Blackbox KW 26 – Er gehört zu dir wie dein Name an der Tür

Die Stimmung auf dem Narrenschiff ist prächtig, wenigstens in den oberen Etagen. Kein Wunder: Ohne Grundgesetz regiert es sich doch gleich viel leichter. Sogar 100%-Schulz ist zufrieden, vielleicht, weil er noch nicht merkt, dass ihm die Munition ausgegangen ist.

Nebensächlichkeiten wie Migration, Integration, Verkehr und Verteidigung wurden inzwischen an McKinsey und Co. ausgesourced, so dass all die Spaß- und anderen Vögel im Parlament kurz vor den großen Ferien, von Problemen ungetrübt, noch mal so richtig auf die Pauke hauen konnten. Jeder hatte irgendetwas zu feiern: Die SPD freute sich über die neue Super-GroKo mit Grünen, Kommunisten und sich selbst. Die Union war bestens gelaunt, weil die Sozis am Ende ihr wahres Gesicht gezeigt haben. Merkel grinste in sich hinein, weil sie Schulz mal wieder die Butter vom Themenbrot genommen hat, und Volker Beck kann endlich heiraten, wenn er weiß, wen. Der Freitag endete (gegen Mittag) in buntem Konfetti-Regen.

♦ Jeder kann jetzt jeden heiraten, wenn auch nur nacheinander und noch nicht gleichzeitig mehrere, aber vielleicht kommt das aus kultursensiblen Gründen dann etwas später. Auch der Heiratsmarkt zum Zwecke der Einbürgerung erfährt eine eklatante Bereicherung der Möglichkeiten. Bei den Christen werden nun wohl einige Messen mehr gelesen. Bei den Evangelen als gleichgeschlechtliche Eheschließungen, bei den Katholen zur Anrufung der Schutz-Heiligen. Der Mehrheit der Bevölkerung geht das Thema am Allerwertesten vorbei (demoskopisch als Zustimmung inszeniert).

♦ Pflichtschuldig und eher desinteressiert winkten die nach der Party verbliebenen Abgeordneten das Maas’sche Zensurgesetz durch, das „weltweit einmalig“ sei, wie die SPD twitterte. ‘Noch‘ muss man dazu sagen, denn lupenreine Demokraten aus aller Welt wollen nachziehen. Und das Grundgesetz, dieses behäbige Dickschiff der deutschen Demokratie, auf dem alle Platz haben sollten, die Gutes im Sinn führen, wurde auf Grund gesetzt.

Für den Geschichtsunterricht bietet sich eine weitere Antwort auf die Frage an: Was ist der Unterschied zwischen dem Parlament der DDR und dem der BRD? Mehr Konfetti.

♦ Nachdem 100%-Schulz das einzige Thema (Efa), das seine Partei von der Merkelunion unterscheidet, leichtfertig verschossen hat, anstatt es bis zur Wahl genüsslich unter lautem queeren Betroffenheitsgetrommel durch alle Medien zu nutzen, steht er wieder mit leeren Gerechtigkeitshänden da. Warum soll man den Mann wählen? Ausgerechnet Merkel wüsste was: „Er kann gestochen scharf sprechen“, und er steht „unerschütterlich in seinem Glauben an Europa“. Bosheit, dein Name ist Weib!

♦ Nanu, was sehen wir? Eine Rentnerwanderung nach Schleswig Holstein? Und auch mehrere internationale Airlines wollen eine Direktverbindung nach Kiel? Ach so, weil dort CDU, FDP und die Grünen das bedingungslose Grundeinkommen in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben haben.

♦ Wenn schon arbeiten, dann aber weniger bei vollem Lohnausgleich, fordert mal wieder die IG-Metall. Allerdings, Genossen: 28 Stunden Woche? Gilt die nicht nur für Siggi im Außenamt?

♦ Die Integration in den Arbeitsmarkt schreitet zügig voran. Flüchtlingsbanden übernehmen den Drogenhandel, schreibt die shz. Gut, dass der Drogenhandel seit 2014 beim Bruttosozialprodukt (BIP) mitgerechnet wird, da dürfte das ja dann als positiver Beitrag gewertet werden.

♦ In Plauen wurden jetzt zwei Asylbewerber vernommen, die wohl ins Guinnessbuch der Facharbeiter-Rekorde aufgenommen werden dürften. Sieben Einbrüche in siebzig Minuten (inklusive Angriffe auf vorgefundene Bewohner).

♦ Wenn die Herrschaften während der Arbeitszeit Konfettipartys schmeißen, heißt das noch lange nicht, dass die Diener es in der Freizeit auch krachen lassen dürfen (außer es ist religiös begründet)! Berliner Polizisten wurden nach einer Sause (Saufen, singen usw.) sofort wieder nach Hause geschickt. Sie werden nicht traurig sein. Denn Hundertschaften aus ganz Deutschland werden in Container gepfercht und mies verpflegt (kein Nutella?), damit sie den G20 Gipfel am kommenden Sonntag vor Linksterroristen schützen. Wer regiert in Hamburg? Ach ja, die Gerechtigkeitspartei.

Anstatt die bekannten Gewalttäter wie Hooligans mit Platzverboten zu belegen (Gibt’s eigentlich den „Unterbindungsgewahrsam“ noch?), werden Soldaten aufgefordert, auf dem Weg zum Dienst keine Uniform zu tragen, damit sie nicht zusammengeschlagen werden. Nichts soll die Lieblinge des Systems, die Antifa, unnötig aufregen. Ob das BKA mit dem Ansinnen Erfolg hatte, das Redemanuskript von Donald Trump in weiten Teilen umzuschreiben, damit der nicht durch „Statements die ohnehin militante Szene zusätzlich provozieren könnte“, war bei Redaktionsschluss dieser Zeilen nicht bekannt.

♦ Es gibt auch schöne Nachrichten zum G20. Saudi-Arabiens König will vielleicht Kamele mitbringen. Wir haben ihm geschrieben, genügend Kamele hätten wir selber. Professor Sauer hätte endlich mal ein aufregendes Damenprogramm mit der schönen Melania. Und was macht er? Angeblich will er einen Film zum Klimawandel zeigen. Dem Mann ist wirklich nicht zu helfen.

♦ Der Oberstleutnant, der der erst beleidigenden, dann beleidigten Ursula von der Leyen angeblich mit einem Putsch gedroht haben soll, verklagt jetzt die Ministerin. Sein Vertrauen in den Rechtsstaat, den er ja zu verteidigen gelobt hat, ist scheint’s noch immer grenzenlos …

♦ Musliminnen ärgern sich über männliche Bademeister. Nicht in Islamabad oder Aliabad, sondern im Freiburger Bad.

♦ Jetzt zur richtigen Kultur: Buchpreisträger Bodo Kirchhof schlägt vor, Kreuzfahrtschiffe als Flüchtlingsunterkünfte einzusetzen. Bleibt nur noch die Route offen.

♦ Am Schluss eine Nuss für Freunde des Denksports: Der SPD-Parteiphilosoph Ralf Stegner (der mit dem Schild „Ich lerne noch“) hat bei Twitter abgesetzt:
„Wer das Denken nicht bekämpfen kann, bekämpft den Denkenden.“ Wie könnte das gemeint sein? Und fällt das schon unter das Zensurgesetz als Aufruf zur Gewalt?

♦ Noch nicht in Ihrer Qualitätspresse: Der Hilferuf des schwedischen Polizeichefs „Helft uns, helft uns!“ Schweden wird mit seinen über 60 No Go Areas nicht mehr fertig. Da könnten doch die Misere und Co. Nachhilfeunterricht geben. Wir schaffen das nämlich.

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Kommentare ( 87 )

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87 Comments
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Roger Feldkamp
6 Jahre her

Die Freiheit stirbt langsam, aber zentimeterweise. Die politische Korrektheit schreitet weiter voran. Das gilt leider jetzt auch hier. Inhaltlich kritische und fundierte Kommentare, die die Dinge pointiert, vielleicht auch etwas überspitzt auf den Punkt bringen, sind nicht mehr gelitten. Völlig unverständlich, weshalb der Kommentar, der sich gestern am ausführlichsten mit der Malaise der Dinge hierzulande auseinandersetzte, sang- und klanglos gelöscht wurde. Wozu braucht es da noch ein Netzwerkdurchsetzungsgesetz?

Gero Hatz
6 Jahre her

Letzten Freitag konnten wir einen innovativen, zukunftsweisenden Ablauf einer Bundestagssitzung sehen. Die schöne Form der Konfettiparade diente zur Erheiterung der Abgeordneten, die danach schnell ins Wochenende verschwanden. Keine Kraft, keine Zeit mehr für eine Diskussion von Heikos neuen Regeln zur Meinung im Internet. Wäre es nicht effektiv, in der Volkskammer nur noch Konfettiparaden durchzuführen?

Atze
6 Jahre her

Schöner Gedanke, aber ich glaube nicht, daß Bundeskanzler Meuthen an Merkels Grab eine Rede halten würde.

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6 Jahre her
Antworten an  Atze

Habe auch nicht geglaubt, dass Merkel die Dreistigkeit besitzt statt Orban an Kohl’s Grab zu sprechen.

Aber vielleicht ist bis dahin ja wirklich Sebastian Kurz Kanzler des Vereinten Europas.

Sabine W.
6 Jahre her

Ich würde gerne Ihre Kommentare würdigen, Herr Paetow, allein mir fehlt die Kraft mittlerweile.

Sabine W.
6 Jahre her

Einer der verlinkten Artikel war aus der ‚Göteborgs Posten‘?
Das war nicht eindeutig erkennbar.
Aber egal – Schweden macht vor, was in Deutschland schon lange vor der Tür steht.
Ja, man muss der Polizei helfen, denn die sind diejenigen, die diese ’neue Form‘ der Gewalt unmittelbar abbekommen.
Eine Form der Gewalt, auf die Nord-, West- und Mitteleuropa nicht einmal im Ansatz vorbereitet war.
Naiv.

Hellweg
6 Jahre her

Herrlich. Geht das hier noch durch? 😉

Nonsens
6 Jahre her

Die Loyalität von ausländischen Beratern bleibt stets zweifelhaft. Aber DE ist eh zu einem Außenposten verkommen. Warum überhaupt Konflikte um Souveränität, sollen die Amis ganz regieren!!! Die hatten ja echt Glück, dass Obama-Clinton-Strategen nicht das Ruder weiter führten. Wir wohl auch 🙂 Haben es halt noch nicht erkannt. Was sind schon Menschen? „Volk“ gibt es in Amerika ja nicht unbedingt, da wohl kaum einer etwas mit der Mayflower dort anfangen kann. Vielleicht die Indianer? „Wer das Denken nicht bekämpfen kann, bekämpft den Denkenden.“ klingt für mich wie Trotzky, der meinte, dass wer nicht mit dem System ist, eines Hungertodes sterben… Mehr

Leitwolf
6 Jahre her

Ohje, hat Sie die Hoffnung übermannt? 😉

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6 Jahre her
Antworten an  Leitwolf

Die Zukunft ist offen und deshalb ist Optimismus Pflicht !! (Karl Popper)

Wenn Sie mir vor 20 Jahren gesagt hätten, dass unsere Politik im Jahr 2017 fast völlig in der Hand von Frauen ist, die in der DDR marxistisch sozialisiert wurden, dann hätte ich Sie wohl für verrückt erklärt.

Verona E. Seiler
6 Jahre her

Was ist das denn, bitte?

Christian Gerst
6 Jahre her