnlicher Akt, mit dem die Union ihre strategische Mehrheitsfähigkeit zusehends gefährdet. Möglicherweise lässt sich für sie auf diesem Weg bei der nächsten Bundestagswahl das Kanzleramt mit Hilfe der Grünen noch einmal retten; die sich anschließenden weiteren Zugeständnisse an grüne Ziele und Inhalte werden das einstige liberal-konservative Profil der Union aber noch weiter zerfleddern, als es drei Legislaturperioden zusammen mit der SPD im Bund (und eine Legislaturperiode zusammen mit den Grünen in Baden-Württemberg) ohnehin schon getan haben. Der sich abzeichnende Absturz der CDU am kommenden Sonntag in Baden-Württemberg ist dafür nur ein erster Vorgeschmack.

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Kommentare ( 50 )

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F. Hoffmann
3 Jahre her

Naja, wenn CDU/CSU verkünden, daß „Grün“ prima ist und grüne Themen propagieren, dann wählen die Leute halt Grün.

November Man
3 Jahre her

Es ist öffentlich bekannt geworden, dass bereits eine Stunde nachdem der Verfassungsschutz in einer Sitzung diese haltlosen Maßnahmen gegen die demokratische AfD beschlossen hatte, diese Information an die Presse durchgestochen wurde.

Werner.K
3 Jahre her

Sehr geehrter Herr Springer, wenn Forsa die AfD aktuell bei 10 Prozent verortet und INSA seit Wochen bei 11 Prozent diese Woche sogar bei 11,5 Prozent, dann liegt die Differenz zum BT – Wahlergebnis von 2017 nicht bei rund 3 Prozent Punkten, sondern bei 1,1 bzw. 1,5 Prozent Punkten. Das ist ein gravierender Unterschied zu Ihrer interessanten Rechnung. Übrigens sind es noch gut 6 Monate bis zum BT Wahltag im September. Also, schätzen Sie die potentiellen AfD Wähler bitte nicht zu negativ ein.

Herr Schmidt
3 Jahre her

Die Grünenfreunde von der CDU/CSU können froh sein, wenn Sie bei knapp unter 30% landen. Beim nächsten Mal ohne Merkel geht es dann noch weiter runter, Hamburg lässt grüßen. In Hamburg ging es von 42,6 % unter von Beust runter auf 21,9%, dann 15,9% und dann im letzten Jahr auf 11,2%!

November Man
3 Jahre her

Die fast 6 Millionen aufrechten Wähler der AfD stehen zur konservativ demokratischen AfD und wie eine Brandmauer gegen den verheerenden und alles zerstörenden RRG-Linksextremismus.
Daran wird sich auch nichts ändern.
Linksradikale Organisationen wie die Antifa, NGOs und linksextremistische Parteien wie die Linken, die SPD und vor allem die Grünen müssen mit allen Mitteln bekämpft werden. Sonst wird dieses Land in einer linksextremistischen Anarchie versinken und anschließend wird der linksgrüne Totalitarismus herrschen.
Wer das nicht will wählt Alternativ.
Wenn Unrecht zu Recht werden soll ist Widerstand und eine Alternative wählen erste Bürgerpflicht.

Blitzmerker
3 Jahre her

Einerseits zwar erfreulich, dass die Union an Boden verliert und sich das noch beschleunigen dürfte, besonders nach den versemmelten Landtagswahlen. Andererseits wird mir als Autoingenieur ehrlich gesagt schwummerig vor Augen, wenn ich dran denke, dass dann mit den Grünen eine Kraft in den Startlöchern steht, die zwar ehrlicher aber in ihren Zielen höchst freiheitsfeindlich, kollektiv, bevormundend und anmaßend ist. Die Freiheit des Einzelnen zählt bei den Grünen nichts. Da befinden sie sich in bester Gesellschaft zur ex-SED und nicht wenigen linken Irrlichtern bei der SPD. Und wenn die Freiheit für Bürger und Wirtschaft/Industrie eben nicht in dem Maß eingeschränkt werden… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Blitzmerker
Sagen was ist
3 Jahre her
Antworten an  Blitzmerker

Alles korrekt.

Bis auf das Präfix „Ex“ vor SED.

Sie existiert leibhaftig im BT.

Und nicht nur dort.

November Man
3 Jahre her
Antworten an  Sagen was ist

Die SED heißt jetzt RRG und sitzt in den Landtagen und dem deutschen Parlament.

Cabanero
3 Jahre her

Die vorbeschriebene Gemengelage ist doch nicht neu. Ältere Leser mögen sich erinnern: Schon Helmut Kohl hätte die Bundestagswahl 1988 haushoch gegen Oskar Lafontaine und rotgrün verloren. Der Kippunkt war 1986 und die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, die die westdeutsche Mittelschicht damals mental ähnlich durchgeschüttelt hatte wie heute Corona, als Folge etablierten sich die Grünen endgültig als den Meinungsdiskurs dominierende Formation und kippten die Westdeutschen unwiederbringlich nach grün-linksliberal, was sich nie wieder geändert hat und mit jeder Generation verstärkt wird. Gerettet hat Kohl und die CDU damals nur der Zusammenbruch der DDR und die neu dazukommenden Ostwähler, die Kohl aus Dankbarkeit für… Mehr

Protestwaehler
3 Jahre her

Ernsthaft, wie viele „Umfragen“ von Forsa aus den letzten 5 Jahren entsprachen auch nur ansatzweise dem tatsächlich erfolgten Ergebnis? Zur letzten Senatswahl in Berlin prognostiziert Güllner (SPD) immerhin 4,5% für die AfD und KEINE Chance auf den Einzug ins Parlament hahaha… Und INSA ist letztendlich nur dem poltischen Druck erlegen, demzufolge deren „Umfragen“ inzwischen ebenso glaubwürdig sind wie die von Forsa und allen anderen Propagandaanstalten… denn zu nichts anderem sind diese „Umfragen“ inzwischen verkommen, Propaganda. Und wo war eigentlich das prophezeite Kopf-an-Kopf Rennen zwischen SPD und Grünen bei den letzten Senatswahlen in Hamburg? Warum hat die AfD noch nie an… Mehr

Biskaborn
3 Jahre her

Erfreulich wenn die CDU/CSU einen dramatischen Absturz erlebt, wobei 30% viel zu viel wären. Der Zuwachs einer extrem grün-roten Verbotspartei um 10% ist allerdings das absolut Schlimmste und zeigt den verwahrlosten Geisteszustand eines nicht kleinen Teils der Bevölkerung. Mittlerweile sind nicht wenige Menschen zu faul sich zu informieren, komplett indoktriniert, naiv und in Angst, Corona, Klima, so gefangen, das sie nicht mehr des normalen Denkens fähig sind. Das Wahljahr 2021 wird zum Super GAU für Deutschland !

November Man
3 Jahre her

Die Wahlkampfstrategie der Union geht ganz sicher nicht auf, aber die Strategie der Merkel, die einst nationale konservative CDU durch linksgrünes Gedankengut systematisch zu zerstören um den Linksextremismus zu stärken.Die SED lebt, sie heißt heute RRG.