Die Junge Gruppe sagt ein wenig Nein zum Rentenpaket oder auch nicht

Die Junge Gruppe der Union rebelliert, die Jusos pöbeln, und eine überforderte Arbeitsministerin brüllt „Kampfauftrag“ statt Verantwortung. Während Merz und Spahn mit Pizza-Diplomatie um Stimmen betteln, stellt sich die Frage: Muss die Union am Ende bei der SED anklopfen, um ihr eigenes Desaster zu retten?

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
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Wird Friedrich Merz am Ende mit der SED kuscheln müssen, um diesmal das Rentenpakt durch den Bundestag zu bekommen? Gerade eben legte die Junge Gruppe der Bundestagsabgeordneten der Union ihr Positionspapier vor, in dem sie die Zustimmung zum Rentenpaket eigentlich vielleicht doch so gut wie verweigert. (Liegt TE vor) Sie verdeutlicht, dass „Regierungsfähigkeit…von Beginn an unser Ansinnen“ war. Doch dafür „braucht es den fairen Ausgleich zwischen den Koalitionspartnern auf Regierungs- und Fraktionsebene.“

Es wird immer deutlicher, dass sich am Rentenpaket ein viel größerer Konflikt artikuliert, nämlich das Unbehagen der jungen Abgeordneten mit Merzens Politik der Erfüllung sozialdemokratischer Wünsche und Vorhaben. Sie möchten, dass die Union endlich auf „Augenhöhe mit der SPD agieren muss“. So moniert die Junge Gruppe am konkreten Beispiel: „Wenn eine Partei 45% Rentenerhöhungen, die andere Partei 48% Rentenerhöhungen bis 2040 anstrebt, wäre ein Kompromiss in der Mitte naheliegend gewesen…Leider war die SPD nicht kompromissfähig. Dass die SPD nicht zu Verhandlungen in der Sache bereit war, zu denen sie parlamentarisch verpflichtet gewesen wäre, ist nicht nachvollziehbar.“ Diese Kritik lässt sich im Grunde auf alle Politikfelder beziehen.

Jens Spahn hat, wie er eigentlich und ungewollt bei Carmen Miosga in der ARD bestätigte, Druck auf die jungen Abgeordneten ausgeübt. Er soll laut eines Berichts in der Bildzeitung sogar damit gedroht haben, dass man einen Listenplatz auch verlieren kann.

Mit einer dem Rentenpaket beigefügten Entschließung hat die CDU-Führung die Situation sogar noch verschlimmbessert. Doch den Ausschlag für die Entscheidung der Jungen Gruppe, das „Rentenpaket für nicht zustimmungsfähig“ zu halten, dürfte das Kinderzimmer-Revoluzzertum der Jusos gegeben haben, die den Klassenkampf wieder aus der Mottenkiste der Kommunisten hervorholen. Nicht genug damit, hat die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, den „Kampfauftrag“ der Jusos angenommen und will nun gegen die Arbeitgeber kämpfen. Wohl ganz im Sinne der Jusos, die klargemacht haben, dass den Vermögenden das Lachen im Halse stecken bleiben soll. Es war die Delegierte Nina Gaedicke aus dem Unterbezirk/Kreisverband Münster, die als Jugendbildungsreferentin im Bereich Gleichstellung tätig ist und in der Straßenbahnlinie 66 „bei einem guten Herbert-Grönemeyer-Song“ gern „über das Leben“ nachdenkt, die ihrer Genossin Bärbel Bas den Kampfauftrag erteilte: „Du sagst, die anderen wollten ja noch Schlimmeres. Entschuldige, aber in meiner ganz persönlichen Bewertung von diesem Drecksentwurf ist mir ehrlicherweise komplett egal, was irgendeine Scheiß-Union und ein komplett enthemmter Fritze mehr als noch Schlimmeres wollten. Bullshit bleibt Bullshit!“ Um schließlich den gut stalinistischen Marschbefehl zu erteilen, fügte sie drohend hinzu: „Wir Jusos werden weiter für den Sozialstaat streiten. Erst recht, wenn unsere Mutterpartei das anscheinend gar nicht mehr vorhat. Und, liebe Bärbel, es wäre mir wirklich lieber, wenn du dabei an unserer Seite stehst. Also hör auf mit dem Bullshit. Glück auf!“

So spricht der eine Partner öffentlich über den anderen Partner in der Koalition. Kein Wunder, dass die Junge Gruppe der „Scheiß-Union“ kein „Vertrauen in die Reformbereitschaft der SPD … beim Thema Rente“ hat. Sie schätzt richtig ein: „An der Reformfähigkeit der Koalition muss man zweifeln: Wenn die Parteivorsitzende und zuständige Bundesministerin zum „gemeinsamen Kampf“ gegen die Arbeitgeber aufruft, ist das nicht nur eine klare Absage an jegliche Reform im Sinne einer wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik. Es ist darüber hinaus eine Absage an die Sozialpartnerschaft in Deutschland und damit ein politischer Skandal für sich, der für die Union nicht akzeptabel sein darf.“ Ist er aber. Für die Union ist für den Besitz des Kanzleramts alles akzeptabel. Der schwache Fraktionsvorsitzende Jens Spahn und sein noch schwächerer Kanzler Merz versuchen derzeit, genau diesen Skandal wegzulächeln, als hätte es ihn nicht gegeben, als hätte die arme Ministerin nur etwas die Nerven verloren, weil sie auf dem Juso-Kongress unter Druck geraten war.

Umso schlimmer, wenn der größte Etat im Bundeshaushalt von einer Politikerin verwaltet wird, die sich von ein paar Kinderzimmer-Revoluzzern aus der Fassung bringen lässt. Stimmt sie mit den Jusos überein, ist sie ungeeignet für den Job, hat sie sich nur unter Druck zu unbedachten Äußerungen verleiten lassen, ist sie erst recht ungeeignet. Genau dort setzt die Junge Gruppe an, wenn sie formuliert: „Regierungsfähigkeit heißt Vertrauen. Vertrauen in getätigte öffentliche Aussagen und getroffene Zusagen. Regierungsfähigkeit heißt auch Vertrauen gegenüber dem Koalitionspartner. Ohne ein Grundvertrauen in die SPD kann es nicht gehen. Es gibt jedoch keine politische Pflicht, einem Vertragspartner blind zu vertrauen. Es gibt auch keine Pflicht, in Vorleistung zu gehen, um anschließend auf die in Aussicht gestellte Gegenleistung nur noch hoffen zu können.“

Allerdings bekommt die Junge Gruppe am Ende ihres Textes Angst vor der eigenen Courage, wenn sie jedem „Mitglied der Jungen Gruppe“ die Verantwortung überträgt, „die Argumente ab(zu)wägen und eine Entscheidung (zu) treffen.“

Jens Spahn hat bereits bei Carmen Miosga angekündigt, jedes Mitglied der Jungen Gruppe der Unionsfraktion bei sich zu Hause zu empfangen und möglicherweise bei Pizza und Rotwein über dessen Perspektiven zu reden, die natürlich so rein gar nichts mit dem Abstimmungsverhalten zu tun haben. Er muss nur 6 von 18 Abgeordnete überzeugen, dass er die beste Pizza in ganz Berlin serviert.

Man wird sehen, wer einknickt. Oder ob am Ende Friedrich Merz doch Ines Schwerdtner anrufen muss, ob sie nicht noch ein paar Stimmen für ihn hat. Es müssen ja nicht gleich alle sein. Für seine Kanzlerschaft würde er wohl auch das tun. Vielleicht nimmt ihm ja auch Bärbel Bas das Telefonat ab.

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Kommentare ( 82 )

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amendewirdallesgut
14 Tage her

Was bleibt wenn dem Sozialismus der Markt abhanden kommt , Symptombekämpfung mit der Parole : „wascht uns aber mach mich nicht nass“ , mehr nicht . Demokratie endet nun einmal in einer Ochlokratie

hansgunther
14 Tage her

Es ist der rosa Elefant im Raum … der von niemandem angesprochen wird. Dieser rosa Elefant bringt unser gesamtes System ins Wanken. Parallel wird die Wirtschaft und die Bürger finanziell durch Geldabpressung für „heiße Luft“ auch noch zu Boden gedrückt. Alles nur zugunsten des rosa Elefanten! Dieser rosa Elefant ist eine einzige manipulierte Lüge, da er niemals Ertrag, sondern nur Tribut in Form von Verwerfungen, Einschränkungen, Kosten und Blutzoll bedeutet. Eine lebenslange Alimentier-ung für Millionen bei bewusst herbeigeführtem Niedergang der Wirtschaft und sicherer, preiswerte Energieversorgung, allgemein z.T. dramatische steigenden Belastungen aller Art für den Bürger werden am Ende diesen Staat… Mehr

Last edited 14 Tage her by hansgunther
Kontra
14 Tage her

Die Jungs in den schwarzen Anzügen, die erst kürzlich Frau Ostermann „überzeugt“ haben, dürften doch auf stand by sein. Also wird am Freitag alles nach „Plan“ laufen, ganz sicher!

giesemann
14 Tage her

Da sprach der Scheich zum Merzen, du wirst es schon verschmerzen.

Peter Pascht
14 Tage her

Die mathematisch extrapolierte Prognose für die Zukunft Deutschlands ist dramatisch.
Stark sinkende Löhne, stark sinkendes Rentenniveau.
Es sind soziale Unruhen zu befürchten.
Der Weg in den Staatsbankrott 1919 – 1932 – als Geschichtstunde, ruft gehört zu werden.
1923 – Hyperinflation, 1929 – Weltwitschaftskrise – dohen aus dem Grabe
1929 -1945 drohen aus dem Grabe
Sollte Oswald Spengler doch Recht gehabt haben schon 1919?
„Der Untergang der Abendlandes“, Oswald Spengler
„Oswald Spengler droht aus dem Grabe Recht zu behalten“ – (Adorno)

Last edited 14 Tage her by Peter Pascht
Silverager
14 Tage her

Es wir von „Rentenreform“ und „Rentenpaket“ hier geschwafelt.
Was bedeutet das eigentlich für den jetzigen Rentner?
Sollen die bestehenden Renten gekürzt werden? Ich meine, noch weiter gekürzt?
Mal Butter bei die Fische!

hansgunther
14 Tage her
Antworten an  Silverager

Die Rentner sollen jetzt ihren Beitrag leisten, damit es dem rosa Elefanten hier gutgeht! Aber nicht nur die Rentner, alle sollen, werden bluten. Bei ca. 1500 Euro Rente wäre die Erhöhung nach jetzigen Plänen ca. 35 Euro im Monat. Bürgergeld liegt bei ca. 1000 bis 1200 Euro/Monat ohne irgendeine vorherige Beitragszahlung/Leistung plus zusätzliche Leistungen. (kann man googeln!) Dann wird die Rechnung noch wesentlich schiefer, zu Ungunsten der Rentner. Ein Großteil der Rentner liegt bei 1000 Euro Rente, trotz erbrachter Arbeitsleistung/Beiträge. Natürlich sind die Erwerbsbiographien sehr individuell.

Juergen P. Schneider
14 Tage her

Die Pickelgesichtabteilung als Teil der Duckmäuser-Fraktion der Klatschhasenpartei wird zustimmen, um die erhoffte eigene Nichtsnutz-Karriere im Bundestag nicht zu gefährden. Alles andere wäre eine große Überraschung.

hansgunther
14 Tage her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Die Diäten bleiben unverändert, wichtigster Punkt!

St.Elmo
14 Tage her

Die SED wird mitmachen und der Irsinn wird Gesetz.

hansgunther
14 Tage her
Antworten an  St.Elmo

Die Diäten bleiben unverändert, wichtigster Punkt!

Peter Pascht
14 Tage her

Die mathematisch extrapolierte Prognose für die Zukunft Deutschlands ist dramatisch.
Stark sinkende Löhne, stark sinkendes Rentenniveau.
Es sind soziale Unruhen zu befürchten.

hansgunther
14 Tage her
Antworten an  Peter Pascht

Die Diäten bleiben unverändert, wichtigster Punkt!

muthlos
14 Tage her

Spahn sollte den Abgeordneten sagen,daß er und die SpdAntifa weiß,wo sie wohnen.Das paßt besser zu den Vasallen der Patin Bas.