Was verbindet einen bekennenden Alkoholiker, einen unbekannten Philosophen und eine Bande von schwarzen Sklavenhändlern? Sie alle zeigen, dass unsere unvergleichliche Hauptstadt Berlin tatsächlich völlig durchgeknallt ist.
picture alliance/dpa | Jens Kalaene
„Keine Termine und leicht einen sitzen.“ So hat Harald Juhnke einst seine Vorstellung von Glück beschrieben. Allein schon dafür wurde er geliebt. Etwas mehr als 20 Jahre nach seinem Tod hat sich auch Juhnkes Heimatstadt Berlin nun dazu durchgerungen, einen Platz nach dem enorm populären Volks- und Lebenskünstler zu benennen.
Also, eigentlich wurde der Platz direkt am Kurfürstendamm (Grolmann- Ecke Uhlandstraße) schon vor vier Wochen umgetauft. Doch erst heute hat der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) in seinem Kalender die Zeit dafür gefunden, das Schild mit der Aufschrift „Harald-Juhnke-Platz“ feierlich und medienwirksam zu enthüllen. Das Stadtoberhaupt ist mindestens terminlich also erkennbar weit von Juhnkes Glücksformel entfernt.
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Glücklich waren dagegen die Aktivisten in Berlin-Mitte, als dort vor einem Monat ein anderes Schild enthüllt wurde. Nach einem jahrelangen, erbitterten, politischen und juristischen Streit heißt die bisherige Mohrenstraße nun Anton-Wilhelm-Amo-Straße.
Wenn Sie, lieber Leser, bisher noch nie im Leben etwas von Anton Wilhelm Amo gehört haben sollten, dann machen Sie sich nichts draus. Es geht Ihnen dann nicht anders als 99,99 Prozent aller Menschen.
Die sogenannte Dekolonisierungsszene in Berlin feiert den Ghanaer als „bedeutenden schwarzen Philosophen des 18. Jahrhunderts“. Das ist, mit Verlaub, etwas hochgegriffen. Tatsächlich wurde Amo noch als Kind 1707 von seinen Eltern an den Hof der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel geschickt. Später lehrte er an den Universitäten Wittenberg und Halle. In Jena bot er Kurse in Astrologie und Geheimschrift an. Als Amo 1747 nach Afrika zurückkehrte, galt er dort als Wahrsager. Bei uns zieht man es heute vor, ihn als den ersten bekannten Philosophen afrikanischer Herkunft in Deutschland zu bezeichnen. Nun gut.
Jedenfalls kämpft das grün-woke Establishment seit Jahren dafür, die Mohrenstraße umzubenennen, weil der Begriff „Mohr“ angeblich rassistische Stereotype transportiert. Mit Amo – angeblich ein ehemaliger Sklave und späterer Denker – meinen die Aktivisten, die perfekte Alternative gefunden zu haben.
Das ist gleich aus zwei Gründen fragwürdig. Erstens ist es ganz prinzipiell intellektuell erbärmlich, historische Straßennamen zu tilgen, weil sie heutigen Zeitgeist-Surfern emotionales Unbehagen verursachen. Und zweitens stellt sich jetzt ganz konkret heraus, dass Anton Wilhelm Amo als Namensgeber wohl doch keine so gute Wahl war.
Der Historiker Michael Zeuske ist Professor in Bonn und Autor des Standardwerks „Sklaverei – eine Menschheitsgeschichte von der Steinzeit bis heute“. Er ist tief ins Archiv gestiegen und hat Originalquellen zu unserem vermeintlichen Helden aus Ghana gesichtet. Und siehe da: Zeuske kommt in der „Berliner Zeitung“ zu dem Schluss, „dass weder der junge Amo noch der Amo am Hof von Wolfenbüttel jemals Sklave gewesen ist“.
Vielmehr gehörte der Mann in Ghana „zur Elite einer politischen Gemeinschaft, die Sklaven hielt und Kriegsgefangene sowie Sklaven an die verbündeten Niederländer lieferte und verkaufte“. Diese Gruppe nannte man damals ausdrücklich Mohren oder Morianer. Laut Zeuske waren es „Sklavenjäger, Sklavenhalter und Sklavenhändler“.
Dass Anton Wilhelm Amo selbst auch mit Sklaven gehandelt hat, lässt sich weder belegen noch gesichert verneinen. Sicher ist aber: Der Mann war definitiv kein Sklave, sondern entstammt einer Sippe von berüchtigten Sklavenhändlern. Er war selbst einer von genau jenen „Mohren“, nach denen die Mohrenstraße benannt war.
Ups.
Der neue Straßenname erinnert nun also, genau wie schon der alte, an die historisch bekannte, aber von den links-woken Sturmtruppen stets verdrängte Wahrheit, dass Afrikaner auch von Afrikanern als Sklaven gehalten wurden. Sowas kommt von sowas.
Würde Berlin seine eigenen Gesetze ernst nehmen, was die Stadt bekanntlich schon seit Ewigkeiten nicht mehr tut, dann müsste die Anton-Wilhelm-Amo-Straße gleich wieder umbenannt werden. Das Berliner Straßengesetz verbietet nämlich die Benennung nach „Wegbereitern und Verfechtern von Kolonialismus, Sklaverei und rassistisch-imperialistischen Ideologien“ sowie nach „in diesem Zusammenhang“ stehenden Orten, Sachen „oder ähnlichem“.
„Die Verantwortlichen sollten überlegen, was sie falsch gemacht haben“, sagt Historiker Zeuske. Die Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Mitte, die mit rot-grüner Mehrheit im August 2020 die Umbenennung der Mohrenstraße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße beschlossen hatte, wird das natürlich nicht tun.
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Geschichte ist dazu da, dass wir uns erinnern – an die guten Zeiten und an die schlechten. Geschichte ist nicht dazu da, dass wir sie verhüllen und verstecken. Nur wenn wir Geschichte sehen, können wir aus ihr lernen. Wenn wir unsere Geschichte verhüllen und verstecken, ist sie schnell ganz vergessen. Dann fangen wir jedes Mal wieder bei null an. Dann machen wir jeden Fehler, der schon längst gemacht wurde, wieder und wieder.
Darum war es gut, dass es die Mohrenstraße gab. Und darum ist es gut, dass es jetzt einen Harald-Juhnke-Platz gibt.
Prösterchen.

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Auch wenn ich alkoholismus nicht gut finde: ich mochte Harald Juhnke sehr.
Das mit Wilhelm Amo geht ja noch, demnächst werden wahrscheiblich Straßen & Plätze nach Pali-Kindermördern, Vergewaltigern & religoiden Genozidfans benannt & Berlin insgesamt als „Al-Quds an der Spree“.
Einen Vorteil hätte das vllt., dann wäre dieses mit den LFA-Geldern am Röcheln gehaltene ShXthole sehr schnell entGRÜNt & enQueert, wenn die ersten Sharia-Patrouillen Baukräne & Laternen geschmückt werden.
‚Wahrsager‘? Sagt man dazu heute nicht ‚Faktenchecker‘?
Wenn zwei das gleiche tun, dann ist das immer noch nicht das selbe!
Bin mal gespannt, wann die verlangen, dass die in Frankreichen zahlreichen Orte „St. Maurice“ sowie die Stadt „St. Moritz“ umbenannt werden. Die Insel „Mauritius“ nicht vergessen. „Mauretanien“ wäre auch so ein Kandidat, zusammen mit den „Mauren“. „Moritzburg“ muss dann auch umbenannt werden.
Aber bei alledem geht es ja auch gar nicht um irgendwelche Beleidigungen oder so, sondern nur um Macht. Und dieses Machtspiel haben die links-grün-woken Kasper wieder mal gewonnen.
Die sind doch alle bekloppt, aber Bekloppte gibt’s überall! In unserem Ort arbeitete man sich an der Hindenburgstraße ab! Eine in der Stadtverordnetenversammlung sitzende Gruppierung, namens „Bunte Liste“, störte sich an dem Namen! „Wie sollen wir unseren Jugendlichen erklären, warum eine Straße nach jemanden benannt wird, der Hitler ins Amt gesetzt hätte“ war das Argument! Statt dessen hätte man die Hindenburgstraße gerne in Stadtstraße umbenannt – für mich hört sich das nach Straßenstrich an…aber egal! Gott sei Dank wurden die Bewohner der Straße um ihre Meinung gebeten und die sprachen sich in ganz großer Mehrheit gegen eine Umbennenung aus! Es… Mehr
Zum Schlapplachen !
Das so anstößige Wort „Mohr“ ist übrigens ehrehrbietig gemeint Es ist ursprünglich eine Ableitung von „Maure“, also jemand aus dem Orient.
Aber das können unsere woken Besserwisser natürlich nicht wissen.
Schlimme Sache, wenn man trotz schreiender Unbildung die Klappe zu weit aufreisst. Jetzt haben sie den Salat !
Dieser erneute vermeidbare Faux Pas erinnert an die blamable Geschichte mit den Benin-Bronzefiguren. Diese wurden – obwohl legal per Kauf erworben – ohne Not verschenkt. Und zwar ausgerechnet an eine Sklavenhalter-Dynastie in Benin.
Ebenfalls hochnotpeinlich und zum Fremdschämen dämlich.
Um es mit Norbert Bolz zu sagen: „Wir haben ein Problem mit Dummheit!“. Wenn links-grün-woke Wolkenkuckucksheimer mit wenig Hirn, aber jeder Menge Haltung anfangen, sich als Historiker zu betätigen, kommt eben sowas heraus! Vor Jahren hörte ich von einer solchen Combo, die sich über die Datensätze von Yad Vashem hergemacht hatte, um für das eigene ‚Hintertupfingen‘ tunlichst hohe (und völlig irreale) Opfer-Zahlenwerte zu generieren und dabei die ausdrücklichen Hinweise der Seitenbetreiber von Yad Vashem auf mögliche Mehrfach-Nennungen und fehlerhafte Ortsangaben, Verwechslungen etc. geflissentlich ignorierte. Wohlmeinende Hinweise lösen bei solchen Leuten aber üblicherweise nur geifernde Wutausbrüche aus, Fachleute werden als Ignoranten… Mehr
Und was macht denn Herr oder Frau Mohr oder Familie Neger, die es ja auch noch gibt? Heißen die nun ab sofort Mohrrettich oder Schwarzer, die ja auch nicht danach aussieht und trotzdem so heißt, warum auch immer und das ist nun wirklich die Ausgeburt aller Totalitäten und solange sie nichts anderes zu tun haben muß man sich doch nicht wundern, wo wir zwischenzeitlich gelandet sind und heute mittag gibt es Mohrenköpfe zum Kaffee, meinetwegen könnte man sie auch Kosakenzipfel bezeichnen, aber auch da würde man heutzutage an seine Grenzen stoßen und mit dem Russen Schwierigkeiten bekommen, was ohnehin schon… Mehr
Sie ist nicht dumm, sie ist nur eine 150ge Kommunisten im Parteiauftrag Mielkes.
Wenn Linke denken, geht es praktisch immer schief. Das weiss man eigentlich längst. Es war schon im realen Sozialismus so. Aber immer wieder versuchen sie es aufs neue. Jetzt wieder. Aber es geht wieder schief. Es wird immer schief gehen.