Familienunternehmer rudern zurück – AfD-Einladung war „Fehler“

Die Verbandspräsidentin hatte in der Brandmauer-Diskussion die Strategie der reinen Ausgrenzung als „gescheitert“ bezeichnet und sich für inhaltliche Auseinandersetzung ausgesprochen. Nun knickt der Verband ein und stellt fest: Wir haben einen „Fehler“ gemacht.

picture alliance / dts-Agentur | -

Der Wirtschaftsverband „Die Familienunternehmer“ hat seine Öffnung gegenüber der AfD überraschend wieder kassiert. Präsidentin Marie-Christine Ostermann erklärte nach internen Beratungen, die Einladung von AfD-Abgeordneten zu einem Parlamentarischen Abend sei ein „Fehler“ gewesen. Man habe erreichen wollen, den Abgeordneten direkt zu erklären, warum das AfD-Programm aus Sicht vieler Mittelständler wirtschaftsfeindlich sei. Doch öffentlich sei der gegenteilige Eindruck entstanden: als wolle der Verband die AfD legitimieren.

Die Distanzierung erfolgt nach massiver Kritik und prominenten Austritten. Die Unternehmen Rossmann, Vorwerk und Fritz-Kola verließen den Verband, die Deutsche Bank kündigte die Zusammenarbeit für künftige Veranstaltungen. Ostermann betonte, man lasse sich „von Extremisten nicht vereinnahmen“ und werde sich in kommenden Landtagswahlen „klar und sichtbar gegen die AfD positionieren“.

Die Verbandspräsidentin hatte in der Brandmauer-Diskussion die Strategie der reinen Ausgrenzung als „gescheitert“ bezeichnet und sich für eine inhaltliche Auseinandersetzung ausgesprochen. Diese Haltung wurde durch ein Treffen mit dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, der sich für eine inhaltliche Debatte mit der AfD einsetzt und für ein Bild mit Ostermann in Tübingen posierte, untermauert. Palmer hatte das Vorgehen des Verbands öffentlich befürwortet, da er die Hoffnung, man könne AfD-Wähler durch moralische Ausgrenzung zur Umkehr bewegen, als „nicht aufgegangen“ ansah.

Der Verband hatte im Oktober erstmals Vertreter der AfD zu einer Veranstaltung eingeladen und damit das langjährige inoffizielle Kontaktverbot aufgebrochen. Die Öffnung führte zu erheblichem politischen Druck – und zu der nun vollzogenen Kehrtwende. In den nächsten Monaten will der Verband intern klären, wie man mit der AfD künftig umgehen will, ohne Angriffsflächen zu bieten.

Die stalinistische Selbstkritik ist damit perfekt. Der Verband stellt fest: Wir haben einen „Fehler“ gemacht. Die „Brandmauer“ wackelt kräftig, aber steht noch.

Tatsächlich war der „Fehler“ lediglich, einen Eindruck zu erwecken, der im politischen Establishment nicht erwünscht war und zu Austritten von zahlenden Mitgliedern führte. Die Verbandsspitze ist damit erfolgreich zurückgerudert, ganz im Sinne der politischen und medialen Konformität.

Doch: Einmal erpressbar – immer erpressbar.

Kein Wort von den tapferen Familienunternehmern übrigens zu den brutalen linksextremen Gewaltausbrüchen vom vergangenen Wochenende in Gießen. Gewalt kommt offenbar nur von „rechts“.

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Kommentare ( 267 )

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andreas.gei
13 Tage her

Soso, sie haben einen FEHLER gemacht? Die deutsche Sprache hat dafür das Wort FEHLTRITT, welches verdeutlicht, dass so etwas bittere Konsequenzen hat. Im Englischen heißt es MISTAKE, im Französischen FAUXPAS.
Auch daran sieht man den Verfall der deutschen Fehlerkultur-Hauptsache Haltung wie Pudding in der Kurve.

Siggi
14 Tage her

Dass die AfD bald regiert, wird nicht einmal mehr im politischen Berlin bezweifelt. Deshalb ist es gut zu wissen, wer Freund und wer Feind ist. Mit zunehmender Stärke der AfD wird diese Zuordnung noch klarer.

Und bald können wir Deutsche wieder frei atmen, ohne Wüstensand in den Hals zu bekommen.

Der staatlich geförderte Linksextremismus wird letztlich das Zünglein an der Waage sein, dass die Deutschen zur AfD treibt.

Kassandra
13 Tage her
Antworten an  Siggi

Gestern in der Stadt beim Montagsspaziergang schauten solche eher hämisch – als wären wir schon unterlegen.

Siggi
12 Tage her
Antworten an  Kassandra

Ich zitiere Hoenes, das war es noch nicht!

mediainfo
14 Tage her

Doch öffentlich sei der gegenteilige Eindruck entstanden: als wolle der Verband die AfD legitimieren.

Da scheint es manchem klüger, den immensen politischen Konformitätsdruck zu legitimieren, dem der Verband ausgesetzt ist, zum Teil öffentlich durch demonstrative Austritte, aber vermutlich ebenso hinter den Kulissen. Das öffentliche Abschwören, das kennt man irgendwoher.

Last edited 14 Tage her by mediainfo
Juergen P. Schneider
14 Tage her

Das ist sie wieder, die Feigheit des deutschen Untertanen, der sich von linken Antidemokraten vorschreiben lässt, wer und was politisch „legitim“ ist. Die Jammerlappen dieses Verbandes werden noch Augen machen, wenn die linke Staatsdoktrin des Altparteienkartells in Zukunft noch stärker gegen sie durchgesetzt wird. Das fehlende Rückgrat in Bezug auf eigene Interessen wird sich noch bitter rächen. Da man ja der links-grünen Transformationsagenda jahrelang zugejubelt hat, ist der Kotau vor dem linken Altparteienkartell unausweichlich. Diesen Hasenfüßen kann man nur zurufen, dass Feigheit irgendwann bestraft wird.

Kassandra
13 Tage her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Dhimminatur. Die Neuen haben leichtes Spiel mit uns – jedenfalls bislang.
Mal sehen, wie das weiter geht, wenn die Dschizyazahlungen „vom Staat“ mangels Masse enden, was zum Aufwachen der Masse führen müssten, da dann „gejagt“.

Phil
14 Tage her

Die Vordergründigen Zielsetzungen einer Kulturrevolution nach maoistischem Vorbild, welche von vielen Menschen missverständlich als die vermeintliche Beseitigung von Missständen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft interpretiert werden, sehen folgendermassen aus: Orchestrierte und organisierte Massenbewegungen Das Heilsversprechen einer idealen Welt Konzentration der Kampagnen auf Politik, Kultur, öffentliche Meinung, Schulen und Universitäten. Die sozialistische Erziehung an den Schulen und Universitäten Die persönliche Blossstellung und Anprangerung aller Gegner der Revolution, bzw. all jener welche die Idealvorstellung in Frage stellen. Die Willkür und der Wiederspruch als Mittel zum Zweck Der Kampf gegen Rechts, also gegen alles was nicht Linksaussen ist. Infiltrierung, Aushöhlung und Zerstörung der… Mehr

Privat
14 Tage her

Ostermann ist ein Relikt der untergegangenen wie unbedeutenden 3% Partei FDP. Solche gestrigen Figuren darf niemand ernst nehmen.

joe limburger
14 Tage her

Etwas aufmüpfig wollten sie sein. Den dummen Schafferlackln und ausgepressten Steuer-und Sozialabgabensklaven ihre „Solidarität“ und Verständnis für das in Notwehr kultivierte Wahlverhalten vorheucheln. Und natürlich den „Schachzug“ nutzen, um von den an die Großkonzerne und Rüstungsindustrie verschleuderten Subventionsmilliarden ihr Scherflein in pseudoerpresserischer Absicht abzwacken zu können. Das daraufhin einsetzende Wut-Gegeifere „Unserer Demokraten“ und ekelhafte Gezeter der Medialen Kloake war vorraussehbar und das Einknicken der mit diesem Vorhaben gescheiterten rückgratlosen Familenmitnehmer ebenfalls. Die AFD tut gut daran, ihr Profil dahingehend zu schärfen, eine mächtige Vertretung für die Interessen derjenigen zu sein, die unter der Verursacheung destruktiver Wirtschaftspolitik und dadurch schrumpfender Ökonomie… Mehr

Jan Usko
14 Tage her

Wie peinlich und feige!
Immer mehr Leuten kann ich nur raten, sich ein neues Rückgrat unter den Weihachtsbaum legen zu lassen.
Sonst verschwindet in Deutschland langsam der aufrechte Gang und die kriecherische Selbstverzwergung wird zum „neuen Normal“ der Fortbewegung.

NochNicht2022
14 Tage her

Mit den 1% – treffender wohl deutlich weniger als 1% – haben Sie recht. Wir dürften zwsichen 4,1 und 4,4 Millionen Unternehmen im Lande haben: Mit über 600.000 Beschäftigten bis 2-3 Beschäftigten.

NochNicht2022
14 Tage her

Da haben wohl viele „Salat im Kopf“: Da fabuliert gleichzeitig der Anti-AfD-Hetzer und BDI-Chef Leibinger vom Wirtschafts-Standort als „im freien Fall“ befindlich. Man könnte meinen, die AfD regiert schon seit 20 Jahren … Köstlich, nein irrsinnig, wie die Unternehmer nicht mehr logisch denken können.

Donostia
14 Tage her
Antworten an  NochNicht2022

Man möchte halt nicht aus dem erlesen Kreis der „unseren Demokraten“ ausgeschlossen werden. Schon gar nicht wenn man der Oberanführer ist. Wenn dann der Staat gefallen ist, war man natürlich in der Opposition und hat schon immer gegen die Regierung gearbeitet. Nach 1945 lief es genau so ab.