13 Prozent der Intensivpfleger weiterhin ungeimpft – Kliniken vor Überlastung durch Impfpflicht

Trotz bereits beschlossener Impfpflicht bleiben über 10 Prozent von Ärzten und Pflegern in Kliniken ungeimpft - das zeigt eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Zwei Drittel der Krankenhäuser rechnen mit Einschränkungen. Es wird ernst.

IMAGO / Westend61
Die Impfpflicht für medizinisches Personal ist beschlossene Sache. Warnungen, das Berufsverbot für umgeimpfte Pfleger könnte die ohnehin schon knappe Personaldecke in den Kliniken weiter belasten, wurden stets mit dem Argument zurückgewiesen, die Pfleger würden sich am Ende schon impfen lassen.
Seit Wochen zeigt TE in Interviews und Analysen: Ein für die Betriebsfähigkeit von Krankenhäusern relevanter Teil wird sich eben nicht impfen lassen – und nimmt auch eine Freistellung in Kauf.

Pfleger berichten
Die Pfleger-Impfpflicht könnte Deutschland in die Triage treiben
Das lässt sich nun auch statistisch zeigen. Eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft, über die das RND berichtet, kommt auf eine generelle Impfquote für Mitarbeiter in Patientenkontakt von 89 Prozent. Ausgerechnet die Impfquote der besonders im Fokus der Corona-Pandemie gefragten Intensivpfleger liegt überraschend sogar niedriger – bei 87 Prozent. Am höchsten liegt die Quote im Pflegedienst bei 95 Prozent. Ab dem 15. März müssen die Mitarbeiter ihren Impfstatus beim Arbeitgeber nachweisen. Wer sich noch impfen lassen will, für den wird es schon knapp. Seit Monaten besteht ohnehin ein besonders harter Impfdruck in Krankenhäusern, erste Kliniken beginnen bereits damit, umgeimpfte Mitarbeiter freizustellen. Dennoch liegt die Impfquote im medizinischen Sektor nicht viel über der in der Gesamtbevölkerung: Rund 83,6 Prozent der über 18-Jährigen in Deutschland sind mindestens doppelt geimpft.

Besonders in der personell jetzt bereits völlig unterbesetzten Intensivpflege wird das zu drastischen Problemen führen. Seit Jahren wird der Personalschlüssel aufgeweicht, weswegen Pfleger ohnehin schon im Schnitt mehr Patienten behandeln, als vorgesehen. Lücken können oft nur noch durch Zeitarbeit gefüllt werden oder durch Pfleger von anderen Stationen, die allerdings keine spezialisierte Ausbildung haben, die gerade hier so wichtig ist.

Keine Klinik hat ein Personalpuffer von über 10 Prozent. Der Weggang der Pflegekräfte hier dürfte zu einer Reduktion der Versorgungskapazität und -qualität im gleichen Verhältnis führen – durch den damit einhergehenden Zusammenbruch interner Strukturen möglicherweise auch darüber hinaus. Ebenfalls 11 Prozent der Klinik-Ärzte sind der Umfrage zufolge nicht geimpft. Ärzte, Medizinisch-Technische Assistenten und spezialisierte Pfleger etwa mit Ausbilderlizenz sind oft überhaupt nicht zu ersetzen.

Protestaktion in Chemnitz
"Pflexit": Wenn Pfleger wegen der Impfpflicht Kliniken und Heime verlassen
Intensivpfleger Ian Hoesle berichtet gegenüber TE: „Die Personalsituation in nahezu allen Kliniken ist alles andere als die beste, insbesondere in der Intensivpflege. In meinen Augen hat das scheinbar auch System, da wir ja in den letzten zwei Jahren weiter Krankenhausbetten verloren haben. Überall wird Zeitarbeit gebraucht bzw. eingestellt. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, jetzt weitere Ressourcen abzubauen.“

Folgerichtig gehen der Untersuchung zufolge auch zwei Drittel der Krankenhäuser davon aus, dass es durch die Impfpflicht zu Personalengpässen und Einschränkungen in der Patientenversorgung kommen wird. Nimmt man dann noch hinzu dass die die Impfquote regional sehr unterschiedlich ist, verschärft sich das Bild der Lage. In Sachsen, Thüringen und Oberbayern gibt es Kliniken mit teils über 20 Prozent umgeimpftem Personal. Lücken, die sich nicht schließen lassen.

Laut des für einen möglichen Corona-Triagefall immer zur Rate gezogenen DIVI-Intensivregister sind aktuell nur rund 15 Prozent der verfügbaren Intensivbetten frei. Nach der Impfpflicht dürfte demnach die letzte Reserve verloren gehen. Aber diese Zahlen sind offenbar nur relevant, wenn man über die Gefahr von Corona spricht. Dabei bedroht die Impfpflicht die Versorgungssicherheit der Kliniken mehr, als es Covid gegenwärtig tut. Das Ausland müsste mahnendes Beispiel sein: In Italien und den USA musste eine solche Impfpflicht kurze Zeit nach Eintritt wieder zurückgenommen werden – das Personal war nicht zu ersetzen. Es bricht die letzte Chance an, diese Krise in Deutschland noch abzuwenden.

 

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Kommentare ( 129 )

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Der Michel
2 Jahre her

Sicher nicht die Hauptaussage des Artikels, trotzdem eine Amerkung: Sie schreiben: „Laut des für einen möglichen Corona-Triagefall immer zur Rate gezogenen DIVI-Intensivregister sind aktuell nur rund 15 Prozent der verfügbaren Intensivbetten frei.“ Ein möglichst geringer Leerstand ist gewollt! Ein leer stehendes Intensivbett verursacht Kosten, ein belegtes bringt Geld. Ergo wird versucht, die vorhandenen Betten (egal wie viele es sind!) möglichst bis auf eine kleine Notfallreserve zu belegen. Das lässt sich im übrigen auch sehr schön an den DIVI-Zahlen der letzten zwei Jahre ablesen, und zwar sogar für einzelne Krankenhäuser und nicht nur im Schitt. Im Zweifel verlegt man also in… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Der Michel
Stephan M.
2 Jahre her

2020: Klatschen für die Plegekräfte
2022: Wer nicht pariert, fliegt raus!
Ein geistig wie geistlich verwahrlostes Land mit einer moralbefreiten aber ständig moralisierenden Regierung. Mich würgt’s!

Rene Meyer
2 Jahre her

Sehr gut, dass hier die Wahrheit einen großen Raum bekommt. Mal will uns einlullen, verwirren und verirren lassen und provozieren, es wird vertuscht, vernebelt und verschleiert, Interessenskonflikte und Kollateralschäden verdrängt und verleugnet. Da hilft nur Wahrheit, Wahrheit, Wahrheit – alles muss ans Licht kommen!

Juergen P. Schneider
2 Jahre her

Unabhängig davon wie belastbar die erhobenen Daten sind, wird die sich tatsächlich einstellende Situation letztlich entscheidend sein. In Berlin will man es darauf ankommen lassen, was man in anderen Ländern ja auch getan hat, mit den entsprechenden Folgen. Wir werden sehen, ob es in Deutschland ähnlich laufen wird, wie anderenorts in Europa oder Nordamerika. Sollte es wirklich zu Engpässen kommen, was ich persönlich befürchte, wird die Bundesregierung ein massives Problem haben. Ob man dies dann mit einer allgemeinen Impfpflicht beheben kann, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Die doch etwas zögerliche Haltung, die die Befürworter der Impfpflicht im Regierungslager… Mehr

Der Michel
2 Jahre her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Eins ist schon mal sicher: Wenn’s spannt, dann wird man die Schuld den pöhsen rääächten „Impfverweigerern“ zuschreiben, diesen im Mittelalter stecken gebliebenen trotteligen Verschwörungserzählen und asozialen Aasgeiern der Pandemie, die Helldeutschland tyrannisieren, und bei denen es nicht reicht, sie nur zu piesacken, zu schikanieren und zu dransalieren. Der alte neue Bundesgrüßaugust, der ja schon längst die Geduld mit diesem Blinddarm der Gesellschaft verloren hat wird ein Kerzchen ins Fenster stellen und bei der feinen Sahne anrufen, ob sie nicht mal wieder für den guten Zweck (und jede Menge Staatsknete) aufs Schlagzeug hauen könnten; und die Antifa wird man nicht zweimal… Mehr

Peer Munk
2 Jahre her

Wer hat denn bei der Charité nachgefragt? Hab dazu nichts gefunden. Am 19.11.21 lag die Impfquote an der Charite Berlin laut Berliner Zeitung bei 85%.

tomo
2 Jahre her
Antworten an  Peer Munk

Es geht um die Intensivstationen! Die Quote 85% betrifft das Pflegepersonal gesamt.

Peer Munk
2 Jahre her

Wenn ich die Nachrichten zu der Umfrage überfliege, komme ich ins Rätseln. Die Überschrift lautet dann „95% geimpft“, weiter unten steht dann „laut Umfrage 90% geimpft“.
Irgendwo wird dann noch ausgeführt: 85% der Kliniken mit nur 85% Impfquote unterm Personal rechnen mit Engpässen.
Ist das Verschleierungstaktik?

Der Michel
2 Jahre her
Antworten an  Peer Munk

Die Zahlen sind doch eh Kaffeesatzleserei – wie mittlerweile ja auch das RKI mal in einem lichten Moment zugegeben hat. Insofern ja: Es geht um Verschleierung.

holuschi
2 Jahre her

Überlastung durch Impfpflicht? Nö, es wird wieder so geframed werden, dass die egoistischen, unsolidarischen, unverantwortlichen … Ungeimpften Schuld sind – sie hätten ihr „Impfangebot“ der Volksgesundheit zu Liebe ja nutzen müssen. Und da sie das „Angebot“ verweigern, muss es der Impfzwang für alle richten. Wetten, dass die Aussteiger aus der Pflege ein „Argument“ für die allgemeine Impfpflicht werden?

Kassandra
2 Jahre her

Und wenn man jetzt rechnet, wie viel Bruttosozialprodukt mit Corona und „Flüchtlingen“ gemacht wird, während andere Bereiche wegen es Virus gelockdowned wurden?
Immer beachten, dass weder durch das Eine noch durch das Andere irgendwelche Werte entstehen. Auch bei „Klima“ werden die eher vernichtet!

caesar4441
2 Jahre her

Das medizinische Personal ist in der einmaligen Lage die Regierung in die Knie zu zwingen und den Impfzwang abzuwehren was in der Folge auch den allgemeinen Impfzwang verhindern wird.Sie können also sehr viel für die Allgemeinheit und den Erhalt oder besser die Rettung der Demokratie tun.Ein gewisses abgestimmtes Verhalten ist allerdings sehr sinnvoll und verstärkt die Wirkung gewaltig.Ungeimpfte gehen nach Beginn des Impfzwangs in Krankenstand solange das irgendmöglich ist.Wer es sich finanziell leisten kann läßt sich irgendwann ,wenn Krankenstand nicht mehr geht kündigen oder läßt sich unbezahlt beurlauben.Im Falle der Kündigung unbedingt Kündigungsschutzklage erheben.Wie Arbeitsgerichte entscheiden wissen wir nicht ,auf… Mehr

holuschi
2 Jahre her
Antworten an  caesar4441

Wir können den Pflegern nicht allein aufhalsen „die Regierufng in die Knie zwingen“, sie brauchen unsere Unterstützung. Geht spazieren, alle, immer und überall! Selbst im kleinen Kuhkaff waren gestern rund 100 Leute Luft schappen, die Polizei hat uns den Weg geleitet, vielen, vielen Dank an diese freundlichen Beamten.

H. Priess
2 Jahre her
Antworten an  caesar4441

Das medizinische Personal kann gar nichts und schon gar nicht die ReGierung in die Knie zwingen. Den Herrschenden ist es egal ob einige Menschen mehr sterben, weil keine Versorgung mehr gewährleistet werden kann. Im Gegenteil, es käme ihnen zu paß für noch härtere Restriktionen für alle Menschen und die Impfpflicht auch bei Gegenwehr durchzusetzen. Wer wird daran dann schuldig sein? Aus den Helden von Gestern werden die Ausgestoßenen von Morgen. Wir werden es erleben.

Franz O
2 Jahre her

Ich fürchte genau dieser Zustand wird dann am Ende als Argument dazu verwendet werden, dass man jetzt einen allgemeinen Zwang benötigt. Ich bin vom einrichtungsbezogenen Zwang betroffen und werde natürlich, wenn sonst nichts passiert, mit der Arbeit aufhören bevor ich bei der Nebenwirkungs-Impflotterie partizipiere. Meine Gedanken schweifen jetzt bei der wieder aufgeflammten Diskussion (Danke Österreich) über den allgemeinen Impfzwang ernsthaft in die Richtung dieses Land zu verlassen. Eigentlich möchte ich Deutschland vor seinem eigenen Wahn beschützen, aber so langsam versucht dieser Staat mich nun ökonomisch zu vernichten. Meine Gedanken wandern in Richtung Flucht, auch wenn ich weiß, dass der digitale… Mehr