Es gibt sie – die nach unten offene Richterskala in Sachen Geschmack

Seit fünf Jahren CDU-Mitglied und jetzt gekreuzigte Schauspielerin.

Screenprint: ARD/Maischberger

Es kann nicht weit her sein mit der deutschen Schauspielkunst, wenn eine Sophia Thomalla zu einer angeblich begehrten Mimin wird. Und es kann nicht weit her sein mit der Geschmack-Bildung des deutschen Michels, wenn eine solche junge Dame in den Sozialen Medien zur Ikone und in Talkshows zum Stammgast wird. Ihre Masche: Provozieren – notfalls in noch so kleiner Münze. Aber es scheint sich auszuzahlen.

Jetzt hat sie zwar nicht die Hosen, aber fast alle Kleider heruntergelassen und sich – nur mit Lendenschurz und Bustier bekleidet – in lasziver Pose kreuzigen lassen. Nicht mit Nägeln, sondern nur mit Fesseln. Als Model für die online-Lotto-Gesellschaft Lottohelden.de. Zu Weihnachten, wo – da war doch was? – eigentlich der Karfreitag mit Kreuzigung zu tun hätte. Weder Bildung noch Geschmack. Model wie Sender.

Aber was soll’s! Rudimentäre Kenntnisse des Jahreskalenders oder gar des Kirchenjahrs gehören heutzutage nicht mehr zur Allgemeinbildung. Frau Thomalla pardoniert sich für dieses Unwissen selbst, und zwar so richtig mit Ossi-Klischee als eine im Oktober 1989 in Berlin-Ost Geborene: „Wenn man wie ich in einer Familie aus dem Osten aufgewachsen ist, dann ist die Kirche als Institution oft eben nicht so ein großes Thema wie für andere. Ich respektiere aber jeden, der seine Form des Glaubens lebt.“ Sie jedenfalls glaubt an Karma.

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Das Netz ist zum Teil begeistert: „bisschen mehr Brust wäre schön gewesen“ ……. „künstlerisch geil gemacht“ und andere Kommentare anonymer Voyeuristen finden sich dort. Aber neben heftigen Blasphemie-Vorwürfen auch die gar nicht so dezente Frage, ob man das demnächst mit Kopftuch zu sehen bekomme und ob das Model um die Todeslisten strenggläubiger Muslime wisse, wenn sie am Kreuz gar den Mohammed gäbe.

Nun hat man Thomalla zu Sandra Maischberger zu einem Jahresrückblick eingeladen. Von wegen „#Me too“ und so. Vor allem aber wohl wegen ihres Auftritts als Jesa Christa – oder so ähnlich. Dort legte sie sich noch einmal mit einer Philippika für ihre Kreuzpose ins Zeug: „Ich persönlich möchte ja niemanden angreifen.“ Und: „Ich finde es nur bizarr, dass Sie mir, obwohl die Kirche viele Hinrichtungen, Kreuzigungen, Hexenverbrennungen in alter Grauzeit hatte […] und pädophile Eskapaden in der Neuzeit, mir etwas vorwerfen.“ Weder Bildung noch Geschmack.

Man kann sich intelligenter um Kopf und Kragen reden. Auffällig freilich bleibt, dass weder ein evangelischer noch ein katholischer Würdenträger im Rang eines Bischofs protestiert. Da lässt man nur mal Thomas Sternberg, den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, aufmarschieren und sagen: „Das ist nicht einmal Kunst. Nur geschmacklos und dumm. Erbärmlich, dass ein Unternehmen glaubt, nur durch Verletzung religiöser Gefühle werben zu können. Andere Künstler haben schon viel intelligenter mit diesem Tabubruch gearbeitet.“

Ach ja, das sollten wir nicht ganz vergessen: Sophia Thomalla hat sich zur Bundestagswahl für Angela Merkel schwer ins Zeug gelegt. Seit 2012 ist sie sogar CDU-Mitglied. Aber das mit dem „C“ scheint sie nicht so richtig internalisiert zu haben. Aber die Merkel-CDU ja auch nicht mehr.

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Kommentare ( 101 )

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Luisa die Aeltere
6 Jahre her

Sie sprechen von Schauspiel k u n s t ? Herr Kaus, eine perfide Zumutung. Aber wie Sie sagen, nicht mal der BStrohmer und Marx finden das irgendwie nicht passend. Da haette sich die muslimische Fakultaet aber schon laengst am Hinduschusch gemeldet. Bzw. die Smartphones angeschmissen und nach Reikjawik gesendet.

E.M.
6 Jahre her

Lukas – Kapitel 12 Mahnung zum furchtlosen Bekennen 1 Es lief das Volk zu und kamen etliche Tausend zusammen, also daß sie sich untereinander traten. Da fing er an und sagte zu seinen Jüngern: Zum ersten hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, welches ist die Heuchelei. (Matthäus 16.6) (Markus 8.15) 2 Es ist aber nichts verborgen, das nicht offenbar werde, noch heimlich, das man nicht wissen werde. (Lukas 8.17) 3 Darum, was ihr in der Finsternis saget, das wird man im Licht hören; was ihr redet ins Ohr in den Kammern, das wird man auf den Dächern predigen. 4… Mehr

Andokides
6 Jahre her

Die Römer benutzten nach neuerlichen Erkenntnissen wahrscheinlich das sogen. Andreaskreuz als Marterinstrument auch für Jesus. Was die neuerlichen Verballhornungen angeht so waren diese bereits vor mehr als 20 Jahren auf den Tingeltouren von Hausmeister Krause Darsteller Tomo Gerhard auf der Bühne zu beobachten, der sich dabei auch nicht das Geringste um die Gefühlswelt anwesender Christen und sogar von Kindern scherte. Niemand schien das damals bereits so richtig aufzuregen. Und heute, was will man nach der langen Zeit der „Vorbereitung“ auf solcherlei toleranzbeflissenen Mißachtungen noch erwarten., Wobei es mittlerweile Übung scheint im Rahmen einer überbordenden Toleranz, das s sich auch Journalisten… Mehr

Michael Dreßler
6 Jahre her

Im Zusammenhang mit Sophia Thomalla von Schauspielkunst zu reden ist ebenso absurd wie Merkel im Zusammenhang mit guter Politik zu nennen.

Antonius
6 Jahre her

„Weder Bildung noch Geschmack“
Kommentar überflüssig!

Alexander Witzke
6 Jahre her

Was für ein armseliges Gejammer. Die Aktion an sich bereitet Unbehagen, aber was besseres als „dumm“ und „geschmacklos“ will dem Author partout nicht einfallen. Dann schon lieber gar nicht erst schreiben.

Frank
6 Jahre her

Wenn ich mich recht erinnere ist sie Verwandte aus dem Ostteil Deutschlands, die mit dem Schauspieler, zwischenzeitlich verstorben, Georg Thomalla verwandt ist. Ein feinsinniger, und mit viel Humor ausgstatteter Mensch. Auf vielen Ebenen und Bühnen gesättelt. Wenn er seine Verwandte in ihrem Aufzug und disem unverständlichen Gehabe sehen würde, dann glaube ich, dass er entsetzt wäre. Die Dame fällt nicht durch Können, aber durch ihre bizarren Männerbekanntschaften besonders auf. Womit verdient sie ihr Geld wirklich? Jeweils einen gut betuchten Mann, meist älter, daher mehr Geld? Die Mutter ist ja auch nicht ganz koscher,. Würde mal sagen: Der Apfel, oder sollte… Mehr

jossi
6 Jahre her

In einer Gesellschaft, die eine Angela Merkel als Bundeskanzlerin nicht loszuwerden vermag; ein Schulz als nationalen Abschaffungsvisionär nicht sein schändliches Handwerk legt, in der ein Minister für… (Für was, bitte?) Heiko Maas die Meinungsfreiheit abschafft und damit den Rechtstaat grundsätzlich in Frage stellt; in der eine Anetta Kahane ihrer DDR-Berufung als bekennende Stasi-Spitzelantin auch heute noch mit staatlicher Förderung nachgehen kann; in der es anscheinend zum Selbstverständnis migrantischer Staatssekretärinnen und Parteikader gehört, dem Gastland unwidersprochen jegliche Kultur abzusprechen oder die Scharia mehr oder weniger offen zu implementieren; in der weibliche Staats- und Partei-Bonzen in offensichtlich zur Schau gestellter und unwiedersprochener… Mehr

Maikel
6 Jahre her

Stell Dir vor, sophiathomalla posiert am Kreuz und keinen interessiert’s. Das wäre, was ich mir wünschte. So etwas sollte bei Tichys Einblick keine Relevanz haben.

Dieter Hitzek
6 Jahre her

Nun, da die möglichen Motive von Frau Thomalla so kennerhaft von allen Seiten durchleuchtet und bewertet wurden, bleibt nichts mehr dazu zu sagen.
Erstaunlich nur, dass die krankhaften, masochistisch-sadistischen Maxime des Christentums wie
– das Leben als Leidensolympiade
– Erlösung durch Leiden
so unreflektiert hingenommen werden.