Der Solingen-Untersuchungsausschuss legt das Chaos im grünen NRW-Ressort für „Flucht und Integration“ offen. Nach neuen belastenden Akten verlangt die SPD den Rücktritt von Ministerin Josefine Paul – doch CDU-Ministerpräsident Wüst hält sie weiterhin im Amt.
IMAGO / Bernd Elmenthaler
In NRW gibt es ein Ministerium für „Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration“. Das ist ein Zuschnitt mit einem schier endlosen Fähigkeitenprofil. Warum „Flucht und Integration“ nicht dem Innenministerium zugeordnet sind, weiß vielleicht NRW-Ministerpräsident Henrik Wüst (CDU). Besonders fragwürdig wird ein solchermaßen omnipotenter Zuschnitt eines Ministeriums, wenn dieses mit einer offenbar begrenzt fähigen Ministerin besetzt wird. Namentlich seit 29. Juni 2022 mit Josefine Paul (Grüne), die qua Amt auch zuständig für die Rückführung illegal Eingereister ist. Dieser Zuschnitt ist ein Unikat, denn in allen anderen 15 deutschen Ländern ist für Rückführungen das jeweilige Innenministerium zuständig. Da passt es ja, wenn in NRW dafür die Exponentin einer Partei zuständig ist, die eigentlich gar keine Rückführungen will. Von einer Politikerin zudem, die als eine Orwellsche „big brother/sister“ mittlerweile fünf „Meldestellen“ eingerichtet hat: für die Meldung von antimuslimischem Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus Queerfeindlichkeit sowie „anti-Schwarzen, antiasiatischen und weitere Formen von Rassismus“.
Bei so viel Multitasking hat man kaum noch Zeit, sich um die Sicherheit des Landes zu kümmern, Sicherheitslücken aufzudecken und für die Zukunft zu schließen.
Stadtfest Solingen vom 23. August 2024: Ein Islamist tötet drei Menschen
Vorgeschichte: Issa al H. war im Dezember 2022 nach Deutschland gekommen. Er sollte im sogenannten Dublin-Verfahren nach Bulgarien überstellt werden, weil Bulgarien für sein Asylverfahren zuständig war. Der einzige Abschiebeversuch scheiterte am 5. Juni 2023 mehr oder weniger dilettantisch. Einen zweiten Versuch gab es nicht. Überhaupt war die Flüchtlingsunterkunft in der vormaligen Paderborner Dempsey-Kaserne, in der die Abschiebung des späteren Solingen-Attentäters Issa al H. scheiterte, berüchtigt dafür, dass dort kaum eine Rückführung glückte. Zwischenzeitlich wer Issa in einer Solinger Flüchtlingsunterkunft untergekommen
Nun soll ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss (PUA) im NRW-Landtag klären, inwieweit Behörden und Landesregierung Fehler unterlaufen sind. Der PUA wurde am 14. November 2024 unter dem Titel „PUA Terroranschlag vom 23.08.2024“ konstituiert. Offiziell geht es um „die Verantwortung und das um Vorgehen der NRW-Landesregierung, ihrer Sicherheitsbehörden und der übrigen betroffenen Behörden des Landes NRW im Fall des islamistischen Terroranschlags des Attentäters Issa.“ Es sind 40 Sitzungstermine bis hinein in den Juli 2026 angesetzt. Die 21. Sitzung fand zuletzt am 21. November 2025 statt.
Die Chaos-Kommunikation der Ministerin Josefine Paul
Obwohl Paul 24 Stunden nach dem Anschlag detailliert über den Täter und seine Vorgeschichte Bescheid wissen musste, schrieb sie um 7.26 Uhr am Sonntagmorgen, 25. August, an eine Abteilungsleiterin ihres Hauses: „Mit Blick auf die Diskussionen und Fragen, die in den nächsten Tagen zu erwarten sind, würde ich Sie um eine kurze Beschreibung bitten, warum derzeit keine Rückführungen nach Syrien stattfinden und was dazu passieren müsste.“ Die Debatte, erklärte sie, „wird ja vermutlich eine weitere Dimension annehmen“. Aha, die Ministerin ahnte etwas. Danach blieb Paul stundenlang nicht erreichbar und unternahm keinerlei Schritte zur Aufklärung. Erst vier Tage nach dem Geschehen – am Dienstag, 27. August – trat sie an die Öffentlichkeit.
Pikanterweise ist Ministerin Paul bislang nicht vor den PUA zitiert worden. In der 4. PUV-Sitzung vom 17. Januar 2025 lehnten CDU/Grüne eine zeitnahe Vernehmung von Josefine Paul ab. Innenminister Reul trat unterdessen am 31. Januar in der 6. PUV-Sitzung zum „Austausch zu Verfahrensabsprachen“ auf. Es geht auch um gelöschte SMS. Als „prominentester“ Zeuge trat am 9. Mai die Nicht-mehr-Bundesinnenministerin Faeser (SPD) auf. Sie hatte nichts Erhellendes beizutragen.
Heftige Kritik des Bamf-Chefs an NRW
Sommer sagte auch, dass Bulgarien bei der Organisation von Abstellungen gar kein Sorgenkind sei. Nach dem Verbrechen von Solingen hatte Fluchtministerin Paul jedoch betont, dass Dublin-Überstellungen nach Bulgarien wegen enger Fristen und knapper Kontingente extrem kompliziert seien. Bulgarien hatte immerhin akzeptiert, Issa al H. zurückzunehmen.
Sommers Kritik ist im Grunde eine Kritik an Regierungschef Henrik Wüst, der diese ministerielle Durcheinander zu verantworten hat. Die heftigste Kritik an Ministerin Paul kommt indes von den Zentralen Ausländerbehörden (ZAB). Diese haben offenbar immer wieder Verbesserungsvorschläge vorgelegt, damit Abschiebungen besser funktionieren – und wurden nicht erhört. Auch nach dem Attentat von Solingen hakte es offenbar bei der Kommunikation.
Mehrfach hätten die ZABen darum gebeten, von Flüchtlingsunterkünften informiert zu werden, wenn Abschiebekandidaten abwesend waren. Denn wenn jemand unzuverlässig anzutreffen sei, könnte das die Chancen steigern, Abschiebehaft zu erwirken. Das erklärte der inzwischen pensionierte ehemalige Leiter der ZAB Bielefeld in der 15. PUA-Sitzung vom 1. Juli 2025. Er sagte, dass es nach dem Attentat in der Kommunikation mit Fluchtministerin Josefine Paul hakte. Nach dem Terrorakt habe die Ministerin ein geplantes Telefonat mit ihm um Wochen verschoben. In der Zwischenzeit aber gab sie öffentliche Erklärungen zu dem Fall ab.
So hatte Paul erklärt, dass die Flüchtlingsunterkunft in Paderborn es versäumt habe, weiterzumelden, dass Issa H. am Tag nach dem gescheiterten Abschiebeversuch wieder da war. Dazu schrieb die Heimleiterin an Kollegen in der Bezirksregierung: Paul sei auf der Suche nach einem Schuldigen. Im Ausschuss erklärte zudem ein Regierungsdirektor, wie außergewöhnlich man es gefunden habe, dass Ministerin Paul die Verantwortliche der Paderborner Unterkunft so in den Fokus gerückt habe.
SPD-Opposition verlangt von MP Wüst, Josefine Paul zu feuern
Die SPD-Obfrau im Untersuchungsausschuss, Lisa-Kristin Kapteinat, beklagte, dass nach über einem Jahr seit Einsetzen des PUA immer noch Akten fehlten, die längst hätten vorliegen müssen. Kapteinat erinnerte an das Transparenz-Versprechen der Wüst-Landesregierung. Die neuen Akten, so die SPD-Obfrau zeigten, „dass Ministerin Paul offenbar viel früher von ihrer Verantwortung gewusst haben muss, als sie Parlament und Öffentlichkeit bisher glauben machen wollte“. Kapteinat sprach von einem „Versuch der bewussten Irreführung“ und warf der Ministerin vor, dass ihr die eigene Verteidigung wichtiger als Transparenz gewesen sei. Sie stellt fest: „Mein Vertrauen in die Amtsführung und Integrität der Ministerin habe ich vollständig verloren. Mona Neubaur und Hendrik Wüst müssen sich fragen, ob sie selbst noch volles Vertrauen in sie haben. Wenn sie die Frage auch mit Nein beantworten, müssten sie sie entlassen.“ Das Transparenzversprechen des Ministerpräsidenten sei spätestens mit diesen neuen Informationen nichts mehr wert.
Darf man rätseln? CDU-Mann Wüst wird die Grüne Paul nicht entlassen. Zu sehr schmeichelt den Merkelianer Wüst das von zahlreichen Altmedien praktizierte Hochjubeln zum Kanzler in spe einer schwarz-grünen Bundesregierung.




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Josefine Paul wird sicherlich bei der Solingen-Affäre von ihrer Lebensgefährtin Katja Meier, ehemalige sächs. Justizministerin und Politologin (keine Juristin) beraten, welche sich in Sachsen mit ihrem Kampf gegen Rechts Meriten erworben hat.
Ministerium für „Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration“. Da fehlen nur noch Singles (m/w/d). Die großzügige Aufgabenverteilung hat ihre Parallele im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, gern auch mal Gesellschaftsministerium genannt (ZEIT, 2023: Lisa Paus: „Ich entwickle mein Haus zum Gesellschaftsministerium weiter … im Familienministerium beziehungsweise Gesellschaftsministerium hat man mit der gesamten Bandbreite der Menschen im Land zu tun, das genieße ich sehr. Mein Alltag als Politikerin ist dadurch noch spannender geworden.“) Vielleicht sollte man aus Kostengründen überhaupt nur noch ein Ministerium für Alles MIFA haben.
In Bezug auf Wüst verursacht mir Ihr letzter Absatz am Sonntagmorgen üble Bauchschmerzen.
Der absolute Super-Gau wäre die Fortsetzung der Altparteienmafia unter schwarzgrün.
Wer sich die Grünen und deren Massenmigration antut muss verrückt sein.
SPD erreicht Maximum Lächerlichkeit!
Wer hat denn die grünen Zustände seit mindestens der Jahrhundertwende noch mehr befeuert als die CDU? Die ehemalige Arbeiterpartei SPD.
Frau Paul hat persönliche Items, die ihr das Amt überhaupt erst ermöglichten und die sie zu kritisieren juristisch verdächtig machen.
Das jemand wie Frau Paul in so ein Amt gelangt ist, ist unverständlich. Dass aus den Folgen der Ermächtigung keine Konsequenzen gezogen werden, ist fatal und somit: normal.
Was das bringt, eine Versagerin zu feuern, haben wir doch gerade an der Verantwortlichen der Ahrtal-Katastrophe gesehen:
die fährt jetzt in Hamburg ein fünfstelliges Monatsgehalt für Pillepalle ein.
Mein Vorschlag: lasst die Butzemännin, wo sie ist und sorgt lieber umgehend in Bund und Ländern für: AfD über 40%!
Schon abenteuerlich was sich da so im Westen in den Ministerien rumtreiben darf.
Und nicht nur da , auch und im im besonderen, in den Staatskanzleien hat die unterste Schublade das Sagen.
Das sagt einiges über die , die diese Canaillen dahin gewählt haben.
Jetzt mal nicht Osten und Westen, ‚a la „Opa erzählt vom Krieg“. Paul wird ideologisch auf Parteilinie gebracht von ihrer Lebensgefährtin und ex sächs. Justizministerin Meier, und die ist gelernte DDR-Bürgerin. Zudem kommt Paul aus Helmstedt und das ist für meine Heimat Weser-Ems auch schon Ostblock.
Vorstellung zum Bewerbungsgespräch. Ein Blick zum Abteilungsleiter, ein Blick zum Betriebsrat. Alles klar.
Woher soll die Frau Ihre Kompetenz haben? Das Thema ihrer Magisterarbeit war anscheinend „Die Anfänge des Fußballs in Deutschland als Schulspiel. Eine Studie am Beispiel der Stadt Braunschweig.“ Und bis auf ein paar Monate als Vertretungslehrerin hat sie nie gearbeitet.
Wer nichts kann, ist in solchen SItuationen (und auch anderen) schlicht und einfach überfordert.