Fridays for Future „demonstriert“ in Berlin „Seite an Seite“ mit den Opfern der Flutkatastrophe

Luisa Neubauer steht in der Berliner Innenstadt und trägt weiße Sneaker. Sie sagt man stünde "da, Seite an Seite" mit den Opfern der Flutkatastrophe. Wie Luisa Neubauer mit wenigen Worten hunderten Menschen das Leben rettete - und dabei auch noch bescheiden blieb.

IMAGO / IPON

Es geht nicht darum, dass man die Flutkatastrophe nicht für seine politischen Zwecke ausschlachten dürfte. Das macht jeder auf seine Art, bei jeder Katastrophe und jedem Ereignis überhaupt, das ist Politik. Das wirklich Ekelhafte ist die grenzenlose Überheblichkeit des „Wir habens euch immer gesagt“, die letztendlich in einem Selbstverständnis mündet, dass Frau Neubauer und Konsorten glauben, sie höchst selbst hätten schon unendlich viel getan für die Opfer diese Katastrophe – vom Schreibtisch aus. So habe ich jedenfalls gedacht. Bis gestern.

Dann sah ich Luisa Neubauer, wie sie gegen die Klimakatastrophe ankämpfte. Mit Sandsäcken überladen, in den Fluten, kühnem Blick, auf den Lippen die Marseillaise. Bildlich gesprochen. Die Sandsäcke waren ein Mikrofon, und die reißenden Fluten ein Brunnen in Berlin-Mitte, der auch nicht gerade drohte, über die Ufer zu treten. Und sie sang auch nicht, sie zeterte.

"These catastrophes must have political consequences," says #FridaysforFuture leader @Luisamneubauerpic.twitter.com/nbGY21LK2S

— Charlotte Nijhuis (@CharlotteMinka) July 16, 2021

Vor einer Handvoll Leuten steht sie im Berliner Zentrum am Freitag, Fridays for Future streikt nämlich heute bundesweit gegen die „Klimakatastrophe“. Sie sagt: „Diese Katastrophen müssen diejenigen in unsere Land, die große Entscheidungen treffen, aufwecken. Und wenn sie es nicht von alleine tun und wenn die Fluten nicht reichen, wenn die Tausenden nicht reichen, die ihre Häuser, ihre Lebensgrundlage verloren haben; dann sorgen wir eben dafür, dann stehen wir eben da, Seite an Seite mit denjenigen, die der Klimakatastrophe ausgesetzt sind“.

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Man könnte nun Fragen, was „dann stehen wir eben da“ und „Seite an Seite“ in diesem Kontext bedeuten sollen. Aber das ist eben genau der Fehler. Es sieht nämlich so aus: Es ist für die Menschen in Ahrweiler bspw. hilfreicher, wenn Luisa Neubauer in Berlin vor 100 Leuten eine Rede hält, als wenn sie und ihre Getreuen vor Ort helfen würden – und mit der Rede hat es sich ja nicht, Neubauer trat sogar per Schalte im englischen Fernsehen auf. Und somit steht sie eben auch „da“ in den Fluten.

Das geht so: Durch diese massive Crowd auf der Straße wird der Druck auf Armin Laschet, der – seit 2017 im Amt – die „Klimakrise“ direkt zu verantworten hat, so massiv groß, dass er sofort die Energiewende voran treibt und Autos verbietet: NRW also mit gutem Beispiel vorangeht, genau wie im folgenden Deutschland insgesamt, bis alsbald China und Indien vor Neid erblassen und es uns gleichtun und so schließlich durch die globale Reduktion des CO2 in der Luft die Ahr nächstes Jahr friedlich weiter durchs Land flüsselt statt für Katastrophen zu sorgen. Was wäre dagegen schon Hilfe vor Ort. Natürlich nichts. Man kann – vielmehr muss man sogar – weitergehen: Fridays for Future schleppt in diesen Tagen bundesweit Sandsäcke. Nur eben indirekt. Die Menschen, „die der Klimakatastrophe ausgesetzt sind“ werden ihnen ewig zu Dank verpflichtet sein. Seite an Seite, Hasta Siempre!

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