Atom für alle – nur nicht für Deutschland

Während Polen mit EU-Segen und ein neues Atomkraftwerk an der Ostsee hochzieht, prahlt Berlin weiter mit dem Atomausstieg – und kauft den fehlenden Kernstrom einfach aus dem Ausland zu. Die Nachbarn sichern ihre Versorgung, Deutschland spielt weiter Energiewende-Show auf Kosten der eigenen Bürger.

IMAGO

Deutschland hat seine Kernkraftwerke einer grünen Ideologie folgend abgerissen und wieder einmal auf einem völlig irrwitzigen deutschen Sonderweg in der Energiepolitik, während andere EU-Staaten die Kernkraft strategisch ausbauen. Auch in der Welt will man der moralischen Großmacht Deutschland in der Hinsicht nicht in den Untergang folgen. Die Bundesregierung hält lieber weiter demonstrativ am Atomausstieg fest und verurteilt den Industriestandort Deutschland damit zum weiteren Abstieg.

Jetzt kommt der nächste Schlag ins Gesicht der eigenen Bevölkerung: Die EU-Kommission genehmigt Polen milliardenschwere Staatshilfen für ein neues Atomkraftwerk an der Ostsee, gut 250 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. In Warschau wird das wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk gefeiert, in Brüssel als großer Schritt für „Klimaschutz“ und Versorgungssicherheit verkauft. Für Polen ist Atomkraft plötzlich klimafreundlich und systemrelevant – für Deutschland bleibt sie Teufelszeug. Im Netz fällt immer wieder die Frage Richtung Brüssel und EU: „Wollen die uns eigentlich alle verarschen?!“ Ja, möchte man hinzufügen.

Kommen Sie sich nicht auch VERAR***T vor?

WIR finanzieren jetzt Atomkraftwerke in Polen, damit die uns später ihren Atomstrom teuer verkaufen können, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.

Und in Deutschland sprengt man hochmoderne Kernkraftwerke. pic.twitter.com/KmLhzlk0yL

— Georg Pazderski (@Georg_Pazderski) December 11, 2025

Damit nicht genug: Die gleiche Bundesregierung, die im Inland jede Diskussion über eine Rückkehr zur Kernenergie im Keim erstickt, versucht gleichzeitig, armen Ländern Atomkraft von außen zu verbieten. Wie die Welt berichtet, hat Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage angekündigt, dass Deutschland in den Gremien von Weltbank und Entwicklungsbanken gegen die Finanzierung von Atomkraftwerken in ärmeren Staaten stimmen will – obwohl die Weltbank ihre Förderpolitik gerade erst für Kernenergie geöffnet hat.

Der CSU-Abgeordnete Wolfgang Stefinger erinnert daran, worum es dabei geht: 626 Millionen Afrikaner haben derzeit keinen Zugang zu Strom, 2030 werden es nach seinen Worten noch mehr sein. Wenn afrikanische Staaten – ausgerechnet jene, die heute im Dunkeln sitzen – Kernkraft in ihren Energiemix aufnehmen wollen, hält die deutsche Regierung dagegen mit dem Argument, Atomenergie sei „nicht wirtschaftlich“. Für deutsche Haushalte scheint es offenbar ökonomischer zu sein, wenn sie Wärmepumpen mit knappem und teurem Windstrom betreiben. Im heimischen Bayern unter Führung der CSU wird quasi zeitgleich das AKW Grundremmingen geschrottet. Diese Schizophrenie kann man doch keinem normalen Menschen mehr verkaufen.

Im Ergebnis heißt das: Polen darf mit EU-segen Atom bauen, Frankreich sowieso, die Weltbank soll nach Wunsch der Bundesregierung selbst ärmste Länder von Kernkraft fernhalten – aber ausgerechnet der deutsche Michel, der all das mitbezahlt, darf im eigenen Land nicht einmal über neue Reaktoren nachdenken. Wer solche „Partner“ in Berlin hat, braucht keinen außenpolitischen Gegner mehr.

Der Zynismus springt ins Auge: Wenn in Polen mit staatlicher Unterstützung ein AKW für mehr als 40 Milliarden Euro entsteht, ist das plötzlich ein Beitrag zur CO₂-Reduktion und zur „gemeinsamen europäischen Energie- und Sicherheitsarchitektur“. Wenn Afrika mit Hilfe der Weltbank dasselbe will, wird aus derselben Technologie über Nacht eine „unwirtschaftliche“ und gefährliche Altlast, die man lieber blockiert.

Hinzu kommt: Die deutsche Linie wird nicht nur im Inland exekutiert, sondern über die Stellschrauben der Weltbank global exportiert. Das Entwicklungsministerium prahlt laut Welt damit, den deutschen Einfluss in den Exekutivdirektorien der Banken zu nutzen, um Kernkraftprojekte zu torpedieren – also genau jene Technologie, mit der viele Länder überhaupt erst eine stabile Stromversorgung aufbauen könnten. Das ist keine Entwicklungszusammenarbeit, das ist energiepolitischer Kolonialstil.

Die Botschaft aus Berlin lässt sich so zusammenfassen: Die Deutschen bekommen ideologisch verordnete Stromknappheit, Netzstabilität per Gaskraftwerk und Kohle-Import, während man Polen und anderen Partnern die politisch erwünschte Kernkraft durchwinkt. Für arme Länder wird in den Weltbankgremien dichtgemacht – im Namen einer „nachhaltigen“ Linie, die im eigenen Land gerade krachend gescheitert ist.

Man hätte es auch einfacher formulieren können: Atomkraft ja – aber bitte nur, wenn Deutschland sie nicht nutzen darf. Für Polen gibt es grünes Licht, für Afrika ein erhobenes deutsches Nein, für die eigenen Bürger Blackout-Risiko und Rekordpreise. Wer sich da nicht fragt, ob man ihn eigentlich veralbern will, der hat in den letzten Jahren offenbar zu viel Regierungspropaganda und zu wenig Stromrechnung gelesen.

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