Freiheit ist an Identität geknüpft

Wir verlieren etwas Wertvolles, das eine Voraussetzung zum Freisein ist. Wenn wir als Deutsche nicht lernen, uns für das, was wir sind, zu schätzen, sind wir wirklich am Ende. Von Felix Hackmann.

DANIEL LEAL-OLIVAS/AFP via Getty Images

Als im März bekannt wurde, dass die für dieses Jahr geplante Fußball-Europameisterschaft auf Grund der Coronapandemie um ein Jahr verschoben wurde, war ich nicht traurig, sondern nur erleichtert. Ich wunderte mich – über mich selbst. Wie konnte es sein, dass ich, als leidenschaftlicher Fußballfan, mich nicht mehr darauf freuen konnte, die Nationalmannschaft meines eigenen Landes zu sehen? Wie schön war das früher, wenn ich vom Fußballtraining nach Hause kam, den Geruch des Rasenplatzes, dessen Erde sich unter den Fußballschuhen gesammelt hatte, noch in der Nase, und dann die Stimmen von Gerhard Delling und Günter Netzer durch die hinter ihnen aufheulende Stadionatmosphäre sägten – welch ein behagliches Geräusch. In der Erinnerung daran manifestiert sich Heimat: der Sommer, der Garten, die offenen Türen, die Nachbarskinder, die zum Fußballgucken herüberkamen, dazu die klaren Analysen von Günther Netzer und die Unbefangenheit von Waldemar Hartmann.

Heute berichten Konformisten über eine Mannschaft aus identitätslosen Konformisten für ein Land aus identitätslosen Konformisten. „Die Mannschaft“ ist nicht mehr meine Nationalmannschaft. Und den Satz:“ Gucken wir heute Abend Deutschland bei dir?“ gibt es nicht mehr.

Der Fußball ist nur ein Pars pro Toto. Ein Indiz dafür, dass sich etwas auflöst. Vielleicht können wir gar nicht genau erklären, was da passiert, und kaum in Worte fassen, was wir dabei empfinden. Aber wir ahnen, dass manche Dinge falsch laufen. Und vielleicht haben wir auch Angst vor der Moralkeule oder sogar weiteren Konsequenzen, die uns drohten, würden wir es ehrlich versuchen. Ganz gleich woher es rührt, das Gefühl des Verlustes ist da und sträubt sich gegen die Verleugnung.

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Nun, in der Isolation im Ausland, sah ich mich mit meiner Wut über den Identitätsverlust konfrontiert. Unterbewusst waren diese Gefühle schon länger da. Nun konnte ich nicht mehr in mein Alltagsleben fliehen. Nun überkamen sie mich und stießen mich in den Kaninchenbau der Auseinandersetzung mit meiner Identität und ihrer Übersetzung in ein bedeutungsvolles Leben.

Wie tief habe ich mich schon im Wunderland des 21. Jahrhunderts verirrt – in der Selbstverleugungs- und Entfremdungmaschinerie, in der Oberflächlichkeit und im Konsum, in der Geschichts- und Sprachvergessenheit? Wie sehr wurde ich mir selbst schon entlockt?

Die Suche nach Antworten auf diese Fragen führte mich zwangsläufig zurück zu meiner Wiege, meiner Heimat, meiner (einstigen) kulturellen Identität – nach Deutschland.

Das Land, von dem ich mich so entfremdet hatte, in dem ich nicht mehr meine Meinung sagen konnte, ohne bald auf jenen selbstherrlichen, arroganten Blick der dem Mainstream Anheimgefallenen zu stoßen. Bei ihnen scheint mir jeglicher Wille zur offenen und ehrlichen Überprüfung der eigenen Argumente erloschen zu sein, ein aufrichtiger Versuch, ihr Gegenüber verstehen zu wollen, findet nicht statt. Ein Heer von folgsamen, identitätslosen Globalisierungs-, Gender- und Klimakonformisten, die nicht mehr in der Lage sind, eigenständig zu denken, dominiert weite Teile der Gesellschaft. In den Schulen reifen neue, vielleicht noch tiefer indoktrinierte Generationen heran, denen ihr Selbst geraubt wurde, ohne dass sie es je bemerken würden. Ich war nach London gegangen – eine Emigration aus Abscheu gegenüber diesem Umfeld, aber gleichermaßen auch vor meiner Machtlosigkeit, dem etwas entgegenzusetzen. Der Grat zwischen Egoismus und Fatalismus ist sehr schmal in diesen Zeiten.

Ich befand mich im Exil, jenseits des Landes, dessen Bürger ihre höchste und edelste Tugend verlernt hatten – die freie Entwicklung und Reifung von Gedanken und der sensible Umgang mit ihnen, nämlich: Dichten und Denken.

Sicher, Deutschland, das Land der Dichter und Denker, das ist eine Zuschreibung, die man aus heutiger Sicht nur noch mit einem bescheidenen Lächeln abtun kann. Aber wer wären wir, wenn wir unsere Gedanken nicht frei entfalten könnten?

Deutschland hat keine großen Bodenschätze und hat seine Position in der Welt seit jeher durch den Erfindergeist generiert, der integraler Bestandteil des Humboldtschen Bildungsideals ist. Ein sich selbst erhaltender Mechanismus aus Neugier und kritischem, eigenständigen Denken, aus dem der Impuls zur Progression immer wieder neu geboren werden konnte.

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Alle wichtigen Figuren und Charaktere der deutschen Literatur sind Denker, die das Leben verstehen wollen. Goethes Faust, Hesses Steppenwolf und Demian, Eichendorffs Taugenichts. Die Liste ist viel länger. Sie alle erfahren das Leben und transportieren durch ihre Geschichten zeitlose Erkenntnisse. Dazu die Musik, die Innovationen und Patente, die ihren Ursprung im deutschen Schaffens- und Erfindergeist hatten.

Das war es doch, das musste der kleinste gemeinsame Nenner sein, mit dem sich alle Deutschen und die, die deutsch sein wollen, uneingeschränkt identifizieren können mussten. Darin lag die deutsche Seele verborgen, daraus gewann das Deutschsein seine Identität und könnte, würde man dies endlich annehmen, immun werden gegen jegliche Form der Ideologisierung – die Freiheit des Geistes.

Wie konnten wir dieses innerste Lebenselixier nur verlieren?

Beginnen wir bei uns selbst. Die Entwicklung von etwas Eigenem aus einem freien Geist ist immer mit der Möglichkeit des Scheiterns verbunden. Die Angst vorm eigenen Scheitern, hält uns zurück, von uns fern, und treibt uns geradewegs in die Zerstreuung – heute durch Social Media und Co. verlockender denn je.

Doch nur wer seine Identität in einem gesunden Selbstbewusstsein trägt, ist in der Lage, neue Gedanken nach außen zu vertreten und dadurch Fortschritt zu generieren. Jeder Gedanke ist eine Entität, die aus einer Identität gewachsen ist. Daraus leitet sich nicht nur die Wichtigkeit des Erkennens und der Entwicklung der eigenen Identität ab, sondern auch die Verpflichtung, seinen Mitmenschen dabei zu helfen.

Es ist nicht leicht, mit einer eigenen Idee hervorzutreten in diese eingefahrene Welt, die nach vorherrschenden Mechanismen funktioniert und junge Geistesblüten überfährt. Doch nur aus diesem zarten, anfangs mitunter unbeholfenen Willen und dem Streben nach etwas Sinnhaftem, einem kohärenten Gedanken, einer Idee, kann einmal etwas Gutes, etwas Fortschrittliches entstehen. Daher sollte es unsere Pflicht sein, einander zuzuhören und zu versuchen, einander zu verstehen.

Passiert dies nicht, fällt das ganze Kartenhaus einer Gemeinschaft in sich zusammen und wir begeben uns in die Degeneration. Wir leben dann ein Leben, in dem wir uns nur vormachen, glücklich zu sein oder einmal glücklich zu werden, während wir uns hassen für unsere Selbstverleugnung. Beziehungen brechen auseinander, wir werden zu Zombies des Digitalisierungszeitalters und preisen gar im Endstadium unsere eigene Versklavung.

Genau dieser Vorgang ist im vollen Gange. Wir spüren, dass wir ausgehebelt und übergangen werden; alles wird uns vorgesagt unter dem Mantel der guten Moral – welches Auto wir fahren sollen, welches Wasser wir trinken sollen, welchen Strom wir kaufen sollen, wohin wir nicht in den Urlaub fliegen sollen, ganz zu schweigen von der Meinung, die wir uns über Themen wie Europa, Integration, Immigration und Islam machen sollen. Der deutsche Michel liegt im Kerker der Klimagenderglobalisten und seine Landsleute kommen ihm nicht zur Hilfe. Im Gegenteil, mancher nimmt sogar aktiv an seiner Peinigung teil, wie die Politiker der Grünen, die auf Demos mitlaufen, auf denen „Deutschland verrecke“ oder „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“ geschrieen wird. Die meisten bleiben passiv, in dem sie nichts dagegen unternehmen.

Der Minderwertigkeitskomplex nach dem Zweiten Weltkrieg sitzt tief. Natürlich ist es unsere Pflicht all die Verbrechen anzuerkennen, uns ihnen zu stellen, und die richtigen Lehren daraus zu ziehen. Nur dann kann man aus ihnen erstarken und seinen positiven Teil zum Weltgeschehen beitragen. Aber aus Hass kann nichts Gutes werden und darum kann auch Selbsthass keine gesunde Identität begründen.

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Wer sich selbst schändet, ist nur feige, hat eigentlich Angst vor sich selbst und ist nicht in der Lage, etwas aus seinem Leben zu machen. Der kann keinen Respekt in der Welt genießen, weil er ihn schlicht nicht verdient. Spätestens mit den Achtundsechzigern und ihrem Marsch durch die Institutionen, hat sich dieser Selbsthass über Bildungs-, Kultureinrichtungen und Medien, also über die Schmieden der geistigen Zukunft und des öffentlichen Diskurses gelegt.

Nachdem 1989 verpasst wurde, dieses Land wirklich mit einem gesunden Selbstbewusstsein zusammenzuführen, driftet es mehr auseinander als je zuvor, in Ost und West, in arm und reich, in links und rechts. Die Merkel-Regierungen haben diesen Vorgang mit Hochdruck befeuert – indem sie sich bei der Grenzöffnung 2015 über den Rechtsstaat  hinwegsetzten, indem sie den Sozialstaat durch uneingeschränkte Immigration gefährden und indem sie einer linken und grünen Hypermoral folgen. Diejenigen, die die Interessenvertreter der Deutschen sein sollten, hacken seit Jahren an den Säulen ihres eigenen Staates.

Was bringt es noch, dem etwas entgegen setzen zu wollen, dieser Karikatur einer Nation, die sich diese Regierung gewählt hat und damit offenbar genau das will, was diese ihr antut?

Darin liegt die größte Perversion des ganzen Vorgangs: Der Schmerz ist selbst gewollt. Die Deutschen sind zu einem Volk von Masochisten geworden. Nach rationalen Maßstäben müsste ich hier aufhören und diesen Text in den Papierkorb schieben. Aber dieses Land ist nun einmal meine Heimat.

Die Entfremdung des Individuums und die Entfremdung der Nation sind miteinander verbunden, sie laufen im Gleichschritt. Jeder Tag, an dem wir dem nichts entgegensetzen, ist ein Tag mehr des Verlustes von Heimat an die Bedeutungslosigkeit.

Nur wenn sich eine Gruppe einem Individuum zuwendet und ihn bei seiner Suche nach sich selbst unterstützt, kann dieses sich so entfalten, dass es einmal die Gruppe mit seiner nun gereiften individuellen Qualität bereichern kann. Langfristige Beziehungen jeglicher Art können nur funktionieren, wenn sie im Innersten, aus der eigenen Identität heraus miteinander verknüpft sind, also ursprünglich entwickelt und nicht durch Indoktrination ideologischer Ziele oder systematischen Verführungen wie Geld, unterworfen sind. Und glückliche Beziehungen sind, wie Robert Waldingers Grant-Studie gezeigt hat, der Hauptfaktor in der Gleichung des Glücks.

Wir stehen also an einem Scheideweg. Wenn wir als Deutsche nicht lernen, uns für das, was wir sind, zu schätzen, verliert jeder Einzelne seine Bedeutung im Leben und damit die ganze Nation ihren Zweck. Dann sind wir wirklich am Ende.

Wir Deutsche müssen uns endlich uns selbst stellen und damit der Frage, die wie keine andere seit Jahrzehnten, vielleicht Jahrhunderten auf der deutschen Seele brennt. Die Frage nach der eigenen Identität – Wer sind wir?

Nicht weil diese Identität neu definiert und entworfen werden müsste. Und schon gar nicht, weil Leute wie die ehemalige Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz keine deutsche Kultur jenseits der Sprache erkennen konnte, sondern vielmehr zum Trotze zukünftiger Anschläge dieser Art, sodass endlich der Grundstein gelegt werden kann für eine den Bürgern bewusste, lebendige deutsche Identität.

Ich komme nochmal auf den Fußball zurück, erinnere mich an das „Sommermärchen“ 2006 – Die Welt zu Gast bei Freunden. Auf Youtube gibt es einen Rückblick. Wie hatte ich mitgelitten damals im Elfmeterschießen gegen Argentinien und wie war die Freude aus mir herausgebrochen, als Lehmann gegen Cambiasso hielt. Ich sehe das Gesicht von Jürgen Klinsmann nach der Halbfinalniederlage gegen Italien in die Weite des ehemaligen Westfalenstadions blicken. So enttäuscht und doch so überzeugt, so klar zielgerichtet und doch so nachdenklich. So verwurzelt im Eigenen und gleichzeitig, nein gerade dadurch, so offen für die ganze Welt.

Wir wussten, wer wir waren – mit einer starken Achse um Frings und Ballack im Mittelfeld, die von erfahrenen Spielern wie Lehmann hinter ihnen und Klose vor ihnen umgeben war. Da war die Ordnungsliebe von Schneider, der kesse Eigensinn von Philip Lahm, die Ruhe von Mertesacker, die Grobschlächtigkeit von Metzelder und der Spielwitz, die Naivität und der Überschwang der heranreifenden Poldolski und Schweinsteiger, die in ihrer freien Entfaltung bestärkt wurden, um so Fortschritt zu generieren und das Momentum der ständigen Innovation zu erhalten. Da war es doch, das Deutsche, verankert im Geist des Schaffens – welch ein Konzept.

Das war das letzte Mal, dass ich mich uneingeschränkt mit diesem Land verbunden gefühlt hatte, ganz unverstellt, in kindlicher, unberührter Naivität. Damals war ich 13, hatte noch nicht viel nachgedacht. Aber genau das ist doch die Schönheit von Identität. Genau darum geht es. Die kindliche Gewissheit der Zugehörigkeit. Das Urvertrauen in die Geburtsstätte, die aus deutscher Geschichte gewachsen war, die in meinen Eltern weiterlebte und in der ich mich in Freiheit entfalten konnte, ohne darüber nachdenken zu müssen.

Es geht nicht darum, andere zu besiegen und sich daran aufzugeilen, ein Deutscher zu sein. Nur wenn man sich selbst treu bleibt, nach gewachsenen Werten lebt, die man durchdrungen und verinnerlicht hat und bereit ist, für sie einzustehen, kann man wahre Siege erringen, sich Gefahren widersetzen und in Herausforderungen bestehen.

Jenseits des Fußballs lauern an allen Ecken und Enden echte Gefahren: Pandemien und andere Krankheiten, Cyberüberwachung, Islamismus, Bargeldabschaffung, Verlust einer offenen Debattenkultur, Einschränkung der Meinungsfreiheit, Charakterschwäche des Individuums, Leistungsabfall von Schülern und Studenten, Niedergang des Bildungsstandorts Deutschland, Niedergang des Industriestandorts Deutschland.

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Die Bürger sind verängstigt. Vielleicht ist das sogar bewusst gewollt, um sie, in steter Angst gehalten, glauben zu machen, sie seien auf Vater Staat angewiesen. So lässt sich Rebellionen oder gar Revolutionen vorbeugen. Und die Trickkiste der Massenpsychologie ist groß, wie wir von Rainer Mausfeld wissen. Ein verantwortungsvoller Kanzler schützt sein Volk vor äußeren Gefahren und prägt zudem, in emphatischer Zuwendung zu diesem, eine Kultur, die dem Einzelnen ein bedeutungsvolles Leben ermöglicht, nach innen. Merkel tut genau das Gegenteil. Sie saugt die Macht, die andere vor ihr fallen gelassen haben auf und tut nichts, als den Erhalt selbiger für sich zu sichern, indem sie sich in der Beliebigkeit versteckt. Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen?

In der Identität ist alles miteinander verbunden und gewinnt Bedeutung. Das Selbst, die Gedanken, die Sprache, das Land, die Nation, und alles weitere, das daraus vielleicht mal entstehen könnte.

Es wäre an der Zeit, die deutsche Identität (wieder) zu finden. Denn nur wenn das Individuum weiß, wer es ist und sich nach seiner Fasson, im Umgang mit ihn ermutigenden und ihm helfenden Mitbürgern entwickeln kann, kann eine ganze Nation im Glanze ihres Glückes blühen.

In der Sendung „Im Dialog“ sagt Thea Dorn am Ende, sie fände die Aufrechterhaltung von Freiheit wichtiger als sich selber. Ja, aber die Freiheit ist an die Identität geknüpft, die diese erst zu schätzen gelehrt hat. Ein perpetuum mobile, das stets verteidigt werden will. Heute mehr denn je.


Von Felix Hackmann


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Kommentare ( 98 )

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Mocha
3 Jahre her

Sie sprechen mir aus der Seele. 40 Jahre berufstätig, für die jungen aufgebaut – für die älteren eingezahlt um jetzt abfällig als Boomer beschimpft zu werden. Wäre ich jünger, hätte ich die berufliche Perspektive – wir würden uns sicher in London sehen.

Dies ist nicht mehr mein Land.

reiner
3 Jahre her

Wenn ich persönlich mich mit meinem Land überhaupt nicht mehr im geringsten indentifizieren kann ,stimmt hinten und vorne was nicht mehr.
Die Gründe dafür sind für mich in erster Linie absulut unfähige Politiker mitsamt ihren Staatsvasallen. Beamte hin oder her oder ist die eigene Meinung das eigene agieren vom Arbeitsplatz abhängig,wenn das System vor die Wand fährt?

Seit 2015 ist das Land klinisch tot,dank Merkel und ich verstehe nicht,dass kein Politiker den Arsch in der Hose hat um gegen diese Person vorzugehen.

Sherry
3 Jahre her

Wer seine Freiheit weder zu schätzen noch etwas mit ihr anzufangen weiss, der bekommt sie genommen.

usalloch
3 Jahre her

“Der Minderwertigkeitskomplex nach dem Zweiten Weltkrieg sitzt tief. Natürlich ist es unsere Pflicht all die Verbrechen anzuerkennen, uns ihnen zu stellen, und die richtigen Lehren daraus zu ziehen”. Wer streichelt denn seine Minderwertigkeitskomplexe? Es sind Land auf Land ab die Politiker und die Medien, die diese Fahne ständig voraus tragen. Jeden Abend 2 bis 3 Sendungen über Hitler und die Nazis wird uns zugemutet. Stolpersteine tun ihr Übriges. Bei jedem Staats Besuch, ob in Europa oder in der Welt gibt die Politik ihre Scham und ihr Mea culpa den verstörten Gastgebern zur Kenntnis. Das führt natürlich , wie wir in… Mehr

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  usalloch

Den daraus entwickelten und gepflegten „Schuldstolz“ mit all seinen Auswirkungen beschreibt Raymond Unger gut in seinen Büchern oder im Vortrag, link unten.
Über vorhandene Ressourcen hinweg verschenken sie alles, bis sie ärmer, hilf- und machtloser als die Beschenkten dastehen werden, die ihnen dann, sie verachtend, zudem den Teppich unter den Füßen wegziehen.

peter1963
3 Jahre her

Sehr guter Artikel
Letztendlich liegt es an jedem selbst etwas zu ändern.Nur so können wir zusammen etwas ändern.

Marcel Seiler
3 Jahre her

Die Deutschen lehnen sich selbst ab, weil sie sich nicht mit dem heutigen Deutschland identifizieren, sondern mit dem längst verflossenen Hitler-Deutschland. Hitler-Deutschland lehnen sie ab, zu recht, und deswegen lehnen sie sich selbst ab.

Aber warum immer diese Identifikation mit Hitler-Deutschland? Das ist die wichtige Frage.

Tizian
3 Jahre her
Antworten an  Marcel Seiler

Weil der tagtäglich eingebleute Schuldkomplex und der imaginäre ständige „Kampf gegen Rechts“ es so verlangen. Aber vielleicht sehen sie ja kein TV, dann ist Ihnen der tägliche Nazi in endlosen Dokus, Filmen etc. möglicherweise nicht bekannt.

Alexis de Tocqueville
3 Jahre her
Antworten an  Tizian

Oder Herr Seiler sieht gerade deswegen kein TV.

Marcel Seiler
3 Jahre her

Mir ist das deutsche Fernsehen schlichtweg zu dumm. Und, in der Tat, die „Vergangenheitsbewältigung“, die ja in Wirklichkeit eine Verewigung der Hitlerzeit durch das Baden in Schuldgefühlen ist, **. Eine wirkliche Vergangenheitsbewältigung, die die Frage nach den Ursachen stellt, gibt es da nicht. (Einen guten Ansatz liefert Wolfgang Prabels, Der Bausatz des Dritten Reiches – leider sehr schwer lesbar.)

Berlindiesel
3 Jahre her
Antworten an  Marcel Seiler

Ich identifiziere mich weder mit dem Deutschland der NS-Zeit noch dem heutigen Staat Bundesrepubik. Wenn ich mich mit etwas identifiziere, dann Deutschland – aber das ist mit beiden nicht deckungsgleich. Warum? Weil beide Staatskonstrukte die Nation ablehnen, bzw. abgelehnt haben. Der NS-Staat wollte bekanntlich gar keine „deutsche Nation“ sein, sondern nur Zentrum eins auf vulgären rassistischen Gesichtspunkten aufgebauten Reiches. Die Endvision der Nazis, nach ihrem gewonnenen Krieg, sah ein Europa sehr ähnlich (erschreckend ähnlich) der heutigen EU vor, nur mit Berlin und den „Ariern“ an der Spitze anstatt Brüssel. Hitler, ganz der Altösterreicher, besaß kein Nationalbewusstsein, eher (wenn das nicht… Mehr

Marcel Seiler
3 Jahre her
Antworten an  Berlindiesel

Sie schildern das, was ich meine: Eine wirkliche Annahme, Bejahung ihres Deutschseins haben die Deutschen wegen der Fixierung auf die Hitlerzeit nie zu Stande gekriegt. Obwohl die Entwicklungen nach 1945 gerade was die Würde des Menschen in einem humanen Rechtsstaat angeht, ganz ausgezeichnet war. Die deutschen Gebietsverluste oder alliierte Grenzziehungen haben damit weniger zu tun. Auch Österreich hat sein Riesenreich verloren, ohne sich in dieser Selbstablehnung einzurichten.

StefanB
3 Jahre her

„Der Schmerz ist selbst gewollt. Die Deutschen sind zu einem Volk von Masochisten geworden.“

Nicht „die Deutschen“, aber der weit überwiegende Teil der Deutschen.

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  StefanB

Ja. Die individuelle Auseinandersetzung mit sich selbst und die sich daraus ergebende Versöhnung mit den Vorfahren fehlt den meisten. Und jetzt schaffen sie und tappen blind in Situationen, von denen man nicht weiß, ob sie nicht Schlimmeres zu Tage bringen, als es uns aus den vergangenen Zeiten eingebläut wird. Ich jedenfalls verstehe von Tag zu Tag besser, weshalb Menschen in der NS-Zeit handelten, wie sie mussten. Denn wer kann heute aufstehen und demonstrieren, seine Gegenmeinung äußern, ohne soziale Ächtung oder finanzielle Nachteile zu erfahren? Es genügt ja schon, Gespräche ins off laufen zu lassen, wenn man nur anregt, dass es… Mehr

bfwied
3 Jahre her
Antworten an  Kassandra

Ist es nicht gerade dieses Verhalten, das die Ideologen immer siegen lässt? Wer nicht aufsteht, lässt zu, bestärkt die in ihrer Verblendung, die so zur grausamen Überzeugung wird die große Macht gebiert. Ich weiß wohl, aus eigener Erfahrung, dass sofort versucht wird, die Existenz des Widersprechenden zu zerstören. Das Problem liegt doch darin, dass die überwältigende Mehrheit nicht die Charakterstärke aufbringt, zusammenzustehen und die Tonangeber in Schranken zu weisen. Im akademischen Bereich ist der Zwang scheußlich, da es immer ein Kampf um Forschungsgelder geht und um Einladungen zu Vorträgen, Publikationen. Er ist ein Haifischbecken, in das zur Steuerung zu wenig… Mehr

Altliberaler
3 Jahre her
Antworten an  bfwied

Genau so, und nach 1989 gab es in der ehemaligen DDR nur noch 17 Millionen Widerstandskämpfer. Niemand hatte angeblich das Honnecker/Ulbricht-Regime unterstützt, niemand hatte Nachbarn bei der Stasi angezeigt… es wiederholt sich gerade ein drittes Mal…

flo
3 Jahre her

Nicht nur Freiheit ist an Identität geknüpft, das gesamte biologisch-soziale Menschsein ist es. Menschen identifizieren sich mit halbwegs konkreten (kleinen) sozialen Einheiten. Familie/Verwandte, Fußballverein, Ortsverein ihrer Partei, Lieblingsgeschäfte, Bundesland, maximal noch Deutschland. Diejenigen, die jetzt gern statt der Zugehörigkeit zu einer kleineren Einheit oder „Nation“ das Weltbürgertum bevorzugen, zumindest eine Europäische Republik statt Nationen nett fänden, entscheiden, sich mit einer Region und Menschen zu identifizieren, die sie zu 90 Prozent nicht kennen und von denen sie wenig bis nichts wissen. Immerhin weiß man eines sicher: Es geht vielen Staaten schlechter als uns. Die meisten Befürworter von starker Einwanderung, würde ich… Mehr

Jasmin
3 Jahre her

Ihr Artikel lässt mich etwas ratlos zurück, Herr Hackmann. Hier auf TE gab es, wenn ich mich recht erinnere vor ca 2 Jahren, schon einmal eine Diskussion darüber, was denn nun eigentlich das typisch Deutsche sei, was identitätsgebend ist. Ich persönlich tue mich schwer damit, meine Identität daran festzumachen, dass überbezahlte Sportler einen Wettkampf gewinnen, oder das Deutsche als herausragende Dichter und Denker gelten. MMn kann man nur stolz auf etwas sein, was man selbst gemacht/ geleistet hat, genauso, wie man sich nur Schämen muss, für Dinge, die man selbst verbockt hat. Für mich ist ein Teil meiner Identität natürlich… Mehr

Marcel Seiler
3 Jahre her
Antworten an  Jasmin

zu Jasmin: „MMn kann man nur stolz auf etwas sein, was man selbst gemacht/ geleistet hat, genauso, wie man sich nur Schämen muss, für Dinge, die man selbst verbockt hat.“ Jasmin, damit reden Sie dem Mainstream nach dem Mund und helfen, Ihre eigene Identität zu zerstören. Denn es geht es nicht um Stolz und Scham, sondern darum, wer sie SIND. Sie sind viel mehr, als Ihre eigenen Leistungen und Verfehlungen. Sie haben einige Generationen Deutschsein in sich, ob Sie es nun wollen oder nicht. Wenn Sie dies nicht in sich und in Ihren Landsleuten bejahen (Stolz braucht es dazu nicht),… Mehr

Jasmin
3 Jahre her
Antworten an  Marcel Seiler

Julian Schneider Natürlich bejahe ich meine Nationalität, keine Frage, auch wenn ich grundsätzlich denke, dass diese sich qua Geburt ergeben hat! Und natürlich sind in/ durch meine Sozialisation Deutschsein entstanden. Aber das ändert nichts an meiner Einstellung zur kollektiven Identität, um die es, wie ich es aus dem Artikel verstehe, geht. Gerade das heute sich formierende Kollektiv, und das gerade bei den Kindern und Jugendlichen identitätsbildend ist, versucht mMn meine persönliche Identität zu zerstören, z.B. in dem sie behaupten, ich wäre ein Nazi, Klimaleugner oder ich den Kids die Umwelt versaut habe usw. Auch wenn der Artikel an das Nationalbewußtsein… Mehr

Marcel Seiler
3 Jahre her
Antworten an  Jasmin

Sie lehnen das Deutschsein ab, weil der Mainstream Ihnen einreden will, sie seien wegen Ihres Deutschseins automatisch Nazi, Klimaleugner oder Umweltzerstörer. Diese Kinder sind so auf die Nazi-Zeit fixiert, dass sie glauben, sich davon nur befreien zu können, wenn sie andere als Nazi anklagen. – Richtig ist doch, dass dieser Mainstream das Deutschsein ablehnt, nicht Sie.

bfwied
3 Jahre her
Antworten an  Jasmin

Schon richtig, aber auch Sie brauchen einen „Nährboden“, der Sie gefördert hat. Und, freilich, man ist für sich allein verantwortlich! Eine Demokratie ist ohne Individuum nicht denkbar. Das Kollektiv ist immer totalitär, es kann nicht anders, weil jeder letztlich ein Individuum ist, und das wird, wie wir heute schmerzlich erfahren müssen, von den Anführeren eines Kollektivs zwangsweise unterdrückt. Die Identität, das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Nation, kann sich nur in Freiwilligkeit entwickeln, in einem Nährboden, der die Entwicklung zulässt und fördert, eben in einer Demokratie, die Freiheiten des Individuums zulässt, fördert und nur Grenzen setzt, wo die Freiheitsrechte des anderen angegriffen… Mehr

H. Gregor
3 Jahre her
Antworten an  Jasmin

Wenn die deutsche Nation als demokratischer Staat weiterhin bestehen bleibt, was ich hoffe, dann hat das Individuum seine maximale persönliche Freiheit.
Falls Deutschland ein sozialistischer totalitärer Staat werden sollte, woran eifrig gearbeitet wird, bzw. Deutschland in einer sozialistischen europäischen Staatenunion aufgeht, dann bleibt von der Freiheit des Individuums nicht mehr viel übrig!
Wie hieß es im DDR – Sozialismus: „Die Partei hat immer recht“. Dann bestimmen die politischen Räte (russisch Sowjets). Diese Räte gibt es bereits in Form der NGO´s (Nichtregierungs-Organisationen), Kohlekommission, Klimaräte usw.
So wird heute Politik gemacht, immer schön am Parlament vorbei!

Jasmin
3 Jahre her
Antworten an  H. Gregor

H. Gregor
Da stimme ich Ihnen zu, zumal Ihre Aussagen auch nicht im Gegensatz zu meinem Kommentar stehen. Allerdings wäre meine Hoffnung, das sich in Deutschland eine echte Demokratie entwickelt, in der nicht durch die gewählten Repräsentanten von oben nach unten diktieren, sondern das Volk dem Repräsentanten von unten nach oben sagt, was es konkret will. Momentan arbeitet das kollektive Wir genau dagegen an. Und von daher mag ich mich damit nicht identifizieren.

bfwied
3 Jahre her
Antworten an  Jasmin

Schon, die Identität aus Fußballspielen zu ziehen ist gewiss nicht jedermanns Sache, aber es gehört dazu. (Nicht dazu gehört sicher „Wir sind Papst“)! Deutsche haben in jenem Jahr gut gespielt, deutsche Schriftsteller, Philosophen, Physiker, Geologen, Raketentechniker etc. pp. haben Fortschritte gebracht, es waren Deutsche! Das Volk war der Nährboden, aus dem sie hervorgingen. Wir hatten ein sehr gutes Schulsystem, das die Denker hervorbringen konnte. Nichts ist perfekt, aber wir hatten ein recht gutes Rechtssystem, einen ganz gut funktionierenden Rechtsstaat, den wir nicht mehr haben. Wir waren eine strukturierte Nation und daher erfolgreich. Der Linksblock ist dem diametral entgegengestellt, in allem.… Mehr

Alexis de Tocqueville
3 Jahre her
Antworten an  Jasmin

„Man kann man nur stolz auf etwas sein, was man selbst gemacht/ geleistet hat, genauso, wie man sich nur Schämen muss, für Dinge, die man selbst verbockt hat.“ Verzeihung, das ist Schwachsinn. Linkes Geschwurbel. Man kann stolz auf andere sein, auf sein Kind, seinen Hund oder sein Land. Man kann sich für andere schämen. Gucken Sie mal Stromberg. Erinnert mich an die Schulzeit, da wurde genau so ein Blödsinn erzählt. Man kann auf sein Land und seine Herkunft nicht stolz sein, weil man ja nix dafür kann. Aber schuldig sein geht dann doch irgendwie. Nee, is klar. Das ist ja… Mehr

Manfred_Hbg
3 Jahre her

Mhh, ih habe kein großes polit. Wissen, bin kein sog. Studierter bzw Intellektueller, bin „nur“ Hauptschüler und bin auch nicht gutt darin mitreißende Reden zu halten. Ich bin also nur ein Dummie wie auch millionen andere Menschen im Land. DENOCH fühle und sehe ich vieles von dem im Artikel gesagten und beschriebenen genau auch so und kann/möchte deshalb nur sagen:

> Ein wie zumindest ich finde, sehr richtiger und schöner(oder eher doch trauriger?) Artikel. Danke dafur!

peter1963
3 Jahre her
Antworten an  Manfred_Hbg

Man sollte sich nicht selber als Klein oder „dummie“ bezeichnen.
Niemand ist größer oder kleiner als man selbst ist.

bfwied
3 Jahre her
Antworten an  Manfred_Hbg

Man sollte sich wahrlich nicht als „dumm“ bezeichnen, Dummheit – in welcher Hinsicht? – müsste erst bewiesen werden. Die Würde bliebe auch dem „Dummen“, der, s. Frage oben, übrigens anderweitig ein herausragender Mensch sein kann und sehr, sehr häufig auch ist – also gar nicht dumm!