Wirtschaftsministerin Reiche sucht PR-Agentur für 12 Millionen

PR fürs Wirtschaftsministerium: Weil mehrere Pressesprecher offenbar nicht ausreichen, und die Taten der Ministerin nicht für sich sprechen, soll eine Agentur die Werbetrommel rühren. Für schlappe 12 Millionen Euro. Dekadenz im Endstadium.

picture alliance / dts-Agentur | -

Tue Gutes und rede darüber! Warum nicht – zumindest in bestimmten Lebenslagen? Die „große“ Politik kann diese Empfehlung allerdings für sich nicht in Anspruch nehmen. Hier gilt: Wenn du schon keine erfolgreiche Politik auf die Reihe kriegst, dann tu mit Hilfe einer teuren PR-Agentur wenigstens so, ab ob. Dieser Grundsatz gehört mittlerweile zur trickreichen Grundausstattung der politischen „Elite“.

Nun erfährt man: Katherina Reiche sucht für ihr Wirtschaftsministerium eine PR-Agentur, die laut Ausschreibung für 12 Millionen Euro (netto; brutto also gut 14 Mio.) eine „innovative und kreative“ Kommunikationsstrategie für ihr Ministerium entwickelt.

Reiche und Co. wollen damit eine „Stärkung der Glaubwürdigkeit und Wiedererkennbarkeit“ der Politik des Ministeriums erreichen. Erforderlich sei „die Entwicklung klarer und prägnanter Botschaften“ für die Ministerin.

Der neue PR-Vertrag des Reiche-Hauses soll nach Informationen von BILD ab Februar 2026 zunächst für zwei Jahre gelten und zweimal um jeweils ein Jahr verlängert werden können. Also bis Februar 2030, wenn längst die nächste (oder gar übernächste?) Bundesregierung im Amt ist.

Die Notwendigkeit einer teuren Agentur begründet Reiches Ministerium auf BILD-Anfrage mit „eigenen begrenzten personellen Kapazitäten bei der Öffentlichkeitsarbeit“. Dabei ist bekannt: Das Wirtschaftsministerium hat bereits sechs Pressesprecher und 20 weitere Beschäftigte für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Weil Reiche aufgrund der darbenden deutschen Wirtschaft zu recht ungeduldig wird, will sie eine neue PR-Agentur „schnellstmöglich“ verpflichten. Um den Leuten ganz schnell noch mehr Sand in die Augen zu streuen? Die Frist der Ausschreibung ist deshalb auf nur drei Wochen begrenzt.

Ein teures Fotoshooting kommt wohl noch oben auf die 12 bzw. 14 Millionen drauf. Frau Reiche ist da kein Kind von Bescheidenheit. Zwischen dem 6. Mai und dem 4. August gab ihr Ministerium für Make-up, Frisuren und die Begleitung ihrer Visagistin insgesamt 19.264,76 Euro aus. Darin enthalten sind mehr als 8300 Euro Reisekosten. Reiches Stylistin begleitete sie nämlich auf Dienstreisen durch Bundesländer und sogar nach Washington.

Aus „Ampel“-Zeiten nichts gelernt

Dass „Vizekanzler“ und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) derzeit für 600.000 Euro eine Foto-Agentur anheuern will, weiß Reiche natürlich. Also kann sie damit rechnen, dass Klingbeil bei den 12 bzw. 14 Millionen nicht dazwischenfunkt.

Vor allem aber war die „Ampel“, wenn es um PR ging, ganz schnell beim Griff in die Schatulle der Steuerzahler. Für PR-Arbeit gab sie allein im Jahr 2022 dem ersten ihrer Amtszeit, aus:
• Online 48.968.328,59 €
• Print 46.228.429,23 €
• TV 34.199.926,52 €
• Außenwerbung 45.777.214,93 €
• Hörfunk 17.690.304,72 €
• Kino 1.767.590,51 €

www.tichyseinblick.de/meinungen/bundesregierung-pr-ausgaben-seit-2020/

Im November 2022 suchte der damalige (Vettern-)Wirtschaftsminister Robert Habeck einen neuen Fotografen – für 400.000 Euro mit vier Jahren Vertragslaufzeit. Es sind nur zwei Jahre daraus geworden. Vermutlich zahlt der Bund wg. Vertragsstrafe usw. immer noch.

Für 2022 gab die damalige Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) 136.500 Euro für eine Visagistin aus. Begründung: „Ansonsten sieht man aus wie ein Totengräber.“ Was heißt da „aussehen“, wenn man doch als solcher weltweit zulasten Deutschlands wirkt(e).

www.tichyseinblick.de/meinungen/polit-elite-im-selfie-rausch/

Zurück zu den 14 Millionen für zwei Jahre PR-Arbeit der Ministerin Katherina Reiche: Mit diesen 14 Millionen müssen 400 bis 450 Rentner zwei Jahre lang auskommen bzw. ihr Leben fristen. Aber für die ist ja nicht Katherina Reiche zuständig, sondern Sozialministerin und SPD-Co-Vorsitzende Bärbel Bas. Die übrigens wie Genosse Lars Klingbeil pro Jahr 520.000 aus Staatssäckel und SPD-Kasse bezieht. Was bei den in der Summe 1.040.000 Euro in etwa der Jahresrente von mehr als 60 Durchschnittsrentnern entspricht.

 

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Kommentare ( 50 )

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verblichene Rose
1 Monat her

Ich rege mich schon darüber auf, daß Krankenkassen teure Fernsehwerbung machen und frage mich, ob das eigentlich generell erlaubt ist.
Und was Ministerien in diesem Sinn machen ist schlicht Veruntreuung öffentlicher Gelder. Punkt.

Grandler
1 Monat her

Ach so, damit die sorgfältig lässig übers rechte Auge drapierte Haarsträhne auch so richtig Vamp-mässig aussieht? Hab mich schon gewundert, dass jedesmal das gleiche Bild von der auftaucht.

Urmeli
1 Monat her
Antworten an  Grandler

. . . hätte sie gar nicht nötig; wer ein Verbundnetz im Griff hatte, sollte die anderen Lachaffen im Regen stehen lassen können . . .

Biskaborn
1 Monat her

Die Medien müssten einhellig Skandal schreiben und dieses Gebaren scharf kritisieren. Auch der ÖRR müsste auf das Thema entsprechend aufspringen. Passiert aber nicht, den Steuerzahler muss das nicht interessieren ist der Tenor und, hurra, den Steuerzahler interessiert es offensichtlich wirklich nicht!

DerVoluntaer
1 Monat her

Ich nix mehr arbeiten wollen und fertig sein mit Wirtschaft, denn Erleuchtung zumeist kommen von innen und nicht von außen.
Ich nur noch sein Yoda.

Digenis Akritas
1 Monat her

Frau Reiche wollte auf ihre „alten Tage“ (52 Jahre) noch ein Amt – das ist eigentlich alles. Sie war einmal Shootingstar in den 90igern, dann verschwunden. Ein Comeback zum falschesten Zeitpunkt.

Michael Palusch
1 Monat her
Antworten an  Digenis Akritas

Verschwunden trifft’s nicht so ganz. Abgetaucht wäre hier die bessere Wahl.
Sie war ja die letzten 10 Jahre außerhalb der Politik keineswegs untätig. Die Frage ist, ob diejenigen, die die damals in wirtschaftlichen Führungspositionen völlig unbedarfte Reiche Knall auf Fall auf Spitzenposten in der Privatwirtschaft hievten, jetzt irgendeine Art von Gegenleistung erwarten.

Astrid
1 Monat her

Was macht diese Frau eigentlich den ganzen Tag? Bisher habe ich noch nichts Vernünftiges von ihr gehört. Sie hat sich bei Amtsübernahme für die gute Arbeit des Märchenbuchautors ausgesprochen und gibt für Styling auf Steuerzahlerkosten, wie die Trampolinspringerin, enorm viel Geld aus. Und sonst? Nothing!

Kassandra
1 Monat her

Wir als Bürger haben nichts in der Hand, das enden zu lassen.
Außer Generalstreik.
Aber wie das – mit 75% immer noch Allesgläubigen?

Jack
1 Monat her

Ich bin der Auffassung, wenn Politik für den Bürger spürbar positive Ergebnisse erzielt, braucht es keine PR -Agenturen. Die können nämlich auch schlechte Ergebnisse nicht mehr schönfärben, dieser Zeitpunkt ist aufgrund der sichtbaren Entwicklungen vorbei. Für wie einfältig hält man die Bürger? Zumindest die Bürger welche das Rad, täglich am laufen halten, sollten wissen was die Uhr geschlagen hat.

Marco-L
1 Monat her

Ich vermute einmal, Zuschlag nach dieser Auschreibung bekommen dann die mit dem richtigen Stallgeruch. Die Frist der Ausschreibung ist deshalb auf nur drei Wochen begrenzt, weil sowieso schon fest steht, wer den Zuschlag bekommt. Da man bereits sechs Pressesprecher und 20 weitere Beschäftigte für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, kann man auf diese Weise weiteres Klientel versorgen. Soll ja keiner zu kurz kommen.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Marco-L

Man bedenkt seine Lieben – und regelt natürlich vor Vertragsabschluss, was und wie viel auf eigenen Konten, wo und wann auch immer, landen muss – bzw. klärt die Verwendung der eigenen Person nach der Politikerlaufbahn.
Alles das uns zu Lasten.
.
Mal neugierig, wie lange es bei inflationär ansteigenden Preisen allerorten noch dauern wird, bis der Furor teutonicus am Ausbrechen sein wird?

ceterum censeo
1 Monat her

Wenn die Mimimi-Mimose Lars schon eine gute halbe Millionen für den Friseur (oder was man sonst unbedingt braucht) ausgibt, da sind doch 12 Millionen netto für ein ganzes Ministerium ein Fliegenschiß. Das natürlich auch 100 Millionen die Glaubwürdigkeit nicht verbessern wird, steht nicht zur Debatte!