„Eine Brüsseler Diktatur hat sich etabliert“

Brüssel erklärt russische Guthaben zur Kriegsfinanzierung, beerdigt die Einstimmigkeit und biegt sich Artikel 122, bis er bricht. Orbán und Fico sprechen von Rechtsbruch – in Brüssel installiert sich eine enthemmte "Bürokraten-Diktatur" auf Kriegs- und Schuldenkurs.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Harry Nakos

Am Donnerstag trafen die EU-Länder mehrheitlich, nicht vollzählig eine Entscheidung, die zur Eskalation des Krieges in der Ukraine beiträgt. Die EU will dauerhaft die eingefrorenen russischen Vermögenswerte blockieren, um sie in einem nächsten Schritt in einen Kriegskredit, die die EU gleisnerisch Reparationskredit nennt, zu verwandeln. Das ist Diebstahl und Rechtsbruch. Viktor Orbán hat die Schaffung des Reparationskredits abgelehnt. Ebenso der slowakische Ministerpräsident Robert Fico, der am 12.12. twitterte:

„Heute hatte ich ein fast einstündiges Telefongespräch mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, A. Costa. Ich habe größten Respekt vor ihm, aber während er über Gelder für den Krieg in der Ukraine sprach, wiederholte ich immer wieder die sinnlose, tägliche Tötung von Hunderten bis Tausenden von Russen und Ukrainern. Wenn für Westeuropa das Leben eines Russen oder Ukrainers nichts wert ist, will ich nicht Teil eines solchen Westeuropas sein. Ich habe A. Costa gesagt, dass ich nichts unterstützen werde, selbst wenn wir bis Neujahr in Brüssel sitzen müssten, was letztendlich zu einer Unterstützung der ukrainischen Militärausgaben führen würde. Als Ministerpräsident der Slowakischen Republik bin ich bereit, die Ukraine beim Wiederaufbau auf der Grundlage bilateraler Verhandlungen zwischen den slowakischen und ukrainischen Regierungen zu unterstützen, aber ich lehne sinnloses Töten ab. In diesem Sinne habe ich einen Brief an den Präsidenten des Europäischen Rates, A. Costa, und an alle Ministerpräsidenten der EU-Mitgliedstaaten geschickt, den Sie hier lesen können.“

Auch Viktor Orbán kritisiert die Pläne der EU-Aristokratie, die eingefrorenen russischen Vermögenswerte dauerhaft zu blockieren und damit die Einstimmigkeit durch Mehrheitsentscheidung zu unterlaufen. Der ungarische Ministerpräsident nennt das „rechtswidrig“. Er schrieb auf Twitter:

„Heute überschreiten die Brüsseler den Rubikon. Mittags findet eine schriftliche Abstimmung statt, die der Union irreparablen Schaden zufügen wird. Gegenstand der Abstimmung sind die eingefrorenen russischen Vermögenswerte, über die die EU-Mitgliedstaaten bisher alle sechs Monate abgestimmt und einstimmig entschieden haben. Mit dem heutigen Verfahren schaffen die Brüsseler das Einstimmigkeitsprinzip per Federstrich ab, was eindeutig rechtswidrig ist. Mit der heutigen Entscheidung endet die Rechtsstaatlichkeit in der Europäischen Union, und Europas Führungskräfte stellen sich über die Regeln. Anstatt die Einhaltung der EU-Verträge zu gewährleisten, missachtet die Europäische Kommission systematisch das europäische Recht. Sie tut dies, um den Krieg in der Ukraine fortzusetzen – einen Krieg, der offensichtlich nicht zu gewinnen ist. All dies geschieht am helllichten Tag, weniger als eine Woche vor dem Treffen des Europäischen Rates, dem wichtigsten Entscheidungsgremium der Union, das die Staats- und Regierungschefs zusammenbringt. Damit wird die Rechtsstaatlichkeit in der Europäischen Union durch die Herrschaft der Bürokraten ersetzt. Mit anderen Worten: Eine Brüsseler Diktatur hat sich etabliert. Ungarn protestiert gegen diese Entscheidung und wird alles in seiner Macht Stehende tun, um die rechtmäßige Ordnung wiederherzustellen.“

Zum Stand, Euro News berichtet: „Die langfristige Immobilisierung wurde am Donnerstagnachmittag von den Botschaftern gemäß Artikel 122 der EU-Verträge vereinbart, der lediglich eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten erfordert und das Europäische Parlament umgeht.“

Dass den Botschaftern und der EU-Aristokratie nicht die Schamesröte ins Gesicht springt bei diesem eklatanten Rechtsbruch, zeigt, wie sehr sich die EU-Aristokratie von Recht, Regeln und Gesetz entfernt hat. Denn die EU beruft sich auf den Artikel 122 des EU-Vertrags, der mit Vorliebe zur Pandemie-Diktatur benutzt wurde. Wie vielsagend.

Im Artikel 122 heißt es:

„(1) Der Rat kann auf Vorschlag der Kommission unbeschadet der sonstigen in den Verträgen vorgesehenen Verfahren im Geiste der Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten über die der Wirtschaftslage angemessenen Maßnahmen beschließen, insbesondere falls gravierende Schwierigkeiten in der Versorgung mit bestimmten Waren, vor allem im Energiebereich, auftreten.
(2) Ist ein Mitgliedstaat aufgrund von Naturkatastrophen oder außergewöhnlichen Ereignissen, die sich seiner Kontrolle entziehen, von Schwierigkeiten betroffen oder von gravierenden Schwierigkeiten ernstlich bedroht, so kann der Rat auf Vorschlag der Kommission beschließen, dem betreffenden Mitgliedstaat unter bestimmten Bedingungen einen finanziellen Beistand der Union zu gewähren. Der Präsident des Rates unterrichtet das Europäische Parlament über den Beschluss.“

Weder ist die Ukraine ein Mitgliedsstaat der EU, noch ist der Krieg in der Ukraine eine „Naturkatastrophe“, nach drei Jahren Krieg auch kein „außergewöhnliches Ereignis“ mehr, zudem geht es bei den Kriegskrediten nicht um den „Energiebereich“ bei 115 Milliarden Euro für Kiews Rüstung und bei 47 Milliarden als Rückzahlung für einen Kredit. Nichts im Artikel 122 trifft auf die eingefrorenen russischen Vermögenswerte zu.

Dementsprechend reichte die russische Zentralbank heute Klage gegen Euroclear bei einem Moskauer Gericht ein. Bisher bleibt Belgien bei seinem Nein, aber genau das Prinzip der Einstimmigkeit hebelt die EU gerade aus.

Wirft man einen Blick darauf, wie seit einigen Tagen die EU, wie der Nato-Generalsekretär Rutte und die „Europäer“ ihre Kriegsrhetorik steigern, kommt der unangenehme Verdacht auf, dass Europas dysfunktionale Alt-Eliten einen Krieg zur Sicherung ihrer Herrschaft nicht grundsätzlich ablehnen.

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