NoPegida versus Pegida

Eine Studie zu NoPegida stellt fest, dass deren Anhänger überwiegend „Jung, kinderlos und weiblich“ seien. Doch die befragten NoPegida-Demonstranten sind nur Mitläufer der großen, allumfassenden NoPegida-Bewegung im Land, die die Studie beiseiteschiebt. 

Jung, kinderlos, weiblich, grün-dunkelrot-rot, noch arbeitslos und antikapitalistisch gegen männlich, 36-45 Jahre alt, Anhänger der direkten Demokratie, Parteibuch gemischt, Steuerzahlend. So lässt sich das Ergebnis einer vom Politologen Franz Walter letzte Woche im Spiegel vorgestellte Studie seines Göttinger Instituts für Demokratieforschung über NoPegida- und Pegida-Anhänger zusammenfassen. Und beide Gruppen seien überwiegend konfessionslos.

Joachim Gauck, seines Zeichens Bundespräsident, outet sich ex kathedra als NoPedigist. Dass Gauck nun gerade jung, weiblich, kinderlos, und (noch) nicht steuerzahlend und konfessionslos wäre, kann man nicht sagen.

Ist die vorgestellte Göttinger Studie also ein großer Unsinn?

Um die Antwort vorweg zu nehmen: Die Göttinger Studie ist ein großer Blödsinn. Natürlich haben die emsigen Interviewer des Göttinger Instituts vergessen Gauck, Merkel, Gabriel, Heiko Maas, Thomas Oppermann, Ralf Jäger, Ministerpräsidenten, Minister, Oberbürgermeister und den Rest der antipedigistischen politischen Nomenklatura, der Kirchen-Gewerkschafts- und Medienfürsten sowie sonstigen Promis zu befragen. Insofern kommt die Studie, die erklärtermaßen nicht den Anspruch erhebt repräsentativ zu sein, zwingend zu falschen Ergebnissen. Ihr Ansatz ist abwegig.

Ein paar tausend Demonstranten nennen sich Pegida o.Ä. Sie lassen sich auf der Straße wahrnehmen und gegebenenfalls befragen. Sie stellen eine Kleinst-Opposition außerparlamentarischer Art dar, die ihre Stimme gegen den Rest der Republik, von der Bundesregierung bis zum letzten Antifa-Kämpfer erhebt. Allein die Prämisse und der intellektuelle Duktus der Göttinger Studie ist idiotisch: Es gibt eine omnipräsente, gesamtstaatliche, gesamtkulturelle Gegenbewegung gegen Pegida. Aus dieser NoPegida- Bundesrepublik ein paar Straßendemonstranten herauszupicken, die sich gegen Pegida wenden, ist intellektuell unredlich. Es ist auch unredlich, die keinesfalls mit „jung, kinderlos, weiblich“ korrekt beschriebenen Antifa-Gruppen in der Göttinger Studie über NoPegida nicht gesondert und explizit zu erfassen.

Die Antifa-Gruppen sind jene, über ein enormes Gewaltpotenzial verfügende linksradikalen, Gruppierungen, die von Ministerin Manuela Schwesig ständig beleidigt werden, indem sie deren in der Bundesrepublik einmaligen Rechtsbrüche als „aufgebauschtes Problem“ herabwürdigte. Beleidigender geht es für einen anständigen Antifa-Kämpfer nicht. Aber das hindert die Antifa-Gruppierungen nicht Schwesigs millionenschwere Subventionen für den sogenannten gemeinsamen Kampf des Staates und der Antifa gegen Rechts in doch wohl sehr korrupter Weise anzunehmen.

Die erklärten antipedigistischen Amtsinhaber oben und die Gewalt ausübenden und androhenden antipedigistischen Gegendemonstranten unten, bilden de facto die Klammer innerhalb derer die jungen, mutigen Mädels zwischen 16 und 35 sich auf die Straße begeben: In der Tagesschau als die Guten gekennzeichnet, Seit an Seit mit allen wichtigen gesellschaftlichen Gruppen und deren obersten Repräsentanten.

Rechts allerdings, das weiß jeder, ist nirgendwo

Pegida ist „rechts“. Rechts allerdings, das weiß jeder, ist nirgendwo. Sagen Sie mal einem Astronauten, er soll nach rechts fliegen. Da wird er Ihnen zu Recht sagen: im Kosmos, im Universum gibt es kein rechts und gibt es auch kein links und kein oben und kein unten und kein hinten und kein vorne. Rechts und links macht auch politisch erst Sinn, wenn die Relation hinzutritt. Also, wenn Pegida rechts ist, präsentiert sich der Rest der Republik derzeitig auf seinem Antipegidatrip links. Wenn das Wort Populismus irgendetwas mit Volk, mit dem Volk, mit der Volksmehrheit zu tun hat, dann ist klar, dass der gesamte Rest der Republik unisono populistisch ist. Und dass das kleine Häufchen der Pegida-Gruppierung bereits aus semantischen Gründen nicht populistisch, sondern nur antipopulistisch sein kann.

Ganz real steht also die antipopulistische Pegidabewegung gegen den populistischen Rest der Republik, also gegen alle und alles. Oder umgekehrt ausgedrückt: der allgemeine Populismus drischt auf eine marginale, klitzekleine antipopulistische, außerparlamentarische Opposition sein, von der bisher keine Gewalt und auch bestenfalls eine „aufgebauschte“ Gefahr ausgeht. Immer dann, wenn die Masse im öffentlichen Diskurs, der Logik entgegen, in eine Richtung rast, wird’s gefährlich und deswegen ist auch die Göttinger Studie, die so naiv und frisch, fromm, fröhlich, frei daher kommt und die ganze Welt ausblendet und auf drei Demonstranten hier und auf drei Demonstranten da mit der Sonde eines kleinen Fragenkataloges blickt, alles andere als ungefährlich.

Nicht Steuern zahlende junge Damen, kinderlos, wie man hört, mögen schon Lust haben sich zwischen Bundesregierung, Establishment und Antifa, zwischen Kirchenapparat, von dem sie sonst nichts halten und der Tagesschau auf der Straße wichtig zu tun. Eine derartige Wichtigtuerei aber als eine eigene NoPegida genannte Bewegung ganz artifiziell zu etablieren, in dem man diese etwas über 600 No-Pedigisten wissenschaftlich befragt, ist im real existierenden politisch-soziologischen Kontext schon eine populistische Sauerei. Und es ist auch eine wissenschaftliche Entgleisung alle wissenschaftlich relevanten Kenndaten, die auch offenkundig sind, die zur Verfügung stehen, die jede Sekunde aus dem Fernsehen und aus dem Internet herausfallen, einfach ganz und gar gegen alle Regeln auszublenden.

Die große NoPegida-Bewegung im Land wird ausgeblendet

Die Politikwissenschaften sind weiche Wissenschaften. Da ist es immer mit der Wissenschaftlichkeit leicht etwas schwierig, und die persönlichen politischen Standorte der Wissenschaftler haben wahrscheinlich unvermeidlicherweise immer einen überbordenden Einfluss, aber die Realität und zwar die ganze Realität einfach wie real nicht existent zu behandeln und sich auf eine Krümelrealität, exkontextualisiert zu stürzen und ein paar NoPegida-Demonstranten, pardon, Demonstrantinnen nicht repräsentativ und frei nach Gusto zu befragen, ist mindestens dann reine Steuerverschwendung, wenn das Göttinger Institut staatsfinanziert ist.

Der bierernst gemeinte Göttinger Vergleich (ohne Scherz, Satire und Ironie) zwischen Pegida- und NoPegida-Anhängern, ist wie der Vergleich zwischen einem Apfel und einem Fussballfeld. Die No-Pegida-Anhänger sind konformistische, mainstreamige Mitläufer der großen No-Pegida-Bewegung im Land, und viele von ihnen sollen, wie viele Medien berichteten, auch noch für Teilnahme bezahlt oder von allen möglichen Organisationen dazu aufgefordert worden sein, so dass der Begriff „Gegendemonstranten“ mindestens ein Geschmäckle hat.

 

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