Macron will mit Putin sprechen – und Merz soll zu Hause bleiben

Der französische Präsident möchte ein persönliches Gespräch mit dem russischen Präsidenten führen. Wann und wie das Gespräch zustande kommt, ist nicht sicher. Sicher ist nur, dass der deutsche Bundeskanzler daran nicht teilnehmen wird. Merz hat Deutschland in Europa isoliert. Warum hat er nicht das Gespräch mit Bart De Wever, Viktor Orbán, Robert Fico, Andrej Babiš gesucht?

picture alliance / abaca | Blondet Eliot/ABACA
Aufnahme vom 9. Dezember 2019 in Paris

Es gibt wohl niemanden, der Deutschland derzeit im Ausland gründlicher blamiert als der deutsche Bundeskanzler. Der Mann kann weder Wirtschaftspolitik noch Innenpolitik, noch Außenpolitik, er kann eigentlich nur eins: deutsche Steuergelder an rotgrüne Garden, NGOs genannt, an das Klima-Kartell und im Ausland, vorzugsweise in der Ukraine verteilen, und zwar so viel, dass noch so viel Geld übrigbleibt, damit auch das eine oder andere Toilettenbecken vergoldet werden kann. Dabei wäre es so einfach gewesen, das Richtige zu tun, er oder sein nicht minder irrlichternder außenpolitischer Berater Günter Sautter hätten nur TE lesen müssen. Aber Sautter beriet ja schon Annalena Baerbock. Fragen? Keine.

Was die Medien verschweigen:
Kanzler Merz treibt Deutschland außenpolitisch in die Isolation und wirtschaftlich in den Ruin
Nachdem die große Politik-Simulation von Friedrich Merz auf dem EU-Gipfel am 19. Dezember erbärmlich gescheitert war, Macron sich mit Winkelzügen durchgesetzt hatte, die weder von großer Raffinesse zeugten, noch eben subtil durchgeführt worden waren, und die niemanden bis auf Friedrich Merz verborgen blieben, kündigte Macron Gespräche mit Putin an. Scholz hatte in seiner Amtszeit viermal mit Putin telefoniert, der Mann aus Sauerlands Spiegelsälchen nicht ein einziges Mal. Dass Scholz nichts erreichen konnte, lag auch daran, dass die Biden-Administration den Krieg fortsetzen wollte. Dabei hätte gerade Merz als neuer Kanzler ein neues Kapitel aufschlagen können, unbehelligt von Altlasten wie Baerbock, weil es besser ist zu reden, als nicht zu reden. Doch stattdessen gefiel sich Merz in markigen Reden, außenpolitisch, möchte man fast sagen, in Prahlerei. Wie sehr drängelte er danach, den Boykott und die Destruktion von Trumps Friedensbemühungen anzuführen. Und was sagten die anderen Europäer dazu? Ein wenig wie bei den sieben Schwaben: „Hahnemann geh du voran/du hast die großen Stiefel an.“

Jetzt heißt es, der französiche Präsident möchte ein persönliches Gespräch mit dem russischen Präsidenten führen, meint, wann und wie und ob das Gespräch zu Stande kommt, ist nicht sicher, sicher ist nur, dass der deutsche Bundeskanzler an den Gesprächen nicht teilnehmen wird. Wozu auch? Es genügt, wenn Deutschland zahlt, wofür auch immer. Man könnte Tränen lachen, wenn nicht Fremdschämen und natürlich auch eigenes Schämen, denn die Herrschaften agieren im Namen Deutschlands, angesagt wäre, denn Merz und Sautter, schreibt die Süddeutsche, „setzen derzeit nicht auf eigene Kontakte nach Russland, sondern darauf, die Ukraine in ihren Gesprächen mit den USA zu stärken“. Haben wir etwas übersehen? Befindet sich die Ukraine etwa im Krieg mit den USA? Müssen Friedensgespräche mit den USA geführt werden? Etwa nicht mit Russland? Die deutsche Außenpolitik unter Merz ist orientierungslos und scheint von Ressentiments getrieben zu sein.

Der "Kriegsgipfel" von Brüssel
Führt Merz Deutschland in den Krieg mit Russland?
Zur Erinnerung – man kann es im Detail auf TE nachlesen – Merz und von der Leyen sind mit einem abenteuerlichen Plan vorgeprescht, den sie, koste es, was es wolle, durchzusetzen trachteten, auch wenn dadurch der europäische Finanzmarkt großen Schaden erlitten hätte und die Stabilität und der Status des Euros als Reservewährung in Gefahr geraten wären. Für die Umsetzung wurde sogar EU-Recht gebeugt. Der belgische Premierminister Bart De Wever wurde massiv unter Druck gesetzt. Ein Freund Deutschlands wird der wohl schwerlich noch. Plump hat Merz belgisches Porzellan zerbrochen. Doch Belgien wehrte sich, Ungarn, Tschechien und die Slowakei kritisierten den Merz-Plan heftig, Meloni auch.

So war es für Macron ein Leichtes, in der Stille seinen Schwenk vorzubereiten, den er zu Merzens Überraschung auf dem EU-Gipfel kalt und lächelnd vollzog, indem er, wie man hört, mit Viktor Orbán eine Vereinbarung traf, dass Ungarn, Tschechien und die Slowakei nicht gegen den Plan gemeinsamer EU-Schulden sein würden, wenn sie diese Schulden nicht mittragen müssten. Eigentlich stand im gewissen Sinn Orbán auf der Seite von Merz, hielt und hält auch nichts von Gemeinschaftsschulden, doch da er sie nicht mittragen muss, bietet sich ihm ein eleganter Ausweg, zumal der Merz-Plan noch schlimmere Folgen heraufbeschworen hätte, denn Merzens „Reparationskredit“ war nichts anderes als ein Kriegskredit. Und Orbán will Frieden.

Nachdem Merz am 19. Dezember mit seinem Plan gescheitert war, konnte Macron auch aufgrund seiner Vorabsprachen seinen alten Plan, der an Eurobonds erinnerte, mühelos durchbringen. Bart De Wever, der mit seinem kleinen Belgien einen Sieg gegen das große Deutschland errungen hatte, steht in Belgien zurecht als Held dar. La Libre schrieb am 19. Dezember: „Bart De Wever zeigte sich bei seiner Pressekonferenz bescheiden triumphierend, obwohl er als der große Gewinner des europäischen Gipfels galt, der gegen 3 Uhr morgens in Brüssel geendet hatte. ‚Die Ukraine hat gewonnen. Die Europäische Union hat gewonnen. Die Finanzstabilität hat gewonnen. Wir haben Chaos und Spaltung vermieden‘, erklärte der belgische Premierminister und verzichtete darauf, hinzuzufügen, dass er politisch der große Gewinner des Abends sei.“

Und selbst De Standaard schrieb: „2025, das Jahr, in dem sich der flämische Nationalist Bart De Wever als bester Belgier erwies. Wer hätte vor einem Jahr vorhergesagt, dass der flämische Nationalist Bart De Wever heute in der EU so erfolgreich sein würde? Das Amt des Premierministers scheint ihm wie angegossen zu passen.“

Geld für die Ukraine
EU-Gipfel: Friedrich Merz hat verloren
Und um Merz zu zeigen, wer Koch und wer Kellner ist, verkündete Macron unmittelbar nach dem Gipfel, mit Putin reden zu wollen, und, um jetzt noch einmal nachzulegen, allein, und zwar ohne Friedrich Merz. Der darf in Berlin bleiben und sich von den deutschen Medien erzählen lassen, warum er dennoch ein großer Kanzler ist – zumindest in den deutschen Medien. Vize-Regierungssprecher Steffen Meyer kommentierte, dass man die Überlegungen Macrons „zur Kenntnis“ genommen habe. Mehr bleibt ihnen ja wohl auch nicht übrig. Allerdings untertreibt Meyer, wenn er sagt, der Kanzler habe „sehr viel Zeit, politisches Kapital, Energie“ darauf verwendet, eine Friedensperspektive zu eröffnen.

Nicht nur politisches, vor allem doch finanzielles Kapital. Wie viel eigentlich: 70 oder gar 80 Milliarden, allein aus dem deutschen Haushalt? Da sind die 25 Prozent deutscher Anteil an den EU-Hilfen noch nicht einmal eingerechnet. Hübsch ist es, wenn Meyer herausstellt, dass Merz um europäische Geschlossenheit bemüht war. Das ist ihm wirklich vortrefflich gelungen, Europa steht geschlossen gegen Deutschland. Nicht einmal Selenskyj hält doch wirklich zu Merz. Merz hat Deutschland in Europa isoliert.

Warum zum Teufel hat Merz nicht das Gespräch mit Bart De Wever, mit Viktor Orbán, mit Robert Fico, mit Andrej Babiš gesucht?

Der göttliche Molière hatte wie kein zweiter die Eliten und die Bürger in der Zeit Ludwigs XIV. satirisch aufs Korn genommen, ihre Eitelkeit, ihre Gier, ihre Großsprecherei, ihre Heuchelei, ihre Wehleidigkeit, ihre Weltfremdheit bei gleichzeitiger Gerissenheit. In der Komödie Le Bourgeois gentilhomme („Der Bürger als Edelmann“) nimmt Molière den so eitlen, wie einfältigen, wie reichen Geschäftsmann Monsieur Jourdain aufs Korn, der so gern ein Adeliger werden möchte, da ihm sein bürgerliches Dasein als allzu poplig vorkommt. Wie gern wäre er ein Mann von Welt – und im Versuch, es zu werden, macht er sich lächerlich und wird ausgenutzt.

Vielleicht nutzt Friedrich Merz die Weihnachtstage und liest Molière. Vielleicht hilft ihm sein außenpolitischer Berater Günter Sautter bei der Lektüre, Literaturwissenschaft soll der Mann ja studiert haben, aber eben auch Politikwissenschaft, was am Ende doch die schönste Literaturwissenschaft verdirbt.


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Kommentare ( 33 )

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Iso
38 Minuten her

Das gelingt nicht jedem, von allen gemobbt zu werden.

yeager
1 Stunde her

Merz nutzt die Bühne der Außenpolitik doch eh nur um sich innenpolitisch zu profilieren und von den innenpolitischen Problemen abzulenken. Als Ablenkung ist ein Krieg immer hochwillkommen, ansonsten hat Merz an der Situation der Ukrainer oder gar der Russen offenbar wenig Interesse.
Bisher hat Merz weder innen- noch außenpolitisch irgendwelche Ambitionen erkennen lassen außer der Kanzler zu sein. An dem Amt klammert er mit aller Macht, aber man fragt sich, wozu eigentlich.
Merz‘ Kanzlerschaft ist wie ein Ferrari der nur in der Garage steht:
Irgendwie sinnlos.

AmitO
1 Stunde her

Es gibt drei Antworten auf die Frage:
a) Dummheit.
b) Blackrock.
c) Die Götter wollen ihn zerstören (jene treiben ihn bekanntlich in den Wahnsinn).

Alle sind richtig.

Biskaborn
22 Minuten her

„Warum zum Teufel hat Merz nicht das Gespräch mit Bart De Wever, mit Viktor Orbán, mit Robert Fico, mit Andrej Babiš gesucht?“
Ganz einfach, dann wäre es aus gewesen mit Bundeskanzler, denn mit Rechtspopulisten spricht man nicht ist das Credo deutscher Politik. Alle Linken und die Medien, Kirchen, NGO‘s hätte sich auf ihn gestürzt, wegen der Brandmauer. Hier hat Merz zum eigenen Vorteil richtig gehandelt. Zum eigenen wohlgemerkt, nicht zum Vorteil Deutschlands, was ihm sowieso egal ist!

Punti
22 Minuten her

Auf die heilende Wirkung der Literatur würde ich eher nicht hoffen. Vermutlich liegen die Angelsachsen mit ihrer Einschätzung, ‚Merz is not the sharpest knife in the drawer‘ einigermassen nah an der Wahrheit, und da hilft dann eben auch kein Moliere.

Bernd Simonis
30 Minuten her

Marcon soll ruhig voran gehen, dann wird er sich eine Abfuhr holen. Mit Putin kann man derzeit nicht sinnvoll verhandeln, denn er fühlt sich in der Position der Stärke. Das Gespräch muss Merz also nicht fürchten, im Gegenteil.

Ede Kowalski
38 Minuten her

Ich war fest davon überzeugt, dass das Niveau im Kanzleramt nach Merkel und Scholz nicht noch weiter sinken könnte. Da lag ich wohl falsch.

Haba Orwell
38 Minuten her

> Warum hat er nicht das Gespräch mit Bart De Wever, Viktor Orbán, Robert Fico, Andrej Babiš gesucht? Er könnte einfach nachlesen, was Orban sagt: „EU-Kredit an Ukraine zieht uns immer tiefer in den Krieg hinein“ > „… Den ganzen Irrsinn von Leyen und Merz und den anderen Kriegsirren hat wieder einmal Viktor Orbán dargelegt: „… Zum ersten Mal in der Geschichte der Europäischen Union haben 24 Mitgliedstaaten gemeinsam einem Land außerhalb der Union einen Kriegskredit gewährt. Dies ist keine bloße Formalität, sondern ein qualitativer Wandel. Die Logik eines Kredits ist klar: Wer Geld verleiht, will es zurück. In diesem Fall ist… Mehr

heinrich hein
43 Minuten her

Vielleicht kann ja statt Merz unser m.E. mehr als geniale Außenminister teilnehmen. Der wird in seiner ihm eigenen Art vermutlich gleich den dritten Weltkrieg auslösen, wenn er überhaupt von Putin ernst genommen wird.. Die Herrschaften aus unserer „Regierung“ haben diese Land weltweit der Lächerlichkeit ausgesetzt und tuen dies m.E. fortwährend.

Haba Orwell
46 Minuten her

> Zur Erinnerung – man kann es im Detail auf TE nachlesen – Merz und von der Leyen sind mit einem abenteuerlichen Plan vorgeprescht, den sie, koste es, was es wolle, durchzusetzen trachteten, auch wenn dadurch der europäische Finanzmarkt großen Schaden erlitten hätte und die Stabilität und der Status des Euros als Reservewährung in Gefahr geraten wären. Verkehrte Zielsetzung offensichtlich im Interesse der globalistischen Kabale. Diese muss eh schon auf den Klima-Betrug verzichten: „The Corbett Report: Das Ende des UN-Klimahoaxes? – uncut-news.ch“ > „… Besonders auffällig ist, dass die Klimathematik in den USA unter Präsident Trump praktisch keine politische Relevanz… Mehr

Michael Palusch
47 Minuten her

und zwar so viel, dass noch so viel Geld übrigbleibt, damit auch das eine oder andere Toilettenbecken vergoldet werden kann.

Korrekt sollte es so heißen: „…und zwar so viel, dass noch so viel Geld übrigbleibt, damit auch der eine oder andere Kampfpanzer erworben werden kann.“

Budgie
47 Minuten her

Merz ist das Label deutscher Arroganz auf der Basis eines gescheiterten Bildungssystems. Wir machen die gleichen Fehler wie 1914-1918, Herrenreiterei bis der Gaul krepiert. Wer die Blockparteien, besonders die CDU/CSU wählt, der wählt Krieg, Elend und Zusammenbruch. Ich erkenne bei den „christlichen“ Parteien Deutschlands weder einen Heiland noch Friedensbringer, nicht einmal zu Weihnachten. Ich höre nur schwarz-grünes Kriegsgeschrei.
Ich kann nur rufen:
„Lieber Helmut steig hernieder, regiere unser Deutschland wieder!“

HPs
10 Minuten her
Antworten an  Budgie

So ein Blödsinn.

1914 hat der deutsche Kaiser das europäische Bündnissystem nicht kapiert.

Wenn schon Fehler,
dann die, die Chamberlain, Daladier gemacht haben, 1938 ff

Ralph Martin
57 Minuten her

Im Wahlkampf wusste Merz für ein paar Wochen was sein Arbeitgeber, das Deutsche Volk, für Politik erwartet.
Für wen er jetzt politisiert ist nicht erkennbar. Das Deutsche Volk ist es nicht.