Diskrepanz durch neue Strompreiszonen – Bayern steht vor Benachteiligung

Der einheitliche Strompreis in Deutschland steht vor der Abschaffung. Bundesländer, die weniger stark auf erneuerbare Energien setzen, könnten unter einer Erhöhung der Strompreise leiden. Besonders Bayern wird wohl von einer Benachteiligung betroffen sein.

IMAGO

Die potenzielle Teilung der Stromgebotszone steht bevor – Künftig könnten im Norden und im Süden Deutschlands, unterschiedliche Großhandelspreise für Strom gelten. Der Süden, der mit dem forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien langsamer vorankommt, droht mit höheren Strompreisen bestraft zu werden.

Noch in diesem Monat steht ein entscheidender Termin an, der klären soll, ob der deutsche Strommarkt künftig aufgespalten wird. Kurz darauf könnte auf EU-Ebene eine wegweisende Entscheidung dazu getroffen werden. Innerhalb einer Stromgebotszone gelten einheitliche Börsenstrompreise für alle Stromproduzenten und-, verbraucher. Deutschland bildet gemeinsam mit Luxemburg eine solche Zone. Bis 2019 war auch Österreich Teil dieses Systems.

Würde Deutschland in eine nördliche und eine südliche Stromgebotszone aufgeteilt, käme es wahrscheinlich zu längeren Phasen mit niedrigen Strompreisen im Norden. Dort wird über das Jahr hinweg viel Strom aus Windkraft gewonnen, mehr als verbraucht wird. Im Süden hingegen wären die Preise im Durchschnitt höher, da die Windkraftproduktion dort deutlich niedriger ist, während der Stromverbrauch aufgrund der vielen Industriebetriebe besonders hoch bleibt.

Diese Aufteilung wäre besonders problematisch, da große Industrieunternehmen im Süden Deutschlands – die dringend Entlastung benötigen – nicht von einer Senkung der Energiekosten profitieren würden, sondern stattdessen mit steigenden Preisen rechnen müssten.

Unternehmen, die einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Wirtschaft leisten, sehen den Standort zunehmend weniger attraktiv. Bereits jetzt belasten hohe Energiekosten, bürokratische Hürden, zahlreiche Regulierungen und hohe Steuersätze die Profitabilität. Eine zusätzliche Verschärfung der Situation, durch steigende Strompreise aufgrund der neuen Gebotszonen könnte das Fass zum Überlaufen bringen und dazu führen, dass immer mehr Unternehmen in die Krise rutschen oder Deutschland den Rücken kehren.

Darüber hinaus würde die Umsetzung einer solchen Aufteilung einen enormen Vorbereitungs- und Realisierungsaufwand erfordern. Dieser würden sich laut dem Handelsblatt, voraussichtlich auf über drei bis fünf Jahre erstrecken.

Bayern steht vor Mehrbelastung durch Stromgebotszonen

Besonders Bayern steht unter Druck, durch die Teilung der Stromgebotszone benachteiligt zu werden. Bayern hat einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien in seinem Strommix. Bayern deckte bereits in 2023 rund 70 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ist das tatsächlich beachtlich.

Der größte Teil der erneuerbaren Energie in Bayern stammt jedoch aus Solarenergie und Wasserkraft. Bei der Windenergie ist Bayern weit hinter anderen Bundesländern wie Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder Brandenburg zurück. Diese Diskrepanz wird in einem geteilten Strommarkt höchstwahrscheinlich bedeuten, dass Bayern nicht von den niedrigeren Preisen der windreichen Regionen profitiert. Bayern hat viele energieintensive Industrien, wie BMW, Audi, Infineon oder Siemens, die auf stabile und bezahlbare Strompreise angewiesen sind. Ein möglicher Preisanstieg könnte diese Unternehmen wirtschaftlich enorm unter Druck setzen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, äußerte sich in der Süddeutschen Zeitung kritisch mit den Worten: „Unterschiedliche Strompreiszonen wären ein großer Fehler.‟

„Klimaneutralität bis 2045‟: Deutschland auf dem Holzweg

Die geplante Aufspaltung der einheitlichen Stromgebotszone scheint Teil einer übergreifenden Agenda zu sein, die auf die Förderung einer emissionsfreien Stromproduktion abzielt. Durch die Bestrafung von Regionen, die eine zu geringe Stromproduktion aus erneuerbare Energien aufweisen, soll dieses Ziel vorangetrieben werden.

Im Jahr 2024 erreichte der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Strommix einen Rekordwert von 62,7 Prozent, was das höchste Niveau seit Beginn der Erhebungen markiert. Deutschland strebt an, bis 2045 eine vollständig klimaneutrale Stromversorgung zu erreichen, wobei der gesamte Strom aus erneuerbaren Quellen stammen soll. Doch dieses Ziel ist alles andere als erstrebenswert. Aufgrund der Ineffizienz und der Wetterabhängigkeit erneuerbarer Energien kommt es immer wieder zu Stromengpässen und dramatischen Preisanstiegen. Würde unsere Energieversorgung zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen, hätte das fatale Auswirkungen.

Besonders problematisch sind die sogenannten Dunkelflauten – Perioden, in denen wenig Sonne scheint und der Wind schwach ist. In diesen Zeiten bricht die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen massiv ein. Wind- und Solarenergie tragen dann teilweise, nur noch 0,5 bis 1 Prozent zum Strommix bei. Der fehlende Strom muss dann aus Gas-, oder Kohlekraftwerken, bezogen werden. Des Weiteren wird zunehmend teurer Atomstrom importiert, um den Bedarf zu decken.

Auch wenn an Wasserkraft selbst nichts auszusetzen ist, liegt eine effiziente Energiegewinnung mithilfe von Wasserstoff in Deutschland in weiter Ferne. Es fehlt nicht nur an Elektrolyseuren, die Wasserstoff spalten könnten, sondern auch an einem geeigneten Verteilernetz, das eine stabile Versorgung mit Wasserstoff gewährleisten könnte. Der Großteil des Wasserstoffbedarfs, der unter anderem für die grüne Transformation der Stahlindustrie erforderlich ist, muss importiert werden.

Klar ist, dass erneuerbare Energien keine geeignete Lösung für den Industriestandort Deutschland darstellen. Der Strommangel, der durch die unzuverlässige Produktion erneuerbarer Energien entsteht, führt nicht nur zu höheren Preisen, sondern auch zu gefährlichen Abhängigkeiten. Deutschlands Souveränität in der Energieversorgung wird dadurch untergraben. Die sichere und kostengünstige Energieversorgung liegt nicht mehr in eigener Hand. Unternehmen, aber auch Haushalte leiden besonders darunter.

Fazit: Industrie steht vor erheblichen Herausforderungen

Die geplante Aufspaltung der Stromgebotszone in Deutschland ist eine weitreichende Entscheidung, die vor allem die südlichen Bundesländer belasten könnte. Besonders Bayern steht vor Herausforderungen, da es im Vergleich zu anderen Regionen weniger Windenergie erzeugt und gleichzeitig einen hohen Stromverbrauch aufweist. Industrieunternehmen, die einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Wirtschaft leisten, könnten durch steigende Energiekosten stark unter Druck geraten. Generell sollte die erzwungene Transformation der Energiebranche, hin zur „Klimaneutralität‟ nicht das Ziel sein. Stattdessen, könnte eine Wiederbelebung der Kernkraft in Deutschland, die Lösung sein um wieder günstig und effizienten Strom herzustellen.

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Kommentare ( 10 )

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H. Priess
20 Tage her

Dann sollen die Bayern einfach KKWs bauen und eine Reichswindmühle auf die Zugspitze stellen. Daß hier im Norden die Energiepreise signifikant sinken halte ich für ein nett erzähltes Märchen.

Egge940
19 Tage her
Antworten an  H. Priess

Ja, liegt hauptsächlich daran, dass sich die Versorger die Preissenkungen in die eigene Tasche stecken.

Niklot
21 Tage her

Mein Mitleid mit dem Süden hält sich in Grenzen. Der Süden wählt mehrheitlich schwarz-grün. Es sollte endlich geliefert wie bestellt werden.

Dr. Rehmstack
22 Tage her

Heute Mittag um 12:00 Uhr wurden jeweils ein Viertel der Stromproduktion aus Solar, Kohle und Erdgas Quellen erzeugt. Die Wind Energie steuerte weniger als 3 % dazu. Nun kann man sich ausrechnen, wie viel die „erneuerbaren Energien“ nach Sonnenuntergang zur Stromversorgung beitragen werden. Aber wir sind ja auf dem richtigen Weg! So viel kollektive Dummheit ist eigentlich nicht zu begreifen.

Aegnor
22 Tage her

Hm – das Fazit der Benachteiligung Süddeutschlands erscheint mir nicht sehr logisch. Bedeutet die Aufteilung in Stromzonen nicht auch, dass während der Dunkelflauten die Strompreise im Norden explodieren, während sie im Süden dann stabil(er) bleiben? Wenn im Winter im Norden die Strompreise 20mal so hoch wie normal sind, hilft es dem Betrieb dort wenig, dass sie vielleicht im Frühjahr/Sommer über sechs Monate 10% günstiger sind. Und wie funktioniert das mit der Versorgung aus dem Ausland? Der Norden hätte dann ja keine Verbindung mehr zu den französischen Kernkraftwerken. Müsste man dann „Durchleitungsgebühren“ an den Süden zahlen? Und was ist mit der… Mehr

cernunnos
22 Tage her

Da das die Wirtschaft noch weiter schädigen wird, kann man davon ausgehen, dass das auch so kommen wird. Ihre „Klimaneutralität“ werden sie aber schon weit vor 2045 erreicht haben. Denn da wo kein Strom verbraucht wird, braucht er auch nicht produziert werden.

ThomasP1965
22 Tage her

Bayern bekommt, was es verdient: Die Quittung für jahrzehntelange Ignoranz und das Hintertreiben von Infrastrukturmaßnahmen.
Wer ist daran schuld, dass die Netzentgelte so hoch sind, wie sie sind? Wer hat Erdkabel, die um ein Vielfaches teuerer sind, als Freiluftverkabelung gefordert und durchgesetzt? Wer hat im eigenen Land die WIndkraft – die z.B. anders als die in Bayern beliebte Photovoltaik auch Nachts funktioniert hintertrieben?
Meint die CSU, das bliebe folgenlos?
Jeder erntet, was er sät.

RitterRunkel
22 Tage her
Antworten an  ThomasP1965

Mit Verlaub, ich bin kein Bayer, aber was Sie schreiben das ist Unfug. Windkraft in Bayern ist völliger Blödsinn, in den Bergen weht nun einmal weniger Wind als im flachen Land. Die Umweltschäden sind noch schlimmer als im Norden durch das abholzen von Wäldern. Dazu kommt Infraschall, der durch Ortsnahe Anlagen die Anwohner gesundheitlich schädigt. „Erneuerbare Energie“ gibt es nicht, das ist physikalischer Unsinn. Und darüber hinaus ein katastrophaler Irrweg.

Mausi
22 Tage her
Antworten an  ThomasP1965

Wer ist – Entschuldigung – so bescheuert, Strom über 900km durch D transportieren zu wollen? Seitdem Strom und Netz getrennt sind, ist es doch erst recht sinnvoll, Energie dort zu erzeugen, wo sie benötigt wird. Verringert übrigens auch die Verluste durch den Transport. Oder erzeugt der Ausbau des Netzes kein CO2? Jedes Windrad muss angeschlossen werden, jedes Sonnenpaneel muss angeschlossen werden. Netz ohne Ende. Und dann macht man Bayern zum Vorwurf, dass es keine Windräder baut. Klar, ohne Wind. Super Forderung. Und nun kommt die Strafe. Ja, wer hat denn gefordert? Bayern? Das ist in höchstem Maß ungenau. Die Bürger.… Mehr

Egge940
19 Tage her
Antworten an  ThomasP1965

Völlig richtig, wollte ich gerade auch schreiben. Das witzigste ist aber eigentlich, dass Söder und Co. jetzt, wo die Erdkabel in ihrem Bundesland genehmigt sind, aus Kostengründen wieder Freileitungen fordern. Realsatire.