Coronakrise: Geringverdiener am stärksten betroffen?

Das Statistische Bundesamt hat seinen „Datenreport 2021“ veröffentlicht. Alle Medien berichten groß mit Überschriften wie „Pandemie vergrößert Ungleichheit in Deutschland“ (Die Zeit).

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„Pandemie verstärkt soziale Ungleichheit. Besonders die untersten Einkommensgruppen hat der Shutdown schwer getroffen“, so berichtet das ZDF. „Corona trifft Geringverdiener besonders hart“, heißt es bei RP Online, ähnlich in vielen anderen Medien.

Der größte Teil des Reports befasst sich allerdings mit Daten aus dem Jahr 2018, also vor Beginn der Corona-Krise. Und da war genau das Gegenteil der Fall: Schaut man näher in den Report, dann fällt auf, dass der Anteil der Menschen, die unterhalb der „Armutsrisikoschwelle“ lebten (gemeint ist der sehr fragwürdige Begriff der „relativen Armut“), im Berichtsjahr 2018 bei 15,8 Prozent lag, während er im Vorjahr noch bei 17,3 Prozent gelegen hatte. Das heißt: Die „Armut“ ist also nicht etwa gestiegen, sondern um 1,5 Prozentpunkte gefallen.

In dem Bericht finden sich jedoch auch Daten über die Zeit des ersten Lockdowns. Lässt sich hier die ständig von Linken und SPD wiederholte These belegen, dass „die Reichen“ von der Coronakrise profitieren und die Armen am stärksten leiden? Ende März bis Anfang Juli 2020 berichteten laut dem Datenreport 2021 14 Prozent der einfachen Angestellten von finanziellen Schwierigkeiten. Auch 17 Prozent der an- und ungelernten Arbeiter berichten von finanziellen Schwierigkeiten. Am häufigsten waren jedoch Selbständige mit 20 Prozent von finanziellen Problemen betroffen.

Sieht man auf die Einkommensgruppen, dann mussten 28 Prozent der Personen am unteren Ende der Einkommensskala einen Rückgang ihrer Einkommen verkraften, aber bei den Haushalten der mittleren und oberen Einkommensgruppen waren es mit 40 Prozent deutlich mehr.

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Berechnungen des Ifo-Instituts und des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) vom Dezember 2020 zeigten, dass sich aufgrund von Maßnahmen wie dem Kurzarbeitergeld und vielfältigen staatlichen Hilfen die soziale Ungleichheit in der Corona-Krise sogar leicht verringert habe: In der Summe sorgten die Maßnahmen dafür, dass die unteren 20 Prozent der Einkommensbezieher bei den Nettoeinkommen ein leichtes Plus von rund einem Prozent verzeichneten. Dagegen verzeichneten die oberen 40 Prozent der Haushalte leichte Einbußen, die im höchsten Zehntel mit rund einem Prozent am größten ausfallen.

Zurück zum Datenreport 2021. Das Statistische Bundesamt meldet als Ergebnis einer Befragung im Rahmen der Studie, dass Bezieher niedriger Einkommen ihre Einkommen häufiger als ungerecht wahrnehmen würden als andere. „Nur knapp die Hälfte der Bevölkerung sieht das eigene (Brutto-)Einkommen als gerecht an. Vor allem niedrige Einkommen werden als ungerecht wahrgenommen“, so der Bericht. Nun, das scheint mir keine Überraschung zu sein und ist vermutlich immer so: Wer wenig verdient, findet das häufiger „ungerecht“ als der, der mehr verdient.

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Kommentare ( 14 )

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bkkopp
3 Jahre her

Wie man aus den nationalen und internationalen Marktentwicklungen weiß sind “ die Reichen „, tatsächlich in der Krise reicher geworden. Nicht nur Jeff Bezos. Dies trifft auch auf wohlhabende Besitzer von Sachwerten aller Art zu, deren Wert auch in den vergangenen 12 Monaten, wie in den 30 Jahren davor, im Durchschnitt weit überproportional gestiegen ist. Wieviel Vermögenswerte in den vergangenen 12 Monaten tatsächlich vernichtet wurden ist vielleicht noch nicht quantifiziert. Es ist aber sicher nicht wenig, und es betrifft sicher Hunderttausende, vielleicht sogar 1 Million. Die Zahl der sehr direkt ärmer gewordenen, all derer, die vorher mehr als H-4 verdient… Mehr

Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  bkkopp

Dies ist auch eine Auswirkung der Schuldenpolitik. Wenn immer mehr Geld in Umlauf kommt, dann steigen die Preise für die weniger leicht herstellbaren Güter. Wie Gold, Immobilien und Aktien.

Sonny
3 Jahre her

Die Preise sind für alle gleich (schlimm). Aber nur für den Geringverdiener existenzgefährdend. Schaue ich dieser Tage auf die Tankstellen ist eines schon mal klar: Tanken nur noch für Reiche. Das heißt in der Praxis, Geringverdiener können sich eine private Mobilität kaum noch leisten. Und damit steht und fällt auch noch der Arbeitsplatz, zu dem ich ja irgendwie hinkommen muss. Und nicht jeder wohnt in einer Großstadt, um öffentliche Verkehrsmittel nutzen zu können – die übrigens auch horrend teuer sind.

W aus der Diaspora
3 Jahre her

Ich kanns nicht mehr hören/lesen.

Da bekommen Harzer zusätzliche 150 uro und die Masken zudem noch geschenkt.

Die Verlierer dieser Pandemie sind kleine Slbständige, die evtl. die Kosten des Betriebs rstattet bekommen, abr keine müde Mark Unternehmerlohn.

Und, nicht zu vergessen alle, die als Minijobber im Gastrobereich oder in Geschäften arbeiteten. Die rhalten weder Überbrückungshilfe noch sonst was. Seit über 4 Monaten ist der Gastrobereich nun dicht, das sind mal eben 5 x 450 Euro – die im Geldbeutel fehlen.

CIVIS
3 Jahre her

Schlagzeile: Geringverdiener am stärksten betroffen

Und genau diese Klientel aus Geringverdienern, aus Arbeitslosen, aus Harz-4-Beziehern, aus Kurzarbeitern etc. wird es sein, die Deutschland eine neue grün-rot-rote Regierung bescheren wird, …darauf hoffend und vertrauend, dass die Umverteilungs- und Sozialpolitik der „grün-roten Umverteiler“ nie enden möge.

Aber irgendwann geht auch das noch zu verteilende „Geld der Anderen“ zur Neige, die EZB-Gelddruckmaschine gibt auch irgendwann den Geist auf und auch die Kreditwürdigkeit eines Staates ist auch nicht unbegrenzt.
Dann kommt der „richtige Crash“; …erst dann werden vielen Wählern die Augen aufgehen; …zu spät !

Hans Wurst
3 Jahre her
Antworten an  CIVIS

Sie erlauben, dass ich widerspreche, aber GRR werden nicht die von Ihnen Genannten zu verantworten haben, sondern Doppelverdiener leicht über dem Durchschnittseinkommen, zumeist im öffentlichen Dienst, die Kurzarbeit nicht tangiert,weil sie sich ein Homeoffice in ihrem Einfamilienhaus auf der grünen Wiese eingerichtet haben. Die sich beschweren, dass Kitas und Schulen geschlossen sind, nicht weil die Kinder weniger lernen könnten, denn das Bewerten von Lernerfolgen lehnen sie ja sowieso ab, sondern, wei ihnen die Kinder einfach auf den Keks gehen. Leute mit Studienabschlüssen, mit denen man früher im Personenbeförderungsgewerbe Karriere machen konnte. Geringverdiener wählen entweder garnicht, oder AfD, ggf. noch zu… Mehr

RandolfderZweite
3 Jahre her

Die größten Verlierer sind natürlich die Hartz4-Empfänger und die prekär Beschäftigten…das wird „man“ seitens der Regierung gerade im Superwahljahr schon hinrechnen! :). Die ersten Zahlungen (zur Unterstützung) durch die „hohe Mehrbelastung“ wurden letztes Jahr durch Einmalzahlungen (als Wahlgeschenk??) getätigt. Gott sei Dank hat man hier wenigstens die Kinder von Normalos nicht vergessen (keine Ironie!).
Betrachte ich die Situation als kleiner Steuerzahler, dann wundert mich hier die große Verarmung in diesem Sektor, schließlich hat sich doch nichts verändert, oder wurden die Zahlungen etwa gestrichen oder fiel sogar der „Nebenjob“ weg?

StefanB
3 Jahre her

Die Hohlphrase von der Herstellung der „sozialen Gerechtigkeit“ muss unbedingt am Leben gehalten werden. Damit steht und fällt das Geschäftsmodell der Linksgrünen.

Last edited 3 Jahre her by StefanB
Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  StefanB

Wer keine soziale Gerechtigkeit will, ist kein Patriot.

Anna Log
3 Jahre her
Antworten an  Deutscher

Die Frage ist nur, wie „soziale Gerechtigkeit“ definiert ist oder sich messen läßt.

Querdenker_Techn
3 Jahre her

Natürlich sind die Reichen reicher geworden. Durch das viele Geld, das die EZB auf den Markt wirft, steigen die Aktienkurse und Immobilienpreise immer weiter, irgendwo müssen die Banken und „die Reichen“ das Geld ja anlegen. Man kann es schließlich nicht für Reisen oder Restaurantbesuche ausgeben. Außerdem wurde angeführt, dass Besserverdienende weniger in Kurzarbeit müssen und mehr im Home-Office arbeiten können. Was ist mit den Harz IV Empfängern? Auch da sind die Möglichkeiten zum Geldausgeben eingeschränkt. Dafür gibt es die Corona Boni zum Ausgleich. Und jeder, der Arbeitssuchend ist, bekommt nach einem rechtskräftigen Urteil des Sozialgerichtes Karlsruhe 20 FFP2-Masken die Woche,… Mehr

Iso
3 Jahre her

So siehts aus, die Einen empfinden ihr Einkommen als ungerecht, und ie Anderen ihre Steuern und Abgaben. Liegt aber auch an jedem selbst, womit er zufrieden ist, und welches seine Ansprüche sind.

Endstadium0815
3 Jahre her

Das mag ja sein, aber ich verdiene nicht schlecht, aber ich werde bei allen mit dem höchsten Satz beglückt. Kita Gebühren, Zuzahlung zu meinem kranken Kind. Alles in allem zahlen wir im Monat für drei Kinder knapp 1900€. Da bleibt trotz gutem Verdienst am Ende nicht mehr viel über. Und das ich gut verdiene hat nix mit Glück zu tun, sondern das ich dafür hart arbeite und gut ausgebildet bin. Es gibt Geringverdiener, die vielleicht nichts gelernt haben oder es ihnen egal war in der Schule aktiv zu sein. Das mag jetzt hart klingen, aber warum soll ich für ungebildete… Mehr

Michael M.
3 Jahre her
Antworten an  Endstadium0815

Das klingt weder hart noch sonst wie, weil sie schlicht und ergreifend mit alledem was sie schreiben zu 100 % Recht haben.
Wer nichts leisten will (Achtung das „Wollen“ ist entscheidend, Kranke/Behinderte meine ich nicht, diese Menschen müssen selbstverständlich und richtigerweise vom Solidarsystem vollumfänglich versorgt werden) der ist selber schuld und ich sehe nicht ein für solche Typen auch nur eine Cent/Pfennig bezah zu müssen.