Bildungsforscherin will „Deutsch lernen“ als neues Schulfach

Jahrelang wurden die Schulen allein gelassen mit einer wachsenden Zahl von Kindern, die nicht hinreichend Deutsch sprechen, um dem Unterricht folgen zu können. Die Folge: Sinkendes Bildungsniveau, massive Defizite. Nun werden kopflose und nicht durchdachte Vorschläge laut, um die Misere zu beheben.

picture alliance / Geisler-Fotopress | Frederic Kern/Geisler-Fotopress

Zum zehnten Jahrestag des Merkel-Spruchs „Wir schaffen das“ ist eigentlich schon alles gesagt, aber noch nicht von allen. Nun hat sich die „Bildungsforscherin“ Nele McElvany von der TU Dortmund zu Wort gemeldet und verlangt eben unter Merkels Motto, dass Deutsch als Zweitsprache an allen Grund- und weiterführenden Schulen als normales Schulfach eingerichtet werden müsse.

„Deutsch lernen“ als normales Schulfach? Wo leben wird denn? McElvany ist übrigens nicht irgendwer, nein, sie leitet aktuell für Deutschland die internationale IGLU-Studie zum Leseverständnis von Grundschülern. IGLU ist die seit 2001 alle fünf Jahre durchgeführte Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (PIRLS, Progress in International Reading Literacy Study). Das nächste Mal wird die IGLU/PIRLS-Testung im Jahr 2026 erfolgen. Nicht erst die letzte IGLU-Studie von 2021 hatte gezeigt, dass die Lesekompetenz deutscher Viertklässler immer schwächer wird und dass ein Viertel der Schüler den grundlegenden Lesestand nicht erreicht.

Schon vor Jahrzehnten, erst recht ab 2015, wäre es notwendig gewesen, verbindliche Konzepte für den Erwerb des Deutschen als Landes- und Unterrichtssprache von Kindesbeinen an – auch bereits im Kindergarten – zu entwickeln und umzusetzen. Das hat man nicht getan, und darauf vertraut, dass sich die Schulen mit bis zu 90-prozentigen Migrantenanteilen schon irgendwie durchwursteln. Die Folgen sind fatal: In nicht wenigen Grundschulklassen in Ballungsgebieten arbeiten die Schulen in den vierten Klassen heute auf dem Niveau früherer zweiter Klassen. Warum? Weil es an rudimentären Deutschkenntnissen fehlt.

Abgesehen davon, dass McElvanys Gedankenspiel viel zu spät kommt und sie Überlegungen bereits aus früheren IGLU-Ergebnissen hätte ableiten können: Zu Ende gedacht ist diese Idee auch jetzt nicht, wie so manche Idee aus dem Elfenbeinturm der „Bildungsforschung“. Fragen über Fragen: Soll es also separate Klassen für Schüler mit Migrationshintergrund geben? Nur im Fach Deutsch oder in allen Fächern? Fördert das nicht noch mehr Parallelwelten? Woher sollen die Lehrer kommen, an denen es schon ganz allgemein mangelt? Gibt es genügend Lehrer, die über die Qualifikation „Deutsch als Fremdsprache / Deutsch als Zweitsprache“ verfügen?

Durchwachsene Resonanz auf McElvanys Vorschlag.

Die Unions-Fraktionsvize im Bundestag, Anja Weisgerber (CSU), sagt gegenüber der „Welt“, dass der Regelunterricht nicht leiden dürfe. „Deshalb halten wir es für geboten, dass Kinder bereits vor der Einschulung über die notwendigen Sprachkenntnisse verfügen, möchten diese mit Sprach- und Entwicklungstests bei Vierjährigen feststellen und notfalls die Einschulung herauszögern.“ Und: „Es gibt faktische Grenzen des Machbaren – und die hohe Zuwanderung überlastet eben teilweise auch unsere Bildungs- und Schullandschaft.“ Eine reichlich späte Erkenntnis!

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Jasmina Hostert, setzt auf das „Umfeld“: Es brauche „ein Umfeld, in dem Deutsch auch hauptsächlich gesprochen wird.“ Meint sie etwa die türkischen und arabischen Familien? Hostert sagt außerdem: Es sei wichtig, dass Kinder ohne deutsche Sprachkenntnisse nicht separiert werden, sondern von Beginn an mit Kindern, die Deutsch als Muttersprache sprechen, in Kitas und Schulen, aber auch außerhalb von Schule zusammenkommen.“ Heilige Inklusions-Einfalt!

Die bildungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Nicole Gohlke, macht sich für eine gewichtigere Rolle des Bundes in der Bildungspolitik stark: „Gute Bildung für alle Kinder wird es nur geben, wenn der Bund endlich mitfinanzieren kann in der Bildung. Wir sollten dringend über die Abschaffung des Kooperationsverbots reden.“ Aha, der Bund soll es richten – für ganz Deutschland auf dem Niveau von Berlin und Bremen?

Sehr realistisch äußert sich der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Martin Reichardt: „Kinder ohne ausreichende Deutsch-Kenntnisse sollen nicht im laufenden Schulbetrieb aufgehalten werden, sondern verpflichtend an Volkshochschulen gefördert werden – bis mindestens Sprachniveau B1. Erst danach kehren sie in den regulären Unterricht zurück. So werden Regelschulen entlastet, und der Schulbetrieb gelingt.“

Ein unideologischer Vorschlag, der das Wohl aller Betroffenen in den Blick nimmt: In Anbetracht der Tatsache, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern um eine hohe Zahl von Kindern, die des Deutschen nicht mächtig sind, sollte die Einschulung in eine Regelklasse im Interesse aller Schüler erst erfolgen, wenn das betreffende Kind die Unterrichtssprache hinreichend beherrscht. Denn wenn zu viele radebrechende Schüler in einer Klasse sitzen, sinkt das Unterrichtsniveau generell. Und das betrifft nicht nur den Deutschunterricht, sondern alle Fächer.

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Kommentare ( 74 )

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74 Comments
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St.Elmo
3 Monate her

Einfach alles Ausländer im Bürgergeld bezug in die Heimat zurück schicken so wie es alle anderen Länder auf der Welt auch machen.
Dann würde sich der großteil des Problems von alleine Lösen,
Weniger Fremdsprachen Kinder, besserer Unterrricht, mehr Geld für die Schulen.

Wolfgang Schuckmann
3 Monate her

Die deutsche Sprachverwirrung ist groß und gründlich. Nicht nur dass das neue Staatsvolk sein Selbstverständnis in reichlichem Maße mitbringt, uns in unserem eigenen Land als Bittsteller markiert, nein, das genügt nicht. Man okkupiert die wichtigste Grundlage eines Gemeinwesens, seine Sprache. Nein, nicht mit Vorsatz, sondern unausgesprochen, eben weil die Zahl nicht im Verhältnis steht zu jener, die als staatstragend zu betrachten wäre, gäbe es nicht den Elefanten im Raum, der da heißt : Diskriminierung. Wer traut sich denn zu monieren und die Fakten zu nennen? Alle stromlinienförmig und still. Meine Prognose: Es wird einen auf unterstem Niveau basierenden Mischmasch geben,… Mehr

joly
3 Monate her

Migranten vor die Wahl stellen: Deutsch lernen mit allen Kindern oder das Land verlassen. Wer als Migrant nach 10 Jahren immer noch nicht Deutsch Lesen, Schreiben und Sprechen kann wird mit Kids remigriert. Basta.

kurowski
3 Monate her

Seit Jahrzehnten ist die Forderung nach mehr .Lehrer und frisch gemalerten Schule das einzige was den Gewerkschaften so einfallt. Sauber Wände sind schön, machen aber keine Bildung. Im Vergleich zu 1970 gibt es heute 40 Prozent mehr Lehrer. Also ein Lehrer für 11 Schüler.. Üblich werden dazu 5000 Referendare und eine unklare enorme Zahl von Honorarkräften + Schulpsychologen ausgewiesen. Realistisch stehen für ca. 9 Schüler eine Vollzeitkraft zur Verfügung. Die Hälfte der Lehrer, die es überhaupt noch in die Schule schafft, arbeitet nur die Hälfte eines Jahres ( 52 Sonn- + 52 Samstage + 75 Ferientage + 6-8 Feiertage = 185 ganz… Mehr

Innere Unruhe
3 Monate her

Länder, die keine Schulkultur haben, sollen aus der Migrationsroute nach DE ausgeschlossen werden. Es fehlen zu viele Voraussetzungen, um hier zu Partizipieren: Bildungskultur, Wertschätzung der Kunst, Musik, Literatur; Erwerbstätigkeit als Ziel nach der Schule; Gleichberechtigung; Sprache; freie Partnerwahl; freie Religionswahl. Es ist vermessen, all das in einigen Jahren einer Person beizubringen. Es ist nicht so, als hätten sie das alles bereits, und lediglich die Sprache und Landeskultur würden hier fehlen… Hier fehlt alles. Im Zoo wäre es Tierquälerei, Pinguine im Savannagehege aklimatisieren zu wollen. Warum lassen wir die Menschen also nicht dort, wo Integrationsanforderungen am niedrigsten sind? Wer keine Schule… Mehr

puke_on_IM-ERIKA
3 Monate her

Amtssprache in Deutschland ist deutsch.
Nix mit „Deutsch als Zweitsprache “ ! Wer das nicht akzeptieren kann von den Handaufhaltern und bildungsfernen Migranten – auf Nimmerwiedersehen !
Für den Arbeitsmarkt sind diese sowieso unbrauchbar und zerstören nur unser Sozialsystem !

Biskaborn
3 Monate her

Der sicher beste und realistischste Vorschlag wird definitiv nicht weiter verfolgt oder gar umgesetzt! Warum: Erstens rassistisch und Zweitens , er kommt von der AfD!

Haeretiker
3 Monate her

Folgt man dem link zum Interview mit der McElvany dann offenbart sich, dass die Bildungsmisere zwar durch Merkel beschleunigt wurde, diese aber längst manifest war und McElvany selbst Opfer dieser Misere ist. McElvany: „Genau so, wie in den Lehrplänen eine feste Anzahl Stunden Mathe stehen, gibt es für alle Kinder, für die das nötig ist, eine feste Anzahl von Stunden Sprachunterricht im Deutschen.“ Nun, Sprachunterricht im Deutschen sollte ihr nicht so neu sein. Oder meint sie Sprachunterricht für ausländische Kinder? Sehr wahrscheinlich wenn sie betont, die es nötig haben. Damit schafft sie aber Parallelstrukturen an den Schulen. Man kann es… Mehr

joly
3 Monate her
Antworten an  Haeretiker

Meine jüngste Schwester wurde in Ägypten geboren. Ohne unsere Hilfe sprach sie perfekt Deutsch , Arabisch und den dortigen Dialekt. Sie besuchte ab 3 den dt. Kindergarten in dem konsequent Deutsch für alle galt. In der Deutschen Schule war nur Deutsch erlaubt – auch in den Pausen. Das half und war erfolgreich, auch bei den Ägyptern. Wir hatten eine Quote von mindestens 50% an ägyptischen Schüler in allen Klassen. Warum sollte das nicht auch hier erfolgreich umsetzbar sein? Wer sich sperrt, muss das Land verlassen.

Haeretiker
3 Monate her
Antworten an  joly

Das funktioniert aber nur, wenn man dazu gehören will und jegliche Religion ausgeschlossen ist. Ich weiß es aus eigenem Erleben.
Die heutige Zuwanderung hat aber nur zwei Triebkräfte: erstens der Empfang leistungsloser Einkommen und zweitens die Daʿwa.

Innere Unruhe
3 Monate her

Umsiedlung nach DE verringert nachweislich Chancen von Ausländerkindern auf gute Schulabschlusse und Berufserfolg in Deutschland. Es wäre viel weiser, anstatt diese Kinder durch die deutsche Schule zu prügeln, sie in eine arabische/afrikanische Schule in den Nachbarnlängern zu stecken, wo sie die entsprechende Kultur lernen und anstatt sich auf Deutsch auf Math/Bio/Englisch sich fokussieren können. Kinder müssen zuerst aus DE abgeschonben werden. In ihre Herkunftsregion, um ihnen die Integrationsstrapatzen zu ersparen. Armut ist ohnehin kein Grund, hier Asyl zu finden oder auch nur irgeneinen anderen Status. Bloß weil in der Heimat keine Zahnspangen und kostenlose Schulranzen gibt, bedeutet es nicht, dass… Mehr

Last edited 3 Monate her by Innere Unruhe
the ministry of silly walks
3 Monate her
Antworten an  Innere Unruhe

Die Frage ist leicht zu beantworten. Früheren Migranten war bewußt, dass sie in der neuen Heimat eine große Chance bekommen, aber auch etwas dafür tun müssen. Ich verwende mal einen ganz altmodischen Begriff dafür: Demut. Die Einwanderer nach 2015 sind überzeugt davon, dass sie eine überlegene Kultur vertreten und innerhalb kurzer Zeit Mehrheit und Macht in D innehaben werden und dass es deswegen keinen Grund gibt sich anzustrengen und zu integrieren. Vielmehr ist dies Aufgabe der Dummdeutschen. Diese haben ihre Aufgabe auch begeistert angenommen und bestätigen dies bei jeder BTW, jedem Stadtfest, jedem Weihnachtsmarkt und überhaupt in Politik, Medien, Öffentlichkeit… Mehr

Last edited 3 Monate her by the ministry of silly walks
Rainer Schweitzer
3 Monate her

„Denn wenn zu viele radebrechende Schüler in einer Klasse sitzen, sinkt das Unterrichtsniveau generell. Und das betrifft nicht nur den Deutschunterricht, sondern alle Fächer.“ Ach was, Bildung und Ausbildung werden weit überschätzt. Wie sonst wollte man erklären, daß ein Typ, der von Wirtschaft soviel Ahnung hat, wie die sprichwörtliche Kuh vom Fliegen, Bundeswirtschaftsminister wurde? Davor war er Landwirtschaftsminister, mit so viel Ahnung von Landwirtschaft, wie dieselbe Kuh von VWL. Oder daß ein Hobby-Cannabiszüchter (was damals noch illegal war) Bundeslandwirtschaftsminister wurde? Oder daß eine Frau, die kaum zwei gerade Sätze auf Deutsch plappern konnte, ohne sich zu verhaspeln und auch sonst… Mehr

verblichene Rose
3 Monate her
Antworten an  Rainer Schweitzer

Da muß ich Ihnen energisch widersprechen, denn ich bin weder mit den von Ihnen aufgezählten „Koryphäen“, noch mit dem menschlichen Überschuss der Dritten Welt zufrieden und mit den meisten meiner Mitbürger schon gar nicht. Nur leider habe auch ich lediglich eine Stimme bei der Wahl.