Friedrich Merz will “Schwachstellen der demokratischen Willensbildung” bekämpfen

Die CDU hat sich in einer Klausur mit der Frage beschäftigt, wie sie gegen die AfD kämpfen will. Konkret sagt Friedrich Merz dazu nicht will, aber zwischen den Zeilen bahnt sich Unheilvolles an: ein Kampf gegen die “Schwachstellen der demokratischen Willensbildung”.

Imago/ dts Nachrichtenagentur

Friedrich Merz steht in dem Ruf, großspurig anzukünden und kleinteilig zu liefern. Bestenfalls. Nach dem, was Merz als Vorsitzender von der Klausur der CDU ankündigt, wäre es besser für das ganze Land, wenn der Kanzler ein “Versprechen” wieder einmal tatenlos verstreichen lässt. Denn Merz hat einen Kampf gegen die AfD angekündigt, der George Orwell alle Ehren macht: in seinem verschlüsselten Doppelsprech. Vor allem aber in dem links-tyrannischen Gedankengut, das zwischen seinen Zeilen hervortritt.

Seit gut zehn Jahren führt die CDU einen vergeblichen Kampf gegen die AfD. Die “Alternative für Deutschland” gründete sich als Reaktion auf die Währungspolitik von Kanzlerin Angela Merkel, die vermeintlich “alternativlos” gewesen sein soll. Mit ihrer Einwanderungspolitik machte die CDU-Vorsitzende die AfD dann erst groß. Als Merz sich anschickte, sich Merkels Ämter nach 20 Jahren Warten in den Schoß fallen zu lassen, kündigte er an, den Gegner halbieren zu wollen – seitdem haben sich dessen Ergebnisse und Umfragen mehr als verdoppelt. Merz hat also schon einmal angekündigt, die AfD bekämpfen zu wollen, ohne das etwas passiert ist.

Dennoch ist es dieses Mal anders – sind Merz’ Ankündigungen dieses Mal ernst zu nehmen. Weil sie perfider sind, weitreichender. Der Mann, der 20 Jahre Talentiertere abgewartet hat, um an die Macht zu kommen, will sich diese nicht nehmen lassen. Mit dem Rücken an die “Brandmauer” gedrückt, wird er unberechenbar. In der Pressekonferenz nach der CDU-Klausur, in der es um den Kampf gegen die AfD ging, offenbart Merz ein Gedankengut, das am Anfang aller linken Tyranneien gestanden hat:

Der erste klassische Gedanke auf dem Weg zur linken Tyrannei: die Gleichsetzung des Herrschers und seiner Gefolgschaft mit dem Staat. Ein Gedanke, der schon da ist und sich in der Formulierung “unsere Demokratie” ausdrückt. Merz gibt dieser Gleichsetzung einen neuen Spin, wenn er sagt: “Sie (die AfD) will die CDU zerstören, sie will ein anderes Land.” Sie stelle nicht nur die Politik der letzten zehn Jahre in Frage, sondern alle Grundentscheidungen, die bisher in der Bundesrepublik gefallen seien.

Das ist eine Nuance. Die Gefahr lauert zwischen den Zeilen. Aber mit dem ersten Gedanken bereitet Merz die Verknüpfung vor, dass ein Angriff auf ihn und seine Partei ein Angriff auf die Verfassung sei. Das ist gut für die Außendarstellung – und noch besser für das Selbstbelügen. Friedrich Merz bereitet sich darauf vor, abends vorm Spiegel nicht sagen zu müssen: Ich musste 20 Jahre Talentiertere abwarten, um an die Macht zu kommen und jetzt erkennt jeder, dass ich damit überfordert bin. Sondern er kann sich selbst suggerieren: Ich bin der Beste und wer etwas anderes sagt, der will der Bundesrepublik schaden.

Das führt zum zweiten klassischen Gedanken, der zur linken Tyrannei führt: Die Regierung schafft das Beste für das Land. Wer dies in Frage stellt, will daher nur dem Land schaden und gehört folglich bestraft. Diesen Gedanken bereitet Merz vor, wenn er ankündigt, dass er nicht mehr hinnehmen will, wenn seine Mitbewerber die “Schwachstellen der demokratischen Willensbildung ausnutzen”. Hübschestes orwellsches Doppelsprech. Gefährlichstes links-autoritäres Gedankengut.

Denn Merz will – wie schon viele historische Führungskräfte vor ihm – den Krieg ausnutzen, um seine Machtstellung mit dem Rücken zur “Brandmauer” zu verteidigen. In dem Fall den Krieg, der 800 Kilometer von Deutschland entfernt stattfindet: “Die Menschen fühlen sich in Deutschland nicht mehr sicher genug”, analysiert Merz. Aber er meint nicht das Stadtbild, das die Deutschen unsicher macht. Mit den Pollern zum Schutz vor amokfahrenden Islamisten. Mit den Messerverbotszonen zum Schutz vor amokstechenden Messerträgern. Mit durchschnittlich zwei Gruppenvergewaltigungen pro Tag, die viel zu oft vor Gericht ungesühnt bleiben.

Merz behauptet, die Deutschen fühlten sich unsicher wegen “gezielter Propaganda”, “Fake News”, “Desinformation” oder Drohnen, um dem Gefühl der Gefahr etwas halbwegs Konkretes zu geben. Damit suggeriert sich Merz vorm Spiegel selbst: Ich verbiete nicht andere Meinungen, sondern ich kämpfe zum Wohle des Landes, das von außen und innen angegriffen wird. Denn ich bin das Land und was ich beschließe, ist gut für das Land. Wer dem widerspricht, will dem Land nur schaden. Ob das außerhalb von Merz’ Badezimmer jemand glaubt? Das kann irgendwann irrelevant sein. Wenn linke Tyrannen durchziehen, ist es verboten, etwas anderes als ein Lob der Regierung auszudrücken – oder auch nur zu fühlen.

Noch ist es nur eine Ankündigung. Angeschwurbelt in einer Mischung aus Christtechnokratisch und orwellschem Doppelsprech. Doch Merz Koalitionspartner hat mit Medienverboten übers Vereinsrecht einen Vorgeschmack gegeben. Mit Hausdurchsuchungen gegen Oppositionelle, die von der weisungsgebundenen Justiz als PR-Show namens “Aktionstag” inszeniert werden. Oder mit neun Monaten Untersuchungshaft für die Organisatoren von regierungskritischen Demonstrationen, weil diese 20 Euro falsch versteuert haben sollen. Eskaliert Merz jetzt mit dem Rücken zur “Brandmauer” oder macht er wieder mal nur leere “Versprechen”? Das Beste, was von diesem Kanzler zu erwarten ist, ist, wenn er nichts tut – so ist er schließlich überhaupt erst Kanzler geworden.

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Kommentare ( 233 )

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BellaCiao
1 Monat her

Merkt unser verspäteter Bundeskanzler eigentlich gar nicht, wie er sich durch sein Verhalten immer mehr an der SPD und deren Vorsitzenden (und Vizekanzler) Klingbeil festkettet?

Merkt Merz überhaupt noch irgendetwas? Z. B. wie das Land auch nach der Ampel-Regierung noch weiter heruntergewirtschaftet wird?
Und wenn er es merkt, warum tut er dann nichts, um diese Abwärtsspirale endlich zu stoppen?

Rob Roy
1 Monat her

Merz und die CDU wollen nicht sehen, dass sie nach der AfD der nächste Feind sind, den Linke und Grüne ins Visier nehmen. Jetzt gerade lässt Luisa Neubauer ihre Truppen vor der Berliner CDU-Zentrale aufmarschieren, was dort nicht zum ersten Mal passiert.
Vor ein paar Tagen wurde ebenso direkt gegen Merz („FCK MRZ“) geschossen bei der Demo vor dem Brandenburger Tor. Antifa war auch dabei.
Wahlkampfbüros der CDU werden gestürmt, die CDU generell als „Nazis“ diffamiert. Von eben von denjenigen, mit denen die CDU gerade paktiert.

luxlimbus
1 Monat her

Trommelwirbel! Das kompasslose Phrasen-Chamäleon will nun (endlich) auch mal das meinen, was es sagt. Uijuijui!

jansobieski
1 Monat her

Man kann das Geschwätz eines typischen Verlierers nicht mehr ertragen. Ausstiegschance: Neuauszählung der Stimmen, BSW drin, Mehrheit weg.

Rasio Brelugi
1 Monat her
Antworten an  jansobieski

„Neuauszählung der Stimmen, BSW drin, Mehrheit weg.“ …

… Grüne mit ins Boot und alles passt wieder.

Last edited 1 Monat her by Rasio Brelugi
Don Didi
1 Monat her
Antworten an  Rasio Brelugi

Richtig. Und wenn das nicht reicht, die SED auch noch.
Was die Brandmauer nach links taugt, haben wir ja bei der Richterwahl gesehen.
Und was das BSW angeht, ich befürchte, wenn es gegen die AfD geht, sind die auch dabei.

Chlorhahn
1 Monat her

Die CDsU hat sich am Wochenende auf das AfD-Verbot eingeschworen. Sicher hat sie sich vergewissert, dass Karlruge mitspielt. Zusätzlich hat man die Kampagne „AfD durchsetzt mit Putin-Spionen ind Gefolgsleute“ gestartet.

Phil
1 Monat her

Die beste Möglichkeit die “Schwachstellen der demokratischen Willensbildung” zu bekämpfen, wäre die komplette Einstellung seiner Regierungstätigkeit.

Hinrich Mock
1 Monat her

Es ist richtig, daß die Alternative für Deutschland gegründet wurde als Alternative zu Merkels angeblich „alternativloser“ Europolitik. Merkel war praktisch die Namensgeberin und ihre Politik der Anlaß. Aber es sollte immer auch erwähnt werden, daß die AfD personell eine Abspaltung von der CDU war. Es sind ehemalige Parteikollegen, die Merkel die Gefolgschaft aufkündigten, die in den Widerstand gingen und die die CDU/CSU seither so fanatisch bekämpft. Auch wiederholt zu dem Preis, sich vor den Karren der Linken spannen zu lassen und damit Wählerstimmen zu veruntreuen. Wer also will hier „ein anderes Land“?

Peter Klaus
1 Monat her

Wenn der Hauptfeind der CDU die AFD ist und nicht die Linken und die Grünen, dann wird das das Ende der CDU sein.

Rob Roy
1 Monat her
Antworten an  Peter Klaus

Unbegreiflich, wie nach der Belagerung der Berliner CDU-Zentrale Anfang des Jahres und dem Sturm auf CDU-Büros bei den letzten Wahlkämpfen, bei denen die CDU offen als „Nazis“ bezeichnet wurden, Merz und die CDU nicht erkennen, dass sie nach einem Verbot der AfD die nächsten sein werden.

Don Didi
1 Monat her
Antworten an  Rob Roy

Ich glaube nicht. Die werden weiterhin „vergrünt“, verkleinert und dienen später als willfähriger Mehrheitsbeschaffer und Wahlstimmenfänger für die, die weiterhin glauben, die CDU sei konservativ.
Geht ja schon los, die CDU als größerer Koalitionspartner kann nichts aus ihrem Wahlprogramm durchsetzen, nicht einmal Dinge, die im Koalitionsvertrag festgeschrieben sind. Letztlich regiert die SPD.

Supersilent
1 Monat her

Deutschland ist längst zu einer linken Diktatur verkommen, so perfide im demokratischen Mäntelchen verpackt so das es viele immer noch nicht merken. Jeder wird vernichtet der dieses System bedroht. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die AfD verboten wird und danach können wir endgültig sagen: „Willkommen in Nordkorea“.

Last edited 1 Monat her by Supersilent
Privat
1 Monat her

Die größte Schwachstelle ist dieser fiese dünne Mann mit seiner C Partei zusammen mit der ehemaligen Arbeiterpartei SPD.
Diese „kleine Koalition“ ist gerade dabei, Deutschland nach der alten Merkel, und nach dem Scholz – jetzt zu vernichten.
Die müssen weg – Alle weg.