Arbeit am Mythos von Merkels goldenen Zeiten

Hohe Zeit, den Mythos Merkel zu dekonstruieren. Ihre Kanzlerschaft ist noch nicht Geschichte, aber die CDU ist es.

Odd Andersen/AFP/Getty Images

Schlägt man die Zeitungen auf, stellt man das Radio an oder schaut man ins Fernsehen, fühlt man sich an die Berichterstattung der Prawda oder des Neuen Deutschlands erinnert. Spätbyzantinische Lobhudelei allerorten. Ulf Poschardt von der WELT will menschliche Größe in Merkels faktisch erzwungenem Rücktritt erkennen. Kaube von der FAZ wird geradezu panegyrisch, wenn er im Stil von Poesiealben Merkels Stil preist. Ein Merkel-Biograph erhob sogar im Rundfunk die warnende Stimme, dass man sich künftig noch wehmütig an die goldenen Zeit erinnern werde, in denen Angela Merkel in Deutschland herrschte. Nichts abgeschmackter, nichts wirklichkeitsferner als dieser Mythos, an dem gegenwärtig gestrickt wird. Gegen den medialen Ansturm politischer Fake News von Journalisten, die am Mythos stricken, um ihre Verantwortung für die Entwicklung zu vertuschen, ein paar trockene Fakten:

Weltwirtschaft wächst, Deutschland nicht
Donald Trump: gut, dass wir ihn haben
Für die wirtschaftliche Situation Deutschlands kommt nicht Angela Merkel das Verdienst zu, sondern Gerhard Schröder und der SPD. Vergessen wird bei dieser sogenannten Erfolgsgeschichte Deutschlands, dass die soliden Wirtschaftsdaten, die sich erwartungsgemäß einzutrüben beginnen, auf drei Faktoren beruhen: erstens auf der inneren Abwertung Deutschlands. Deutschland wurde konkurrenzfähig durch die Schaffung eines zweiten Arbeitsmarktes, durch Zeitarbeit, durch Sozialabbau und Hartz-Gesetzgebung, sprich durch Lohn- und Sozialdumping. Die Früchte des Aufschwungs, für den die Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften Sozialabbau hinnahmen und Lohnzurückhaltung üb(t)en, kamen und kommen ihnen nicht zu gute.

Zweitens kurbelt der Euro den deutschen Export in den Euro-Raum an, mit der absurden Konsequenz, dass letztlich der deutsche Steuerzahler über das System Target II die Exporte der deutschen Wirtschaft bezahlt. Fast eine Billion Euro müsste Deutschland abschreiben, wenn der Euro platzt. Zudem führen die Handelsungleichgewichte dazu, dass der deutsche Steuerzahler zur Kasse gebeten wird, um die Auswirkungen auf die Länder, die durch den Euro nicht mehr „konkurrenzfähig“ sind, zu lindern. Von den deutschen Pensionsfonds, die in südeuropäische Staatsanleihen investiert wurden, ganz zu schwiegen. Um nicht schätzungswiese ein Drittel der Renten abschreiben zu müssen, wird der Steuerzahler zur Kasse gebeten, um den Euroraum zu stabilisieren. Die Deutschen zahlen also zwei bis dreimal für ihre vergleichsweise mageren Renten.

Wie bisher
AKK - Alles kalter Kaffee
Drittens besaß Deutschland gerade in Wissenschaft und Technik eine stupende Innovationsfähigkeit, die durch rot-grüne Bildungspolitik und schwarzem Bildungsdesinteresse ausläuft. Aus dem Land der Ingenieure, Techniker, Erfinder und Wissenschaftler wird zunehmend das Land der Migrationsforscher, der Genderkontrolleure und Sozialwissenschaftler. Dem Zeitalter der Techniker folgt das Zeitalter der Pädagogen.

Ob die wirtschaftlichen Erfolge Deutschlands auf tönernen Füßen stehen, sei erst einmal dahin gestellt, fest steht, es waren die Sozialdemokraten, die dafür die Grundlagen schufen. Angela Merkel hat nichts für die „goldenen Zeiten“, für die sie auf einmal stehen soll, getan. Deshalb stellt sich die Frage: wofür trägt Angela Merkel die Verantwortung? Auch das lässt sich genau benennen.

Abgesang
CDU-Parteitag - Bauch besiegt Kopf
Dass die Deutschen zu hohe Energiekosten zu schultern haben für eine Energiepolitik, die weder nachhaltig, noch zukunftssicher ist, sondern im Desaster enden wird, ist der von den Grünen inspirierte Energiepolitik der Bundeskanzlerin zu verdanken, auch dass man versucht mit steigenden Energiekosten die energiepolitische Katastrophe, die am Horizont zu erkennen ist, zu vertuschen. Über die Diesel-Groteske wurde in TE bereits ausführlich und analytisch klar berichtet.

Mit der faktischen Abschaffung der Bundeswehr hat die Bundeskanzlerin Deutschlands Verteidigungsbereitschaft aufgelöst. Die Symbolträchtigkeit, dass die Regierungschefin inzwischen auf eine Linienmaschine angewiesen ist, um zu einem Gipfeltreffen zu gelangen, ist wohl nicht mehr zu überbieten. Dass der deutsche Steuerzahler inzwischen die Melkkuh der EU ist, hat spätestens die Farce der sogenannten Griechenlandrettung vor Augen geführt – und auch wie glaub- und vertrauenswürdig die Kanzlerin ist. Hatte sie noch im Mai 2015 sich festgelegt, dass es kein drittes Rettungspaket für Griechenland geben werde, stimmte sie dem froh und frank und frei im Juli des selben Jahres zu.

Nur Kulisse für ganz andere Ziele
EU-Stabilitätspakt: Trauerspiel der „Kompromisse"
Mit der Grenzöffnung im Herbst 2015 und der anschließenden Willkommensüberwältigungskultur, die bis auf den heutigen Tag mit der Diskriminierung, der persönlichen und menschlichen Herabwürdigung ihrer Kritiker verbunden ist, hat die Bundeskanzlerin mit Ausnahme der Steuereintreibung den staatlichen Hoheitsrechten ein Absage erteilt. Wer nach Deutschland einreisen will, kann es, und wer eingereist ist, hat ein Anrecht auf Sozialbezüge, die man durch leichte Mehrfachanmeldung auch noch nach Belieben erhöhen kann. Weder für die innere Sicherheit schlägt das Herz der Willkommenskanzlerin, noch für Bildung, noch für eine funktionierende Infrastruktur. Erinnert man sich daran, dass Angela Merkel 2016 nicht mehr von den Deutschen sprechen wollte, sondern nur noch von denen, die schon länger hier leben, stellt sich ohnehin die Frage, für wen Angela Merkel Bundeskanzlerin zu sein beabsichtigt.

Eine zu hohe Staatsquote erlaubt vielen Deutschen nicht, angemessen für das Alter vorzusorgen, denn aus den Rentenkassen, in die sie allzu üppig einzahlen, werden sie nicht mehr viel herausbekommen. Weil die Bundeskanzlerin davon besessen zu scheint, die Welt zu retten, wird die Staatsquote nicht gesenkt. Sie spricht viel von Zukunft, doch sie hat die wesentlichen Zukunftsaufgaben für das Land nicht begriffen, die in Investitionen in die Bildung, in die Infrastruktur und im Abbau der Exportabhängigkeit, die Deutschland erpressbar macht, bestehen.

Parteitags-Splitter
Was von der CDU übrig ist, schrumpft mit Merkel weiter
Gerade in der Bildung handelt es sich eben nicht nur um finanzielle Investitionen und um Digitalisierungen, vor allem und zuallererst benötigt Bildung einen inhaltlichen Neustart. Rot-grüne Bildungsideologien wie Kompetenzpädagogik, Abschaffung persönlicher Verantwortung durch Teamträumereien und Gender sind verantwortlich für den Niedergang von  Wissenschaft und Bildung, vor allem in der Ära Merkel. Mit der Einführung des Bachelor-Master-Systems legte dann die Regierung letzte Hand an die deutsche Universität und brach damit endgültig mit einer Tradition, die einst einen Röntgen, einen Einstein, einen Planck etc. hervorgebracht hatte.

Nüchtern betrachtet ist die Kanzlerschaft Merkel davon gekennzeichnet, dass sie die Erfolge, für die ihr Vorgänger im Amt die Weichen stellte, allein dazu nutzte, um unter der Hand Deutschlands Zukunftsfähigkeit zu reduzieren. Ihre Politik hat Deutschland gespalten, hat die innere Sicherheit zerstört, eine beispiellose Einwanderung in die Sozialsysteme ermöglicht und aktiv vorangetrieben und der grünen Deindustrialisierung Deutschlands das Tor geöffnet. Deutschlands Wirtschafts- und Konkurrenzfähigkeit wurde unter Merkel, wie man bereits sehen kann und künftig noch deutlicher sehen wird, entscheidend geschwächt.

Journalisten, die längst verlernt haben, kritisch Bericht zu erstatten, denen Haltung über Wirklichkeit geht, wobei mir ein alter Schauspieler einmal sagte, Haltungen hätten nur Gartenzwerge, können sich am Mythos Merkel die Finger wund schreiben, so sehr sie wollen, der Platz dieser Bundeskanzlerin wird nicht auf den guten Seiten der Geschichte zu finden sein. Hohe Zeit, den Mythos Merkel zu dekonstruieren.

Ihre Kanzlerschaft ist noch nicht Geschichte, aber die CDU ist es. Auf ihrem Parteitag haben die Christdemokraten in undemokratischer Manier Angela Merkel gefeiert, haben sie Merkels Vertraute als Statthalterin gewählt und freudig dem Migrationspakt zugestimmt. Die Erneuerung ist ausgeblieben. Das eigentlich schlimme besteht darin: niemand hat sie erwartet.

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Kommentare ( 122 )

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122 Comments
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Till Eulenspiegel
6 Jahre her

Zitat:
„Ein Merkel-Biograph erhob sogar im Rundfunk die warnende Stimme, dass man sich künftig noch wehmütig an die goldenen Zeit erinnern werde, in denen Angela Merkel in Deutschland herrschte.“

Das trifft hundertprozentig zu! Die dann herrschenden gesellschaftlichen und politischen Probleme sind jedoch großenteils auch durch die ruinöse Politik Merkels und iherer untertänigen Hofschranzen (auch deren Wähler) entstanden.

Charlotte Fink
6 Jahre her

Für mich klang das alles wieder fatal nach „Kommt alle her, wir brauchen euch!“..,

MarkusF
6 Jahre her

Ein gesamtwirtschaftliches Zerstörungswerk das seine Wirkung gerade erst entfaltet…
Noch schlimmer so glaube ich ist die von Merkel extrem beschleunigte Islamisierung Deutschlands.

Ebenfalls sehr problematisch sind die von ihr installierten zahlreichen ‚Ethikkomisionen‘ die sich ohne jede demokratische Legitimation um Fersehprogramm, Gentechnik, Energiewende und andere Dinge ‚kümmern‘. Mit zahlreichen Kirchenvertretern und Gewerkschaftern bestückt rücken sie Deutschland in Richtung eines sozialistischen Gottesstaates.

Mozartin
6 Jahre her

Es wäre schade, wenn wie bei Helmut Kohl und Schäuble nun die begabte AKK Schaden nehmen würde, vor allem im Osten, weil sie zu nahe an Merkel steht. Das Narrativ, das mich an Merkel interessiert, es gibt bestimmt viele, aber wohl die meisten im Bereich der Verschwörungstheorien, denen man äußerst skeptisch begegnen sollte, das Narrativ also wäre für mich das, über das Frau Merkel in Deutschland an die Macht kam, als „Kohls Mädchen“. Auch wenn sich dann Helmut Kohl evtl. entsetzt abwandte. AKK sehe ich eben im Vergleich zu Schäuble als unterschätzt, aber so fähig wie dieser. Der heimliche Kanzler… Mehr

Till Eulenspiegel
6 Jahre her
Antworten an  Mozartin

Es mag ja gut sein, wenn die kleinen Lichter unten bleiben. Aber in unserem Land stellen sie die Regierung !!!

Cethegus
5 Jahre her
Antworten an  Till Eulenspiegel

Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.

Karl Kraus

Hadrian17
6 Jahre her

Der, mit Verlaub, reichlich naive Glaube, eine Oppositionspartei, die sich zudem noch in Flügelkämpfen mit den „romantisch“ veranlagten Teilen ihrer selbst herumschlagen muss, könne gegen die Phalanx des Mainstream etwas ausrichten, wird voraussichtlich nicht zum gewünschten Ziel führen. Zudem ist der deutliche Abgesang der Richtlinienkompetenzinhaberin auf die am Wochenende dahingegangene Möglichkeit, eine deutsche „Maggie Thatcher“ zu installieren, bezeichnend. Daran ändern auch in Auge gefasste „Werkstattgespräche“ zu Details nichts. Auf die heutige, wohl grundsätzliche, Rede in Marokko dürfen wir gespannt sein, denn diese könnte im Gegensatz dazu durchaus richtungsweisend sein. Letztendlich wird wohl das bleiben, vielleicht noch gekrönt durch die Übernahme… Mehr

Nibelung
6 Jahre her

Das ist nichts anderes als die Bemühung alle Fehler durch Lobhudelei zu verwischen um die Wähler bei der Stange zu halten, denn mit ihrer Nachfolgerin ist nicht viel anderes zu erwarten und weil sie das wissen und hinter verschlossenen Türen beraten, wie sie ihrem Untergang entkommen können, versucht man nun über diese üble Masche den Eindruck des Zusammenhaltes zu erwecken und haben dennoch mit dieser unsäglichen Wahl, wobei der Ausgang doch noch ernsthaft hinterfragt werden sollte, den Keim der Spaltung selbst gelegt und wenn die Gegner von der Neuen Charakter hätten, dann würden sie zumindest die Partei verlassen oder zu… Mehr

reiner
6 Jahre her

Für wie blöd man den Michel hält ,sieht man an der Lubhudelei für die schlimmste und unefizenteste Kanzlerschaft der Nachkriegsgeschichte.
Normalerweise hätte man die mit Schimpf und Schande aus dem Amt jagen müssen und ich möchte wetten, in Frankreich wäre das auch passiert.
Mir fehlen die Worte und der Beitrag des Autors sagt einfach alles.

MG42
6 Jahre her

Sehr geehrter Herr Mai,
wie recht Sie doch haben, aber es braucht mehr als Ihren Artikel, wir brauchen auch in Deutschland eine Bewegung, die klar aufzeigt, dass es den Menschen in Deutschland, vor allem der arbeitenden Bevölkerung, heute schlechter geht, als zu Beginn der Machtübernahme von Merkel. Nach dem WE ist die AfD endgültig etabliert und die Grünen erledigen den Rest der CDU.
Viele Grüße aus dem Sauerland und ein Ziemiack macht noch keinen Merz ?

Steve Acker
6 Jahre her

karel
die SPD dekonstruirt sich doch schon selbst.

Die Medien treiben den Mythos zu neuen Höhen.
Sehr gute Analyse von Mai.

karel
6 Jahre her

“ Betretenes Schweigen“???? In dieser vorherrschenden Atmosphäre „Merkel muß weg“ ist jeder, der Merkel gut findet….chancenlos. Das hat mehr mit der Atmosphäre zu tun, weniger mit der Wirklichkeit. Was diese Frau in 13 Jahren POSITIVES geleistet hat, finden Sie nicht in den Mainstream-Medien. Warum wohl? Was Sie lesen, ist die Fabel, daß die Agenda 2010 diesem Deutschland die gute Konjunktur beschert hat…. wohl, weil es so in den Zeitungen steht. Die Wirklichkeit ist eine Andere. Die Agenda 2010 war ein „Machwerk“ für den 2. Arbeitsmarkt, in dem die Arbeitslosigkeit gemanagt wird. Die wirtschaftliche Dynamik trägt aber der 1 Arbeitsmarkt, in… Mehr

Steve Acker
6 Jahre her
Antworten an  karel

Sorry. Es waren schon viele Flüchtligne da als Merkel die Schleusen öffnete.
Aber danach , durch ihre Einladung, setzte eine wahre Völkerwanderung ein.
Und sie weigert sich bis heute , dem einen Riegel vorzuschieben.
Und es ist ihr völlig egal , wenn Menschen erstochen und Frauen vergewaltigt werden. Verfolgt wird jeder der dagegen protestiert.

Bei Merkel hat man den Eindruck, sie hat eine tiefe Verachtung für Deutschland und die Deutschen. Sie spricht nur von „dieses Land“ und „denen die schon länger hier leben“. Unvergessen die Szene nach der wahl 2013 als sie mit angewidertem Blick die deutsche Fahne weglegte.

karel
6 Jahre her
Antworten an  Steve Acker

Sorry, dann lesen Sie doch den sorgfältig recherchierten Artikel auf Zeit-online. Zu ergoogeln unter „Merkel war es wirklich nicht“. Merkel hat die Grenzen nicht geöffnet… weil sie schon längst offen war. Also ein Artikel aus dem Hause ZEIT, dessen Herausgeber ein gewisser Helmut Schmidt war. Einer Parteinahme Merkels also eher unverdächtig. Zudem: um einen Riegel vorzuschieben, brauchte Merkel die Zustimmung des Koalitionspartners, der SPD, welche sie nicht bekam. Als Gabriel und Merkel sich doch mal auf eine Regelung einigten, scheiterte diese prompt am Nein aus dem Bundesrat, welcher von den Grünen dominiert war. Also nahm sie nun die EU in… Mehr