M & Ms: Macron & Merkel in Washington

Nie war es schlimmer als heute: Macrons Realismus gegen Merkels „Fantasy“-Welt. Ein kleines Lehrstück in Diplomatie für Dummys.

© Chip Somodevilla/Getty Images

Gestern Staatsbesuch mit viel Trara. Macron glüht Trump an, dann kritisiert er ihn ein wenig bei den Hillarianern. Die Medien mit Weltverbesserungsauftrag loben die starken Worte Macrons „Zer iiis onli wan wöörldt“ vor dem Kongress. Und Donald, der kaum Zeitungen liest, freut sich über schöne TV-Bilder.

Morgen kommt The Mörkel. Eher durch die Hintertür. Merkel ist eine Art Mutter Teresa Afrikas und Asiens für CNN und Co., deshalb kann man deren Analysen beim besten Willen nicht ernstnehmen. Interessant hingegen eine Lagebeschreibung in „Foreign Policy“ zu den Besuchen der beiden Staatschefs.

Laut James Kirchick stellt Trump für die beiden wichtigsten europäischen Mächte eine fundamentale Herausforderung dar, auf die beide Länder recht unterschiedlich reagieren. Mit „typisch französischem Pragmatismus“ und mit „typisch deutscher Gereiztheit“, wobei sich eine Herangehensweise als ebenfalls „typisch ineffektiv“ herausstellte.

Kirchick lässt seine Leser noch einmal an Merkels Belehrungen für Trump über Demokratie, Freiheit und Respekt vor dem Gesetz (hahaha) teilhaben, ruft in Erinnerung Merkels heroischen Aufruf, Europa müsse für seine Zukunft nun selber kämpfen.

Sodann werden auch noch einmal die großmäuligen Attacken des inzwischen geschassten Sigmar Gabriel auf Trump hervorgeholt. Und die Narrative der globalen Schwätzerklasse („global chattering class“) von Merkel als „Führer der freien Welt“. Was, „betrachtet man Deutschlands Militärausgaben und seine Aversion, Gewalt auszuüben, nie mehr war als Fantasy“.

Das öffentliche Auftreten der Offiziellen und das hysterische Dauerfeuer der „guten Presse“ führten schließlich dazu, dass 79 % der Deutschen Trump für gefährlicher als Putin halten. Deutsche moralische Frömmigkeit gegen französische Reife. Trump sei kaum weniger unbeliebt bei den Franzosen, so Kirchick, aber das Verhältnis zu den USA ist in Frankreich nicht annähernd zerrüttet, sondern Macron pflegte freundschaftliche Nähe – mit Nadelstichen (Macron versprach US-Wissenschaftlern Millionen, die am Projekt „Make our Planet great again“ mitarbeiten wollen). Was Trump nicht stört, sieht er doch in Macron viel von sich selbst; einen Quereinsteiger und Revolutionär gegen eine korrupte Politlandschaft.

Alle Sympathien und Antipathien beiseite, gerade Deutschland hätte einen smarten Verhandlungsführer um einiges nötiger gehabt als Frankreich. Der französische Handelsüberschuss mit den USA ist nicht des Verhandelns Wert, Paris gibt mehr als 2% für sein Militär aus – wie im NATO-Vertrag vorgesehen. Außer ein paar religiösen Fragen (Klima!) trübt kaum etwas die Stimmung. Da sieht die Lage in Germany schon anders aus. Das Militär komplett von der Leine, die Exportmaschine sehen manche nicht zu Unrecht als Bedrohung an, und der Schutz der Grenzen, Trumps innenpolitisches Mantra, wird als abschreckendes Beispiel in Deutschland geradezu konterkariert. Ausgerechnet zu der Zeit, in der wirklich einmal diplomatisches Geschick gefragt ist, bietet das mächtigste Land Europas eine Pfarrerstochter und einen verhinderten Volkshochschullehrer auf (Heiko konnte noch nicht so viel zerstören), die beide außer Reden nichts vorzuweisen haben.

Dazu kommt, dass „die Deutschen“ wahre Psychos sind, was ihr Verhältnis zu Amerika anbelangt. Besiegt im Krieg, wieder aufgebaut und besetzt durch Amerika, entwickelte sich eine tiefe Hassliebe, die sich im Verhältnis der Deutschen zu den US-Präsidenten schön zeigen lässt: George W. Bush markiert bislang den Tiefpunkt, und über Obama – der US-Autor kann es gar nicht fassen – gibt es sogar ein Musical („Hope“).

Macron schleppt nicht so viel Psycho-Ballast mit sich. De Gaulle prägte Frankreich bis heute mit seiner Distanz zu den USA, selbst Obama schaffte es in Paris nie unter die Heiligen Drei Könige.

Nun sind wir gespannt, ob Merkel noch was reißen kann. Trump hat jedenfalls beim Besuch von Olaf Scholz, der eine geschlagene Stunde vor dem Weißen Haus warten musste, schon mal gezeigt, wo der Hammer hängt. Als Schulmeisterin, Schwerpunktfächer, Religion und Ethik, dürfte Merkel ein Debakel erleben. Isoliert ist sie schon, nicht nur in Ungarn, Polen, der Slowakei, Tschechien, Italien, Österreich, undundund. Selbst Macron hat sich mit seinem Besuch in Washington ein feines Hintertürchen aufgehalten. Sollte der Euro nicht rollen, nimmt Frankreich gern auch Dollars.

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Kommentare ( 121 )

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Westermann, Eva
5 Jahre her

Weder Macron noch Merkel wird von der USA ernst genommen. Deutschland wird ,,verrückt,, gehalten mit seinem ideologisch bestimmten „Deutschland und die Deutsche letztes,, Und nicht nur in der USA. Macron wiederum ein Handpuppe von denen, die ihn aufgebaut und eingesetzt haben. Als gescheiterte Finanzminister und Investmentbanker. Wir sehen, warum die Kampagne gegen Fillon sofort aufhörte, als Macron- Plan stand. Ich hoffe sehr, dass die Nordländer und V4 Staaten Macron Plan nicht folgen. Was für ,,Elite,,!

Saskia
5 Jahre her

Nachtrag zu Merkel in den USA.
Nachtrag deshalb angebracht, weil ein Bericht in der „Washingtopn Post“ doch sehr zum Nachdenken anregt.
Also: Das Kabinett Merkel hat ein massives Glaubwürdigkeits-Problem. Und ein massives Image-Problem.
Grund: Das Kabinett Merkel finanziert muslimischen Fanatismus.

Siehe Entscheidung, den engsten Vertrauten von Bin Laden in Deutschland willkommen zu heissen. Inkl. volle soziale Grundsicherung.
Die „Washington Post“ hat das Ganze zu Recht ganz kritisch kommentiert.

country boy
5 Jahre her

„Ausgerechnet zu der Zeit, in der wirklich einmal diplomatisches Geschick gefragt ist, bietet das mächtigste Land Europas eine Pfarrerstochter und einen verhinderten Volkshochschullehrer auf (Heiko konnte noch nicht so viel zerstören), die beide außer Reden nichts vorzuweisen haben.“ Ich denke, dies ist eine treffende Analyse unseres politischen Personal, das natürlich nur deswegen so gedeihen kann, weil es in einer Symbiose mit unserem journalistischen Personal lebt, das aus dem gleichen Holz geschnitzt ist. So meint z.B. der Journalist Markus Lanz: „Macron ist ein geistiger Riese.“ (das hat Markus Lanz beim Lesen des Spiegel-Interviews mit Macron erkannt) Über Merkel weiß Lanz: „sie… Mehr

Timo Leary
5 Jahre her

Die positive Darstellung von Macron kann ich nicht nachvollziehen. Ein Quereinsteiger ist er nicht, wie hier behauptet. Sein kometenhafter Aufstieg – ohne üppige finanzielle Zuwendungen geht so etwas nicht – verwunderlich. Anders als Trump, der finanziell unabhängig ist, ist Macron denjenigen gegenüber verpflichtet, die seinen Wahlsieg finanziert haben. Ob Macron französische Interessen vertritt ist ebenso fraglich wie es fraglich ist, ob Merkel deutsche Interessen vertritt – wahrscheinlich hat Merkel nicht einmal definiert, was deutsche Interessen sind.
Das physische Anklammern von Macron an Trump wirkt peinlich – die langen Handschläge, die Schulterklopfer, Halbumarmungen – all das wirkt aufgesetzt und unecht.

Oblongfitzoblong
5 Jahre her

Es glaubt doch kein Mensch, dass Trump den Macron wirklich ernst nimmt. Frau Merkel ist in weltpolitischen Fragen sicher ein anderes Kaliber. Aber die diplomatischen Höchstleistungen unserer politischen Elite haben nach der Wahl Trumps zum Präsidenten der USA leider zuviel Porzellan zerschlagen. Eine wechselseitige Angleichnug der Zölle als Strafzoelle zu bezeichnen, ist auch schon wieder Propaganda.

Dolomine
5 Jahre her

Lieber Herr Paetow, genüßlich lese ich immer Ihre Beiträge und Kolumnen zum aktuell politischen Geschehen. Gelesen habe ich vor einigen Tagen das Buch von Herrn Helmut Roewer „Unterwegs zur Weltherrschaft“ 2. Band. Natürlich hatte ich auch schon Band 1 gelesen. Interessant was Herr Roewer über die Diplomatie der deutschen Politiker schreibt.
Das sollten die Verantwortlichen in Deutschland mal lesen und daraus ihre Schlüsse ziehen. Aber dazu reicht es wahrscheinlich nicht.
Erschreckend ist die Tatsache, daß diese Unpersonen immer wieder an die Macht gelangen!

Johann Thiel
5 Jahre her

„Was Trump nicht stört, sieht er doch in Macron viel von sich selbst; einen Quereinsteiger und Revolutionär gegen eine korrupte Politlandschaft.“

Macron hat absolut nichts mit Trump gemein. Er ist vielmehr ein von einer korrupten Politkaste installierter Wählerbetrug zum Machterhalt, sonst nichts. Macron – ein Revolutionär, lachhaft.

siri
5 Jahre her

Ich lese bevorzugt TE – sachlich, fundiert, einfach gut – auch die Kommentare. Leider bin ich danach oft frustriert über unsere stetig wachsende Ohnmacht im Ländle.
Heute haben mich die Kommentare, super kreativ, mal wieder erheitert :-)) Danke!

Wolfgang Lang
5 Jahre her

Alles was dafür sorgt, dass Merkel komplett von der Bildfläche verschwindet ist als positiv zu bezeichnen.

reinerhanskurt
5 Jahre her

Die Gegnerschaft zur USA ist den Deutschen in zwei Weltkriegen schlecht bekommen und gerade die Franzosen waren die großen Nutznießer. Zudem waren die Franzosen bis heute keine ehrlichen Partner und da wird sich auch zukünftig wenig andern. Wenn es eng wird, wird Frankreich immer Schutz und Vorteil bei den Amerikanern suchen. Merkel setzt wieder einmal, trotz geschichtlicher Erfahrung, auf das falsche Pferd.

Timo Leary
5 Jahre her
Antworten an  reinerhanskurt

Man muss es anders herum sehen: Deutschland war ein wirtschaftlicher Konkurrent für Großbritannien und die USA, der vernichtet werden musste. Historische Untersuchungen zeigen, dass in Großbritannien spätestens 1906 der Krieg gegen Deutschland vorbereitet wurde – mit militärischen Plänen (Kontinentalsperre) und Geheimabkommen.
Die „deutsche Frage“ kam immer wieder auf die Tagesordnung – und ich denke, sie ist derzeit auch wieder aktuell. Nach dem Untergang der Sowjetunion hat die USA offenbar auch die „deutsche Frage“ wieder hervorgeholt und mit Merkel wird sie wohl im Sinne der USA entschieden (= keep the germans down!).