Ungebrochener Anstieg: Mehr als 175.000 neue Asylanträge bis Ende Juli

Die klandestinen Einreisen nach Deutschland nehmen schon seit einigen Monaten zu. Das zeigt sich auch in den neu gestellten Asylanträgen, meist von Syrern, Afghanen und neuerdings türkischen Staatsbürgern. Aus dem Innenministerium ist nichts zu dieser dramatischen Lage zu hören.

IMAGO / Le Pictorium

Das deutliche Anschwellen der in Deutschland gestellten Asylanträge, das im letzten Sommer begann, hält sich auch in diesem Jahr und führt zu deutlich mehr Asylanträgen als in den Vorjahren. Wo sich die Erstanträge in den Vorjahren seit 2019 in einem Korridor zwischen 4.000 (das war freilich der Mai 2020) und 17.000 bewegten, stieg die Kurve seit dem letzten Sommer kontinuierlich an. Nach Höchstständen von fast 30.000 Anträgen in einem Monat zwischen November 2022 und Januar 2023 und einem leichten Rückgang klettern die Anträge pro Monat nun erneut der 25.000-Marke entgegen. In keinem Monat in diesem Jahr fielen die Erstanträge merklich unter 20.000. Irgendetwas hat die Antragsteller motiviert, vermehrt den Weg nach Deutschland anzutreten, und wenn es die Ukraine-Krise war, durch die erneut signalisiert wurde, dass in Deutschland alle Türen offen stehen, nach außen wie nach innen.

Insgesamt gab es bis Ende Juli diesen Jahres 188.967 Asylanträge. Davon waren 175.272 Erstanträge, die gewöhnlich auf illegale Einreisen zurückgehen. Daneben gab es 13.695 Folgeanträge, die teils auch mit erneuten Einreisen zusammenhängen, teils als „zweiter Versuch“ des Asylbewerbers zu werten sind, um mit einer anderen „Fluchtgeschichte“ Asyl oder meist einen anderen Schutztitel zu bekommen. Das sind insgesamt 78 Prozent mehr Erstanträge als zum selben Zeitpunkt im letzten Jahr.

Unter den Nationalitäten stechen die türkischen Asylbewerber heraus, deren Zahl um satte 203 Prozent anstieg, sich also im Vergleich zum Vorjahr verdreifachte. Mehr als 23.000 Erstanträge wurden so von türkischen Staatsbürgern gestellt. Im letzten Jahr war der Anstieg sogar noch deutlicher mit einem Plus von 240 Prozent. Wohlgemerkt, wenn dieser Trend anhält, wäre das schon die zweite Verdreifachung in zwei Folgejahren: Schon im letzten Jahr waren die türkischen Asylanträge um 239 Prozent gestiegen auf insgesamt knapp 24.000. Ende Juli 2023 sind es schon fast so viele Anträge aus dem Land am Bosporus.

Aus dem Innenministerium kommt nichts zu dieser Lage

Dabei erhalten Türken im aktuellen Jahr nur zu 15 Prozent internationalen Schutz in der Bundesrepublik. Die restlichen 85 Prozent reisen freilich nicht aus, sondern können auch bleiben. Hier könnte die geplante Vorauswahl an der EU-Außengrenze Abhilfe schaffen, wenn zumindest bei niedrigen Anerkennungsraten (etwa von unter 20 Prozent) die Abweisung schon an der Außengrenze erfolgen würde. Für alle Nationalitäten lag die Schutzquote bei etwa 52 Prozent, für Syrer .

Die Türken sind damit die drittgrößte Gruppe unter den Asylbewerbern in Deutschland, ohne dass politische Unfreiheit oder Krieg aus dem Land bekannt wären. Im Gegenteil, es handelt sich um eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen wie natürlich auch türkischer Familien in Deutschland. Das allein sollte im Innenministerium nicht nur zu gesteigertem Stirnrunzeln, sondern zum Handeln führen. Nun ja, eine Neuauflage der Sippenhaft hat sich Nancy Faeser nun überlegt. Sie will Angehörige krimineller Clans auch ohne Straftat abschieben, übertragen vom Umgang mit terroristischen Gefährdern. Ob auch dieser Faeser-Vorschlag mehr als nur ein Luftschloss vor der Hessen-Wahl ist, wird man bald erfahren. Vermutlich will Faeser nur Punkte sammeln, die die Grünen dann wieder einsammeln. Bei den schärferen Abschieberegeln war es so. Es dauerte nicht lange, bis die innenpolitische Sprecherin Lamya Kaddor (Grüne) sich gegen die Verlängerung des Abschiebegewahrsams auf vier Wochen aussprach. Das war zu erwarten gewesen: Härte oder Konsequenz sind an dieser Stelle für die Grünen nicht an der Tagesordnung. Kaddor kritisierte freilich auch, dass Faeser sich nur die „restriktiven Maßnahmen“ aus einem „Migrationspaket II“ herausgegriffen habe.

Die ersten beiden Asylbewerber-Gruppen stammen nach wie vor aus Syrien mit 51.692 Erstanträgen und Afghanistan mit 31.334 Erstanträgen, mit jeweils schon „durchschnittlichen“ Steigerungsraten von 80 und 84 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022. Die Belastung der Kommunen steigt damit noch stärker an. Es wäre weiterhin eine Überraschung, wenn die Zahlen im August plötzlich einknicken würden. Auf absehbare Zeit werden deutsche Landkreise, Städte und Gemeinden mit den Folgen leben müssen.

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Kommentare ( 59 )

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Innere Unruhe
8 Monate her

Wir haben doch eine Obergrenze von 180.000.
Jetzt muss die Regierung Handlungsfähigkeit beweisen und die Grenze einhalten.

imapact
8 Monate her

Merwürdig, daß man überhaupt noch von „Asyl“ spricht – hier handelt es sich um die ebenso geduldete, ja gewollte Massenzuwanderung von vorwiegend muslimischen Versorgungsmigranten. Warum Asylanträge von Türken überhaupt geprüft werden – ein Rätsel. Artikel 16a des Grundgesetzes wird weiterhin ignoriert – wie schon Seehofer (ohne zu handeln) feststellte: ein Unrechts-Staat. Jahr für Jahr eine Großstadt von Sozialhilfeempfängern und diese Masseninvasion trifft auf ein Land, das sich wirtschaftlich auf dem absteigenden Ast befindet und jetzt schon auf einem Millionensockel von Versorgungsmigranten sitzt, von denen die wenigsten wirklich alleine ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Zudem ist davon auszugehen, daß viele dieser Leute… Mehr

Paul987
8 Monate her

So sieht also die Regierungslüge von Steuerung und Begrenzung aus. Plus 78% zum Vorjahr. Die AfD nennt es den großen Austausch und kassiert gleich einen Rüffel vom Haldenwang, da der große Austausch ja eine rechtsextreme Verschwörungstheorie ist.
Die einzig nachweisliche Verschwörungstheorie ist das Märchen von der „Steuerung und Begrenzung“ und der „groß Austausch“ hingegen, ist mit amtlichen Zahlen belegte Regierungspraxis der Ampel.

Boudicca
8 Monate her

Deutschland bekommt auch 2023 die nächste große Stadt voll Menschen geschenkt, die mindestens 2 Jahre vom Geld der Bürger lebt.

Innere Unruhe
8 Monate her
Antworten an  Boudicca

Denken Sie an die Kinder, sie sie hier haben wollen. Dann sind sie ja „verwurzelt“
Doch genau Kinder müssen als erstes gehen und Beziehung mit ihrer historischen Heimat aufbauen.

Erfurter
8 Monate her

In unserem Landkreis Teltow-Fläming sind wir über die Jahre mit rund 1.700 Plätzen in Asylbewerber Sammelunterkünften ausgekommen.
Das ging deshalb, weil nach und nach wieder in noch freie Wohnungen ausgezogen wurde.

Damit ist nun Schluss. Der Wohnungsmarkt ist leer und gebaut wird nur noch die Hälfte (Inflation, Zinsen, Planungsunsicherheit etc.).

Allein für das laufende Jahr 2023 sind aber weitere rund 1.700 Asylbewerber anvisiert.
Das ist die Lage. Uppahl ist überall.

Kassandra
8 Monate her

Dabei müssen „wir“ inzwischen gar nichts mehr tun – denn die finden den Weg von ganz alleine – Merkels Ampel sei Dank.
Und mit jedem der neu kommt profitiert die AfD – die dafür auch so gut wie gar nichts tun muss – außer Kurs halten.

Ali Mente
8 Monate her

Die Idee dazu kam von Merkel und der CDU, die über 5 Jahre einige Millionen Analphabeten und Kriminelle ins Land geholte haben! Nur so als kleiner Hinweis!

Dellson
8 Monate her

Sinnlose Debatten im Kreislauftheater der Schuldzuweisungen oder vergleichbar der Ernennung des humanistischen Ostfriesen des Jahres, Mutter Theresa auf dem Drahtesel, mit dem Fahrrad wo zwei fahren können! Antwort Tandem, Bingo!! Deutschland ist weltweiter Werbefilmgewinner mit Nobelpreisanspruch und Oskar Gewinner aller globalen Werbeagenturen durch die verbreitete Ansage Nr.1: „2/3 der Menschheit stellt sich besser im Harz4, Bürgergeldsystem in Deutschland als in seinem Heimatland!“ „Botschaft an alle Beladenen der Erde mit Familie , Verwandtschaft, die Zuflucht zur Rettung der eigenen Existenz ist das Eiland Deutschland!“ Nur hier ist man sicher vor Anstrengung vor sich selbst durch Aufforderung von anderen! Die Wegbereiter, Erfüllungsgehilfen… Mehr

Wilhelm Rommel
8 Monate her

Ich lasse mich nicht davon abbringen: Es geht hier um nicht mehr und nicht weniger als eine Eroberung bzw. Landnahme ‚auf kaltem Wege‘, begünstigt durch Jene, die sich feixend Vorteile davon versprechen, in der Mitte Europas ein ‚Shithole-Country‘ entstehen zu sehen. Man fragt sich nur: Was wird geschehen, wenn die bislang noch großzügig gefüllten Futtertröge sich dauerhaft leeren, weil das ‚Weltsozialamt‘ keinen Nachschub mehr zu liefern vermag und der Traum vom Schlaraffenland für die ‚Erniedrigten und Beleidigten‘ sich in Luft auflöst? Springen dann jene ein, die dem Ganzen bis dato händereibend zugeschaut haben? Oder ertont dann auch vor ihrer Haustür… Mehr

Last edited 8 Monate her by Wilhelm Rommel
Phantom
8 Monate her

hört euch das mal an dann wisst Ihr was los ist

Das Interview ist 1 Jahr alt trifft alles auf den Punkt immer noch

https://auf1.tv/nachrichten-auf1/gerhard-wisnewski-zur-us-strategie-deutschland-soll-plattgemacht-werden/