Wird Katherina Reiche eine Wende in der Wirtschaftspolitik gelingen?

Wirtschaftsministerin Katherine Reiche will zurück zu den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft. Die Realität des Marktes soll das Wirtschaftsgeschehen künftig bestimmen, und nicht grüne Phantastereien. So will sie den Zwang zur Wärmepumpe beenden. Der Bürger soll entscheiden, wie er heizen will.

picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow
Katherina Reiche (CDU), Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Deutscher Bundestag, Berlin, 16.05.2025

Die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche sorgt für Schlagzeilen, die bei Grünen und Linken und auch bei grünen und linken Sozialdemokraten, also die rotgrüne Ideologiefraktion, für einen Aufschrei nach dem anderen sorgen. Außer den üblichen Totschlagsfloskeln und einem sicheren Instinkt für Versorgungssicherheit, der aber schon an den Grenzen ihrer eigenen Person abrupt endet, haben die ewig grünrot Gestrigen nichts zu bieten.

Robert Habeck und der EEG-Verein haben Deutschlands Wirtschaft hemmungslos auf Talfahrt geschickt und über zu hohe Energiepreise und Steuern die Bürger bei jedem Einkauf, bei jeder Fahrt zur Arbeit, bei jedem Heizen ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Deutschland verzeichnet im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern seit drei Jahren kein Wirtschaftswachstum. Im Jahr 2024 meldeten 21.812 Firmen Insolvenz an. Damit stieg die Zahl der Insolvenzen um 22,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Während in Deutschland die private Investitionstätigkeit um 8,3 Prozent niedriger als im Vorpandemiejahr 2019 liegt, zogen die Investitionen im privaten Sektor in den USA, Japan und Frankreich im Gegensatz zu Deutschland an. Laut einer Studie der Unternehmensberatung EY investiert das Ausland immer weniger in Deutschland, um 17 Prozent gingen 2024 die Investitionen im Vergleich zum auch schon schwächelnden Jahr 2023 zurück. Nicht einmal Subventionen helfen, wie das Beispiel Intel zeigt, denn 10 Milliarden Euro wollte Habeck aus Steuergeldern zuschießen, wenn sich der Chiphersteller in Magdeburg ansiedelt. Freundlich ausgedrückt liegt das Projekt auf Eis.

US-Unternehmen senken ihre Investitionen in Deutschland um 27 Prozent, während deutsche Unternehmen verstärkt im Ausland, vor allem in Osteuropa und in den USA investieren, allein in Osteuropa stiegen die Investitionen deutscher Firmen um 22 Prozent. 2024 sanken mit 608 Projekten die Investitionen ausländischer Projekte auf den niedrigsten Stand seit 2011. Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY, warnt: „Das ist ein weiteres Alarmsignal für den Standort Deutschland. Wir werden abgehängt, andere europäische Standorte entwickeln sich deutlich besser. Der Rückgang bei den ausländischen Investitionen beschleunigt sich sogar.“

Obwohl Habeck die Abhängigkeit von China unter dem Begriff Derisking verringern wollte, führten Habecks Eigenembargopolitik und sein wirtschaftspolitischer Amoklauf dazu, dass die Abhängigkeit von China wächst, denn Investor Nummer 1 in Deutschland sind nun chinesische Unternehmen. Im Jahr 2024 haben 96 chinesische Unternehmen Projekte in Deutschland durchgeführt, und damit die Konkurrenz aus den USA mit 90 Projekten überholt. Diese Entwicklung dürfte sich tendenziell verstärken.

Man könnte Habecks „Erfolgsliste“ beliebig verlängern. Die Gründe sind: hohe Steuern, hohe Arbeitskosten, sehr teure Energie, eine lähmende Bürokratie, eine auf Verschleiß gefahrene Infrastruktur und ein Grad der Digitalisierung, der den Eindruck erweckt, dass Deutschland gerade erfolgreich das Morse-Zeitalter hinter sich gelassen hat.

Genau dort setzt nun die neue Wirtschaftsministerin Katherine Reiche an, die grundsätzlich Habecks politische Ökonomie des Sozialismus, die unter der Floskel klimaneutrale Gesellschaft firmiert, ablehnt, indem sie zu den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft zurückkehren will. Die Realität des Marktes, nicht Habecks Genie, Trittins Wünsche und Graichens Phantastereien, sollen das Wirtschaftsgeschehen künftig bestimmen. So will sie an Habecks totalitäre Gebäudeenergiegesetz (GEG) ran und den Zwang zur Wärmepumpe beenden. Technologieoffenheit will sie haben, das heißt, nicht der Minister, sondern der Bürger soll entscheiden, wie er heizen will.

Was sie andeutet, wenn sie davon spricht, dass die EEG-Barone nicht länger mit einer garantierten Einspeisevergütung rechnen dürfen, sondern sie auch in die Verantwortung dafür genommen werden, dass zur richtigen Zeit die richtige Menge Strom bereitgestellt wird. Es klingt wie eine Kampfansage an das Habeck-Kartell, wenn Reiche sagt: „Die Betreiber müssen ihren Teil der Verantwortung für die Systemstabilität tragen. Heute nutzen sie die positiven Seiten des Strommarktes, sie profitieren von einer staatlich garantierten Förderung, ohne sich um die Systemstabilität Gedanken machen zu müssen. Das kann so nicht bleiben.“

Deutlich äußert Reiche den vernünftigen Satz, der die Realität im Blick hat, dass Klimaschutz nicht „das einzige Ziel des Wirtschaftsministeriums sein“ kann. „Schauen wir uns an, was diese Strategie im Energiebereich bewirkt hat: Die Preise sind massiv gestiegen, und die Versorgung ist unsicherer geworden.“ Reiche kennt die simple Wahrheit, die das EEG-Kartell bis heute nicht begriffen hat: „Energiepolitik ist zugleich Standortpolitik – die Energiepreise und die Versorgungssicherheit sind für die Industrie entscheidend.“ Für Reiche ist klar, dass der Staat nicht „nicht der bessere Unternehmer“ ist. „Auch die Architektur der Klimaschutzverträge werden wir uns sehr genau anschauen“, sagt Reiche.

Energiesicherheit will die Wirtschaftsministerin auch dadurch erreichen, dass sie Gaskraftwerke bauen will: 20, sagt sie, 40 müssten es werden. Das Wort Kernenergie nimmt sie klugerweise (noch) nicht in den Mund, denn die komplette Neuausrichtung der deutschen Energie- und Wirtschaftspolitik, die sie „entschlossen, gut gelaunt und furchtlos“ angeht, ruft mächtige Feinde auf den Plan: die Grünen, das heißt, die Grünen in der SPD und die Grünen in der CDU, sowie die EU-Kommission, denn von der Leyens Anti-Deutschland-Politik wird sich gegen einen Industriestrompreis wenden.

Wichtige Abteilungen wurden aus dem Wirtschaftsministerium wieder ausgegliedert und schließlich stehen ihr als mächtige Bastionen das grünsozialdemokratisch geführte Finanzministerium und das grünsozialdemokratisch geführte Arbeit- und Sozialministerium entgegen, die in die konträre Richtung, nämlich in Richtung Staatssozialismus gegen die deutschen Bürger marschieren.

Reiches notwendiger Angang ist eine offene Wette. Ich würde zur Stunde die Wette nicht halten wollen, dass ihr das gelingt. Die neue Regierung vibriert – noch leise – zwischen den Polen sozialdemokratischer Reaktion und liberaler Reform.


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Kommentare ( 106 )

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Paprikakartoffel
1 Monat her

Die Wirtschaftskrise wächst aus zwei Themen heraus: Import sozial-intellektuell inkompatibler Unnütze und hirnrissigem Klimagefasel. Ehe nicht beides abgestellt und rückabgewickelt ist, wird sich nichts bessern.

Klaus Uhltzscht
1 Monat her
Antworten an  Paprikakartoffel

Gender-Fetisch und die „staatliche Lufthoheit über unsere Kinderbetten“ (Olaf Scholz) kommt noch hinzu. Und der Russlandfeldzug.

Haedenkamp
1 Monat her
Antworten an  Paprikakartoffel

Da wird nichts rückabgewickelt, da wird noch eine Schippe draufgelegt, der Turbo wird gezündet. Das hat System. Deutschsein heißt, eine #Sache, um ihrer selbst willen tun#. Das haben auch die Anti-Deutschen begriffen.

Juergen P. Schneider
1 Monat her

Frau Reiche wird in der links-grünen Union nicht lange als Wirtschaftsministerin zu halten sein. Wer links-grüne Idiotien abschaffen will, wird sehr schnell vom links-grünen Kartell ausgebootet. Die werden schon eine Fotografie finden, auf der Frau Reiche in der Nähe eines AfD-Politikers zu sehen ist, oder vielleicht sogar mit so einem spricht und das war es dann mit dem Ministeramt.

Siggi
1 Monat her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Und dann noch die Zusammenarbeit mit einemlinksextremen Finanzminister der auch keine Ahnung von Tuten und Blasen hat. Klingbeil steckt immer noch in seinem Konfirmationsanzug fest, die Bildung nicht gerade besser. Den nach Habeck, ist eine Bankrotterklärung. Da hätte es jemanden mit Verstand und Ausbildung gebraucht und keinen Ideologen wie der grüne Kasper.

joly
1 Monat her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Diese Frau ist clever; selbst wenn sie gefeuert wird – die AFD wird sie mit Kusshand in der nächsten Regierung einsetzen. Denn rot-schwarz ist schon jetzt gescheitert und die Zukunft ist alles nur ohne grün und ohne rot.

Johann Conrad
1 Monat her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Ich denke auch, dass sie nicht lange von Merz zu halten ist. Bei ihrem Realitätssinn ist es am wahrscheinlichsten, dass sie nach einem Jahr zurücktritt. Einfach aus Frust darüber, nichts ausrichten zu können bzw. der Widerstand der rot-grün-schwarzen Netzwerke zu groß ist.

Egge940
1 Monat her

Die fossile Lobby ist wieder ins Ministerium eingezogen.. man hört es in jedem Satz. Alleine die Formulierung „Zwang zur Wärmepumpe“ bedient wieder nur typischen Bild-Springer-Leser. Einen solchen Zwang gab es nie und mit solchen Formulierungen werden die Reste der deutschen Wärmepumpenindustrie (gleich nach der Wind- und Solarenergie mit über Hundertausend Arbeitsplätzen) auch noch auf dem Altar der fossilen Konzerne geopfert.

Rainer Schweitzer
1 Monat her
Antworten an  Egge940

Was spricht dagegen, eine „Zombieindustrie“, man könnte auch sagen, eine Schmarotzerindustrie, die ohne Subventionen und rechtliche Tricksereien auf Kosten der restlichen Wirtschaft sowie der Privathaushalte wahrscheinlich nie auf eigenen Füßen wird stehen können, aufzugeben?

Egge940
1 Monat her
Antworten an  Rainer Schweitzer

Wenn Sie mal über ihren Tellerrand hinausschauen würden, würden Sie bemerken, dass im Ausland massenhaft deutsche Technik verbaut wird (z.B. Großwärmepumpen in Dänemark). Nur bei uns funktioniert es angeblich nicht. Plus die Kohle und auch Atomindustrie wurden ebenso massiv staatlich subventioniert bei deutlich weniger Arbeitsplätzen. Aber gut, wir können auch weiter das Weltmuseum bleiben mit Bargeld und analoger Technik.

MalerKoeln2
28 Tage her
Antworten an  Egge940

Die deutsche Kernkraft war weltweit führend in fast jeder Hinsicht. Sie war sehr sicher und sehr ökonomisch. Es war eine absolute Hochtechnologie.
Das naive Volk der Deutschen hat sich von Experten für Agitation+Propaganda vom Gegenteil überzeugen lassen. Die Kernursache ist, dass sich die Deutschen seit dem Ende von Bismarck gerne von Gerechtigkeitsfanatikern regieren lassen. Auch der Dümmste müsse mal ans Ruder, alles andere sei ungerecht, so die „Logik“.

Wacht auf
1 Monat her

Leider glaube ich nicht mehr daran. Der fortgesetzte Abstieg ist unausweichlich und vielleicht sogar notwendig, damit das Scheitern der politischen Klasse, die dafür verantwortlich ist (CDU gehörte auch dazu), offensichtlich wird. So lange Wasser im Sumpf ist, werden die Frösche quaken …

Last edited 1 Monat her by Wacht auf
Michaelis
1 Monat her

Scheinbar geht’s momentan nur um die Wärmepumpe bzw. Heiztechnologien. Was ist mit dem Sanierungszwang für Bestandsimmobilien???

Nibelung
1 Monat her

Sie vielleicht schon, aber nicht mit der hinter ihr stehenden sozialistischen Politkamarilla, wo jeder Veränderung außerhalb der Planwirtschaft zum Sakrileg erklärt wurde und erst endet, wenn die ganze Bande im Nirwana verschwunden ist. Wer glaubt, die hätten sich verändert, der glaubt auch an den Weihnachtsmann oder den Osterhasen und hat ein infantiles Gehirn, denn dazu gehört ein Kraftakt erster Güte und der ist nur zu erzielen, wenn alle Mannen an einem Strick ziehen und Frauen, die nicht dem woken Feminismus erlegen sind, haben erst recht keine Chance und so wird es nun weitergehen und der Amtsschimmel wiehert auf die Merkel`sche… Mehr

Michael Palusch
1 Monat her

„und den Zwang zur Wärmepumpe beenden.“
Augenwischerei für den treudoofen CDU-Wähler.
Merz hat es doch deutlich angekündigt: Die staatlich betriebene Verteuerung von Gas und Öl wird dazu führen, dass sich der Bürger ganz „freiwillig“ für die WP wird entscheiden müssen.

Last edited 1 Monat her by Michael Palusch
Radikaler Demokrat
1 Monat her
Antworten an  Michael Palusch

Und dann steigt der Strompreis auf 90 Cent pro kWh, dann kann sich Otto Normalverdiener Heizen und Warmwasser nur noch bei über 25 Grad Außentemperatur leisten…

Egge940
1 Monat her
Antworten an  Radikaler Demokrat

Bei 90 ct/kWh wird sich jeder vernünftige (d.h. nicht TE-Leser) eine PV-Anlage + Speicher einbauen und zum überwiegenden Anteil von den fossilen Großkonzernen unabhängig werden.

Paprikakartoffel
1 Monat her

Auf Fragezeichen in Überschriften folgt die Antwort: nein.

Manfred_Hbg
1 Monat her

Zitat 1: „Im Jahr 2024 haben 96 chinesische Unternehmen Projekte in Deutschland durchgeführt, und damit die Konkurrenz aus den USA mit 90 Projekten überholt.“ > Wobei, wenn ich dann heute richtig im Hintergrund bei ntv oder WELT mitgehört hatte, zu China gesagt wurde, dass China nicht nur in Deutschland deshalb die US-Konkurrenz überholt hat weil viele US-Firma abgewandert sind und das China nun auch Ungarn als neues EU-Land für kräftige Investionen entdeckt haben soll _ _ _ _ _ _ Zitat 2: „Energiesicherheit will die Wirtschaftsministerin auch dadurch erreichen, dass sie Gaskraftwerke bauen will: 20, sagt sie, 40 müssten es… Mehr

Lehrer sind auch nur Menschen
1 Monat her

In dem Artikel ist wohl wieder die Hoffnung der Vater des Gedankens. Versprechen Sie sich von Frau Reiche nicht allzu viel. Gucken Sie erstmal wo die Dame herkommt….und dass sie zum Amtsantritt die Leistungen von Habeck gelobt hat…

Johann Thiel
1 Monat her

Wenn man lange genug auf den Bus wartet, glaubt man andauernd ihn um die Ecke kommen zu hören. Aber die „Busline Deutschland“ gibt es bei den Verkehrsbetrieben CDU schon lange nicht mehr.

Renegade1
1 Monat her

Rückkehr zur sozialen Marktwirtschaft – klingt gut !

Bitte unverzüglich das CO2 Emissionsgesetz canceln, dann klappt es auch mit der günstigen Energie und Ankurbelung der Wirtschaft.

Oder, hat man diese „Steuern“ bereits anderweitig verplant ❓️

Simplex
1 Monat her
Antworten an  Renegade1

Scherz bei Seite. Aber mit dem Schuldengeprasse und der Staatslenkun von sozialer Marktwirtschaft zu reden, ist wohl eher Realsatire. Andernfalls fangen wir mal bei den rund 2 Millionen erwerbsfähigen Empfängern von Bürgergeld an und bringen die zum Arbeiten, jaja, 70% Migranten…..