Minister-Motorenlügen: Vom E-Heuchler zum Diesel-Fahrer

Minister und ihre ungeliebten E-Dienstwagen: Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen hat nach heftiger Kritik seine Bestellung eines Audi S8 mit 571 PS gestoppt. Statt des 157.000-Euro-Boliden kommt nun wieder ein Audi A8 mit Hybridantrieb in die Ministergarage.

picture alliance/dpa | Markus Scholz
Claus Ruhe Madsen (CDU, l), Verkehrsminister Schleswig-Holsteins, und Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident Schleswig-Holsteins

Der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU), der endlich auch mal ein fettes Auto fahren wollte, begründete fürs Wahlvolk seine ursprüngliche Entscheidung, sich einen Audi S8 mit 571 PS zuzulegen, mit seinem extrem dichten Terminkalender und jährlich rund 80.000 Kilometern – elektrisch sei das derzeit „unter erheblichem Zeitverlust“ kaum machbar. Dass die Steuerzahler, die Madsen, die Grünen und den übrigen Spaß bezahlen, mindestens ebenso unter Zeitdruck stehen, wenn sie mehr und mehr Steuern verdienen sollen, zählt für den Dänen nicht.

Der Minister knickte also gestern ein. Nun soll es wieder ein Hybrid sein, wie schon zu Beginn seiner Amtszeit. Offiziell heißt es, er wolle seiner Vorbildfunktion in Sachen Klimaschutz gerecht bleiben. Madsen ist nicht der einzige Minister, dem der politisch korrekte elektrische Antrieb seines Dienstwagens missfiel. In Nordrhein-Westfalen tauschten einst die CDU-Minister Ina Scharrenbach und Nathanael Liminski ihre Hybrid-Dienstwagen gegen Diesel. Begründung: zu wenig Reichweite, zu schwer, zu ineffizient bei bis zu 90.000 km Jahresleistung.

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„Voll elektrisch“ sei sie unterwegs, twitterte die einstige grüne Gesundheitsministerin von Brandenburg, Ursula Nonnemacher. Stolz zeigte sie sich seinerzeit vor ihrem neuen Elektro-Dienstwagen. Dies sei der erste Dienstwagen mit Elektro-Antrieb im Brandenburger Kabinett. Tatsächlich aber war sie damals mit einem Dienstwagen mit Verbrennungsmotor unterwegs. Fotos tauchten auf, wie sie von Terminen heimlich mit dem Dienstwagen ihres Staatssekretärs davonbrauste.

Dem Wahlvolk werden große Autos madig gemacht. Vor allem solche mit Verbrennungsmotor, schon gleich die mit großen Motoren und vielen Pferdestärken. Politiker wollen, sobald an Posten und Ministerämter gekommen, schnell schicke Bilder mit Elektroautos. Fahren wollen sie aber mit Benzin oder Diesel.

Der grüne Johannes Remmel war mal NRW-Umweltminister und ließ einen elektrischen Tesla als Dienstwagen kaufen. Bald trat die große Enttäuschung auf: Weite Strecken konnte der grüne Minister darin nicht zurücklegen. Auch seine kurzzeitige Nachfolgerin im Amt, Christina Schulze Föcking, wollte seinerzeit den Wagen nicht haben. Zu kurze Reichweite.

Für eine der ersten Lachnummern auf diesem Gebiet sorgte früher die Grüne Sylvia Löhrmann in Nordrhein-Westfalen. Die war einst Kultusministerin und ließ sich zu einem Wahlkampftermin in einem dicken Audi A8 fahren, stieg jedoch kurz vorher für die letzten Meter in ein angeblich klimafreundliches Hybridfahrzeug um und wurde dabei fotografiert und entlarvt.

Sie wissen: Im harten Alltag schlägt die Reichweiten-Realität den Lade-Idealismus. Nur nach außen wird Wasser gepredigt. Und Lastenrad fährt kein Minister – außer bei Fototerminen.


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Kommentare ( 98 )

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heinrich hein
3 Monate her

Meiner Meinung nach (persönliche Ansicht) ist die „Regierung“ Günther das Korrupteste und Verlogenste, das es in der gesamten EU an Regierung gibt. Aber wie gesagt, das ist nur meine Meinung. Möglicherweise irre ich mich ja.

Sonny
3 Monate her

Wenn man den Bockmist der Politik nur allein der letzten 10 Jahre bündelt und sich in der Gesamtheit vor Augen führt, besteht Deutschlands Politikbesetzung mit den Mitgliedern der Altparteien – und dazu gehören als „Alt“ auch die grünen – fast sämtlich aus Betrügern, Narzisten (besonders stark vertreten) und hochstaplerischen Schmarotzern sowie selbstgefälligen, eitlen Egoisten. Das Volk sollte sich endlich ein Beispiel an diesen charakterschwachen Individuen nehmen und die Arbeitsleistung noch mehr zurückfahren, als es eh schon der Fall ist. Mit ehrlicher Arbeit und anständigem Verhalten kann man kein gutes Leben mehr führen, dass wird uns von der Politik täglich vorgemacht… Mehr

Sanijo
3 Monate her

Ich finde ein Fahrrad reicht für den!

Liberalo
3 Monate her

Als gebürtiger Südschleswiger empfindet man das Verhalten dieses „eingedeutschten“ Ministers der wohl schlechtesten Landesregierung seit 1949 schon ziemlich beschämend. Der geneigte Beobachter hätte das aber schon früher im Rahmen des sehr schwachen Abgangs von Claus Ruhe als gescheiterter OB in Rostock erahnen können. In Dänemark vermisst ihn jedenfalls keiner und sein Flirt mit seiner neuen Wahlheimat hat das grenzüberschreite Verhältnis nach Norden hin auch nicht spürbar beflügelt, daran hätten übrigens auch 571 Pferdestärken nichts geändert… vi ses!

janusz
3 Monate her

Ich fahre selbst seit 4 Jahre ausschließlich E-Auto und habe durchaus Verständnis, wenn dieser Minister für sich argumentiert, dass ein E-Auto (noch) nicht als Dienstwagen funktioniert. Aber ich habe keinerlei (!) Verständnis, wenn die Ersatzkarre dann ein überteuerter Proleten-Audi S8 sein soll. Manche Möchtegerns sind halt gleicher als gleich.

Wuehlmaus
3 Monate her

Sun Tzu schrieb 500 vor Christus. „Wenn diejenigen, die zum Wasser holen geschickt werden, zuerst davon trinken, dann verdurstet die Armee“. Also sollten unsere Minister Käfer mit kaputten Stoßdämpfern fahren. Erst dann verbessern sich die Straßen!

Wuehlmaus
3 Monate her

Da gab es doch den grünen Verkehrsminister aus BW, der sich stark gemacht hatte für 120 auf der Autobahn aber mit 170 in der 120er geblitzt wurde. Und ich vermute, mit einem Verbrenner.

Mermaid
3 Monate her

Na ja, wir sollten ja nicht ungerecht sein. Vielleicht hat sich CRM den Audi S8 mit 571 PS ja sogar verdient! Durch besonders gute Arbeit zum Beispiel. Was ist denn mit der A20? Da tut sich in Schleswig Holstein westlich von Bad Segeberg seit Jahren genau gar nichts! Eines der wichtigsten Verkehrsprojekte für ganz Nord- und Nordosteuropa liegt still. Der Verkehrsinfarkt in Hamburg wird auch in Zukunft bestehen, denn die Belastung der A7 ist dort so immens, daß immer Reparaturen und damit Staus anstehen. Die Dänen haben den Tunnel für die Fehmarn-Belt-Querung fast fertig. Auf deutscher Seite? Fast Stillstand. Immerhin… Mehr

Dr. Rehmstack
3 Monate her
Antworten an  Mermaid

Seit 1945 ist Schleswig-Holstein mehr oder weniger ein Erbhof der CDU gewesen, im Wesentlichen geführt von schwer Belasteten aus dem Dritten Reich. Von Autobahnbau bis Elektrifizierung der Bahn, Schleswig-Holstein ist immer die Dritte Welt der Bundesrepublik gewesen, unter der begnadeten Führung der CDU.

Mermaid
3 Monate her
Antworten an  Dr. Rehmstack

In „Schläfrig-Holzbein“ passiert eben alles hundert Jahre später. Das ist mal ein Segen und mal ein Fluch…

Reinhard Peda
3 Monate her

„Begründung: zu wenig Reichweite, zu schwer, zu ineffizient bei bis zu 90.000 km Jahresleistung.“
Dazu reicht ein Dacia Benziner, oder wo reicht die Höchstgewindigkeit dieses Fahrzeugs nicht, um von A nach B zu kommen? Da kann jedes Jahr ein neuer Dacia bestellt werden, was trotz Neuwagen die Kosten senken wird.


Raul Gutmann
3 Monate her

Wenn mehr als wenige Wähler hierzulande die Nachricht geglaubt hätten, ein Landesverkehrsminister würde sich als Dienstwagen einen Boliden wie einen Audi S8 zulegen, dann nur weil die politisch-moralische Verkommenheit weiter vorangeschritten ist, als auch von Pessimisten vermutet.
Letztlich erzwingt ursprüngliches Claus Ruhe Madsens Anliegen ein einziges Wort: Unglaublich!