Richterbund: Starke Zunahme der Asylklagen überlastet Gerichte

Teils haben sich die Klagen innerhalb eines Jahres verdoppelt, zum Beispiel in Niedersachsen. Baden-Württemberg folgt auf dem Fuße. Bekämpft werden so die Asylbescheide des Bamf, dessen Verfahren unter der Ampel erst gestrafft worden waren. Dank überlasteter Gerichte bleibt alles beim Gleichen.

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Man darf sich stets vor Augen halten: Die aktuellen Geschehnisse sind Folgen der vorangehenden Geschehnisse. Wenn also die Asylklagen an deutschen Verwaltungsgerichten hochschnellen, dann ist auch das nur die Folge einer Vielzahl von Asylverfahren, die das Bamf durch seine Schleusen geleitet hat. Und das geschah freilich auf Anordnung von Innenministerin Nancy Faeser. Schnellere Asylverfahren haben dabei keinen politischen Eigenwert, außer dass sie Handlungsfähigkeit und Effizienz vortäuschen.

Diese beiden Verwaltungstugenden führen in einem System, das ohnehin kaum noch „Fluchtgründe“ prüft (weil Flucht als Voraussetzung aus der deutschen Asylpraxis gestrichen wurde), nur dazu, dass das System mehr Asylanträge in kürzerer Zeit bearbeiten kann. Und das führt – bei Ablehnung eines gewissen Anteils – zu einer Flut von Asylklagen. So, wie sie sich jetzt ereignet.

Bis Ende Juni dieses Jahres gab es laut Daten der zuständigen Landesministerien bereits 76.646 neue Asylklagen, von denen jede behauptet, dass der Asylbescheid des Bamf so nicht stimmen kann, nicht rechtens sein soll. Im Jahr 2023 hatte es insgesamt nur 71.885 Asylklagen gegeben, 2024 waren es etwas über 100.000 im gesamten Jahr. Der entsprechende Vorjahrespegel (ca. 50.000 Klagen im halben Jahr) ist also auch schon überschritten. Die Zahlen stammen aus einer Auswertung der Deutschen Richterzeitung.

Folge illegaler Einreisen

Mit anderen Worten: Die Klagen haben sich in diesem Jahr im Vergleich zu 2023 mehr als verdoppelt, sind im Vergleich zu 2024 auf das Anderthalbfache gestiegen. Und das ist die Folge nicht nur von schnelleren Bamf-Entscheidungen, sondern natürlich auch von einer Flut illegaler Einreisen, die zuvor schon nicht verhindert wurden. So krönt eine Absurdität die andere: Erst wird das Asylrecht an der Grenze ausgehöhlt, und am Ende holen sich die Antragsteller die richterliche Erlaubnis zum Aufenthalt selbst.

Aber beim Deutschen Richterbund (DRB) glaubt man anscheinend noch an Besserung. „Die rückläufige Zahl der Asylanträge in Deutschland schlägt bei der Justiz noch nicht durch. Im Gegenteil ist die Zahl der Asylklagen im ersten Halbjahr 2025 deutlich gestiegen, weil das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seine Asylverfahren inzwischen schneller abarbeitet“, sagt DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn laut Welt. Im Juli und August sind allerdings auch die Asylanträge wieder gestiegen, ganz zu schweigen von den Folgeanträgen.

Die höchsten Klagezahlen wurden laut Redaktionsnetzwerk Deutschland in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen registriert. Na sicher, das sind ja auch einige der größten Länder. In Zahlen bedeutet das: 13.304 neue Klagen in NRW, 11.412 in Bayern. Niedersachsen hat mit 11.000 neuen Klagen sogar schon die Endmarke des Jahres 2024 überschritten. Das ist eine unmittelbare Verdoppelung von Jahr zu Jahr. Am zweitstärksten stiegen die Klagen in Baden-Württemberg an.

Am Ende zählt, was hinten dabei herauskommt

Dank den Klagen verlängern sich natürlich die beim Bamf verkürzten Asylverfahren wieder, auch weil die Gerichte ohnehin überlastet sind. „Die wachsende Zahl neuer Klagen bringt den Trend zu schnelleren Gerichtsverfahren wieder ins Stocken“, meint Rebehn, was schon das Zeug zum verwaltungspolitischen Schocker hat.

Die Verfahrensdauer variiert dabei je nach Bundesland stark: In Hessen dauert ein Asylverfahren damit insgesamt 19 Monate, also mehr als anderthalb Jahre, in Rheinland-Pfalz nur knapp vier Monate. Damit ist Rheinland-Pfalz das einzige Bundesland, das eine einst gesetzte Marke von sechs Monaten maximaler Verfahrensdauer unterschreitet. Bayern liegt schon bei 7,1 Monaten, Sachsen-Anhalt bei 8,4 Monaten und das Saarland bei neun Monaten.

Aber, wie sagte schon Helmut Kohl so treffend: Am Ende zählt, was hinten dabei herauskommt. Und das ist meist der Verbleib des Klägers in Deutschland. Diesen Zweck verfolgen ja auch alle Klagen. Kaum je wird eine Behörde auf Rücknahme einer Asylzusage klagen, aber fast immer der Antragsteller – von „NGOs“ beraten – auf Rücknahme der Ablehnung.

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Kommentare ( 22 )

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22 Comments
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ashoka
2 Monate her

Im Klartext: Durch die steuerfinanzierten NGO bezahlen die Bürger indirekt die Gerichts- und Verfahrenskosten für die parasitäre Invasoren. Sind wir eigentlich noch zu retten??

jwe
2 Monate her

Warum übernimmt der Staat noch die Kosten für die Klagen der Asylanten gegen ablehnende Entscheidungen? Der hier steuerzahlende Deutsche muss bei Klagen vor Gericht seinen Rechtsbeistand selbst zahlen. Gleiche Pflicht auch für Asylanten. Warum steht Asylanten der gesamte Rechtsweg offen? Eine Instanz sollte reichen. Das gesamte System ist nur darauf ausgerichtet, das Asylverfahren zu verschleppen, und das auf Kosten des Steuerzahlers. Wer es schafft, länger als 3 Jahre in Deutschland zu bleiben, hat einen Anspruch auf eine unbefristete Duldung bei vollen Sozialhilfeansprüchen. Auch hier ist kein Wille zur Änderung vorhanden. Im Gegenteil, man gestattet noch den Familiennachzug. Ach ich vergaß,… Mehr

November Man
2 Monate her

Der heutige CSU-Innenminister Dobrindt noch 2018: „Abschiebe-Saboteure“ versuchen Gerichte zu überrennen und arbeiten „gegen den gesellschaftlichen Frieden“. „Die Anti-Abschiebe-Industrie nutzt die Mittel des Rechtsstaates, um ihn durch eine bewusst herbeigeführte Überlastung von innen heraus zu bekämpfen“, kritisierte damals der CSU-Politiker. „2015 wurden unsere Grenzen überrannt, jetzt versuchen Abschiebe-Saboteure das Gleiche mit unseren Gerichten.“ Jetzt hätte der Herr Innenminister die Möglichkeit etwas gegen die Anti-Abschiebe-Industrie zu unternehmen. Tut er aber nicht, weil seine Partei mit der Abschiebeindustrie paktiert hat und die SPD, sein Koalitionspartner, die Linken und die Grünen ihm im Nacken sitzen. So kann man seine eigenen Wähler und ein… Mehr

A rose is a rose...
2 Monate her

Warum werden die Asylanträge von illegal Eingereisten überhaupt angenommen? Noch dazu, wenn in der Mehrheit der Fälle noch nicht einmal die Identität des Antragsstellers eindeutig geklärt ist?
Denn d a s ist doch das eigentliche Problem.

imapact
2 Monate her

Man könnte sich den ganzen Zinnober auch sparen. Wie viele werden nach dem langwierigen Prozedere denn tatsächlich abgeschoben? Das ganze System ist letztlich darauf ausgelegt, daß am Ende eben keiner das Land verlassen muss, sondern in irgendeinem der zahlreichen Status im Land verbleiben kann.

old man from black forrest
2 Monate her

Hauptsache das Finanzamt ist noch nicht überlastet.

Elmar
2 Monate her

In einem Land, das sich Regeln gegeben hat, die praktisch für jeden einschließlich Kriminellen und Schmarotzern aus aller Welt einen Asylanspruch begründen, solle man über die Asylklagenflut nicht jammern. Dummheit bestraft das Leben.

Mausi
2 Monate her

Der Rechtsstaat, die Gerichtsbarkeit und der Rechtsweg werden sturmreif geschossen: Hier schlicht durch Arbeitsüberlastung.

Last edited 2 Monate her by Mausi
Elmar
2 Monate her
Antworten an  Mausi

Wenn der Rechtsstaat von den Politdarstellern vorn herein sturmreif eingerichtet wird, ist dieses Ergebnis zu erwarten. Man denke nur an die über 50 Ausnahmeregeln, die einen Aufenthaltsanspruch begründen.

verblichene Rose
2 Monate her
Antworten an  Mausi

Wer ist wohl in diesem Land der Gesetzgeber?

Arndt Schuster
2 Monate her

Die Handhabung des deutschen Asylrechts ist wahrlich grotesk. Ein abgelehnter Asylbewerber kann auf Kosten des deutschen Staates, der stellt ihm/ihr laut Gesetz einen Anwalt, bis zu acht Mal gegen seine Ablehnung klagen: Verwaltungsgericht- Oberverwaltungsgericht- Prüfung eines angeblichen „Härtefalles“ bei der Landesregierung-neuer Asylantrag und Einspruch gegen den Bescheid- Verwaltungsgericht- Oberverwaltungsgericht- Rekurieren auf subsidiären Schutz- Klagen auf Abschiebeschutz. Dabei ist die Gesetzeslage nach GG Artikel 16a Absatz 2 sonnenklar, denn wer über einen sicheren Drittstaat einreist hat per se keinen Asylanspruch und muss an der Grenze sofort und zwingend zurückgewiesen werden. Frau Merkel ist mit ihren Konsorten und Nachfolgern mithin die größte… Mehr

Innere Unruhe
2 Monate her
Antworten an  Arndt Schuster

Im Grunde ist jeder Staat der UNO gut genug für einen Asylanten. All diese Staaten haben die Menschenrechtskonvention unterzeichnet.
Völlig unerklärlich, warum es nicht OK ist, Iraker nach Saudiarabien zum Asylholen zu schicken.

flo
2 Monate her
Antworten an  Arndt Schuster

Die ganzen Gerichtskosten trägt der nette Steuerzahler. Und die Anwaltskosten? Es gibt staatliche Prozesskostenhilfe, dann zahlt der Staat, also auch der Steuerzahler, den Anwalt, der gegen den Staat klagt; ansonsten sollte der abgelehnte Asylbewerber selber zahlen.Zum Teil springen offenbar NGOs ein, Flüchtlingsberatungsstellen, Kirchen oder Pro Asyl. Ich wüsste wirklich gern einmal, wie die Tausende von Klagen zum Teil durch mehr als eine Instanz finanziert werden. In einem Bericht von BR24 vom März 2025 („Klagen lohnt sich“: Gerichte kassieren 7.000 Asylbescheide) ist die Rede davon, das „in der Regel die Asylsuchenden die Anwaltskosten aber selbst zahlten“. Von welchem Geld bitte? Ich dachte,… Mehr

Innere Unruhe
2 Monate her

Wieso dürfen illegal Eingereiste überhaupt gegen mich als Bürger, den Souverän, klagen??? Warum muss ich ihnen auch noch Rechtsbeistand und die Justizinfrastruktur zur Verfügung stellen, um mich zu verklagen? Wo ist mein Recht, Unbefugten Zutritt zu meinem Land zu verbieten? Es reicht eigentlich, dass ich als Bürger diese Illegalen friedlich versorge, deren Kindern Schule und Zahnspangen bezahle und warte, bis sie zurück gehen. Es muss aufhören, dass illegal Eingereiste hier Rechte haben. Rechte im Sinne, dass sie auf ihr Bleiberecht hier pochen dürfen, auch noch mit einem Pass am Ende für sich selbst oder deren Kinder. Mehr als ein Flüchtling… Mehr

Juergen Waldmann
2 Monate her
Antworten an  Innere Unruhe

Die schändliche Alimentierung der Asylsuchenden , schadet dem Staat finanziel , und untergräbt das Vertrauen der Bürger ( dem Souverän ) in unsere Justiz ! Wir Bürger müssen von unser Rente Steuern zahlen , beim Zahnarzt die Zahnbehandlung und erleben , dass an den Schulen die defekten WC Anlagen nicht saniert und gepflegt werden können . Nur mit der AfD wird Kanzler Merz dieses Land sanieren können und unseren Wohlstand retten können !