CDU, CSU und SPD kaufen sich die Länder

Die schwarz-rote Koalition hat ein Gesetz in den Bundestag eingebracht, das die Ausstattung der Länder mit Geld aus der Schuldenorgie regelt. Die erhalten unter anderem 100 Milliarden Euro, damit sie Projekte der Regierung Friedrich Merz durch den Bundesrat winken.

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Die Sprache ist der größte Denunziant von allen: „Vom Wirtschaftswachstum, das wir hier erzeugen wollen“, leitet der Haushaltspolitiker Mathias Middelberg (CDU) seinen Satz ein. Gedankenpause. Dann legt er nach „und für das wir auch die Grundlagen schaffen …“ Mit einem ehrlichen Halbsatz hat Middelberg den Charakter des Konzepts der schwarz-roten Regierung offengelegt: Mindestens 850 Milliarden Euro neuer Schulden machen und in die schrumpfende Wirtschaft pumpen. In der Hoffnung, dass diese sich dadurch erholt – trotz aller strukturellen Schwächen. Eigentlich ist das weniger ein Konzept. Eher eine Wette. Glücksspiel.

Auch den Finanzminister und SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil verrät seine Sprache: „Die Bundesregierung arbeitet hart daran, Deutschland gerechter zu machen.“ Gerechtigkeit. Laut Duden ist Gerechtigkeit ein Empfinden. Also etwas emotionales. Diese Bundesregierung soll die drittgrößte Wirtschaft der Welt vor dem Verfall retten. Sie nimmt dabei zusätzlich die Hälfte der Schulden auf, die 20 Vorgänger-Regierungen zusammen in 76 Jahren angesammelt haben. Mit Politik aus dem Bauch. Der Ort, von dem auch Fürze und Durchfall herkommen.

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Als nächsten Teil ihrer Schuldenorgie stattet die Bundesregierung die Länder und Kommunen mit zusätzlichem Geld aus: 100 Milliarden Euro erhalten diese direkt aus den Schuldentöpfen des Bundes. Zudem erlaubt dieser ihnen die Aufnahme weiterer eigener Schulden. Allein in diesem Jahr 15 Milliarden Euro. Und für Landesregierungen, die besonders schlecht gewirtschaftet haben – und die in der Regel sozialdemokratisch regiert sind –, gibt es nochmal eine extra Belohnung. Etwa für Bremen und das Saarland.

In ihrem „Narrativ“ wollen die Sozialchristokraten dem Bürger klarmachen, sie würden die Schulden nur für Investitionen verwenden, die Deutschland wieder leistungsstärker machen und als Folge die Wirtschaft wieder wachsen lassen. Wie das genau aussieht? Unklar. Der Bund macht den Ländern nur vage Vorgaben, für was sie die neuen Schulden ausgeben sollen. An diesem Freitag sagt Klingbeil im Bundestag; „Es geht auch um Sportanlagen.“ Das ist nebulös.

Doch wenn der Finanzminister spricht, ist es besser für ihn, er bleibt nebulös. In früheren Reden hat Klingbeil gesagt, die Investition in den Rasen des Sportplatzes sei auch eine Investition in die Infrastruktur der Wirtschaft. Gut möglich, dass die Berater des Finanzministers ihm mittlerweile gesagt haben, dass er sich in solchen Momenten vielleicht als gerecht empfindet – aber von analytischer Denkenden doch eher als Stümper wahrgenommen wird.

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Unter der sozialdemokratisch geführten Ampel ist die Empfindung zum Imperativ geworden: Rechtsradikale Verbrecher können sich als Frauen empfinden und müssen sogar von linksradikalen Staatsjournalisten als solche akzeptiert werden. In einer solchen Welt kann sich auch Lars Klingbeil als gerechten Finanzexperten definieren. Die sozialdemokratische Innenministerin Nancy Faeser hat Gesetze eingeleitet, die das Erinnern ans Gegenteil als „Hassrede“ kriminalisieren.

Doch solange die AfD und Kritik an Klingbeil von der SPD noch nicht verboten sind, hat deren Haushaltsexperte Michael Espendiller als Vertreter der größten Oppositionspartei die Gelegenheit dazu genutzt. Espendiller benennt einen Punkt, den die Regierung und ihre Medien in ihrem „Narrativ“ komplett aussparen: Die schwarz-rote Koalition will, dass die Länder ihre ideologischen Projekte im Bundesrat durchwinken. Mit dem Geld aus der Schuldenorgie macht der Bund sich die Länder gefügig: „Die Bundesregierung kauft sich Zustimmung durch immer neue bezuschusste Projekte“, wie Espendiller es ausdrückt. Das pauschal freigegebene Geld werde benutzt, um Haushaltslöcher zu schließen – und nicht, wie behauptet, um es in die Infrastruktur zu investieren.

Die schwarz-rote Koalition hat das Gesetz „zur Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen von Ländern und Kommunen“ nun in erster Lesung in den Bundestag eingebracht. Das Parlament berät es jetzt in den entsprechenden Ausschüssen. Beschlossen ist es, wenn der Bundestag ihm nach zweiter und dritter Lesung zustimmt. Wann der Bund oder die Länder ihre neu gemachten Schulden zurückzahlen wollen, steht noch nicht fest.

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Kommentare ( 7 )

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Nibelung
2 Monate her

Sie müssen sich doch die Bundesländer nicht kaufen, denn sie sind doch schon lange eine heilige Dreieinigkeit in Form von Schwarz-Rot-Grün und den Scherbenhaufen, den sie gemeinsam angerichtet haben, werden sie nun ausgleichen müssen, ob sie wollen oder nicht. Diese Geschachere zwischen den angeblichen politischen Kontrahenten ist reine Maskerade, seit Merkel die deutsche Einheitspartei nach dem Vorbild des Politbüros neu geschaffen hat und damit wurden lediglich als Nebenprodukt die neuen Blockparteien geschaffen, die man anfangs noch geduldet hat und nun zum Hindernis wird und das muß mit allen Mitteln bekämpft werden, wie das so in ihrer alten Heimat üblich war.… Mehr

Sagen was ist
2 Monate her

„Narrativ““

Neusprech für

  • „Sonderwahrheiten“ so wie



  • „Sondervermögen“ statt „Neuverschuldung“

Wenn Narrentum herrscht, wird alles zum „„Narrativ““

Judith Panther
2 Monate her

Wann der Bund oder die Länder ihre neu gemachten Schulden zurückzahlen wollen, steht noch nicht fest.“
Doch, das Datum ist bekannt:
Es ist der ST. NIMMERLEINSTAG!!🤣 🤣🤣

joly
2 Monate her
Antworten an  Judith Panther

Er steht fest. Wurde schon oft genannt. Es wird kurz nach dem Tag an der der € nur noch Giral verfügbar ist. Dann reifen die Politiker aller EU Länder tief in die Taschen=Konten der Bürger. Wie die Franzosen noch vor gar nicht langer Zeit in Franc ancien rechneten und für mich den Franc nouveau nutzten. Das war 1974. Inzwischen ist mit dem € auch der Franc vergessen. Aber warten wir es ab. In Kürze werden wir vom Ancien € sprechen und die DM herbeisehnen. Von wegen Nimmerleinstag. Es kommt immer der Tag des Kassensturzes. Im 20. Jahrhundert hatten wir im… Mehr

BKF
2 Monate her
Antworten an  joly

und die DM herbeisehnen“ Ist die DM nicht sowieso weiterhin gültiges Zahlungsmittel? Die brauche ich doch auch, wenn ich in unserem Protektorat Bosnien und Herzegowina Urlaub machen will. Änliches dürfte in Frankreich gelten, da der Franc ja weiter in einigen (ehemaligen) Kolonien als Zahlunsmittel benötigt wird.

Deutsche
2 Monate her

Die schwarz-rote Koalition hat das Gesetz „zur Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen von Ländern und Kommunen“ nun in erster Lesung in den Bundestag eingebracht. „
Was sind Investitionen in die Infrastruktur?
Mehr Windkraftanlagen, mehr „Klimarettung“, mehr unqualifizierte Migranten ?
Oder ist die „Infrastruktur“ der Ukraine gemeint.
Wenn Frösche über einen neuen Sumpf abstimmen.
Offensichtlich ist Deutschland inzwischen komplett hilflos gegenüber jedem Plünderungsverlangen.

karlotto
2 Monate her

100 Milliarden € , aber bitte das reicht keinen Monat , bei den exorbitanten Gehaltsansprüchen unserer Staatsdiener.