Hauptsache gegen Rechts: die unscharfe Suche der Linken nach verlorenen Wählern

Die Vereinte Linke von Heidi Reichinnek bis Friedrich Merz beteuert, verstärkt gegen die AfD kämpfen zu wollen. Doch dabei scheitern sie schon in dem, was sie Analyse nennen – was aber oft nur eine unscharfe Beschimpfung von Bürgern ist.

picture alliance/dpa | Niklas Graeber

Die Linken rufen dazu auf, unliebsame Medien mit Gewalt zu vertreiben. Ihre Abgeordneten greifen auf Demonstrationen Polizisten an. Sie verbrüdern sich auf Demonstrationen mit den Kindermördern, Vergewaltigern und Leichenschändern der Hamas. Trotzdem legen die Linken in den Umfragen zu. Was kann dagegen getan werden? Dieser Frage hat sich der Deutschlandfunk gestellt. Nein. Hat er nicht. Zwar ging es um “Zerstörungslust”, aber im Zusammenhang mit “Elementen des demokratischen Faschismus”. Beschäftigt sich der Deutschlandfunk mit den Linken, geht es deren „Journalisten” um die Frage, warum die CDU nicht enger mit den Journalisten-Vertreibern, Polizisten-Schlägern und Kindermord-Sympathisanten zusammenarbeitet – um “unsere Demokratie” zu verteidigen.

Problematisiert wird im Staatsradio nur die Rechte. Aber der Deutschlandfunk zeigt sich immerhin generös und will den AfD-Wählern ein “Rückkehrangebot” machen. So, als ob es sich bei ihnen um die Angehörigen einer Sekte handelt. Dem Innenleben dieser Sekte will sich das Staatsradio annähern und holt dabei Informationen vom Soziologen Oliver Nachtwey ein. Der hat ein Buch verfasst namens “Zerstörungslust, Elemente des demokratischen Faschismus”. Das sind die richtigen Buzzwörter, um den müsliverkümmerten Blutdruck der Studienratshörerschaft nach oben zu treiben. Los geht die wilde Fahrt. Also, was treibt die Rechten in ihre faschistische Sekte, Herr Nachtwey?

Vom “demokratischen Faschismus” könne in dem Zusammenhang keine Rede sein, sagt der Soziologe. Hier gehe es um die Anhänger, die seien besser als die “Destruktiven” bezeichnet. Warum wählt Nachtwey dann ein so drastisches Wort für seinen Buchtitel? Mit dem Begriff seien nicht die Anhänger gemeint, sondern die Mächtigen wie Donald Trump. Um den amerikanischen Präsidenten geht es dann auch in seinem Buch. Das heißt wiederum: Der Deutschlandfunk wählt einen als Experten für den Aufstieg einer deutschen Partei, der sich mit dem amerikanischen Staatschef beschäftigt hat. Andere würden jetzt die Unschärfe in der Analyse beklagen. Für den Deutschlandfunk indes zählt nur die Haltung: irgendwas gegen Rechts. Das reicht dem Staatsradio in den Tagen der “Brandmauer”.

Die Anhänger der AfD seien “nicht die Personen, die ganz unten sind”. Vielmehr erscheine ihnen die “Perspektive des Aufstiegs” nicht mehr realistisch. Für Nachtwey und den Deutschlandfunk sind sie damit die “Destruktiven”. Für Kanzler Friedrich Merz (CDU) die Miesmacher. Allerdings können die “Destruktiven” die Wirtschaftsdaten wie das Bruttoinlandprodukt richtig lesen – das zeigt seit Jahren eine reale Perspektive des Abstiegs auf. Aber das sind Zahlen ohne Haltung. Eine inhaltliche Schärfe, die in der Welt des Deutschlandfunks rechts ist und für die es ein “Rückkehrangebot” geben muss.

Dann wirft Nachtwey den “Destruktiven” die “Bejahung eines demokratischen Faschismus” vor. Dies sei zum Beispiel eine Reaktion auf Politiker, die verkünden, es sei kein Geld für Steuersenkungen da, für Straßenbau oder ein Rentenniveau, das dem internationalen Vergleich standhält. Dann sei aber Geld da für die Bankenrettung oder die Pandemie-Politik. Das mache diese Politiker in den Augen der “Destruktiven” unglaubwürdig. In der Welt des Deutschlandradios ist das keine zulässige Reaktion.

Lustig ist dann, wie Nachtwey wie ein Hund vorneweg läuft und zu den Ausgaben für Bankenrettung oder Pandemie-Politik versichert: “Ich bejahe das ausdrücklich.” Denn schließlich will er Bücher mit Buzzwörtern wie “Zerstörungslust” und “Faschismus” verkaufen. Die triggern so schön die Studienratshörerschaft des Deutschlandfunks mit seinem müsligestörten Blutdruck. In dem Umfeld will Nachtwey auch weiter gratis werben dürfen. Doch dafür muss er Haltung zeigen. Je diffuser, umso besser.

Die linke Welt Deutschlands sucht den Zusammenhalt. Dadurch sehen sich ihre Aktivisten gestärkt im “Kampf gegen Rechts”. Das politische Milieu wird so für sie zur Komfortzone. Das hilft dem eigenen Wohlbefinden. Aber dem Urteilsvermögen schadet es nachhaltig. Seit gut zehn Jahren führt die Linke nun schon den “Kampf gegen Rechts”, seit gut zehn Jahren wollen die Linken die AfD zurück in die außerparlamentarische Opposition drängen – oder wenigstens “halbieren”, wie es Merz einst versprochen hat. Doch unter Angela Merkel (CDU) und Merz hat sich eben diese AfD mehrfach verdoppelt.

Der unscharfe Blick auf die “Destruktiven”, die bösen rechten Wähler nimmt den Linken – zu denen die CDU mittlerweile ausdrücklich gehört – jede Möglichkeit, diese Wähler wieder für sich zu gewinnen. Wenn ein kritischer Blick auf den Niedergang der Wirtschaft oder die verfehlte Ausgabenpolitik der Regierenden genügt, um im Staatsradio als “Destruktiver” gebrandmarkt zu werden, als eine Art Sektenmitglied, dem ein “Rückkehrangebot” gemacht werden müsse – dann kann die Analyse nur falsch sein. Dann ist jeder Rückhol-Versuch, der auf einer solchen Analyse beruht, zum Scheitern verurteilt.

Ist das lustig, den Linken zuzuschauen, wie sie die Realität vor lauter “Brandmauer” nicht mehr sehen? Stand jetzt: ja. Doch das kann sich ändern. Die Linken – inklusive denen in der CDU – sind bereit, den Blick auf die Realität ihrer Komfortzone zu opfern. Wie wenig gilt ihnen da die demokratischen Rechte derer, die sie als “Destruktive” im Staatsradio verschmähen lässt? Friedrich Merz hat schon angekündigt, dass er die “Schwachstellen der demokratischen Willensbildung” bekämpfen will.

So gesehen hat der Deutschlandfunk durchaus recht: Merz und seine CDU sollten mit der Linken zusammenarbeiten. Die haben nicht nur die Erfahrung mit Mauern und wie man an diesen Mauern politische Gegner verbluten lässt. Die Linke hat auch Erfahrung damit, das Verbot anderer Meinungen als Kampf gegen Hetze zu beschönigen. Und wenn Merz die “Schwachstellen der demokratischen Willensbildung” bekämpfen will, um 99,6 Prozent Zustimmung für “unsere Demokratie” zu gewinnen, dann hat der Kanzler in den Linken auch die richtigen Experten. In diesem Sinne ist es dann auch folgerichtig, wenn das Staatsradio deren Hang zur Gewalt nicht problematisiert. Hauptsache gegen Rechts.

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Kommentare ( 28 )

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BKF
1 Monat her

Für Kanzler Friedrich Merz (CDU) die Miesmacher.“ Das ruft ja förmlich nach einer Aktion gegen Miesmacher und Kritikaster. Erkennt irgendjemand von denen nicht die politischen Parallelen und wohin das führt?

Lennart Schulz
1 Monat her

Tatsächlich sehe ich inhaltlich zwischen der Union und den Grünen keinen Unterschied mehr. In seinem Interview bei Miosga im April hatte Merz dies ja in Grunde sogar bestätigt. Die CDU will genau das gleiche, wie die Grünen. Der Unterschied besteht nur im Erreichen des Ziels: die Grünen wollen alles, was ihnen unliebsam ist verbieten. Die Union möchte, dass dieselben Dinge so teuer werden, dass alle Bürger freiwillig damit aufhören. Bis auf ein paar wenige Superreiche, die sich dann z.B. warmes Wasser trotzdem noch leisten können.

Klaus Kabel
1 Monat her

Die Sozialisten, egal ob National, Sovietisch, Maoistisch, ob Hitler, Stalin, Mao/Pol Pot waren schon immer unfreundlich gegen – ich sage nicht Rechte – Konservative. Auch Fritze Merzel wird zu spüren bekommen, dass er nur der Dummkopf und Steigbügelhalter für das sozialistische Pack der neuen SED aus SPD, Grünen und Linken ist.

wackerd
1 Monat her

Offenbar gibt es zu viele Deutsche, die sich vom Bling-Bling der roten Tattoo-Tik-Tok Heidi und ihrem linken Geschwätz, wie mit einer AK-47 abgeschossen, beeindrucken lassen. Inhaltlich oder moralisch kann man sie an der untergegangenen kommunistischen SED messen. Aber auch davor machen Deutschlands Mitläufer keinen Halt.

Last edited 1 Monat her by wackerd
HansKarl70
1 Monat her

Die Frau Reichinnek erreicht eben nur sehr wenige Menschen und ob die noch alle selber denken weiß man nicht. Tätowierte Arme mögen ja manchmal hilfreich sein, aber hier funktioniert es offensichtlich nicht,

bfwied
1 Monat her

Noch bröckelt die Zustimmung zur CDU nur ein bisschen, denn noch erscheinen die steigenden Zahlen der Firmenaufgaben bzw. -zusammenbrüche und der Arbeitslosen nicht vor den Augen der allermeisten Leute. Noch können sich die allermeisten in die Teuerung schicken, noch reicht es bei den allermeisten, auf Überflüssiges zu verzichten, um bis Monatsende durchzuhalten. Noch lassen sie sich weismachen, dass ihr Verzicht unabwendbare Notwendigkeit wäre, noch haben sie nicht begriffen, dass das eine entsetzlich bösartige und dumme Lüge ist, und noch hält sich im Hinterkopf der Glaube, dass die CDU doch eine konservative Partei wäre, die halt nicht anders könne, und noch… Mehr

Deutscher
1 Monat her

Der Linken einzige Strategie, um von ihrem Extremismus abzulenken, ist, einen anderen Extremismus an die Wand zu malen, als dessen erbittertste Gegner sie sich inszenieren.

Historisch gesehen, ist es natürlich Quatsch: Braune und Rote bekämpften einander während der Weimarer Republik nicht, weil sie so gegensätzlich, sondern weil sie sich so ähnlich waren, dass sie um dieselbe entscheidende Wählergruppe konkurrierten.

Die National-Sozis waren eine linke Partei. Ich könnte jetzt einmal mehr auflisten, warum.

Juergen Waldmann
1 Monat her

Kanzler Merz wird noch von vielen als ein Konservativer Kanzler gesehen , das war aber schon Merkel nicht mehr , nachdem sie mit den Linken paktierte . Die Öffnung der BRD für den Zustrom von bedürftigen Migranten , war ihr Werk und wurde nur von SPD , Linken und Grünen bejubelt . Immer mehr aus der Arbeiterschaft wechseln zur AfD , auch ex CDU/CSU Wähler haben erkannt , dass nur die AfD Positionen vertritt , die unserer Wirtschaft und unserem Wohlstand mehren kann . Die Linken und Grünen sind Reste der Internationalen !

Deutscher
1 Monat her

Mit dem Pony, dem dunkelroten Haar, den Tattoos und im schwarzen Kleid sieht Reichinnek ziemlich attraktiv aus, wenn man sich das Gesicht wegdenkt.

Mr.Bolp
1 Monat her

So, ich habe mir mal die Mühe gemacht: Heidi Reichinnek: Jugendhilfe, wissenschaftliche Mitarbeiterin Iris Schwendtner: 2009-2019 Studium der Politik (Master) Lars Klingbeil: Politikstudium, SPD-Karriere Friedrich Merz: Wissen alle Franziska Brantner: Politikwissenschaft studiert, wissenschaftliche Mitarbeiterin gewesen, angeblich Lehraufträge gehabt Felix Banaszak: Politikwissenschaft studiert (Bachelor), Karriere innerhalb der Grünen Jan van Aken: Biologe, teilweise im NGO-Bereich gearbeitet Annalena Baerbock: Irgendwas mit Völkerrecht Bärbel Bas: Hat sich vom Hauptschulabschluss immer weiter entwickelt, war in diversen leitenden Positionen tätig – Respekt! Bei der CDU sind die meisten in leitender Funktion Rechtsanwälte. Bis auf Daniel Günther, der hat auch Politikwissenschaft studiert und war scheinbar direkt… Mehr