Sind Friedrich Merz und Angela Merkel endlich wiedervereinigt?

Beide äußerten sich zur Feier der Deutschen Einheit: Merkel im ZDF, Merz in Saarbrücken – zwei Politiker, die niemals Bundeskanzler hätten werden dürfen. Er hat sich bisher nur als ihr Nachlassverwalter erwiesen. Merkel und Merz sind nun an diesem Tag der Deutschen Einheit in Entrücktheit wiedervereinigt.

picture alliance / SVEN SIMON | Frank Hoermann / SVEN SIMON

Das Zweite Deutsche Staatsfernsehen hatte gestern in einem eindrucksvollen Kniefall Angela Merkel gefragt, nicht nach ihrem Zerstörungswerk, nicht nach den vier Sargnägeln, die sie für Deutschland eingeschlagen hatte, nicht nach der Energiewende, nicht nach der sogenannten Euro-Rettung, nicht nach der Turbomigration in die deutschen Sozialsysteme, nicht nach dem damit verbundenen Leid, das sie über Deutschland gebracht hat, auch nicht nach der Spaltung Deutschlands in der Pandemie und nach der Einführung der Pandemie-Diktatur, die bis heute wirkt. Marietta Slomka, die so sehr Journalist ist wie Dunja Hayali oder Elmar Theveßen, verzichtete auf jede kritische Fragestellung, keinesfalls wollte sie eine „Kanzlerbilanz: Was war gut, was war schlecht, was war ganz schlecht?“, sondern sie wollte mit Merkel, wie sie agrammatisch formulierte „über Befindlichkeiten deutsch- deutsche (sic!) reden und Ihren Blick auf die deutsche Einheit als Ostdeutsche“.

Mythos Willkommenskultur:
Wie der 4. September 2015 das Land veränderte
Staatsfernsehen vom Banalsten also. Eine ironische Note bekam Slomkas Servilität durch den Fakt, dass, wenn Angela Merkel über Ostdeutschland sprach, über die „manchmal verkommene und verkorkste Gesellschaft im Osten“, wie Merkel selbst einmal abfällig über den Osten formulierte, ich mich wie viele andere Ostdeutsche auch fragte, in welchem Land diese Frau eigentlich gelebt hatte. Ostdeutschland war es jedenfalls nicht. Aber Merkel brillierte hingegen in der Disziplin, so zu sein, wie sich das spießige rotgrüne Establishment des Westens sich die Ostdeutschen gewünscht hat. Nur so waren sie eben nicht, gottseidank, so sind sie eben nicht. Der Osten blieb für Merkel immer die „verkommene und verkorkste Gesellschaft“. Und für die Mehrheit der Ostdeutschen Merkel immer eine Kreation des Westens.

Wenn Merkel sich auf das Grundgesetz beruft, wird klar, dass sie das Grundgesetz nie wirklich verstanden hat. Wenn sie ihre Autohagiographie „Freiheit“ nennt, versucht sie nur den Wert für sich zu reklamieren, den sie am meisten verachtet, nämlich die Freiheit. Ihre Vorstellung vom Regieren ist nicht demokratisch, sondern bürokratisch. Dreist ist es, wenn ausgerechnet Merkel die AfD eine „menschenverachtende Partei“ nennt, sie, die sich zum Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz und zu den Opfern und ihren Angehörigen mit einer Kaltschnäuzigkeit verhielt, die man auch als menschenverachtend empfinden kann. Nicht Mitleid mit den Opfern bewegte Merkel, als sie von dem Terroranschlag erfuhr, sondern, dass ein „Flüchtling“ der Täter war, denn: „Dies wäre besonders widerwärtig gegenüber den vielen, vielen Deutschen, die tagtäglich in der Flüchtlingshilfe engagiert sind.“

Abrechnung mit 10 Jahren Flüchtlingskrise
Gerald Grosz: „Merkels Werk ist unser Untergang“
Es hat den Anschein, dass darin Merkels tiefste Sorge bestand, denn die Angehörigen der Opfer, die mühsam um Entschädigung kämpfen mussten, wurden von ihr erst ein Jahr später nach einem offenen Brief im Kanzleramt empfangen. Eine spezielle Form von Menschenfreundlichkeit? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bundeskanzlerin den Opfern verübelte, dass sie die falschen Opfer waren, Opfer einer falschen Politik, die mit medialer Kraft, mit der Kraft von NGOs, die vom Staat mindestens teilfinanziert wurden, jegliche Kritik zu delegitimieren suchte. So viel zur Haltung Merkels zu Ostdeutschland, zu Deutschland und zum Thema Menschenfeindlichkeit.

In zwei Punkten hatte Merkel Recht. Erstens, wenn sie im Interview kritisierte, dass Macron zur Feier der Deutschen Einheit sprach und niemand aus dem Osten, aus Ostdeutschland, aus Osteuropa etwa. Das stimmt, denn es hätte Deutschland und der Feier der Einheit gut angestanden, wenn man als Redner Viktor Orbán eingeladen hätte, denn einerseits gehörte der junge Orbán damals zur Opposition in Ungarn und andererseits zerriss der Eiserne Vorhang nicht in Berlin, sondern in Sopron, in Ungarn. Deutschland hat Ungarn viel zu verdanken! Kohl wusste das noch, Merkel nicht.

Und sie hatte mit ihrer Fähigkeit, Menschen einschätzen zu können, die engen Grenzen des Politikers Friedrich Merz erkannt, dass er nicht die Fähigkeit besaß, Bundeskanzler zu werden. Auf anderer Ebene traf das übrigens auch auf Merkel zu.

Beide äußern sich nun zum 3. Oktober, zur Feier der Deutschen Einheit, Merkel im ZDF, Merz in Saarbrücken, zwei Politiker, die niemals Bundeskanzler hätten werden dürfen. Merz hat sich bisher nur als Merkels Nachlassverwalter erwiesen. Merkel und Merz sind nun an diesem Tag der Deutschen Einheit in Entrücktheit wiedervereinigt.

Zum Tag der Deutschen Einheit
Friedrich Merz plant eine „Ruck-Rede“
Friedrich Merz hatte groß ankündigen lassen, dass er eine Ruck-Rede halten wollte, herausgekommen ist die Rede eines Entrückten. Merz posaunt:

„Jahrelange irreguläre, ungesteuerte Migration nach Deutschland hat unser Land polarisiert und neue Gräben in der Gesellschaft aufgerissen. Wir müssen deshalb heute begreifen: Vieles muss sich ändern, wenn Vieles so gut bleiben oder gar besser werden soll, wie es in unserem Land bisher ist.“

Doch was er ändern möchte, was das „Viele“ ist, verrät er nicht, weder in der Rede, noch in der Regierungsklausur in der Villa Borsig. Die Gräben werden sich weitervertiefen. Merz kommt an der Feststellung nicht vorbei, dass dem freien Westen die Ausstrahlungskraft abhandengekommen sei. Dass es vor allem daran liegt, weil der Westen durch die Politik der Merkels, der Junckers, der von der Leyens, der Macrons, der Starmers, der Faesers und auch von Friedrich Merz gar so frei nicht mehr ist, viel an Freiheit verloren hat, darauf kommt der Ruck-Redner nicht.

Im Gegenteil: Obwohl kein Sonnenstrahl, nicht das Licht der Vernunft, nicht der helle Strahl der Erkenntnis hinter die Brandmauer dringt, lässt sich Merz einen Sonnenschirm aufstellen, wenn er sagt:

„Nach 35 Jahren deutscher Einheit – und in einer schwierigen Zeit für unser Land – sollten wir uns neu sammeln und mit Zuversicht und Tatkraft nach vorn blicken. Lassen sie uns eine gemeinsame Kraftanstrengung unternehmen für eine neue Einheit in unserem Land.“

Wer ist denn „wir“? Und wohinter sollten wir uns neu sammeln, hinter welcher Fahne, hinter Schwarzrotgold oder hinter der Regenbogenflagge? Welche Sprache sollen wir gemeinsam sprechen, ein klares, schönes Deutsch oder ein agrammatisches Gestammel, was mit dem auch nicht allzu schönen Begriff Gendern versehen wurde? Wenn Merz eine „neue Einheit in unserem Land“ möchte, muss er zuallererst die Brandmauer niederreißen. Dann müssen auch alle gehört werden und alle gleichberechtigt mitdiskutieren dürfen – ohne Ehrabschneidung, ohne Sorge vor einer politisierten Staatsanwaltschaft.

Interview mit Prof. Werner Patzelt
"Merz muss die Brandmauer beenden - aber dazu fehlen ihm der Mut und der Verstand"
Hinter der Brandmauer wird es keinen Ruck geben! Merz möchte, dass Deutschland ein demokratisches, ein rechtsstaatliches, ein wirtschaftlich und sozial starkes, sowie ein europäisches Land ist. Wie steht es denn um die Demokratie in Ludwigshafen? Wie soll Deutschland ein wirtschaftlich starkes Land sein, wenn die Wirtschaftspolitik fortgesetzt wird, die Deutschland deindustrialisiert? Merz möchte zur wirtschaftlichen Stärke zurückfinden und dementiert sich und führt sich selbst ad absurdum, wenn er von der Vereinbarkeit von Wohlstand und Klimaschutz halluziniert.

Friedrich Merz ist der Nachlassverwalter Angela Merkels, der Statthalter der Postdemokratie. Außer Phrasen, außer schlechter Laune, mieser Stimmung und den Niedergang hat er Deutschland nichts zu bieten. Vielleicht hat Merkel in ihrer Kritik doch Unrecht. Vielleicht war es doch richtig, dass Merz sprach und eben auch Macron – beide Vertreter des alten Europas, der Postdemokratie.

Die nächste Einheitsfeier findet entweder aus Mangel an Strom bei Kerzenlicht statt oder es wird eine Feier des neuen Europas. Wir werden sehen.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 95 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

95 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Achilles
2 Monate her

Wie süß. Mutti a.D. und ihr Insolvenzverwalter tuten ins selbe Horn. Warum auch nicht? Ihre Opfer sind Kollateralschäden; im Vordergrund stehen nach wie vor ganz andere Interessen. Diese Menschen leben tatsächlich in einer völlig anderen Welt – der Kontakt mit der Außenwelt muss doch für sie unerträglich sein, weil sie dadurch aus ihrer Bubble herausgerissen werden.

RauerMan
2 Monate her

Neben Merkel, ausgerechnet Slomka, die Ikone von Hetze gegen die AfD.
Da paßten die Beiden zusammen.
Jetzt, wo Dland aus seiner selbstgemachten Agonie nicht rauskommt, wird jeder Versuch die AfD zu diskreditieren ausprobiert.
Dabei ist nicht die AfD die Schuldige.
Das fällt auf und wird sich weiter Kontraproduktiv für die Union auswirken.
Für alle anderen linken Parteien sowieso.
Meine seit Jahren geäußerte Meinung daß D
land erst wieder ganz unten ankommen muß, damit Vernunft wieder dieOberhand gewinnt, geht wohl leider in Erfüllung.

Riffelblech
2 Monate her

Meine eindeutige Meinung zu Merz und Merkel ist das beide Personen weder den moralischen Anstand noch den Willen hatten und haben dieses vorhandene Deutschland zu einer sich positiv entwickelnden Nation zu machen . Weiterhin gilt es festzuhalten das diese deutsche Wiedervereinigung durch Kohl nur zustandekommen ist weil dieser auf ausdrücklichen Willen der Franzosen ( der damaligen Franz. Regierung) ) zustimmen musste die deutsche Mark zu verlassen und einem gemeinsamen Euro einzuführen . Der Hintergrund war die Angst der Franzosen und Engländer vorder wirtschaftlichen Stärke Deutschlands . Durch die Einführung des Euro wurden die Lebenshaltungskosten ,sowie die Erzeugungskosten von Industiegütern angeblich… Mehr

Britsch
1 Monat her
Antworten an  Riffelblech

Die damals im Bundestag gezeigte und sofort entrissene und zur Seite geworfene Deutschlandfahne war bezeichnend und sagt alles.
In anderen Ländern wäre so etwas als Hochverrat bewertet und geandet worden

Privat
2 Monate her

Merkels -„Wir schaffen das“ hat nicht für mich gegolten.
Weshalb sollen wir deutsche es schaffen, unglaublich viele illegale wie völlig kulturfremde auf Merkels Befehl in Deutschland einzugewöhnen ?
Damit Deutschland ein irrer wie bunter Vielvölkerstaat wird ?
Nein Danke – nicht mit mir.

Britsch
1 Monat her
Antworten an  Privat

Merkel hat da gar nichts geschafft. Die gesamte Last wurde dem „gemeinen Volk aufgebürdet zahlt und macht, was ich „verfüge“

Privat
2 Monate her

Was will die noch in der Öffentlichkeit ?
Die hat doch mehr als genug Schadenbei uns angerichtet.
Aber das reicht ihr noch nicht.

Sozia
2 Monate her

Es ist grausig. Warum Kanzler werden, wenn man gar nichts für das Land und die Menschen tun will? Warum will man dann das höchste Regierungsamt im Staat, wenn man überhaupt kein Interesse daran hat, wie es den Menschen geht? Oder was die Folgen des eigenen Handelns sind? Oder des Nichthandelns? Es geht um Menschen. In diesem Fall wird man besser desinteressierter Bäcker, das ergibt nur schlechte Brötchen.

Haba Orwell
2 Monate her
Antworten an  Sozia

> Warum Kanzler werden, wenn man gar nichts für das Land und die Menschen tun will?

Gehalt, Präsenz in der Glotze…

Anglesachse
1 Monat her
Antworten an  Haba Orwell

Kohl,s „Mädchen“..
Für Kohl war 1990 ein populärer Schritt und für die CDU-Wirtschaftssponsoren eine „fette Beute“.
Dieser Weg wurde dann über „Ossi-Diskreditierung und Ausverkauf (Plünderung) bis zur Schröder-Grenze (durch Billig-Energie) durchgesetzt und mit dem „Mädchen“ und Merz als „semi-konservatives Auffangnetz“ für „Ewiggestrige“ zum green-deal mithilfe der CDU-EU bis heute weitergeführt.
Hier am 3.10. „wuchs mit Merz u. Merkel zusammen, was zusammen gehört“…

Volkstrauertag?

Britsch
1 Monat her
Antworten an  Sozia

Überheblichkeit, Geltungssucht, Vorteile und natürlich Geld abgreifen

Logiker
2 Monate her

zwei einfache Vorschläge: Wie kriegt man die Energiekosten runter? Indem man Strom , Gas, Fernwärme etc. billiger macht. Wie kann man den abgebrochenen Vermögensaufbau der produktiven Mittelschicht wieder in Gang bringen? Indem man die Lebenshaltungskosten und die Sozialabgabenlast senkt. In beiden Sparten ist der Staat der unangefochtene Preistreiber. Um seine fette, träge und behindernde Bürokratie und Bürgerkontrolle beibehalten und weiter ausgebaut werden kann. Es ist einfach nur eine Frechheit, vom Bürger mehr zu fordern, oder Leistungen der staatlichen Fürsorgepflicht einzuschränken, bevor überhaupt die erste nennenswerte Einsparung überflüssiger Ausgaben im Haushalt (die Liste ist lang und wurde hier mehrfach dokumentiert) inkraft… Mehr

Schwabenwilli
2 Monate her

„Sind Friedrich Merz und Angela Merkel endlich wiedervereinigt“ Ich sage Ihnen eines, die beiden werden sich bis zum letzten Tag ihres Lebens hassen. Warum ist Merkel während der ganzen Regierungszeit der Ampel kaum in der Öffentlichkeit aufgetreten? Warum in den paar Monaten seit Friedrich Merz Kanzler ist, ist Frau Merkel ständig irgendwo ihre Kommentare absondern, das ist kein Zufall. Forder oder hintergründig ständig will sie Merz an den Karren fahren. Merz ist nicht fähig dieser Frau ob ihrer ständigen Einmischungen, welcher Ex-Kanzler hat das je gemacht?, auf die Finger zu klopfen. Der letzte Kanzler der noch Format hatte war Gerhard… Mehr

Anglesachse
1 Monat her
Antworten an  Schwabenwilli

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich Gerhard Schröder neben Willi Brandt und Helmut Schmidt als unsere „grössten Kanzler“ (heute) titulieren würde.
Chapeaú!

Danton
2 Monate her

Das organisierte politische Verbrechertum denen wir die unhaltbaren und menschenverachtenden Zustände in Europa zu verdanken haben, diese wirren und gefährlichen Großkopferten denen ein Menschenleben nichts mehr bedeutet wenn es den Wahnsinn kritisiert, diesen subalternen polnischen Versagern gehört Geld, Macht und das Wort. Nur Naive glauben noch an eine Wiederkehr der Vernunft.

Danton
2 Monate her
Antworten an  Danton

Nicht ‚polnische‘ Versager, sondern politische. Sorry an die Polen.

Anglesachse
1 Monat her
Antworten an  Danton

Bitte „PIS“: komm zurück. Die Kacźinski,s mochten zwar die Deutscnen nicht, aber machten Politik FÜR Polen!

ketzerlehrling
2 Monate her

Wird Mutti die Nachfolgerin von Lügerich?