Kanzler Konrad Adenauer hat an diesem Mittwoch vor 70 Jahren die Bundeswehr ins Leben gerufen. Damals war es eine schlecht ausgerüstete Armee, ohne echten gesellschaftlichen Rückhalt und mit zu wenig Personal. Mittlerweile hat sich etwas davon geändert, der Kanzler heißt Friedrich Merz.
picture alliance/dpa | Jens Kalaene
Anekdoten über den Wehrdienst ist nur bedingt zu trauen. Besonders wenn sie im Dunst von Bier und Zigaretten erzählt werden, neigen die Geschichten etwas zu überbunten und großzügig ausgestatteten Details. Diese hier stimmt. Wortwörtlich. Ehrenwort: Anfang der 90er Jahre dauerte die allgemeine Grundausbildung zwei Monate. Auch in der Kuseler Windhofkaserne. Nur reichte die Übungsmunition nicht für zwei Monate. An deren Ende stehen aber Prüfungen an. Etwa die, beim Kampieren von feindlichen Kräften angegriffen zu werden. Diese Prüfung fand in Kusel ohne Übungsmunition statt. Um zu signalisieren, dass sie tatsächlich auf den imaginären Feind schießen, sollten die Kanoniere während der Übung „Peng“ brüllen. Was sie auch getan haben. Befehl und Gehorsam sind die Grundidee einer jeden Armee.
Am 12. November vor 70 Jahren berief Kanzler Konrad Adenauer (CDU) die Bundeswehr ins Leben. Der Name kam erst später. In den Radiomeldungen zur Gründung war noch von der „Bundeswehrmacht“ die Rede. Richtige Uniformen gab es auch nicht. Die ersten Soldaten trugen Zivil oder Teile der Uniformen der alliierten Verbündeten. Bis die neue Armee die Sollstärke von 500.000 Mann erreichte, dauerte es entgegen den Planungen bis Ende der 60er Jahre. Die Bundeswehr war ein Stiefkind. Der Christdemokrat Adenauer musste sie in einem Kulturkampf gegen die SPD durchsetzen. Dabei half ihm auch nicht, dass Franz Josef Strauß (CSU) nur wenige Jahre zuvor öffentlich schwor, dass jedem der Arm abfallen solle, der wieder zur Waffe greife. Später wurde Strauß unter Adenauer Verteidigungsminister. In der Kurve zeigt sich die Linientreue.
Die Bundeswehr war ein Kind des Kalten Krieges und ist es auch geblieben. Das zeigte sich darin, wie lieblos die deutsche Gesellschaft sie behandelte, als ihre Funktion nach 1989 mit besagtem Kalten Krieg wegfiel. Wehrdienstleistende mussten in diesen Tagen nicht nur ertragen, in Übungen „Peng“ rufen zu müssen, weil der Staat seine Armee schlechter ausrüstete als Eltern ihre Kinder im Karneval. Fuhren sie mit dem Bus, meckerten die anderen Fahrgäste über deren gratis Ticket. Da leistet einer für 300 Mark im Monat einen Pflichtdienst für mein Land, sollte ich da nicht mal danke sagen? I wo. Der soll gefälligst auch noch für den Bus bezahlen, der ihn am Wochenende nach Hause bringt.
Der fehlende Respekt drückte sich vor allem in den Störungen von öffentlichen Gelöbnissen aus. Es waren nicht nur außerparlamentarische Radikale, die junge Rekruten öffentlich diskreditierten, die dem Land dienten. Daran beteiligten sich auch Berufspolitiker wie Pia Schellhammer (Grüne) im Jahr 2014. Damals Abgeordnete im rheinland-pfälzischen Landtag, heute die Vorsitzende der Fraktion. Vor elf Jahren fürchtete sie die „Militarisierung“ des öffentlichen Raums. Das kam damals gut bei grünen Wählern an. Zehn Jahre später fordert sie, man müsse „Europa sicher aufstellen“. Das kommt heute gut bei grünen Wählern an. In der Kurve zeigt sich die Linientreue.
Befehl und Gehorsam. Disziplin. Das ist Grünen und Linken ein Graus, wenn sie selber dienen müssten. Befehl und Gehorsam. Disziplin. Das fordern Grüne und Linke, wenn sie selber in der Befehlshierarchie oben stehen. Deswegen sind Grüne und Linke so überzeugte „Pazifisten“ in der Opposition. Und verurteilen heute jeden als Putin-Troll, der auch nur Reinhard Meys „Nein, meine Söhne geb ich nicht“ hören will. Weil sie jetzt in der Regierung sind. Grünen und Linken geht es um ihre Macht. Um sich selbst. Auch wenn sie anderes beschwören. Gerade, wenn sie anderes beschwören. Mit der Selbstlosigkeit, die zu jeder Armee gehört, können sie nur etwas anfangen, wenn diese von anderen kommt. Und Selbstlosigkeit ist der Baustein jeder Armee. Denn am Ende der Schlacht läuft es auf die Bereitschaft hinaus, sein Leben für eine abstrakte Sache zu geben.
Deswegen ist jede Armee etwas Ernstes. Auch und gerade dann, wenn ein Staat sie derart vernachlässigt, dass ihre Rekruten „Peng“ in der Übung rufen müssen. Die Frage der Todesbereitschaft stellte sich in den glücklichen 30 Jahren nach Ende des Kalten Krieges nicht. Doch mit den Angriffen Russlands auf die Ukraine hat sich diese Frage wieder in den Raum gedrängt. Die Art, wie die Regierenden in CDU, CSU und SPD über die Armee diskutieren, zeigt, dass sie diesen Ernst nicht begriffen haben. Wer tatsächlich wie die Fraktionsvorsitzenden Jens Spahn (Union) und Matthias Miersch (SPD) bereit ist, den Dienst in einer Armee von einer Tombola abhängig zu machen, der zeigt keinen Respekt vor den Leben, die zu opfern sie bereit sind. Zumal anzunehmen ist, dass sie mit dem eigenen Leben deutlich respektvoller umgehen würden.
Diese Verteidigungsminister haben die Milliarden für die Armee auf dubiose Weise versickern lassen. Es ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten, wenn einer aus dieser Reihe, nämlich Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), im Deutschlandfunk schlaumeiert, das Ausgeben des „Whatever it takes“- Gelds müsse künftig besser organisiert werden, sonst versickere das Geld wieder. Es spricht für die fehlende Qualität verantwortlicher und einst verantwortlicher Politiker ebenso wie die fehlende Qualität des Staatsfunks, dass sie an der Stelle nicht darüber reden, warum das Geld unter zu Guttenberg und Co versickert ist – und wohin.
Über die Bundeswehr werden heute Witze gemacht. Die Soldaten können sich kaum öffentlich zeigen, ohne den Hass Linker ertragen zu müssen. Das ist ungerecht. Die Parade der Unfähigen wie Scharping, Guttenberg oder von der Leyen hätte diesen Spott verdient. Die einfachen Soldaten haben nichts anderes getan, als dem Land zu dienen. Dass Staat und Politik sie dabei hängen ließen, mindert den Wert dieses Dienstes nicht – im Gegenteil. Mit dem Krieg in Russland drängt sich für Soldaten die Frage, unter der Führung fragwürdiger Politiker wie Spahn und Miersch das Leben für deren Ziele geben zu müssen, wieder in den Mittelpunkt. Spätestens jetzt ist der Punkt gekommen, der Armee wieder Respekt zu zeigen. Das fängt damit an, dass „Sondervermögen“ nicht versickern dürfen und ausreichend Munition und Wäsche vorhanden sein müssen.



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Man kann ja über Guttenberg vieles sagen, aber immerhin hat der nach seiner Plagiatsaffäre den Hut genommen (kurz bevor alle durch Fukushima so abgelenkt waren, dass das gar nicht nötig gewesen wäre), als charismatischer Konservativer und potentieller Kanzlerkandidat war er Lieblingshassobjekt der Linken und Grünen, und zum Abschied hat er nochmal schnell die Wehrpflicht faktisch abgeschafft.
Was die Kompetenz angeht: Die scheint allgemein kein Kriterium für Ministerposten zu sein, warum soll das Verteidigungsministerium da eine Ausnahme sein?
Herr Thurnes, die Frankfurter Rundschau und der Pressesprecherjob bei den Grünen liegt hinter Ihnen, Sie können die deutsche Sprache jetzt wieder in all ihren Facetten nutzen.
Meinen Sie: „Den Soldaten muß wieder mehr Respekt entgegengebracht werden“?
Soldaten brauchen vor allen Dingen einen Sinn, ein Ziel. Vor allem aber keine tagespolitischen Parolen.
Oh, wenn es Zeit ist, das Vaterland zu retten, werde ich trotz meines hohen Alters einer der Ersten sein, der zur Waffe greift!
Aber vielleicht nicht so, wie es sich Linke und andere Verräter vorstellen.
Ich werde als Patriot mit der siegreichen angreifenden Armee hier einmarschieren und tabula rasa machen!
Dann haben wir vielleicht irgendwann wieder eine Chance in Frieden zu leben, so, wie ich es von früher kannte!
Aus der Bundeswehr ist eine Söldnertruppe geworden. Sie empfangen dort ihren Sold. Viele wissen jedoch nicht für welches Land sie ihr Leben einsetzen sollen. Ein deutscher Volksbegriff wird heute verleugnet; z.B. sind die deutschen Farben aus dem DFB-Logo verschwunden.
Sollte Deutschland eines Tages kurz vor einem Kriegseintritt stehen , besteht die Bevölkerung urplötzlich aus 98% Frauen, 1% Irgendwas und 1% patriotischen Deppen, die von den Daheim-gebliebenen dann wahrscheinlich “ Naahzies“ genannt werden!
Dann aber natürlich nur noch heimlich, denn sie werden froh sein dass Irgendjemand so blöd ist sein Leben für dieses Land zu opfern!
Ja. Bei den NVA-Soldaten zeigten sie sich hart – aber alle anderen haben ihr warmes Nest finden und ihr Unwesen weiter treiben dürfen. Unglaublich. Und wie die Mauer fiel, fällt auch inzwischen die Gesamtgrenze – halt nicht für eigenes Volk, das man im Inneren mundtot zu machen beliebt: „Es würde dazu passen, dass die Grünen – wie vorhin schon angesprochen – selbst schon als in Teilen unterwandert gelten, sehr stark islamophil sind und eine enge Kooperation mit den Linken suchen – während die Linken gerade ziemlich offen zur Islampartei werden. Ich hatte gerade beschrieben, dass in New York ein Islamist… Mehr
Damit es jede/r versteht: Ein Wehrpflichtiger ist einer, der zu den Soldaten muss – Soldat ist er deshalb noch lange nicht. Geld gibt es für den auch nicht.
Es tut mir leid Herr Thurnes, aber Tenor und Schlusssatz des Artikels sind meiner Meinung nach voll und ganz falsch. Die Idee , das unter dem zurzeit amtierenden Führungspersonal die Bundeswehr auch nur zu irgendetwas nütze wäre halte ich für ganz und gar abwegig. Nicht nur könnte sie unter dieser Versammlung von Inkompetenten und Böswilligen niemals effektiv einen Krieg bestehen. Es gibt auch im Land der offenen Grenzen, wo sich die bestehende Kultur und Geschichte mit Inbrunst selbst in die Pfanne haut überhaupt kein Anlass auch nur für irgendetwas zu Felde zu ziehen. Die Forderung dass der erneute geldsegen nicht… Mehr
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