Pleite mit Ansage: Heidelberg stürzt vom Klimanotstand in den Haushaltsnotstand

Millionen für Klimasymbolpolitik, Beratungsbürokratien und „digitale Kühlkarten“. Jetzt greift aber das Regierungspräsidium durch. Heidelberg darf keine Kredite mehr aufnehmen, nur noch Pflichtaufgaben bezahlen. Statt zu sparen, erfindet die grün regierte Stadt neue Abgaben wie die „City Tax“.

copyright/ Holger Douglas

Viel größer kann die Ohrfeige kaum sein, die das Regierungspräsidium als Aufsichtsbehörde der Stadt Heidelberg verpaßt hat: Heidelberg steht unter strenger Finanzaufsicht, darf keine neuen Kredite und Verpflichtungsermächtigungen mehr aufnehmen, es dürfen nur noch Pflichtaufgaben finanziert werden. Oder kurz gesagt: Die Stadt Heidelberg ist pleite.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat zwar den Stadthaushaltsplan 2025/2026 gesetzlich bestätigt, neue Kredite allerdings verboten und damit dem Stadtparlament die „Handlungsfähigkeit und Gestaltungsspielräume“ faktisch entzogen, wie die Grünen heftig das Regierungspräsidium kritisieren. Im nächsten Schritt, falls es der Stadt nicht gelingt, zu sparen, würde dann das Regierungspräsidium über die Stadtkasse entscheiden.

Nach Prüfung des Doppelhaushalts 2025/26 hat das Regierungspräsidium Karlsruhe der dunkelgrünen Stadt die rote Karte gezeigt: Ohne tiefgreifende Konsolidierung gibt es vorerst keine neuen ordentlichen Investitionskredite. Besonders ins Gewicht fällt die Sperrung von Kreditermächtigungen über 164 Millionen Euro sowie zusätzlichen Folgeverpflichtungen von rund 54 Millionen Euro. Für das laufende Jahr verlangt die Aufsicht eine Ergebnisverbesserung um 30 Millionen Euro, 2026 sollen mindestens weitere 40 Millionen folgen.

Besonders gravierend wird sich der Stopp geplanter Kreditermächtigungen in Höhe von 164 Millionen Euro (plus Folgeverpflichtungen von 54 Millionen) auswirken. Aus diesen Töpfen sollten Schulsanierungen, Ganztagsausbau und Brückenprojekte bezahlt werden. Die Stadt muss so weit herunterkürzen, dass der laufende Betrieb mit Personal und Sozialleistungen ohne neue Kredite auskommt.

Pikiert reagierte die Stadt auf die ernüchternde Schlagzeile der lokalen Rhein-Neckar-Zeitung. Die schrieb ursprünglich die Überschrift: „Heidelberg ist nicht mehr kreditwürdig“. Die Stadt betonte gleich, kreditwürdig zu bleiben – Banken würden darüber entscheiden, nicht das Regierungspräsidium. Was gesperrt ist, sind neue ordentliche Investitionskredite. Kassenkredite zur Sicherung des Tagesgeschäfts kann Heidelberg weiterhin aufnehmen. Doch erst nach nachweislicher, struktureller Verbesserung gibt die Aufsicht Investitionskredite wieder frei.

Dabei herrscht Notstand in Heidelberg, Klimanotstand. Im Mai 2019 hat die Stadt als eine der ersten Städte bundesweit den „Klimanotstand“ ausgerufen und einen 18-Punkte-Plan vorgelegt, damit die Stadt bis 2030 „klimaneutral“ werde.

Millionen flossen in Projekte, Beratungen, Klimabürokratien, Förderstrukturen und symbolträchtige Maßnahmen. Damit machten sich die Grünen ihre Gefolgschaft gewogen und verschärften die Finanzlage zusätzlich. Natürlich blieb Heidelberg auch nicht vor Albernheiten wie einem Hitzeaktionsplan verschont. Es wurde für gutes Geld eine digitale Kühle-Karte aufgestellt, die den nichtsahnenden Menschen kühle Aufenthaltsorte wie schattige Plätze und Trinkbrunnen aufzeigt. Leider war‘s bisher mit der Hitze in Heidelberg nicht so gut bestellt.

Statt Klimanotstand herrscht jetzt Haushaltsnotstand. Dem Gemeinderat fällt nichts anderes ein, als mehr Gelder fürs Einkassieren zu suchen. Jetzt versucht die Stadt, die letzten Cents zusammenzukratzen. Zum 1. Oktober 2025 startet die Übernachtungssteuer, lieblich „City Tax“ genannt: 3,50 Euro pro Person und Nacht, maximal fünf Nächte, Kinder und Jugendliche bis 16 sind befreit, die Abgabe gilt auch für Geschäftsreisen. Hotels und andere Beherbergungsbetriebe – inklusive Ferienwohnungen und Airbnb-Vermietungen – ziehen ein und führen ab. Der Rat hatte die Abgabe am 5. Juni mit großer Mehrheit beschlossen. Auch Tagestouristen sollen noch weiter geschröpft werden, um die Infrastrukturkosten fair zu verteilen, wie es heißt. Immerhin gibt es immer noch 1,8 Millionen Übernachtungen in Heidelberg. Die bisherigen satten Einnahmen aus dem Tourismus reichen der Stadt immer noch nicht.

Die Gewerbesteuer in Heidelberg wurde kürzlich leicht gesenkt, jetzt fällt dem Rat nur ein, Gewerbe wieder höher zu besteuern – und damit leichter zu vertreiben.

Die Stadt hat keine Einnahme-, sondern ein Ausgabeproblem. Sparen ist ein Fremdwort. Finanzbürgermeister Wolfgang Polivka versucht zwar, Möglichkeiten zu finden: „Es darf keine Tabuthemen geben.“

Das betrifft nicht nur freiwillige Leistungen in den Bereichen Kultur, Soziales und Sport), die traditionell zuerst auf dem Prüfstand stehen. Dies bedeutet auch, daß vor allem bei Vereinen gespart wird. Die in der Regel schon recht geringen Zuschüsse werden voraussichtlich eingefroren oder gekürzt. Auch Pflichtaufgaben sollen auf ihren Erfüllungsstandard geprüft werden, also ob sie sich absenken lassen. Zudem gilt ein Einstellungsstopp bei der Stadtverwaltung – mit wenigen Ausnahmen.

Unterhaltsam dürfte die nächste Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 24. September werden, wenn die im Verteilen von Geldern geübten Ausschußmitglieder über konkrete „Konsolidierungsmaßnahmen“ reden und entscheiden müssen. Das Regierungspräsidium will Erfolge sehen, die Stadt muss regelmäßig Fortschritte melden. Als Termin für den ersten Bericht hat sich die Aufsichtsbehörde in Karlsruhe schon mal Ende Dezember notiert.

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Kommentare ( 93 )

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VollbeschaeftigtmitNichtstun
3 Monate her

…ich hoffe doch sehr, dass sie weiter als Hafen der Gutmenschen Horden und Massen integrationsunwilliger durchfüttern und zwar gepflegt, Hotel und so. Diese Stadt hat wahrlich das bekommen und wird davon noch mehr wie sie es betellt und hat. Freu mich riesig für sie. Darauf einen Dujardin.

flyingmick
3 Monate her

Die links-grünen Tagträumer haben mit dem ganzen sozial- und Klima-Klimbim die Stadt ruiniert…und statt sparen fällt den Sozialisten nur wieder Steuererhöhung in allen Facetten ein…. Und die Studenten ohne Ahnung von Wirtschaft und Geld wählen fröhlich weitergrüne Suppe. Einfach nur Banane…

Verzeihtnix
3 Monate her

Es wird interessant werden zu sehen, wie die Städte und Gemeinden die hunderten an Milliarden heranschaffen, um bis 2045 klimaneutral zu werden.

Verzeihtnix
3 Monate her

Jetzt explodieren die Grundsteuern erst richtig.

VollbeschaeftigtmitNichtstun
3 Monate her
Antworten an  Verzeihtnix

…irgendwann auch mal wird dann der Lastenausgleich gezogen. Das wird der Turbo werden.

Klaus Kabel
3 Monate her

Behinderung des,Autoverkehr, unsinnige Radwegführungen, die unfallträchtig sind, „Bürgerwindpark“ auf dem Lammerskopf, der das Stadtbild von Heidelberg, „du feine“ zerstören wird, Radweg, der eine Spur der Bundesstraße von N’gemünd nach Heidelberg einnimmt und sonstige Schikanen, Verlagerung des Radverkehrs von Radweg auf auf enge Bundesstraße damit es zu Behinderungen des Autoverkehrs kommt, Überholverbote von Radfahrern für PKW, auch bergauf. Heidelberg ist die Grüne Stadt des Irrsinns.

Last edited 3 Monate her by Klaus Kabel
drnikon
3 Monate her

Na und. Heidelberg hat so gewählt. Ich denke, dass werden die Heidelberger schon aus- und durchhalten. Sie ja alles erwachsene und aufgeklärte Wähler.
Verständnisfrage: Wieviele Studenten bleiben nach dem erfolgreichen Abschluss und erfolgreicher Berufsausnahme in der privaten Wirtschaft in „ihrer“ Universitätsstadt als gut verdienender Steuerzahler hängen?

Th.F.Brommelcamp
3 Monate her

Ist eben eine Studentenstadt! Sie wählen, wie es Pippi Langstrumpf machen würde. Müssen es ja nicht ausbaden. Den Rest gibt es ja durch die Nachhaltigen. Beim Genie hat Gott Grenzen gesetzt. Bei Dummheit leider nicht.

Paprikakartoffel
3 Monate her

Na, dann grünt mal schön. Kein besonderes Mirgefühl.

Phil
3 Monate her

Die einzige wichtige Frage die sich die Menschen stellen müssen, ist jene, ob das Recht auf Eigentum vor dem Gesetz besteht (und immer bestanden hat), oder das Recht auf Eigentum ein Erzeugnis des Gesetzes ist. Da unser Rechtsystem aus dem römischen Recht hervorgegangen ist und unser Staatssystem sich aus der Gesellschaftsutopie eines Rousseau entwickelt hat, wage ich die Prognose, dass die momentanen Staatsysteme in Europa, in der eigenen Selbstzerfleischung untergehen werden. Diesen Zyklus von Aufbau, Aneignung, Wohlstand, Enteignung und Untergang wird unsere Zivilisation immer wieder an den Rand der Auslöschung bringen, so lange bis sich jeder einzelne die Frage gestellt… Mehr

drnikon
3 Monate her
Antworten an  Phil

und schon beim Naturrecht angekommen. Jetzt fällt mir ganz spontan die Rede von Ratzinger (BILD: Wir sind Papst) im Bundestag ein. Ach so, wie wurde in D eigentlich das Raubrittertum weiterentwickelt. Ich habe damals im 7. Schuljahr den Faden verloren.

Guzzi_Cali_2
3 Monate her

Wenn die Grünen die Kontrolle über jedwede Finanzen bekommen, kann man den Pleitegeier am nächsten Tag willkommen heißen.

drnikon
3 Monate her
Antworten an  Guzzi_Cali_2

Nun, die Grünen haben aus ihrem Denken und Zielen nie ein großes Geheimnis gemacht. Okay, das mit dem Pazifismus war nun wirklich gut gespielt. Aber sonst war dem aufmerksamen Beobachter ab 1980 völlig klar, dass mit den Grünen nichts Gutes herauskommen kann. Wieso ausgerechnet diese Erkenntnis beim Arbeiter und Handwerker, aber nicht bei den akademischen Boomern angekommen ist, wäre eine Untersuchung wert, wenn dieser ganze Irrsinn überstanden und repariert worden ist. Dafür braucht´s wieder den Handwerker.