Berlin plant 20 Windräder

Der Landesregierung unserer geliebten Hauptstadt weht gerade eine besonders steife Brise mitten ins Gesicht. Der CDU-SPD-Senat hat neue Pläne zum Bau von Windrädern veröffentlicht. Jetzt kommt der Sturm von allen Seiten.

picture alliance / SULUPRESS.DE | Marc Vorwerk/SULUPRESS.DE

„Berlin ist aus meiner Sicht ein völlig ungeeigneter Standort für Windenergie.“ Das sagt Jörg Schroedter, und der Mann ist nicht irgendwer. Er ist Vorsitzender im Wirtschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses, so heißt das Landesparlament der Hauptstadt.

Schroedter zerpflückt damit die Pläne, die Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey von der SPD gerade präsentiert hatte. „Mit Macht gegen die Bevölkerung das Thema Wind durchzuziehen, dagegen habe ich große Bedenken“, schimpft Schroedter.

Pikant dabei: Der Volksvertreter ist selbst Sozialdemokrat. Er attackiert also seine eigene Parteifreundin.

Tatsächlich prasselt gerade ein wahres Feuerwerk der Kritik auf den Senat des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegener von der CDU hernieder. Der ist zwar Kummer gewohnt, weil chronisch unbeliebt, und er hat in den Umfragen schon lange keine Mehrheit mehr in der Bevölkerung. Aber der Sturm der Entrüstung wegen der Pläne zur Windenergie hat jetzt noch einmal eine besondere Qualität.

Das „Windenergieflächenbedarfsgesetz“ (WindBG), eine Hinterlassenschaft des unseligen Robert Habeck, verpflichtet alle Bundesländer dazu, Zonen für den Bau neuer Windräder auszuweisen. Das gilt auch für Berlin, denn die Metropole ist ja auch ein Bundesland. Bis 2027 muss die Hauptstadt 0,25 Prozent ihrer Fläche diesem Zweck widmen. Bis 2032 muss der Anteil auf 0,5 Prozent steigen.

Die ursprünglichen Pläne aus dem Juni 2025 hatte Landesvater Wegener schon massiv entschärfen lassen – erkennbar beeindruckt von mehr als 2.600 wütenden Stellungnahmen von Bürgern und Verbänden zu den neuen Windenergie-Gebieten (insgesamt 446 Hektar). Selbst im legendären Grunewald sollten Windräder stehen, aber den Unfug räumte Wegener dann publikumswirksam höchstpersönlich wieder ab.

Berlin ist mit 3,8 Millionen Einwohnern nicht nur die mit Abstand größte deutsche Stadt. An der Spree wohnen auch mehr als 4.000 Menschen auf einem Quadratkilometer. Das ist der (nach München) höchste Wert von allen deutschen Großstädten. Zum Vergleich: In Hamburg sind es nur etwa 2.500 Menschen pro Quadratkilometer.

Ein Zeitgenosse mit gesundem Menschenverstand könnte schon auf die Idee kommen, danach zu fragen, wie sinnvoll es wohl ist, ausgerechnet in der Stadt mit der zweithöchsten Siedlungsdichte der ganzen Republik Windparks mit einem bekannt riesigen Flächenbedarf aufzustellen. Jedes Windrad braucht während der Bauphase rund einen Hektar.

Sei’s drum. Acht sogenannte Windenergiegebiete sind nun ausgewiesen. Doch auch die neue Karte dürfte kaum jemals Realität werden, denn der Senat hat sich auch dabei ein paar Eigentore gegönnt. Zum Beispiel ist das Gelände in Buchholz-Nord gleichzeitig auch die größte landeseigene Gewerbefläche. „Wir dürfen Windenergie und Gewerbe nicht auf den gleichen Hektaren ausweisen“, räumt Giffeys Staatssekretär Severin Fischer hörbar zerknirscht ein. „Wir versuchen gerade, wie wir beides integrieren können.“

Das hätte man vielleicht auch schon vorher tun können.

Doch die Wege der Politik sind bekanntlich unergründlich. Nicht auf der Windenergie-Karte zu finden ist übrigens die größte innerstädtische Freifläche Europas: das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Herr, schick’ Hirn.

Mitte des kommenden Jahres soll ein erneut überarbeiteter Plan vorgelegt und eine weitere Öffentlichkeitsbeteiligung gestartet werden. denn Senatorin Giffey hält eisern an ihrem Mantra fest: „Wir müssen einen tragfähigen Kompromiss finden. Berlin muss einen Beitrag leisten.“

Sie meint einen Beitrag zur Rettung des Weltklimas. Eine realistische Selbsteinschätzung war noch nie eine Berliner Kernkompetenz.

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Kommentare ( 33 )

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Metric
11 Tage her

Man muss die Standorte v.a. nach Akzeptanz aussuchen, und die dürfte in den Bezirken Pankow-Prenzlauer Berg, Mitte und Schöneberg-Tempelhof ausreichend gegeben sein, da dort die Grünen jeweils stärkste Kraft wurden. Ich schlage also vor: Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg, „Regenbogenkiez“ in Schöneberg und die Freiflächen an Reichstag und Bundeskanzleramt. Direkt neben den ebenfalls ausschließlich dort zu errichtenden „Flüchtlings“heimen:
https://www.rbb24.de/politik/wahl/bundestag/2025/berlin-wahlkreise-direktmandate-parteien-ergebnisse.html
Ist eine Petition dafür bei openpetition noch erlaubt, oder wird die dann auch gesperrt?

Last edited 11 Tage her by Metric
Werner Geiselhart
11 Tage her

80% der Berliner wählen doch Windrad-Befürworter-Parteien.
Ach, aber bitte nicht vor meiner Haustür, stellt die doch bitte den tumben Landbewohnern vors Wohnzimmerfenster.
Im Ernst, das Drecksloch Berlin ist doch bestens geeignet für die Vogelschredder, da kannste nicht mehr viel kaputtmachen.
Mein heißer Tipp als Standort wäre übrigens der Görlitzer Park 😂

Endlich Frei
11 Tage her

Für Berlins Füchse wäre Windkraft recht praktisch:
Das geschredderte Gefieder würde in mundgerechten Portionen – garniert mit allerlei Insekten – wohl proportioniert in der Umgebung der Windrotoren verteilt und stünde jederzeit für die Winterfütterung von Fuchs & Luchs bereit.
In der Umgebung solcher Industriewindmaschinen soll die Säugetier-Fauna bekanntermaßen besonders gut gedeihen. Um die übriggebliebenen Reste kümmern sich dann die Ratten.

Last edited 11 Tage her by Endlich Frei
hansgunther
11 Tage her

Berlin ist der Ort, wo man die Stromversorgung komplett auf Wind und Sonne umstellen sollte! Ohne Wenn und Aber: Wer Wind sät, sollte auch Wind ernten, obendrein die Sonne, falls schattiert. Dat is Natur, wat. Falls das nicht reicht, einfach den Stecker ziehen. So wird Realität, was als Phantasterei von Idioten begonnen hat. Null Energie, wie die Regierungen von Stadt und Bund. Komapolitik vom Feinsten. Dunkelflaute ist das, was wir jetzt brauchen. Die Insellage ist ein Vorteil. Die Komprimierung der Idiotie führt dort natürlich nicht zu einem Umdenken, sondern zu kalter Suppe, kaltem Wasser und kaltem Duschen – so, wie… Mehr

Last edited 11 Tage her by hansgunther
Dundee
11 Tage her

Nur 20 Windräder für ganz Berlin? Die passen ja allein schon rund ums Schloss Bellevue. Da geht mehr ! Die Dinger können bestimmt im Rhythmus von Feine Sahne Fischfilet rattern. Nachts mit Rotlichtbeleuchtung.

Last edited 11 Tage her by Dundee
Manuela
12 Tage her

Ja, bitte so viele wie möglich. Schön in der Nähe von vielen Wohnungen, vielleicht auch ein paar im Regierungsviertel? Damit die auch die Discobeleuchtung samt getakteter „Musik“ miterleben dürfen. Und das bisschen Infraschall halten die Berliner schon aus. Ich hoffe, es bleibt nicht nur bei 20!

Ohanse
12 Tage her

20 Windräder für Berlin sind viel zu wenig. Die brauchen mindestens 2000. Platz haben die nach eigenem Bekenntnis ja mehr als reichlich. Jede neue WKA muss bevorzugt in Berlin entstehen.

CasusKnaxus
11 Tage her
Antworten an  Ohanse

Erst noch was wegsprengen!

spindoctor
12 Tage her

Gibt dort mehr als genug – heiße Luft!

swengoessouth
12 Tage her

Genau in jede Stadt der Grünen Bestmenschen gehört die Windkraft. Denn diese Bestmenschen wollen nicht was sie der Landbevölkerung in den Vorgarten setzen.

Alfonso
12 Tage her

„Berlin ist aus meiner Sicht ein völlig ungeeigneter Standort für Windenergie.“

Das stimmt so nicht.

Windräder sollen immer in der Nähe der Wohnungen von den Leuten aufgestellt werden, die den Bau von Windrädern fordern. Das gilt auch für Berlin und Umgebung.

Dann wird es bald keine Forderungen zum Bau von Windrädern geben.

Denn die, die den den Bau von Windrädern fordern und die die so, etwas beschließen, planen niemals Standorte in der Nähe ihrer eigenen Wohnhäuser oder eigenen Wohnungen.