Toni Kroos ist die größte Hoffnung für Olaf Scholz

Die Fußball-Europameisterschaft startet im Juni in Deutschland. Das letzte Turnier im eigenen Land führte zu einer Welle des Optimismus, dem „Sommermärchen“. Auf eine solche Welle muss auch Kanzler Scholz hoffen.

IMAGO - Collage: TE

Toni Kroos ist der neue Hoffnungsträger. Nicht nur für Nationaltrainer Julian Nagelsmann und seine zuletzt arg lädierte Truppe. Der aktuell beste und erfolgreichste deutsche Fußballer könnte nicht nur Ordnung in deren Mittelfeld bringen. Sogar die Politik schaut auf den Weltmeister von 2014. Zumindest der Teil der Politik, der zur regierenden Ampel gehört. Mit Kroos könnte die Nationalelf ein Sommermärchen 2.0 auslösen und die Stimmung wenden, sodass Olaf Scholz (SPD) – getragen von guter Laune und Optimismus – 2025 Kanzler bleiben könnte.

Dafür gibt es ein historisches Vorbild. Deutschland war schon einmal „der kranke Mann Europas“. Die Wirtschaft kränkelte. Mehltau hatte sich übers Land gelegt. Bundespräsident Roman Herzog (CDU) rief dazu auf, dass „ein Ruck durchs Land“ gehen müsse. Die Deutschen waren so verzweifelt, dass sie Angela Merkel (CDU) für das beste Politangebot hielten und zur Bundeskanzlerin kürten – auch weil Gerd Schröder (SPD) seine rot-grüne Regierung zuvor für gescheitert erklärt hatte.

Im Sommer 2006 kam dann die Wende. Das „Sommermärchen“. Die „Weltmeisterschaft im eigenen Land“. Plötzlich schien die Sonne über Deutschland, die Deutschen trugen gut gelaunt Schwarz-Rot-Gold und feierten auf der Straße Feste mit der „Welt zu Gast bei Freunden“. Das Land war eine einzige „Partymeile“ und freute sich über seine Regierungschefin, die so süß auf der Tribüne jubelte, wenn die Nationalelf ein Tor schoss. Auf die Idee, die Truppe in „Die Mannschaft“ umzutaufen, kam damals noch niemand.

Fußball blieb für Merkel ein wichtiger Image-Booster. Gerne ließ sich die Kanzlerin mit erfolgreichen Fußballern fotografieren. Etwa mit Mesut Özil samt dessen nacktem Oberkörper. Da war kribbelnder Sex zu sehen. Erfolg. Internationales Flair und Einwanderung auf der einen Seite – und Mesut Özil auf der anderen. In ihren wüstesten Phantasien sehen die PR-Berater von Olaf Scholz ihren Chef diesen Sommer während der Europameisterschaft auf der Tribüne wie eine 3D-Version von Mr. Magoo die Tore von Kroos und den anderen bejubeln. Die Welt zu Gast bei Freunden bei der EM im eigenen Land – und Olaf Scholz vorneweg dabei.

Nur: Taugt die EM im eigenen Land dazu, ein Sommermärchen 2.0 zu werden? Die sportliche Talfahrt der Nationalelf – ja, sie heißt wieder so – spricht nicht dagegen. Im Gegenteil. Vor dem Turnier 2006 ließen sich Jürgen Klinsmann und seine Spieler von Italien demütigen. Das senkte die Erwartungen. Ähnlich ist es aktuell wieder. Niemand setzt einen Cent auf die deutschen Kicker. Sodass schon ein zittriges 1:0 im Eröffnungsspiel gegen Schottland wie ein Befreiungsschlag wirken könnte.

Es ist der Rahmen, der gegen ein Sommermärchen 2.0 spricht. Wir erinnern uns: gut gelaunte Deutsche. Männer und Frauen tragen Schwarz-Rot-Gold, die Frauen ein bisschen offenherziger. Dazu scheint die Sonne. DIE SONNE! Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) würde persönlich Sonnencreme verteilen und die Fans auffordern, sich im Rahmen des Hitzeschutzplans ins Innere zurückzuziehen und die Spiele lieber im Stream zu verfolgen.

Und irgendeine Anneliese-Solveig-Marie Lottenschneider-Hitzelgruber, die heute noch keiner kennt. Die vielleicht Fahrradbeauftragte in Dorsten ist oder stellvertretende Frauenbeauftragte in Darmstadt, aber auf jeden Fall von den Grünen … Also ASMLH würde sich über die sexistische Ausbeutung des normativ repressiven Patriarchats beklagen, die entstehe, wenn Frauen leicht bekleidet feiern. Und sie würde daran erinnern, dass diese Form der Darstellung von Sexualität gewisse gesellschaftliche Gruppen ausgrenze.

Apropos gewisse gesellschaftliche Gruppen. Fanmeilen würde es auch 2024 geben. Nur dass deren Zufahrtstraßen mit hässlichen Steinblöcken verstellt werden müssten. Denn – Merkel sei dank – in Deutschland wachsen gewisse gesellschaftliche Gruppen, die es für gottgefällig halten, sich in einen Laster zu setzen und Menschen totzufahren, um sie so vom rechten Glauben zu überzeugen.

Stichwort Extremismus: Schwarz-Rot-Gold tragen geht 2024 ja gar nicht mehr. Da muss Nancy Faeser (SPD) weinen und als Innenministerin feststellen, dass die gesellschaftliche Mitte anschlussfähig für Rechtsextremismus sei. Geheimdienst-Boss Thomas Haldenwang (CDU) müsste in der Folge wieder das Internet ausdrucken lassen und all die Sünder aufschreiben, die mit ihrer Fankleidung eine rechte Diktatur heraufbeschwören. So viele Dinge stehen einem Sommermärchen 2.0 im Weg.

Doch: Wo sind die Parallelen zum Sommermärchen classic? Dem Original? Kurz vor dem Turnier verschwand die rot-grüne Regierung. Vielleicht ließe sich da ansetzen. Wenn Scholz seinen Machtanspruch vergisst. Lauterbach Kugelschreiber von Pfizer verteilt. Annalena Baerbock (Grüne) die feministische Außenpolitik als Standup-Programm auf Comedy Central zeigt und Robert Habeck seine „Wirtschaftspolitik“ dort vorstellt, wo sie hingehört: in Kinderbüchern – dann würden die Deutschen wieder auf der Straße ein Fest mit der Welt zu Gast bei Freunden feiern. Wenn dann Toni Kroos und Co gewinnen, umso besser. Aber wichtig wäre das nicht mehr.

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Kommentare ( 23 )

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puke_on_IM-ERIKA
2 Monate her

Da sollte man eher aufpassen, dass im Windschatten eines solchen Events nicht wieder irgendwelche Sauereien unseren Despoten einfallen, die ihre Ergüsse lieber vorm Licht der Öffentlichkeit zu verbergen trachten.

Juergen Semmler
2 Monate her

MÜNCHEN, Allianz-Arena, am 14. Juni 2024 um 21.00 Uhr…..Full house…. ANPFIFF des Eröffnungsspiels Deutschland – Schottland Die Nagelsmann – Truppe hat Anstoß …..und…. ….stürmt mit 11 Mann auf das EIGENE TOR zu…. …Neuer macht noch Dehnübung- en hinter dem Tor…., …da hämmert Müller nach No-Look-Pass von Leroy Sane das runde Leder in den oberen RECHTEN WINKEL des von Neuer nicht gehüteten Tors….. Die Schottenfans sind außer Rand und Band…. …und die deutschen Spieler reißen ihre Trikots hoch, worunter der Spruch erscheint: “ ELF GEGEN OLAFS AMPEL !“ Nach Wiederanpfiff wiederholt sich der Vorgang in Endlosschleife…… Olaf und Faeser werden /… Mehr

Irdifu
2 Monate her

Um Scholz die Hoffnung auf Ablenkung seines Versagens zu nehmen , sollten die Fußballfans die Stadien nicht füllen und die Glotze abgeschaltet lassen , vielleicht wacht dann noch ein Teil der Schlafschafe auf . In Zukunft wird sich eh keiner mehr die Eintrittskarten leisten können um 22 Männer einem Ball nachjagen zu sehen .Fußball abschaffen , genauso wie die Meinungsfreiheit und die Freiheit an sich .

Wolfram_von_Wolkenkuckucksheim
2 Monate her

Die Woken mögen Toni Kroos nicht. Wäre cool, wenn dieser Blonde es schaffen könnte, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Noch besser wäre es, wenn Rudi Völler wieder Bundestrainer wäre. Toni Kroos hatte es sich damals verscherzt, als er sagte, Özil hätte „Quatsch verbreitet“. Özil hatte sich mit Erdogan ablichten lassen. Özil wurde dafür kritisiert, denn wie sagt Dunya Hayali: „Man kann alles sagen, aber man müsse auch den Widerstand aushalten.“ – Özil zog die Rassismus-Karte, anstatt zu versuchen, die Kritik zu verstehen. Mittlerweile ist Toni Kroos immer noch voll im Saft und Özil ist ein grauer Wolf. Die… Mehr

Okko tom Brok
2 Monate her

Die deutsche Fußballmannschaft war vor Turnieren oft schwach und gewann dann überraschend. In diesem Jahr sieht die Sache anders aus. Herr Scholz wird sich etwas anderes überlegen müssen.

Fieselsteinchen
2 Monate her

Witzig geschrieben, so dass einem der Witz die Realität zeigt. Genauso wird es kommen! Benimmregeln, Tofu-Würstchen, Regenbogenfahnen, weiß der Geier! Auf jeden Fall lässt sich die Geschichte nicht wiederholen, sollte Scholz das im Sinn haben! Die Welt ist bereits bei uns zu Gast bzw diejenigen, die die Welt auch nicht haben will. Eingangskontrollen, Terrorgefahr! Fußballschauende Frauen sind unislamisch, dh Freiwild. Und dann noch Faesers Gedankenkontrolle! Nein, das gibt kein Sommermärchen, eher einen Alptraum. Ein Kroos bringt eben keinen Sommer allein! 2009 war eine andere Zeit, kein durch spalterisches Woke und linksgrünen Genderquark vergiftete Atmosphäre. Vielleicht gibt es bis dahin eine… Mehr

Heiner Wirth
2 Monate her

Wobei schon fraglich ist, ob sich der Kanzler im Sommer in ein Stadion traut. Vielleicht gibt es bis dahin ein handverlesenes Publikum „gegen rechts“, welches garantiert den Kanzler nicht auspfeift.

Querdenker73
2 Monate her
Antworten an  Heiner Wirth

Da werden die regierungskonformen Proteste einfach in die Stadien verlegt! Es gibt in Deutschland genug Leute, die sich für die Teilnahme an einer staatlichen Maßnahme zur Aggressionssteuerung in Stadion selbst verraten würden. Armbinde „Gegen rechts“ reicht da durchaus!

Ralf Poehling
2 Monate her

Bei der jetzigen Weltlage die EM abzusichern, wird der blanke Horror werden. Genau wie bei den Olympischen Spielen in Frankreich kurz danach.
Wie man das macht, habe ich tausend mal erklärt.
Nämlich genau anders herum zu Olympia 1972 in München.
Aber so verpackt, dass man es nicht sieht. Ich habe genug dazu gesagt.
Setzt es einfach um. Das ist alles sehr genau überlegt und durch jahrelange Praxis unterfüttert. Alles andere wäre fahrlässig.

Ulrich
2 Monate her

Gibt’s eigentlich schon Fanartikel? Ich denke so an Regenbogenfähnchen für’s Auto und Überzieher für die Außenspiegel in den dazu passenden Farben? Frau Faesers Armbinde liegt ja wohl jetzt im Haus der Geschichte, so als Ersatz für die Kaiserkrone. Die haben ja die Österreicher aus der Konkursmasse des Heiligen Römischen Reichs 1806 bekommen.

Johannes R. Brecher
2 Monate her

Warum soll ich der deutschen Mannschaft die Daumen drücken, wenn ich mich gleichzeitig schäme, im Sommer mit einem deutschen Kennzeichen, als abgestempelter Oberlehrer, durch Europa zu fahren. Ich hoffe das diese EM hilft, den Olaf rauszuholen aus seiner Märchenwelt, wenn es der ESC schon nicht vermag.

Last edited 2 Monate her by Johannes R. Brecher
Harry Charles
2 Monate her
Antworten an  Johannes R. Brecher

Ich BIN Oberlehrer, habe Englisch und Französisch studiert und den Mitgliedsausweis einer Partei, die mich ganz sicher nicht als Angehörigen des linksgrünen Establishments kennzeichnet. Ich kann fahren wohin ich will, schämen muss ich mich ganz sicher NICHT!

Johannes R. Brecher
2 Monate her
Antworten an  Harry Charles

Ja, ich war „nur“ Baggerfahrer und später Schachtmeister im Tiefbau, fahre nun als Rentner mit dem Womo meist durch Osteuropa und den Balkan. So überheblich, wie sich das Gros der Deutschen aufführt, kommt man um ein Schamgefühl gar nicht herum!