Aufregung über ein Putin-Interview

Liebe Putinhasser!

Gerade habe ich Günther Jauch vom vergangenem Sonntag im Fernsehen gesehen. Jauch paddelt im Mainstream, den lassen wir mal außen vor. Was regt ihr euch so über das eingeblendete Interview mit Putin auf? Weder mit Putinhasserei noch mit Putinversteherei lässt sich Politik machen, etwas bewegen oder guter Journalismus fabrizieren. Merkel, über die das Urteil der Geschichte nicht so schmeichelhaft ausfallen dürfte, wie ihre Erfolgsgeschichte jetzt glauben macht, hat mit einem recht: Putin muss wieder eingefangen werden. Mit der alten Formel Zuckerbrot und Peitsche, Sanktionen und Reden. Das macht Sinn. Von Merkels angeblichen Strenge gegen Putin, die sie nun wirklich mehr mit Mundwinkeln gezeigt hat, als dass sie da irgendetwas Konkretes gesagt hätte, lasse man sich nicht täuschen.

An den dritten Weltkrieg glaubt ihr alle nicht, also spielt auch nicht mit solchen Szenarien! Der Westen verweigert den Kurden ihren Staat, weil er nichts von Demokratie hält und die Machtinteressen der Länder, die bei Gründung eines Kurdenstaates Territorium abgeben müssten, unterstützen und die Führungen dieser Länder hofieren will; und dies alles mit recht aufgesetzten Argumenten.

Putin versteht Demokratie, wenn’s um seinen Einflussbereich geht, auch nicht besonders gut. Alles nicht direkt miteinander vergleichbar, aber klar bleibt, dass es in der Politik immer fifty shades of Grey gibt, mindestens. Und gerade aktuell ist es nicht so, dass der Westen weiß ist und engelsgleich politisch und militärisch alles richtig macht und dass Russland schwarz ist, schwarz und noch mal schwarz, ein schwarzes Loch wäre.

Die SPD geführten Bundesregierungen haben in den siebziger Jahren Bundestagswahlen gewonnen, weil sie mit der sowjetischen Diktatur den Dialog, wenn vielleicht auch nicht immer ganz unverstrickt, geführt haben. Und jetzt plötzlich mit Putin keinen Dialog führen? Was soll das! Es gibt wirklich andere Probleme der Menschheit, und es ist erbärmlich, wenn ein sogenannter G20-Gipfel sich auf Staatschefsebene an einem Putin abarbeitet und zur Weltwirtschaft am Ende nur noch die Sprechblase in die Luft gesetzt wird, dass die Weltwirtschaft, was immer das genau heißen soll, in Zukunft um 2 % wachsen soll, was immer das genau wieder heißen soll.

Für ein derart nixiges Ergebnis dieser Art hätte eine Telefonkonferenz der Pressesprecher ausgereicht. Die 50 oder 100 Millionen Euro, die die Staaten für die Konferenz ausgegeben haben, sind zum Fenster rausgeworfen worden. Fest steht: Weder Putinversteherei noch Putinhasserei sind sonderlich zielführend.

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