Bürgerliche Politik hätte im Bundestag eine Mehrheit. Daran erinnert Alice Weidel den Kanzler während der Generaldebatte. Sie macht auch konkrete Vorschläge, wie diese aussehen könnte.
picture alliance/dpa | Michael Kappeler
Bisher war Friedrich Merz eine sichere Bank: Wer darauf wettete, dass er seine großen Reden im Bundestag mit einem ellenlangen Monolog zum Ukraine-Krieg beginnt, der erwartete einen sicheren Gewinn – aber auch nur einen kleinen. Denn die Strategie als Bundesaußenkanzler aufzutreten, um von inneren Problemen abzulenken, war so offensichtlich und erwartbar, dass auf Merz’ Ausweichen ins Ausland kein gescheiter Buchmacher eine gute Quote geboten hätte. Doch der Kanzler ist aus dem Tritt geraten. Ein Grund dafür sind seine miesen Ergebnisse nach einem halben Jahr Amtszeit: Die Wirtschaft schrumpft weiter, die Laune im Land hat sich nicht verbessert und die einstige „große Koalition“ hat in Umfragen keine Mehrheit mehr.
Ein anderer Grund für Merz’ Umdenken ist Alice Weidel. Die deutsche Oppositionsführerin hält aktuell im Parlament die geschliffensten und treffendsten Reden. So in der Generaldebatte, der Aussprache zum Haushalt des Kanzleramts. Weidels Qualität liegt in den guten Bildern der AfD-Vorsitzenden. Etwa, wenn sie Merz Unterwürfigkeit gegen seinen Vizekanzler darstellt, den sensiblen Lars Klingbeil (SPD): Der Kanzler sei kein Kapitän mehr, stellt Weidel dar. Denn: „Der Erste Offizier hat ihm die Kapitänsmütze geklaut.“
Vor allem aber sind es Weidels exakte Beschreibungen der rot-grünen Politik, in der Merz nicht umgekehrt sei, sondern aufs Gas getreten habe. Die AfD-Vorsitzende beschreibt die multiple Staatskrise Deutschlands und erklärt, dass diese von der Migrationskrise nicht zu trennen sei. Durch diese entstünden Kosten – etwa im Bürgergeld –, die Merz den Steuer- und Beitragszahlern aufbürde. Obwohl er einst als Oppositionsführer anderes versprochen habe. Doch mit Klingbeil sei eine andere Politik nicht möglich: „Ihr Koalitionspartner SPD stemmt sich selbst gegen symbolpolitische Korrekturen.“ Damit meint sie etwa das Bürgergeld. Da hat die Merz-CDU einst eine Einsparung von 10 Milliarden Euro versprochen, dann von 5 Milliarden Euro – nach den Verhandlungen mit der SPD sind es nicht einmal mehr 100 Millionen Euro.
Dann wird Weidel konkret. Sie nutzt die Generaldebatte, um zwölf Punkte vorzustellen, die eine AfD in der Regierung umsetzen würde. Dazu zählt die Energiepolitik. Weidel will den Heizhammer, die Sprengung von Atomkraftwerken und den Ausbau erneuerbarer Energien stoppen und Erdgas dort einkaufen, „wo es am günstigsten ist“. Das ist ihrer Meinung nach Russland. Die „ökosozialistische Planwirtschaft“ mit Verbrennerverbot und Lieferkettengesetz will Weidel beenden.
In der Einwanderungspolitik möchte Weidel eine „Politik der geschlossenen Tür“, mit der es zu „rigorosen Abschiebungen“ kommen würde. Die Ausgaben fürs Bürgergeld müssten deutlich niedriger und die Rentenversicherung von sachfremden Leistungen befreit werden. Das soll laut der AfD-Vorsitzenden dadurch erreicht werden, dass aus der Solidargemeinschaft der Versicherungen nur noch diejenigen Geld erhalten sollen, die auch welches in die Solidargemeinschaft einzahlen. Einbürgern will Weidel nur noch Einwanderer, die nach acht Jahren komplett im Berufsleben verankert sind.
Nachdem Weidel mit ihrem Programm fertig ist, macht sie Merz ein Angebot: Er könne sich von seinen Ketten an die SPD befreien: „Die wichtigsten Maßnahmen könnten wir gemeinsam entscheiden. Sofort. Wenn die bürgerlichen Kräfte zusammenfinden.“ Sie macht dem Kanzler deutlich: „Eine Mitte-rechts, die der Bürger auch gewählt hat“, sei möglich – „und keine progressive linke Politik“.
Wie in der Generaldebatte üblich spricht der Kanzler nach der Oppositionsführerin. Wer darauf gewettet hat, dass er mit der Ukraine anfängt – wie immer – verliert seinen Einsatz. Der Kapitän versucht, seine Titanic vom Eisberg weg zu steuern. Merz reagiert auf Weidels Vorschläge. Sie ist in seinem Kopf. Der Kanzler versucht die Oppositionsführerin sprachlich abzukanzeln. Für ihre Vorschläge gelte, es sei „keine Politik, die auch nur im Ansatz zustimmungsfähig ist“. Niedrigere Steuern für Familien und Mittelstand? Einsparungen im Bürgergeld? Befreiung der Rente von sachfremden Leistungen? Für Friedrich Merz „keine Politik, die auch nur im Ansatz zustimmungsfähig ist“.
Dann zieht Merz eine Bilanz seiner Amtszeit. Er habe ein „blockiertes Land“ mit einer „schrumpfenden Wirtschaft“ übernommen. Das habe sich verändert. Seine Regierung habe „attraktive Bedingungen für Investitionen in Deutschland“ geschaffen. Klingt gut. Hält aber keinem Realitätscheck stand. Das Statistische Bundesamt hat erst am Dienstag mitgeteilt: Die Wirtschaft in Deutschland stagniert, das Bruttoinlandsprodukt bleibt gleich. Und selbst diese Stagnation ist ein Schwindel. Die Regierung Merz erkauft sie mit den Rekordschulden, die sie aufnimmt. Diese Schulden gleichen die privatwirtschaftlichen Investitionen und den privaten Konsum aus. Die sind weiter rückläufig.
„Sehr konkret“ ist ein Lieblingswort des Kanzlers. Mit diesem will er sich gegen den Vorwurf der Simulation von Politik wehren. Etwa, indem er Arbeitskreise einberufe, um Entscheidungen auf die lange Bank zu schieben. Wie die Rentenkommission. Die sei alles andere als ein solcher Arbeitskreis, der Entscheidungen und Verantwortungen verschiebt. Warum nicht? Sie hat einen „sehr konkreten Auftrag bekommen“, sagt Merz. Na dann.
Zu den Punkten, für die sich Merz selbst lobt, gehört, die „Mammutaufgabe“ angegangen zu sein, den bürokratischen Dschungel zu lichten. Also sagt Merz, er tue das, was auch Weidel fordert. Während er ebenso sagt, dass dies „keine Politik“ sei, „die auch nur im Ansatz zustimmungsfähig ist“. Es wäre unfair, Merz vorzuwerfen, dass seine Aussagen nach Monaten keinen Bestand mehr haben. Dafür braucht der Kanzler auch keine Tage oder Stunden. Friedrich Merz schafft es in der selben Rede, seine Aussagen ad absurdum zu führen. Nur darin, auf bürgerliche Politik zu verzichten und rot-grüne Politik fortzusetzen – darin ist Merz zuverlässig.





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Solidargemeinschaft ist ein Wort, dessen ganze Bedeutungstiefe kaum jemandem bewusst ist.
Solidarität ist laut Duden das unbedingte Zusammenstehen mit jemandem aufgrund gleicher Anschauungen und Ziele.
Dieser letzte Teil der Begriffs schließt Moslems kategorisch von der Teilhabe in unserer Solidargemeinschaft aus. Das sind nicht wir schuld, sondern die menschenverachtenden Anschauungen und Ziele dieser ekelhaften Wüstenreligion.
Merz wird wohl schon aus dem ganz banalen Grund nicht mit Weidel zusammengehen, weil er weiß, dass sie ihm in allen Belangen haushoch überlegen ist und seine heiße Luft dort noch schneller erkaltet, als bei seinen verbliebenen Anhängern (die täglich, Gott sei Dank, weniger werden).
Man kann nur hoffen, dass die deutschen Wahlschafe schneller aufwachen, als das Merz diese Gesellschaft gegen die Wand verfährt; wird wohl ein sehr enges Rennen werden…….
Merz, seine Partei und der Rest der grünlinken Regierungsmafia ist an keiner Lösung interessiert. Weil es ihnen schlicht egal ist. Wie vielen Wählern auch.
mit der es zu „rigorosen Abschiebungen“ kommen würde….muss denn sonst macht sich auch die AfD unglaubwürdig. Ich gehe hier von mindestens 7 millionen aus die unser land verlassen müssen was mal gerade 50% der ausländer in deutschland wären.
„Nicht auch nur im Ansatz zustimmungsfähig“ Merz zu Vorschlägen von Weidel und ihren 12 Punkten. Schaut man sich die Ausführungen von Merz an und vergleicht sie mit Weidel, sind eine Reihe von Punkten deckungsgleich, was bedeutet, dass seine eigenen Vorschläge für ihn „Nicht auch nur im Ansatz zustimmungsfähig“ sind. Merz ist also seine eigene Negation. Das muß man erst mal hinbekommen.
„Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann bild‘ ich einen Arbeitskreis!“. Das zeigt das gane Elend einer Regierung die zu nichts in der Lage ist als Schulden zu machen, für Krieg und sozialistische Planwirtschaft. Das Politbüro Deutschlands sieht kein Fortkommen mehr und ergeht sich in der Beschreibung von imaginären Fortschrittsprojekten. Gas aus Russland ist und bleibt das günstigste, die Kriegskrise welche die EU, Briten, Franzosen und Deutschen gebastelt haben ist nur dazu da, auf Angst basierend diese Politik fortzusetzen. Angeblich verteidigt der ukrainische Präsident, an der Spitze der Panama Papers, die Europäer, aber man kann erkennen, dass er nur… Mehr
Während der Weidel Rede, grinsen und feixen sie, die Schuldigen, die Abhängigen, die Lügner und Täuscher. Wie lange noch?
Gas aus Russland wäre am günstigsten … Ja, das mag sein. Aber nur weil man die letzten fast vier Jahre auch bei der AfD verschlafen hat. Das günstigste Gas ist das Gas, dass sich in Deutschlands Boden befindet. Das könnte als Übergangslösung genutzt werden, bis die Kernkraft sich wieder auf dem Stand befindet, um einer Industrienation verlässlich ausreichend Strom zu liefern. Nun geht die Erschließung von Gasvorkommen nicht von heute auf morgen. Aber seit dem Februar 2022 hätte schon viel passieren können. Aber Weidel hat es als rechte Politikerin nicht so sehr mit nationaler Unabhängigkeit, weil die Verpflichtungen der AfD… Mehr
Was Sie hier schreiben, ist das klassische „Blame-Shifting“!
Sie sollten nicht zu viel Propaganda des Kartells hören. Dann würden Sie auch den Unterschied zum St.-Florians-Prinzip kennen.
Genau dieses Prinzip des heiligen St. Florians ist nämlich das Markenzeichen von wohlstandsverwahrlosten Links-Grünen, neben dem „in die Schuhe schieben“ dessen, was allein diese Mischpoke zu verantworten hat!
Übrigens halte ich es für deutlich ökologischer und sinnvoller, bereits vorhandene Systeme zu nutzen, als neue, meistens eher unwirtschaftliche, zu schaffen!
Wenn Sie mal das Aufkommen von potentiellem deutschen Frakinggas, das es in der Tat gibt, vergleichen mit dem realen Bedarf, kommen Sie zu dem Schluß, dass die Volumen dieser Vorkommen mengenmäßig viel zu unbedeutend sind, um ersthaft darüber zu reden, sie so hinzustellen, als ob sie zu irgendeiner Problemlösung beitragen, was die Versorgung mit kostengünstigem Gas angeht.
Für das Geld, dass die Russische Föderation für ihr Gas bekommt, kauft sie tüchtig in Deutschland ein. Das passt schon. „Unabhängigkeit“ ist Bullshit. Menschen interagieren, kooperieren – oder sie sind nicht.
Das ist nicht gerade durchdacht! Wir erhielte sehr günstiges Gas über die Pipelines, die, wie es scheint, Ukrainer gesprengt haben, was aber natürlich nicht sein darf!! Das war ein Geschäft mit einem Nachbarn der EU wie jedes andere, ob mit Schweden oder USA od. Australien. Was soll immer das Geschwätz von 5. Kolonne. Wo sind denn Belege dafür, Behauptungen sind keine Belege! Die Grünlinken sind diejenigen, die „Nicht vor unserer Haustür“ rufen, s. u. v. a. Klagen gegen die Ansiedlung von Einwanderern in ihrem Viertel, s. auch Ströbele, der wegen der vielen Einwanderer in seiner Nachbarschaft wegzog – und dies… Mehr
Bevor der Frieder aus dem Amt fliegt, könnten wir uns bei ihm noch mit einer neuen Masseinheit erkenntlich zeigen: 1 Merz: 10 Lügen/täglich oder 1 Frieder: 10Mrd für die Ukraine pro Woche. Das ist das Mindeste was wir für den armen Merz tun können.
Ein „Merz“ ist so etwas wie zwanzig Goldmark. Damit konnte man mal ziemlich viel kaufen. Siehe auch Konvergenzkriterien, oder „der Hauptmann von Köpenick“, der sich für ein paar Goldstücke eine Uniform kaufte. 😉
OK, den Einkaufswagen bekommt man heute nicht mehr mit einem „Merz“ voll, aber dafür ist er ja auch nicht angetreten. Der Friedrich wollte nur die Uniform und hatte gar nicht vor, damit etwas zu bewerkstelligen …
Grauenhaft, wie die Rede vom Phoenix-Moderator kommentiert wurde. Frau Weidel stellte die Abschaffung der GEZ-Gebühren in Aussicht, was den Mann freilich direkt dazu veranlasste, alle Bereiche der Rede in Frage zu stellen und Weidel Russland-Nähe zu unterstellen. Man merkte förmlich, dass der Moderator Angst um seinen A….. hatte. Neutralität und Staatsferne – auch diesmal Fehlanzeige.
„Angst macht ihre kahlen Systeme gefügig!“
Deutschl. ist offensichtlich ein Land, das, wie Napoleon amüsiert erklärte, sich lieber selbst zerfleischt, statt gegen seine wirklichen Feinde zu kämpfen. Diese Mentalität hat zur Folge, dass sich Gruppen als starre waffenstarrende Wagenburg zusammenfinden und sich vehement mit allem, was sie aufbieten können, gegen alle anderen verteidigen.
In D. gibt es keinen Konsens, wie ich ihn bei den SChweizern, Polen, Italienern, immer noch bei den Briten und sogar noch bei den Franzosen feststellen kann. D. ist Kleinstaaterei, ein Staat der Gruppen – nicht Sippen -, so ist er schwach gegenüber allen anderen von außen.