Der neue Bundesaußenminister steht zunehmend in der Kritik. Nun wurde bekannt: Johannes Wadephul war ab 2017 zusammen mit anderen Bundestagsabgeordneten Mitglied im Beirat der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft (DPG). Was hat es mit seiner früheren Beiratstätigkeit in der DPG auf sich?

Die Bundesrepublik hatte nicht immer Außenminister vom Format eines Hans-Dietrich Genscher (FDP, 1974 – 1992). Es gab vor ihm und nach ihm Mittelmaß, und es gab vor ihm und nach ihm Nullnummern: etwa Steinmeier (SPD, 2005 – 2009 und 2013 – 2017), Maas (SPD, 2018 – 2021) und Baerbock (Grüne, 2021 – 2025). Letztere ist weg und wenigstens für ein Jahr in der UN versteckt worden. Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich für Johannes Wadephul (CDU) als Außenminister entschieden. Warum auch immer. Mit ihm und mit Karin Prien (ebenfalls aus der Schleswig-Holstein-CDU) hat er sich jemanden geholt, die allem Anschein nach keine volle Amtszeit durchstehen werden. Absicht?
Bleiben wir bei Wadephul – bereits zum vierten Mal in dessen bislang sechswöchiger Amtszeit hier auf TE.
Wadephul scheint zur Maßeinheit zu werden: „1 W“ ist die Entfernung von einem Fettnäpfchen zum nächsten. Zwar spricht er einigermaßen fehlerfrei Deutsch und ein besseres Englisch als seine Vorgängerin und Duz-Freundin Annalena B. Was innerministerielle Führungsschwäche und was vorlaute, undurchdachte Statements betrifft, aber kann er es mit Baerbock aufnehmen. Eine kleine Auswahl:
- Der von Baerbock umbenannte „Bismarck“-Saal, vormals Sitzungszimmer des SED-Politbüros, bleibt auch unter Wadephul „Saal der deutschen Einheit“.
- Das undurchsichtige, ja skandalumwitterte Programm zur Aufnahme von afghanischen Ortskräften in Deutschland wird fortgeführt. Weil angeblich „rechtlich bindend“.
- Deutschland wird zukünftig 5 Prozent des BIP für Verteidigung ausgeben.
- Über den US-Präsidenten sagte Wadephul wenige Tage vor Merzens Besuch in Washington, Trumps Politik sei „irritierend“ und „gewöhnungsbedürftig“. Merz kann von Glück sprechen, dass Trump das wohl nicht registriert hat.
- Was Nahost betrifft, sprach sich Wadephul für einen von islamistischen Terroristen geführten Staat an der Grenze Israels aus.
- Parallel dazu stellte er die Lieferung deutscher Waffen für Israel in Frage.
- Immer wieder verschärft er den Ton gegenüber Israel und beklagte das Leiden der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen. Gar vor einer deutschen „Zwangssolidarität“ gegenüber Israel warnte er.
- Seltsam neutral äußerte er sich zu den aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Iran: „Israel und Iran sollen deeskalieren.“ Wenig später stellte er sich doch an die Seite Israels.
Dieses Lavieren kommt in CDU und CSU nicht gut an. Ein CDU-Mann fühlt sich an die bei der Union in Ungnade gefallene Grüne erinnert, die vor Wadephul im Auswärtigen Amt residierte: „Wadephuls Auftreten ist ganz so wie Annalena Baerbocks Amtsstart – mit Schnitzern am laufenden Band.“
Besonders aus der CSU kommt harte Kritik. Ein führender CSU-Mann sprach laut „Bild“-Zeitung von einer „tickenden Zeitbombe“. CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann mahnte mit Blick auf Waffenlieferungen an Israel: „Freunde kann man kritisieren, aber nicht sanktionieren.“ Bei einem Treffen mit dem israelischen Außenminister Gideon Saar sagte Wadephul unterdessen weitere Waffenlieferungen zu. Gleichzeitig kritisierte er den Siedlungsbau scharf.
Wadephul und die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft
Nun wurde bekannt: Wadephul war ab 2017 zusammen mit anderen Bundestagsabgeordneten Mitglied im Beirat der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft (DPG). Etwa zusammen mit Aydan Özoğuz (SPD) und Omid Nouripour (Grüne).
Die Organisation hat sich vom Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf Israel zwar distanziert und hält an der Zwei-Staaten-Lösung fest, unterstützt aber offen die vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall geführte BDS-Bewegung (BDS = „Boycott, Divestment, and Sanctions“). Die DPG sprach auch immer wieder von einem „Konstrukt der zionistischen Lobby“ und davon, dass „die zionistische politische Elite immer deutlicher in ihren wahren Absichten und zunehmend rassistischer und fundamentalistischer“ werde.
„Eine Zeit lang“ sei Wadephul dort Mitglied gewesen, heißt es aus Wadephuls Bundestagsbüro. Und: „Als sich abzeichnete, dass die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft Positionen vertrat, die nicht mit den eigenen Überzeugungen vereinbar waren, haben die Mitglieder des Bundestags gemeinsam entschieden, den Beirat zu verlassen“, heißt es ebenfalls aus dem Büro Wadephul.
Wann das genau war, wird nicht gesagt. Der CDU-Politiker sei „schon seit Jahren“ nicht mehr im Beirat, hieß es. Die BDS-Bewegung ist jedenfalls seit Jahren umstritten. Vermutlich also auch schon in der Zeit, als Wadephul DPG-Beiratsmitglied war. Laut Antisemitismusbericht des Bundestags von 2017 dient die BDS-Bewegung als „Plattform für antisemitische Haltungen“. 2019 bewertete der Bundestag ihre Methoden als antisemitisch. Die BDS-Bewegung wird zudem vom Bundesverfassungsschutz als extremistischer Verdachtsfall eingestuft. Im Verfassungsschutzbericht 2023 heißt es, die Bewegung verlange ein Ende der Besatzung „allen arabischen Landes“, was laut Verfassungsschutz als Infragestellung des Existenzrechts Israels zu werten ist.
Da wäre es doch spannend zu wissen, wann genau Johannes Wadephul ein Licht aufgegangen ist und er die DPG verlassen hat. Oder aber muss man davon ausgehen, dass Wadephuls ambivalente Äußerungen doch auf eine seit längerem praktizierte Äquidistanz gegenüber den Kontrahenten in Nahost hindeuten?
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Genau so eine Flasche braucht Merz damit er als „Außenkanzler “ glänzen kann ohne einen internen Wettbewerber. Wie unter Kohl und Merkel wird Innenpolitik Stiefkind bleiben
Ich habe Herrn Wadepuhl auf dem Gruppenfotto des Merzschen Kabinett erkannt. Er zeigte dort gebückt die „Merkelsche Raute“. Na, da wusste ich, er ist nicht der einzige Merkelianer.
Es überrascht immer wieder, dass die Tichy-Autoren bei Ihren Kommentaren unterstellen, die CDU sei eine CDU der Kohl-Zeit. Wadephul und Prien sind aber die heutige CDU, ebenso wie Günther und Wüst.
Wadephuls und Priens Ernennungen sind das Zugeständnis an den extrem Links- Grünen Günter aus Schleswig-Holstein, damit der Merz erst einmal gewähren lässt!
Die müssen keinerlei Zugeständnisse machen, die ticken so und nicht anders.
Die Korruption dieser Politiker ist grenzenlos! Und dafür (oder deswegen) bezahlen wir die höchsten Steuern und Abgaben. Ekelhaftes System.
Außenminister ist der dankbarste Job, den man in einer Regierung haben kann. Schließlich kann man nichts für die angespannte Weltlage und muss in kein Wespennest stechen. Auffällig bei deutschen Außenministern ist jedoch ihr offensichtlicher Mangel an Heimatliebe, sodass die Talibanisierung unseres Landes munter vorangetrieben wird. Ich finde, dass es wirklich an der Zeit ist, entsprechende Eignungstests für alle Ministerämter zu erstellen und die Ämter nicht nach Parteibuch zu vergeben. Ein Kanzler sollt sich mit den besten Ministern umgeben, die er fachlich haben kann. Viele würden diese Tests nicht bestehen und müssten dann irgendwo einen Bürojob in einem Stadtwerk machen. Aber… Mehr
Ein deutscher Außenminister, der sich nicht voll hinter Israel stellt, der nicht herausstellt, dass die Hamas das Kriegsvölkerrecht völlig ignoriert und dass deshalb Israel nie und nimmer sich daran halten muss, der nicht herausstellt, dass die iranische Atombombe unbedingt zu verhindern ist und der Israel für den Versuch, sie zu verhindern, nicht dankbar ist, so ein Außenminister ist für mich untragbar.
Natürlich muss er dies in der Form höflich vortragen, so dass er nicht potentielle Gesprächspartner voll vor den Kopf stößt. Aber es muss der Tenor seiner Äußerungen sein. Bei Herrn Wadephul ist das wohl nicht der Fall. Überfordert?
Dieses Lavieren kommt in CDU und CSU nicht gut an. Hier musste ich lachen. Lavieren ist eine Disziplin ,bei der die CDU/CSU gegenwärtig geradezu brilliert. Man denke dabei nur an die Kür von Friedrich Merz(CDU) vor dem 23.Februar 2025. Mit Aydan Özoğuz (SPD) Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.Unsere Gesellschaft wird weiter vielfältiger werden, das wird auch anstrengend, mitunter schmerzhaft sein. Unser Zusammenleben muss täglich neu ausgehandelt werden. und und Omid Nouripour (Grüne) Es sind ganz viele Arten von Scharia unterwegs. im Gefolge ,müssten Wadephul (CDU)gewisse Positionen schon vor der Mitgliedschaft in der DPG bekannt gewesen… Mehr
Bei Wadephul darf kein Licht aufgehen. Auch er muss mit unerträglicher Heuchelei „politisch korrekt“ vorgeben, fest an der Seite Israels zu stehen, während der millionenfache Import von Antisemiten, zu allem Übel auch noch per Freiflug, auf Steuerzahlerkosten unvermindert weitergeht. Das allein reicht, um zu wissen, welche politische Haltung Wadephul einnehmen und vertreten muss. Immerhin sagte Wadephul: „Israel hat das Recht, seine Existenz zu verteidigen“.
Ich habe für keinen dieser beiden Staaten Sympathie oder Antipathie:
Der Nahe Osten ist nicht unser Konflikt und ich finde Deutschland sollte sich da komplett raushalten, vor allem mit finanzieller Unterstützung!