Die Versorgung der Patienten ist „in bisher unbekannter Größenordnung“ gefährdet

Dank Karl Lauterbach muss Deutschland in den Notstand, wenn die Krankenhäuser zusammenbrechen. Dank Lauterbach könnte es tatsächlich zur Schließungswelle kommen – denn in dem Punkt liefert er nicht.

IMAGO/photothek

Der „Marbuger Bund“ hat eine Umfrage durchgeführt, deren Ergebnisse erschrecken lassen: Ein Fünftel der Klinikärzte denke aufgrund von Überlastung und Frust daran, den Beruf aufzugeben, teilte die Ärzte-Vereinigung mit. Das trifft eine Kliniklandschaft, die ohnehin schon damit leben muss, dass es zu wenig Personal gibt und die Kosten davon laufen – nicht zuletzt wegen der Energiekrise.

Deutschland braucht dringend Ärzte. Nicht weil es zu wenige junge Menschen gäbe, die diesen Beruf ergreifen wollen. In fast keinem anderen Fach ist der Numerus Clausus so hart wie in der Medizin, bleibt so vielen Studienanfängern der Traumberuf versperrt. Obwohl sich die Ärzteknappheit seit über einem Jahrzehnt anbahnt, feierten sich die Bundesländer lieber mit hohen Studentenzahlen und schrieben daher viele geisteswissenschaftliche Studienplätze aus – Studienplätze in der Medizin sind um ein Vielfaches teurer.

Steuern für Fehlinformationen
Karl Lauterbach schmeißt mit Geld der Bürger um sich
Nun gibt es den Ärztemangel und er bedroht die Existenz so manchen Krankenhauses. Und was macht der Staat? Er vergrault die händeringend gesuchten Fachkräfte mit Bürokratie: Jeder dritte Befragte gab in der Umfrage des Marburger Bunds an, vier Stunden am Tag zu brauchen, um die staatlichen Vorgaben in der „Patientendokumentation“ zu erfüllen. „Beschäftigte in Krankenhäusern haben kein Verständnis mehr dafür, dass ihre Situation nicht ernst genommen und verbessert wird“, sagte Helge Engelke, Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, anlässlich einer Demonstration in Hannover. Engelke fordert den Bundesgesundheitsminister auf zu handeln – also Karl Lauterbach (SPD).

Der hat es mit einer Kliniklandschaft zu tun, die aus mehreren Gründen in Not ist, die politisch Verantwortliche wie Lauterbach begründet oder vermehrt haben. Vor allem die Finanznot. Staatliches Geld geflossen ist in den vergangenen zweieinhalb Jahre in unvorstellbarer Weise. Doch während vor Gericht mutmaßliche Betrüger stehen, die sich mit Testzentren die Taschen mit Millionenbeträgen vollgemacht haben, stehen die Krankenhäuser blank da: Die Kliniken seien ohne eigene Schuld wirtschaftlich schwer belastet, in vielen wachse die Sorge vor drohenden Insolvenzen, heißt es in einer Erklärung, die ein Bündnis aus Verbänden veröffentlicht hat, das auch die Demonstration in Hannover organisiert hat. Die Patientenversorgung sei „in bisher unbekannter Größenordnung“ gefährdet.

Im Kreis Sigmaringen schließen die „SRH Kliniken“ ihre Standorte Pfullendorf und in Bad Saulgau früher als gedacht, berichtet der SWR. Die Kliniken geben fehlendes Personal als Ursache an. Es hätten schon Ärzte und Pfleger gekündigt. Die verbliebenen Mitarbeiter konzentriert SRH nun in Sigmaringen. Die Kliniken hätten aber auch finanzielle Gründe für diesen Schritt, wie der SWR berichtet. Demnach habe das Unternehmen im vergangenen Jahr 7 Millionen Euro Minus gemacht, für dieses Jahr rechne es mit einem noch höheren Verlust. Allein die Kosten für Energie würden sich verdreifachen. Wie bisher mit Rücklagen lasse sich das nicht weiter ausgleichen.

Auf der Suche nach verlorenen Arzneimitteln
Lauterbachs Lieferengpass
In Brandenburg schlagen ebenfalls 66 Krankenhäuser Alarm: Dort warnt die Landeskrankenhausgesellschaft vor Pleiten, sollte der Bund nicht rasch handeln. Schon in den nächsten drei Monaten drohten einigen Häuser Engpässe in der Liquidität. Nächstes Jahr werde das Problem dann noch massiver. Auch hier erschweren die Energiekosten den Krankenhäusern das Überleben. Wobei die Krankenhausgesellschaft des Landes über RBB24 ebenfalls grundsätzlichere Reformen anmahnt. Das Land Brandenburg habe den Kliniken 82 Millionen Euro zugesagt – das helfe zwar, löse aber die Unterfinanzierung nicht. Im Brandenburger Osten ist das Krankenhaus Spremberg bereits zahlungsunfähig.

Mit der Pleitewelle der Kliniken droht eine offensichtliche Notlage in der medizinischen Versorgung in Deutschland. Doch bezüglich der Pandemie entstünde eine weniger offensichtliche, aber ähnlich prekäre Situation: Karl Lauterbach hat gegen den Koalitionspartner FDP durchgesetzt, dass im Herbst oder Winter Maßnahmen greifen, wenn eine Notsituation eintrifft. Für diesen politischen Erfolg hat er sich feiern lassen. Der ihm unterlegene Justizminister Marco Buschmann (FDP) tröstet verärgerte liberale Wähler, dass dieser Notstand ja erst einmal eintreten müsse.

Nun ist ein Auslöser für den Notstand, dass die kritische Infrastruktur zusammenbricht. Also zum Beispiel wenn reihenweise Krankenhäuser Patienten abweisen müssen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie überlastet sind, weil so viele Corona-Patienten eingeliefert werden – oder weil sie schließen, weil der Staat sie finanziell nicht gut genug ausstattet oder für ausreichend Personal sorgt. In einer solchen Situation wäre Lauterbach der, der den Notstand definiert und herbeigeführt hat, politisch davon profitiert und zusätzliche Zuständigkeiten erhält – eine unglückliche Gemengelage.

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Kommentare ( 35 )

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Helfen.heilen.80
1 Jahr her

Was Ärzte mitmachen müssen, wäre in der Automobilbranche oder bei Luft- und Raumfahrt undenkbar. Wenn man mit Ingenieuren redet, schauen die einen nur völlig entgeistert an. Wer es noch nicht weiss: diese ganze Branche lebt noch vom „Bild das man 1980 noch von einem Arzt hatte“. Das wird durch regelmäßig platzierte Neidkampagnen über den Durchschnittsverdienst aufgewärmt. Jeder weiss, wie ein paar wenige Extrem-Verdiener im Speckgürtel der Grosstädte eine Statistik verfälschen. Der Durchschnittsverdienst – runtergebrochen auf den Stundenlohn ist ein Witz. Der Beruf ist gut und hat einen tieferen Sinn, aber seine Entlohnung und Vereinbarkeit mit dem restlichen Leben ist eine… Mehr

Axel Fachtan
1 Jahr her

Gesundheit ist ein Verwaltungsjob. Ja wussten Sie das etwa nicht ? Ärzte sind Verwaltungsfachwirte mit medizinischer Zusatzqualifikation. Erst Akte anlegen, dann den Notfall behandeln. Krankenhäuser und Praxen sind selbstständige externe Verwaltungsträger der Krankenversicherungen. Verwaltung ist deren Beruf. Gesundheitsdienstleistungen machen die als Hobby so ganz nebenbei. — Die Innenschau der ein oder anderen Klinik ergibt folgendes Bild: Im ersten Halbjahr 2022 sind dort etwa 3.500 Patienten behandelt worden. Davon sind etwa 400 Patienten, also mehr als 10 Prozent (!) von den Krankenversicherungen nicht bezahlt worden ! Wer nicht regelmäßig mit Krankenhäusern zu tun hat, den werden diese Zahlen wundern. Wenn ein… Mehr

Dirk Badtke
1 Jahr her

Klappern gehört zum Handwerk, etwa 450 Mrd. laufen durch das Lautenbachsystem pro Jahr. Der achtfache Vorsorgungsaufwand der Sieger von Afghanien und anderswo, und es ist eine lausige Versorgung, was bekommt der Gesetzliche für Zähne? Warum wohl wurde Futschland beim Corinnaangriff, als europäischer Vorposten genutzt, stupid german money, durch die „Beeinflussung“ des halben Bundestages (Lauterbach_Gates, Scholz_Lieber Klaus, Merz_Larry etc.). Die Bürger sind die Zwangsprostituierten von weltweit arbeitenden Hegdedesperados, nach der Corinna_Wuhan_Pfizer Manipulation wird von mir ein Arzt kein Geld mehr bekommen, falls er unter der Brücke beim Gefängnis im Koma liegt.

Last edited 1 Jahr her by Dirk Badtke
Fieselsteinchen
1 Jahr her

Erinnern wir uns bitte zurück, vor rund fünf Jahren ging es um die Effizienz von Krankenhäusern. Im ländlichen Raum wollte man alles schließen und auf nahegelegene Großstädte konzentrieren. Konkret hätte das ein 50 – 70 km Einzugsgebiet allein im Schwarzwald bedeutet. Die Grünen im BW-Landtag haben damals zugestimmt! Massive Proteste der Ärzteschaft, des Pflegepersonals und der Anwohner haben Schlimmes verhindert. Die Klinik unseres Ortes durfte bleiben und spezialisierte sich neben der Grundversorgung auf Implantate. Dann kam Corona! Und jetzt sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt, nur dass zu den finanziellen Problemen, Personalmangel, Impfzwang, Frustration und Sinnlos-Bürokratie kamen. Wer kann, der… Mehr

antizeitgeist
1 Jahr her

So schlimm kann das nicht sein.
Sonst würden sich die Wissenschaft und Medizin endlich kollektiv kritisch von Lauterbach distanzieren. Oder verhindern sie etwa kommerzielle Vorteile zu diesem längst überfälligen Schritt und opfern sie Patienten um keinen Beifall „von der falschen Seite“ zu bekommen?
Deutschland ist wirklich im Krieg. Gegen sich selbst.

Last edited 1 Jahr her by antizeitgeist
Auswanderer
1 Jahr her
Antworten an  antizeitgeist

Wenn ich mit recht erinnere wurden sehr selten echte Ärzte, die mit Patienten arbeiten und Erfahrung haben, zu den wichtigen Themen gefragt; Drosten, Montgomery, usw. Bei der Impfstoffbeschaffung hätte man ja auf den Professor aus Kiel zurückkommen können, aber ging nicht, da der Impfstoff zu billig war und die Uschi aus Brüssel dann keinen grossen Deal mit Pfizer machen konnte. Übrigens funktioniert Sinovac perfekt. Unsere Sozialindustrie ist in der Hand von vielen korrupten Menschen. Da ist es auch kein Wunder, dass viele dann lieber auswandern oder gar den Beruf wechseln. Und Lauterbach ist wohl jetzt mit Abstand der schlechteste Minister… Mehr

Michael Palusch
1 Jahr her

In fast keinem anderen Fach ist der Numerus Clausus so hart wie in der Medizin Das stimmt, aber nicht nur der. Entgegen den Bullerbü-Studiengängen sind die auch Prüfungen im Fach Medizin knallhart. Da werden keine Abstriche, keine Zugeständnisse gemacht. Der Sohn meiner Nachbarin studiert seit 2020 Medizin. Seit dieser Zeit hat er nur ein einziges Mal, und das bei einer Campusführung zu Studienbeginn, einen Hörsaal von innen gesehen. Bis auf bestimmte Kurse (z.B. Präparation) die auch bei besten Willen nicht online durchgeführt werden können, zwei Jahre ein sogenanntes Studium nur vorm Computer, und 2020/2021 war selbst das wegen der fehlenden… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Michael Palusch
Donostia
1 Jahr her

Wer über 2 Millionen Kostgänger oder mehr ins Land holt die keinen Beitrag zur Gesellschaft leisten, im Gegenteil die die Gesellschaft belasten, der braucht sich nicht zu wundern wenn das Gesundheitssystem zusammen bricht. Es ist ganz einfach, wenn mehr vom Kuchen abhaben wollen ohne das der Kuchen größer wird, dann werden die Kuchenstücke kleiner. Das sollte eigentlich jeder begreifen. Wir sind reich heißt es immer, und viele glauben das auch.

WGreuer
1 Jahr her

Im Übrigen: ein Großteil der Ärzte und Pfleger kündigt … wegen der Impfpflicht. Vor allem in den Akutkliniken sehen diese Leute „live“, was da draußen tagtäglich durch die Impfungen passiert. Der masive Anstieg an Herz-/Kreislauferkrankungen, die extreme Anzahl an seltsamen KRankheiten, Schmerzen aus dem Nichts, Krebsfälle, Entzünungen die keiner erklären kann, usw. usf.
Diese Leute sind nicht blöd, sie wissen was los ist, auch wenn sie die wahre Ursache nicht laut nennen dürfen ohne negative berufliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Sie ziehen halt ihre Schlüsse. Impfen lässt sich da ganz sicher keiner mehr.

WGreuer
1 Jahr her

Im Süden der Republik – in Mitten der „größten Pandemie ever“ – werden Krankenhäuser en Masse geschlossen: Pfullendorf, Bad Saulgau, Bad Waldsee, Isny und Leutkirch sind schon länger weg. Begründung: Die Reha-Kliniken in diesen Städchen sind ebenfalls gefährdet, da sich keine Ärzte mehr finden und damit auch keine Patienten mehr. Die verbliebenen (guten) Ärzte wandern ab in die nahe Schweiz oder nach England oder in die USA. In Bad Waldsee hat der Kreisrat mit dem Bürgermeister noch eine Pseudo-Demo veranstaltet und den scheinheiligen württembergischen Gesundheitsminister Manne Lucha eingeladen. Ca. 1000 Bürger waren anwesend. „Wir tun unser Beste, die Klinik zu… Mehr

Salvian
1 Jahr her

Es ist unfair, immer nur Lauterbach als einzigen Sündenbock für die katastrophale Fehlsteuerung der Gesundheitspolitik darzustellen. Er ist zweifellos einer der allerschlimmsten, aber bei weitem nicht der einzige Verantwortliche. Der Marburger Bund, der sich jetzt besorgt zeigt, ist die größte Ärztevereinigung in Europa: Ihm gehören 131.000 von insgesamt rund 215.000 deutschen Krankenhausärzten an. Mitte März 2022, als der Corona-Psychoterror seinen Höhepunkt erreichte, hat die Vorsitzende dieses Bundes, Susanne Johna, vor der Presse erklärt, es sei „enorm wichtig, die allgemeine Impfpflicht zügig einzuführen“. Damit hat der Marburger Bund selbst aktiv dazu beigetragen, kritisch denkende Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern usw. aus ihrem Beruf… Mehr

Michael Palusch
1 Jahr her
Antworten an  Salvian

Also unfair ist das wahrlich nicht. Der Mann, der bereits als Minister sein Bestes tut um sich für eine hochdotierte Anschlußverwendung in der Pharmabranche zu bewerben, ist immerhin schon seit Jahren der Zeremonienmeister des Niedergangs. Lauterbach war der Einflüsterer der völlig ahnungslosen Lehrerin Ulla Schmidt. Die Ulla Schmidt, die einst die Unterschrift unter die Verpflichtungserklärung auf das Grundgesetz verweigerte, um dann Jahre später als Ministerin vollversorgt zu werden. Seinem verdeckten Wirken hinter den Kulissen haben wir als Patienten die zusammengestrichene Versorgung und die anderen ihre hohen Gewinne zu verdanken.

Last edited 1 Jahr her by Michael Palusch