Merkel lobt sich und Scholz sagt nicht Nein zur Koalition mit der SED

In der letzten Bundestagsdebatte vor der Wahl lobt sich Angela Merkel nochmal selbst – und bekennt sich notgedrungen zu Armin Laschet. Olaf Scholz verspricht viel – nur keine eindeutige Absage an ein Bündnis mit der Linke genannten SED. Und die verweigert erneut ein Bekenntnis zur Nato.

IMAGO / Bernd Elmenthaler
Angela Merkel und Armin Laschet im Bundestag, 7. September 2021

Die heutige Bundestagssitzung war gleich in meherer Hinsicht bemerkenswert. Nicht nur, dass das Parlament zum letzten Mal in der Ära Merkel zusammenkam. Siefand statt zu einem Zeitpunkt, an dem die Bundesrepublik Deutschland sich von ihren Grundfesten verabschiedet.

Wenn es nach dem Willen von SPD, Grünen und SED geht, werden zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erklärte Feinde der Freiheit und der Demokratie auf Regierungssitzen Platz nehmen. Ein Bündnis, das seit Monaten in Geheimgesprächen vorbereitet wird, und nun auf leisen Sohlen durchgezogen werden soll. Dann wächst zusammen, was zusammen gehört. Freilich nicht in dem Sinn, wie es Willy Brandt 1989 angesichts des Mauerfalls für die beiden Teile Deutschlands gemeint hat. Wer geglaubt hätte, der SPD-Kanzlerkandidat Scholz ringe sich in dieser zentralen Debatte zu einem klaren Ja oder Nein für ein Bündnis mit Kommunisten durch, wurde enttäuscht. Dabei ist das die historische Frage, die für jeden, der einigermaßen die Geschichte und die Gegenwart kennt, alles andere – selbst Corona – überragt.

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Von dieser Dimension war zu Beginn der Sitzung – wen wundert’s – nichts zu spüren. Die scheidende Kanzlerin Merkel zog eine Bilanz ihrer 16jährigen Amtszeit, die von Erfolgen und Glanzleistungen nur so gespickt war. Unwillkürlich fühlte man sich dabei an die Jahresendbilanz des Fernsehens der DDR erinnert. Der infolge der Stasi-Haft verstorbene DDR-Bürgerrechtler und Schriftsteller Jürgen Fuchs formulierte es einmal so: „Auch in diesem Jahr fielen beim Hobeln unserer Bretter keinerlei Späne.“ Kein Wort zur mißglückten Energiewende, einer unabgestimmten Asylpolitik, die die Briten aus der Gemeinschaft trieb und schon gar nicht von den vielen Pannen bei der angeblichen Bewältigung der „Pandemie von nationaler Tragweite“.

Ganz am Ende, als dem Selbstlob ausreichend Genüge getan war, kam sie zum CDU-Spitzenkandidaten Armin Laschet. Auch ihn lobte sie in den höchsten Tönen und ging schließlich zum ersten Mal in ihrer Amtszeit mit den dunkelroten Genossen der SED ins Gericht. Sie bekräftigte, und man tut ihr nicht Unrecht zu sagen, wohl gegen ihren inneren Willen, die Absage an jede Art von Hochzeit mit Gysi und Genossen, denn jenseits aller formalen Titel ist Gregor Gysi unverändert die Spinne im Netz der Partei Die Linke, gegen die nichts entschieden werden kann. An dieser Stelle entspannte sich das Gesicht Laschets sichtbar. Hatte er doch die ganze Zeit wie ein Kleinkind auf die Umarmung durch die Mutti gehofft. Die CDU-Fraktion dankte es ihr pflichtgemäß mit stehendem Applaus.

Nachdem die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel in gewohnt schneidender Schärfe eine Generalabrechnung mit Merkels Politik vornahm, war dann der wahrscheinliche Kanzler der nächsten Regierung, Olaf Scholz, an der Reihe. Beherrscht und sachlich wie immer begann er von einem großen bunten Blumenstrauß von Wohltaten zu berichten, den er dem deutschen Volk nach seinem Sieg überreichen wolle: sichere Renten, Anhebung des Mindestlohnes, Kampf gegen die Armut im Lande, 400 000 neue und bezahlbare Wohnungen in einem Jahr, Steuererhöhungen für Reiche und natürlich jede Menge Klimaschutz.

Scholz wäre nicht Scholz, wenn er nicht auch diesmal auf sein schon bekanntes Hintertürchen verwiesen hätte. Die alles entscheidende Frage sei die ausreichende Energieversorgung. Dazu müssten auch Versäumnisse der Vergangenheit aufgeholt werden, für die die CDU die Verantwortung trage. Zur Bedeutung dieser Frage verkündete der SPD-Kandidat den Abgeordneten, dass allein die deutsche Chemie-Industrie im Jahre 2050 soviel Strom im Jahr benötigen werde, wie heute die gesamte Bundesrepublik. Schon Ende nächsten Jahres werden die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet und der Ausstieg aus der Kohle beginnt. Schon jetzt ist Insidern klar, dass dies nicht ohne weiteren Preisanstieg und vorhersehbare Versorgungslücken vollzogen werden kann. Davon sagte Scholz freilich nichts. Und schon gar nichts sagte er zu der Frage, ob er nun mit Kommunisten gemeinsam regieren wolle oder nicht. 

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Umso deutlicher wurde Links-Fraktionschef Dietmar Bartsch. Er könne die ganze Aufregung gar nicht verstehen. Es ginge doch jetzt gar nicht um die Nato, sondern um die Bewältigung der großen sozialen Probleme dieses Landes. Die Neuauflage oller Kamellen wie der „Rote Socken-Kampagne“ von vor fast zwanzig Jahren sei lächerlich und werde der CDU nicht helfen. Wie Kommunisten schon immer setzte er dabei auf die Unwissenheit vieler Menschen. Ein Blick ins Parteiprogramm der Links-Partei=SED zeigt, dass die Überwindung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik unverändert oberstes Ziel der Genossen ist. Wie das wohl vor sich gehen würde, kann jeder an dem kalten Kader-Gesicht der Hardlinerin Janine Wissler ablesen.

Auch müsste man Bartsch und Genossen bitten, ihre Behauptung, es bestehe für die Sicherheit der Bundesrepublik keinerlei Gefahr, ernsthaft zu begründen. Sind die Annexion der Krim und Besetzung von Teilen der Ukraine, die gravierenden Menschenrechtsverletzungen im Reiche Putins und dessen Unterstützung für die Verbrechen Lukaschenkos in Weißrussland kein Anlass zur Beunruhigung? Ganz zu schweigen von den Cyber-Attacken und Desinformationskampagnen der russischen Geheimdienste gegen die Demokratien des Westens. 

Wie wenig weit entfernt die Grünen von marxistisch-leninistischen Vorstellungen sind, dokumentierte wieder einmal wohl eher unbewusst deren Kandidatin Baerbock. Nach einer erfrischenden und die Werte der Freiheit betonenden Rede des FDP-Chefs Lindner, in dem er die Vorzüge der Sozialen Marktwirtschaft pries, verstieg sich die grüne Powerfrau zu der verwegenen These, dass die „Marktwirtschaft nicht den Interessen des Menschen dient“. Vielleicht sollte sie mal bei ihren Jet-Set-Ausflügen die Menschen in Nicaragua und Venezuela nach den Vorzügen sozialistischer Kommando-Wirtschaft befragen. Gut zu bewundern sind diese auch auf Kuba oder in Nord-Korea. Lindner kann einem jetzt schon leid tun, wenn er sich im großen Ehebett mit Scholz und Baerbock um seinen kleinen Platz in der Rinne streiten muss.

Wer es noch nicht begriffen hat, muss spätestens seit der gestrigen Debatte wissen, dass diese Wahl eine Richtungswahl von historischer Bedeutung ist. Niemand kann später sagen, er habe es nicht gewusst. Die SPD-Vorsitzende Esken hat schon vorausahnend für ein reines Gewissen der Parteien gesorgt. Der Grundsatzbeschluss der SPD, nicht mit Extremisten zu kooperien, bezöge sich ausdrücklich nur auf Rechtsextremisten. Damit wäre ja alles gesagt.

Noch eine Schlußbemerkung: Der journalistische Begleiter des Infokanals „Phoenix“, Ekkehard Schärfer, der eigentlich als Moderator durch das Geschehen führen sollte, verwechselte seine Rolle mit der eines Kommentators. Die Zuschauer, die sich Bundestagsdebatten ansehen, dürften wohl fähig zu einer eigenen Meinungsbildung sein. Umso ärgerlicher sind abwertende Kommentare, wenn sie nur der AfD gelten, aber auch der CDU nachgesandt werden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk nutzt selbst bei „Phoenix“ jede Gelegenheit zur Indoktrination. Journalismus ist das nicht. 

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Kommentare ( 50 )

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RA.Dobke
2 Jahre her

Eigentlich lese ich TE gern, aber die „LINKE“ mit SED-partei gleichsetzen ist wirklich primitivste Demagogie! Das erschreckt mich sehr!
Im übrigen, wer trägt eigentlich die Verantwortung für die menschenunwürdige „Globalisierung“? Es sind die Vertreter des Neokapitalismus, die mit ihrem Geld und ihrem NOWHOW durch die Welt vagabundieren und sich zum nützlichen Idioten für den Sozialismusmachen, speziell bezogen auf China. Diese Schwachmaten bringen Unglück über gut entwickelte Gesellschaften und machen sich zu Vasallen des starken Sozialismus bzw. Kommunismus chinesischer Art. Bleibt abzuwarten, ob dies nicht die schlimmste Fehlkalkulation aller Zeiten wird!

Nibelung
2 Jahre her

Wer mit der Mauermörder-Partei paktiert sollte die Klappe halten wenn es darum geht eine ehrenwerte Partei der Konservativen ähnlicher Umtriebe zu bezichtigen, was eine Unverschämtheit ist und dem klassischen Muster der roten Propaganda entspringt. Diese Typen haben zumindest in früheren Tagen eben so wenig Rücksicht auf politische Wettbewerber genommen und sich derer per Anordnung durch politischen Mord entledigen lassen und heute sind das ihre Ikonen und mit den Mördern von damals wollen sie eventuell eine Koalition eingehen, was für ein Verhängnis und gleichzeitig ein unglaublicher Vorgang, dann könnten ja andere Parteien genauso gut mit der NPD koalieren, wo wäre denn… Mehr

moorwald
2 Jahre her

Was kann man von der nächsten Wahlperiode erwarten?
Wirtschaftlichen Abstieg und Schrumpfung bzw. Abwanderung der Industrie mit Verlust an Arbeitsplätzen.
Teuerung plus Steuererhöhungen.
Weiteren Verlust an innerer Sicherheit. Möglicherweise Selbsthilfe und – justiz.
Verteilungskämpfe ungeahnten Ausmaßes.
In der Folge zunehmende Spaltung und Entsolidarisierung des Volkes.
Nichts, was die Bundesrepublik bisher zusammenhielt, wird auch nur Bestand haben oder gar besser werden.
Eine bürgliche Regierung wird als Konkursverwalter agieren müssen
Eine links-grüne wird auch noch die Reste eines funkionierenden Gemeinwesens in Trümmer legen.

Evero
2 Jahre her
Antworten an  moorwald

Leider sehr gute Prognose!
Die Abrißbirnen der wiedererstarkten DDR-Ideologie werden ihr Zerstörungswerk vollenden. Noch höhere Steuern, noch mehr Schulden, Arbeitslosigkeit, Verarmung, Kulturschändung, innere und äußere Sicherheit mangelhaft aber viel Personal und Geld in Überwachung der Bevölkerung, nicht dass die noch bei Verstand gebliebenen Teile des Bürgertums auf die Idee kommen, das Honecker-Nachfolge-Regime zu beseitigen.

Odysseus JMB
2 Jahre her

Meines Wissens gibt es einen Beschluss in der SPD, dass über Koalitionen nicht der Spitzenkandidat entscheidet, sondern die Parteivorsitzenden, die derzeit Walter-Borjans und Esken heißen. Scholz kann sich also zumindest formal gar nicht bestimmend zur Frage der „progressivsten“ Koalition äußern, wenn die SPD die stärkste Partei würde. Man könnte aber fragen, was passierte, wenn „die Partei“ seine persönlichen Präferenzen überginge, und ob er darauf die Basis zur Hilfe rufen würde um ggf. andere Prioritäten zu schaffen. Allerdings vermute ich eher, dass dieses Mal Jamaika an den Grünen scheitern wird („Hauptaufgabe der nächsten Regierung muss (!) die Forcierung des -asozialen- Klimarettungsprogramms… Mehr

Doppelwopper
2 Jahre her

Wenn der Autor schreibt: „..werden zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erklärte Feinde der Freiheit und der Demokratie auf Regierungssitzen Platz nehmen.“, dann muss man sich schon fragen, wo war dieser Autor die letzten 16 Jahre?
Die Feinde der Freiheit und Demokratie regieren bereits; was ist denn heute noch von einem freien, sozialen Rechtsstaat übrig?
Spätestens seit 2010 war erkennbar, dass Frau Merkel mit Freiheit und Demokratie nichts am Hut hat.

Romara
2 Jahre her

Diese Form der Indoktrination, gerade zu Debattenbeiträgen der AfD, beobachte ich bei den Sendungen von Phoenix zu Bundestagsdebatten schon länger. Mir sticht es förmlich ins Auge, wenn eine AfD-Rede zur Abwechslung mal ohne eine beiläufig abwertende oder gehässige Kommentierung begleitet wird. Ohne begründeten Anlass wohlgemerkt, wenn man von der unübersehbaren prinzipiellen persönlichen Gegnerschaft des Kommentators dieser Partei gegenüber absieht.

Der Ketzer
2 Jahre her

Wir brauchen rot-grün-dunkelrot als „reinigendes Gewitter“. Bereits nach einer Legislaturperiode wird diese Koalition Geschichte sein, wenn die Bürger am eigenen Geldbeutel gespürt haben, was sie bedeutet.
Auch die weiter-so-CDU wird dann am Ende sein, denn sie stellt keine Alternative dar, sondern steuert – wie in den Jahren unter Merkel – auch nur schleichend Richtung Bankrott. Viel Auswahl werden die Wähler dann nicht mehr haben, denn es gibt nur eine Partei, die sich dem Wahnsinn entgegenstellt.

Last edited 2 Jahre her by Der Ketzer
Manfred_Hbg
2 Jahre her

Was dann wohl auch der Grund dafür ist, dass z.Zt. in der Glotze von irgendwelchen Persönlichkeiten und Stars & Sternchen nicht nur mit viel Bla Bla dafür geworben wird zur Wahl zu gehen um seine Stimme abzugeben, sondern das auch die Briefwahl eine ja sooo gute Sache ist.

Diesem Land & Volk ist scheinbar nicht mehr zu helfen……..

Manfred_Hbg
2 Jahre her

Zitat: „Der journalistische Begleiter des Infokanals „Phoenix“, Ekkehard Schärfer, der eigentlich als Moderator durch das Geschehen führen sollte, verwechselte seine Rolle mit der eines Kommentators. (………….). Der öffentlich-rechtliche Rundfunk nutzt selbst bei „Phoenix“ jede Gelegenheit zur Indoktrination.“ > Was so doch -auch- schon seit längerem zu beobachten und hören ist und was mit Blick auf die nicht nur einseitigen, sondern auch dümm- und dämlichen „Texte“ des Kommentators ein Grund dafür ist, dass ich mir auch Phoenix nicht mehr antu und mir entsprechende politische Reden an anderer Stelle im Internet anhöre. Denn auch ich kann selber Denken und mir (m)eine eigene… Mehr

sven69
2 Jahre her

Es wird einen Exodus nie gesehenes Ausmaßes geben: in den nächsten paar Jahren werden sich große Teile der Wirtschaft und viele Leistungsträger aus Deutschland verabschieden. Zurück bleiben Hartz IV Empfänger, Migranten und die unglücklichen, die es nicht rausschaffen können, oder wollen. Dann wird dieses Land brennen……