Wasserwerfer, Absperrungen, Poller hinter Weihnachtsbäumen, Krankenwagen, offensichtliche Zivilfahnder, traurige Gesichter, schlimme Erinnerungen. Über Polizei-Mannschaftswagen Lichter mit dem Wort „Weihnachtsmarkt“.

Ich war heute dort. Vor einem Jahr, kurz vor dem Anschlag, war ich auch ganz in der Nähe, zwei Minuten vom Ort des Schreckens entfernt. Da war noch alles normal – oder schien so. Wir wussten ja nicht, dass ein Krimineller und Terrorist, der seit langem im Visier der Behörden war, einen schrecklichen Terroranschlag vorbereitete.
Beim Gang über den Kudamm heute, ein Jahr danach, gehen mir Fragen durch den Kopf. In diesen Tagen wird viel darüber diskutiert, wie mit den Opfern und den Angehörigen umgegangen wird. Und warum Angela Merkel erst in diesen Tagen, ein Jahr nach dem Anschlag mit ihnen spricht. Fühlt sie sich irgendwie verantwortlich und wich dem Gespräch deshalb so lange aus? War der öffentliche Druck zu groß geworden?
Merkel direkt für den Anschlag verantwortlich zu machen, ist unfair. Aber sie von aller Verantwortung frei zu sprechen, wird der Sache auch nicht gerecht. Kanzler und andere Staatsoberhäupter reklamieren gerne und schnell die Verantwortung für alle möglichen Dinge, mit denen sie nichts oder nur wenig zu tun haben, wenn diese positiv sind. So etwa für die gute Wirtschaftslage (zu der Merkel jedoch wenig beigetragen hat). Politiker tragen jedoch auch eine Mitverantwortung für Fehlentwicklungen. Die Verantwortung liegt darin, zu lange weggesehen zu haben, zu lange Probleme bagatellisiert zu haben und Prioritäten falsch zu setzen.
All die Absperrungen und der massive Sicherheitseinsatz heute wirkten hilflos auf mich. Sicherheit soll suggeriert werden, wo es keine gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier und heute, am 19. Dezember 2017 am Breitscheidplatz Berlin, ein weiterer Terroranschlag stattfinden wird, ist vermutlich geringer als zu jeder anderen Zeit und an jedem anderen Platz. Terroristen schlagen niemals dann und dort zu, wo man es erwartet. All die Maßnahmen sind keine Taten, sie sind weniger – sie sind die Illusion einer Tat.
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Warum wird im Kontext der Berichterstattung immer der anstiftende V-Mann des BfV in den „Skat“ gedrückt ?
alles schön und gut, herr zitelmann, aber sie sollten sich auch einmal fragen, was die liberale jugend in norddeutschland zum verbot der polygamie sagt. diese polygamie würde sie nämlich eingeführt sehen wollen. damit stellt sie sich in die gleiche reihe, wie die mohammedaner! und das ist fast so schlimm, wie islamische gewalt gegen einheimische!!
Wenn ich alle Voraussetzungen dafür erfülle, die Verbrechen jeglicher Art Tür und Tor öffnen, diese Verbrechen dann aber von anderen als mir selbst ausgeführt werden, wäre es unfair, mir die Schuld zu geben?
Nene, solch eine Sicht der Dinge ist dem Gesetz nach m.E. aber anders, Beihilfe nennt man so was wohl.
Außer bei Merkel und Co. natürlich.
Auf den Fotos und Filmchen von Merkels gestrigem „Besuch“ dort sieht man ihr die Aufgesetztheit, ja Falschheit und Verlogenheit in dem Moment dort, tief ins Gesicht geschrieben, deutlich an. Sie ist direkt verantwortlich für den „Vorfall“ im letzten Jahr dort, aber es ist ihr egal und für sie nur ein lästiger Kollateralschaden. Ähnlich einem Fleck Farbe, der trotz Folie beim malern irgendwie zum Teppich durchgedrungen ist.
Den im Artikel gezeigten Fotos möchte ich eines hinzufügen; ein kleiner Funken Licht, das zwar schnell ausgelöscht wurde und dennoch ein Zeichen setzte:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article171744110/Identitaere-Bewegung-stellt-Grabsteine-vor-Brandenburger-Tor.html
„Merkel direkt für den Anschlag verantwortlich zu machen, ist unfair. “
Eine junge Mutter lässt die Haustür und die Wohnungstür weit offen stehen und geht derweil zum Kaffeetrinken ins nahe gelegene Cafè. Da kommt von der Straße ein Mann ins Haus, steigt zwei Stockwerke hoch, geht in die offene Wohnung und vergeht sich dort an der schlafenden 5jährigen Tochter der Frau.
Jeder normal denkende Mensch würde die junge Mutter für direkt verantwortlich halten. Sie nicht?
„Merkel direkt für den Anschlag verantwortlich zu machen, ist unfair. “
Ist es fair, unschuldiges opfer eines terroranschlags zu werden, der in verantwortung der kanzlerin zumindest massivst begünstigt wurde?