Es passiert immer häufiger: Brennende Batterien zerstören Häuser, Busse und Autos

Wieder zerstörte ein Batteriespeicher ein Wohnhaus. Man kann von Glück reden, dass die Batterie explodierte, bevor die Feuerwehr eintraf. Solche Lithium-Ionen-Akkus sind empfindliche Zeitbomben und entzünden sich allzu leicht von selbst.

IMAGO / KS-Images.de
Batterien mit Lithium-Ionen brennen im Autowerk AMG in Affalterbach. Großeinsatz der Feuerwehr am 2. November 2021

Ein Batteriespeicher zerstörte wieder ein Wohnhaus – diesmal im Althengstett bei Calw in Baden-Württemberg. Das Haus ist unbewohnbar, 400.000 bis 500.000 Euro beträgt der Schaden. Ursache war wiederum eine jener Batteriespeicher, die sich Photovoltaik-Begeisterte immer häufiger in die Keller stellen, in der Hoffnung, noch ein wenig von dem Strom für die Abendstunden aufzubewahren, den bei sonnigem Wetter tagsüber die Photozellen auf dem Dach liefern. Seit Mai besteht in Baden-Württemberg eine Pflicht, auf die Dächer neu gebauter Häuser Solarzellen zu schrauben. Das haben die Grünen im Landtag durchgesetzt, allerdings nicht dazu gesagt, was mit den Unmengen an Sondermüll geschehen soll, wenn die Lebensdauer dieser Gestelle vergangen ist.

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Die Bewohner in Althengstett versuchten zunächst selbst, die brennende Batterie zu löschen – erfolglos. Von Glück reden konnte die Feuerwehr; bevor sie eintraf, explodierte die Batterie, die Druckwelle richtete erhebliche Zerstörungen im Inneren des Hauses an. »Ich bin so froh, dass die Explosion sich ereignete, bevor meine Angrifftrupps das Haus betreten haben«, wird der Einsatzleiter zitiert. »Nicht auszudenken, was da hätte passieren können.«

Erst vor Kurzem hat ebenfalls in Baden-Württemberg ein Batteriespeicher ein Wohnhaus zerstört. In Bodnegg im Kreis Ravensburg detonierte am 3. März ein Batteriespeicher. Der stand sinnigerweise im Keller, die Druckwelle konnte so das Haus von innen heraus erheblich beschädigen und sogar den Dachstuhl anheben.

Der Versuch, wider die Physik zu handeln, endet immer häufiger in brandgefährlichen Situationen – sowohl bei E-Bikes, bei Elektroautos, deren Akkus spontan in Flammen aufgehen, als auch bei Batteriespeichern in Häusern. Doch solche Lithium-Ionen-Akkus sind empfindliche Zeitbomben und entzünden sich allzu leicht von selbst. Sie speichern hohe Mengen an Energie auf kleinem Raum – doch längst nicht so viel wie jene Kohlenwasserstoffe, also Benzin, Diesel, Heizöl und Gas. Mit denen speichert man besser Energie.

Im Grunde handelt es sich bei einem geladenen Li-Ionen-Hochvoltakku um ein kinetisch gehemmtes System mit enormer Energie. Das wird enthemmt, wenn ein technischer Defekt auftritt. Das kann durch eine mechanische Beschädigung durch einen Stoß oder Druck geschehen oder häufiger durch Überhitzung. Dann läuft die Reaktion ab wie bei einer Brandbombe. Jene eindrucksvollen Brände der Akkus bei Elektrobussen liefern beredte Beispiele.

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Löschen geht nicht, denn es ist keine Oxydation, keine Verbrennung mit Sauerstoff aus der Luft. Die Feuerwehr kann nicht viel machen, außer dem Versuch zu kühlen. Ein brennendes Elektroauto versucht sie, in einen wassergefüllten Container zu stellen, damit die Batterie abkühlt. Das dauert allerdings ein paar Tage. Die Folgen bei einem Brand gelten als sehr kritisch. Dabei entstehen hochgiftige Rauchgase und Abbrandprodukte: CO, HCHO, HF, HCl, Aromate (auch Benzen), Methylformiat (hochentzündlich). In der »Studie zur Brandbekämpfung von Lithium-Ionen-Batterien (Akkus) und Lithium-Metall-Batterien« kann man einen Blick in das Arsenal des Schreckens werfen. Diese Menge der bei einem ordentlichen Batteriebrand entstehenden Gase und kritischen Stoffe würde normalerweise ausreichen, solche Produkte sofort zu verbieten.

Spektakulär in Brand geriet vor einem Jahr Teslas neue Riesenbatterie in Australien. Auf dem Firmengelände in Moorabool in der Nähe von Geelong 50 Kilometer südwestlich von Melbourne begann während eines Tests, einer der Batteriepacks zu brennen. Die Megabatteriepacks sind in 15 Meter langen und drei Meter hohen Containern eingebaut. Die wiederum stehen mit einem Sicherheitsabstand voneinander entfernt. Die Feuerwehr glaubt nicht, dass das Feuer weiter um sich greifen und benachbarte Container entzünden wird. »Kein guter Start für den Betrieb von Victorias neuer ‚Big Battery‘!«, so seinerzeit das Blog WattClarity. Verletzt wurde seinerzeit niemand, doch der Standort wurde evakuiert und die Bevölkerung in der Umgebung vor giftigen Dämpfen gewarnt.

Australien: Riesenbatteriebrand bei Tesla in Moorabool
Es handelt sich um einen neuen Riesenakku, der helfen soll, Wackelstrom aus Wind- und Photovoltaikanlagen etwas auszugleichen. Sie gehören zum neuen Tesla Big Battery Projekt, mit dem Tesla in Kooperation mit Neoen, einem französischen Unternehmen für erneuerbare Energien mit Hauptsitz in Paris, unterhalten will. Neoen betreibt in derzeit 13 Ländern Wind- und Photovoltaikanlagen sowie fünf Riesenbatteriespeicher, darunter die bisher größte Anlage, die Hornsdale Power Reserve. Die wurde 2017 mit großem Getöse im südaustralischen Hornsdale mit 100 MW an speicherbarer Leistung eröffnet.

Solche Riesenbatterien sind nichts anderes als ein gigantisches Aneinanderpflastern von Lithium-Ionen-Batterien, ähnlich wie sie auch in den Elektroautos von Tesla eingebaut werden. Letztlich allerdings eine ins Extreme überdimensionierte alte Technologie, die als Zukunft verkauft wird, um Versorgungsengpässe bei der noch älteren Windradtechnik auszugleichen, die ebenfalls zur Energie von morgen erklärt wird.

Eine neue gewaltige Materialschlacht mit erheblichen Mengen an Lithium, Graphit, Kobalt und anderen Zuschlagstoffen entsteht. Sie sollen – so die Hoffnung – Schwankungen in der Stromproduktion ausgleichen. Doch ist der Energiegehalt lächerlich, und die wahren Kosten, die nicht veröffentlicht sind, dürften monströs sein.

Übrigens: Alles andere als ungefährlich sind auch jene Powerbanks, die vor allem Handys zu mehr »Reichweite« verhelfen sollen. Sie im Haus aufzubewahren, ist keine gute Idee. Es sei denn, man hängt der Idee des »learning by burning« an.

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Kommentare ( 48 )

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Waldorf
1 Jahr her

Die Modellbauwelt kennt das Problem brennender LiPos schon seit Jahren, weshalb es etablierte, recht strenge Lade- und Sicherheitsvorschriften gibt. Löschen mit Wasser geht nicht, ist eher kontraproduktiv, Löschsand und CO2-Löscher sind besser. Dass diese lange bekannten Probleme in die 1:1 Welt gebracht wurden, ohne flächendeckendes Sicherheitsregime, ist schon abenteuerlich fahrlässig, insb bzgl der Fahrzeuge mit 2 oder 4 Rädern, die ja überall abgestellt und damit ohne Aufsicht zur Brandbombe werden können. Soweit ich weiß, sind unsere öffentlichen Parkhäuser insg auf Akkubrände nicht vorbereitet (Sprinkleranlagen mit Wasser sind ungeeignet) und müßten daher für eFahrzeuge aller Art gesperrt werden. Und bei den… Mehr

Rueckbaulogistik
1 Jahr her

Als in knapp 2 km Entfernung ein Busdepot mit Elektrobussen abbrannte, regnete der Dreck über meinem Garten ab. Schon am nächsten Tag kam die Meldung, es bestünde keine Gefahr durch schädliche Inhaltsstoffe des Rauches für die Umgebung. Auf dem Zeltdach meines Tomatenhauses hatte sich eine Pfütze von etwa 10 Liter Regenwasser gebildet, pechschwarz wie Tinte. Ok – aber keine Gefahr …
Wenige Tage später schon sah ich keine Goldfische mehr im Teich. Seit 30 Jahren lebte eine stabile Population von etwa 30 Fischen dort, ohne Zufütterung, und plötzlich waren sie weg …
Gut dass wir unseren Behörden vertrauen können.

Lili Moon
1 Jahr her

… aus diesem Grund und weil die Elektroantriebe nicht effizient genug waren, wurden sie bereits vor über 100 Jahren schon einmal ad acta gelegt … wird Zeit, dass man sich darauf besinnt …

Lotus
1 Jahr her

Warum ist es baurechtlich überhaupt erlaubt, „jene Batteriespeicher“ in Wohngebäuden zu installieren? In Deutschland ist alles und jedes geregelt, dabei wird penibel auf Sicherheit geachtet. Ggf. sind teure und aufwändige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Und dann so etwas wie in Althengstett? Die Gefährlichkeit der Lithium-Ionen-Akkus ist längst nicht mehr zu bestreiten. Um die Energiewende durchzuboxen, wird mit Menschenleben gespielt. Aber die Verantwortlichen werden medial gefeiert.

Der Person
1 Jahr her

Das sind Einzelfälle! Das ist früher auch schon passiert! Nicht-E-Autos brennen auch! Die Batterien müssen nur besser integriert werden! Wir dürfen jetzt nicht den Falschen ins Steuer spielen! Wir brauchen jetzt noch mehr E-Autos! Wohnhäuser kann man nicht schützen!

StefanZ
1 Jahr her

Wir wissen doch wie das läuft. Solche Berichte und Warnungen bringen gar nichts. Erst muss eine richtig große Katastrophe mit vielen Toten und Verletzten passieren. Dann hat es wieder „Niemand“ gewusst, „Keiner“ war dafür verantwortlich, „Experten“ waren sich sicher und der Rest war im Urlaub.

Birgit
1 Jahr her

Mal ganz platt und unsensibel gefragt:
WER HAFTET im Fall eines Falles eigentlich?

Denn außer dem oft nicht unerheblichen Eigenwert der explodierten E-Bombe wird es schon wegen ihrer ‚Löschunfähigkeit‘ ja jede Menge materiellen wie irgendwann auch Folgeschäden der noch ganz anderen Art geben: von Auto- und Bus-Insassen bis hin zu Häusern mit u. U. schlafenden Menschen. Da ist doch von lebenslanger Invalidität bis hin zu Tod ALLES denkbar.
Wer ist verantwortlich und hat ggf. für den Schaden zu haften?

Übrigens Danke für den Powerbank-Tipp – meine liegt jetzt prophylaktisch im feuerfesten Metall-Werkzeugschrank!

Andreas aus E.
1 Jahr her

Sehen wir es mal so: Wir stehen am Anfang einer modernen Entwicklung. Die ersten Pferdefuhrwerke kippten auch mal um, bis die technisch ausgereift waren, dann ließen Kraftfahrer ihr Leben in Verbrennern, ab und an stürzte mal ein Starfighter ab, nun verkokelt man im Elektrohaus – das ist eben der Preis des Fortschritts!
😉

Deutschmichel
1 Jahr her

+++Es passiert immer häufiger: Brennende Batterien zerstören Häuser, Busse und Autos+++ wenn man das dann auch ins Verhältnis zu den relativ wenigen Anlagen setzt, im Vergleich zur Autos mit Verbrennungsmotoren Oder Häuser mit Gas/Ölheizungen und auch noch berücksichtigt, dass die Batterien im Autos/Keller im Durchschnitt noch längst nicht so alt sind wie die Verbrenneranlagen, dann knallt das nämlich sehr oft.

Last edited 1 Jahr her by Deutschmichel
c0benzl
1 Jahr her

Wenn so ein Wagen abfackelt, gibts dann auch eine CO2-Diskussion?

Noch sind diese Autos neu und der Marktanteil ist gering. Wirklich interessant wird es erst nach Jahren, wenn Bastler, Nachbauteile und schlampige Werkstaetten zuschlagen 😉