Linke zerfleischen Linke: Keine Toleranz gegenüber weißen Dreadlocks

Die Zürcher Bar „Das Gleis“ untersagt dem Sänger Mario Parizek einen Auftritt – weil er als Weißer Dreadlocks trägt. Dabei ist die von der Stadt unterstützte Einrichtung selbst ein Paradies für kulturelle Aneignung.

Bild via: instagram/marioparizek

Schön sieht es aus im „Gleis“ in Zürich: Glasfassaden lassen viel Licht rein, das auf Perserteppiche fällt, auf chinesische Lampions und auf ein bunt zusammen gewürfeltes Mobiliar. Nur eins gilt im „Gleis“: Zwischen Perserteppichen und chinesischen Lampions ist kein Platz für kulturelle Aneignung. Deswegen lud die Gaststätte den österreichischen Sänger Mario Parizek wieder aus – er trägt als Weißer Dreadlocks. Das gilt unter Linken als „kulturelle Aneignung“.

Weiße, so der identitätspolitische Vorwurf, würden sich die Kultur von Völkern aneignen, die in der Kolonialzeit unterdrückt wurden – ohne sich dabei der Unterdrückung bewusst zu sein. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau bat öffentlich um Verzeihung, weil er sich als Jugendlicher orientalisch zurecht gemacht und so einen Kostümball besucht hatte. Der Koch Jamie Oliver sah sich massiver Kritik ausgesetzt, weil er als Weißer im Fernsehen Reis nach einem jamaikanischen Rezept kochte. Und Dreadlocks gelten unter woken, identitätspolitischen Linken als das augenfälligste Merkmal für kulturelle Aneignung. Schon mehere weiße Künstler durften nicht auftreten, weil sie diese Frisur tragen.

So wie nun der Österreicher Mario Parizek am Dienstag im „Gleis“ in Zürich. Der Ausgeladene sprach von einer „mehr oder weniger faschistischen Einstellung“ der Gleis-Verantwortlichen. Denn sie hätten ihn ausgeladen, weil er als Weißer Dreadlocks trage. Dabei sei das Konzert schon vor Monaten ausgemacht worden, wie er dem Schweizer Nachrichtenportal 20 Minuten mitteilte. Die Frisur trage er, seitdem er 13 Jahre alt ist. Er sei in einem „ziemlich rechten Dorf“ aufgewachsen und habe dort mit den Dreadlocks demonstrieren wollen, dass es „auch andere Leute gibt“. Dass ihn nun eine linke Bar auslade, die selbst persisch und chinesisch dekoriert sei, verstehe er nicht.

Wegen falscher Frisuren:
Schweizer Genossenschaftler brechen Reggae-Konzert weißer Musiker ab
„Das Gleis“ hat sich nach Zögern gegenüber der Presse geäußert: Wegen der Dreadlocks habe die Bar das Konzert nicht abgesagt. Sondern weil sich die Mitarbeiter mit dem Auftritt „nicht wohlgefühlt hätten“ – wegen der Dreadlocks des Sängers. Aber die Barleute hätten ja auch „unter enormem Zeitdruck“ gestanden. „Als Kollektiv“ hätten sie noch „keine Haltung zum Thema kulturelle Aneignung“. Sie wollten sich diese nun in einem „respektvollen und fruchtbaren Dialog“ erarbeiten. Laut der eigenen Internetseite wird „Das Gleis“ von der Stadt Zürich unterstützt.

Wenn sich das Kollektiv eine Haltung erarbeitet, könnten die eigenen Lampions zum Thema werden: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde China von den Kolonialmächten gezwungen, ihnen Opium abzukaufen und damit die Suchtprobleme der eigenen Bevölkerung hinzunehmen. Als es zu einer Rebellion kam, schickten die Kolonialmächte Heere, um den „Boxeraufstand“ blutig niederzuschlagen. Zur gleichen Zeit gab es im deutschsprachigen Raum eine Chinesenwelle. In einer Mischung aus rassistischen Vorurteilen und unterdrückter Sexualität begannen die Deutschsprachigen, von Fernost zu träumen und ihre Häuser chinesisch zu dekorieren – so wie jetzt das Gleis in Zürich. Will das Kollektiv den Bildersturm, kann es also in der eigenen Bar anfangen.

Die Mischung aus Ahnungslosigkeit und Sendungsbewusstsein des Gleis-Teams war eine dankbare Steilvorlage für die Nutzer auf Twitter. Unter dem Hashtag „#dasGleis“ schrieb ein Nutzer: Wer sich bei einem Konzert unwohl fühle, könne ja auch einfach daheim bleiben.

Ein anderer bemerkte, dass sich die Absagen von Konzerten häufen, weil die Sänger Dreadlocks tragen wollen. Daraus schließt er: „Eins ist sicher: linksextreme sind genauso dumm wie die Rechte.“

Ein anderer vermutet scherzhaft: Wenn sich Gäste in einer Bar unwohl fühlen, werde das wohl eher an der Küche liegen – als an den Frisuren der Gäste.

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Kommentare ( 48 )

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G23
1 Jahr her

Der Great Reset frisst seine Kinder bevor dieser richtig gestartet ist.
Und die Fachkräfte ohne Ausbildung, die Politiker Kaste, merkt es noch nicht mal.
Ist halt so bei einem Intelligenzdurchschnitt mit dem Radius Null.

Peter Silie
1 Jahr her

Sie wollen offenbar den totalen Kulturkampf. Den Fehdehandschuh sollte man dankbar aufnehmen.

Deutscher
1 Jahr her

Tja. Schwarze Musik und Mode nur für Schwarze, weiße Musik und Mode nur für Weiße. Kommt doch irgendwie bekannt vor? Ganz genau: Es ist das Prinzip der Rassentrennung! Dafür haben Martin Luther King und Nelson Mandela sicher nicht gekämpft – allerdings waren sie auch keine Linken!

Last edited 1 Jahr her by Deutscher
Maunzz
1 Jahr her

Vollkommen in Ordnung, dass sich Linke/Linksextreme gegenseitig bekämpfen. Mehr davon!

Vox critica
1 Jahr her

Sogenannte kulturelle Aneignung – ein weiterer Baustein des neuen Totalitarismus.

Helfen.heilen.80
1 Jahr her

Ich denke dieses Kollektiv sollte sich entspannen, und im Sinne von „leben und leben lassen“ die Künstler und Publikum einfach als Individuen mit persönlichen Charakter, Veranlagung und Lebensweg respektieren, und sie dabei nicht mit irgendwelchen verquasten realitätsfernen Gedankengebäuden vergesellschaften. Eines davon ist zweifelsfrei, die Bewertung „Schuld“ fern durch Raum und Zeit auf andere Menschen, Nachfahren oder Kulturkreisähnliche zu projizieren. Dies ist ein leicht durchschaubarer Trick zur emotionalen Erpressung, um eine vermeintliche Rechtfertigung für gesellschaftliche Umerziehungs- und Umgestaltungsprozesse zu erzeugen. Man könnte geneigt sein derartige bekehrungs-, belehrungs- und Verurteilungs-Begeisterte einzuladen, sich irgendwo in einem spärlich besiedelten Gebiet ein autarkes Kommunenprojekt aufzubauen.… Mehr

Westried
1 Jahr her

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass (der leider zu früh verstorbene) Bob Marley etwas dagegen gehabt hätte, wenn sich ein weisser Musiker zu dem (lässigen) Lebensstil der Rasta Musik bekennt und Dreadlocks trägt.
Die schlimmsten Postkolonialisten sind doch diejenigen, die sich ohne Mandat zu den Fürsprechern der Betroffenen (in dem Fall Jamaikanern o.ä.) machen, und diesen nicht zutrauen, sich selbst gegen kulturelle Aneignung zu stellen und diesen somit die Mündigkeit absprechen.
Ich hoffe mein Schachtelsatz ist vertändlich.

Deutscher
1 Jahr her
Antworten an  Westried

Bob Marley hatte weiße Musiker in seiner Band und weiße Produzenten nahmen seine Alben auf.

Überhaupt nutzen auch schwarze Musiker Equipment, das wesentlich von Weißen entwickelt worden ist.

Die Debatte ist dermaßen lächerlich: Sie zeigt nur den mittlerweile schockierenden Grad an Totalverblödung eines ganzen politischen Spektrums auf.

Takeda
1 Jahr her

Ein anderer „Twitter Nutzer“ sagte, Linksextreme seien genauso dumm wie Rechte. Oder aber eben Twitter Nutzer. Eigentlich hätte es Rechtsextreme heißen müssen. Aber ok, der Deutsche denkt immer noch, das der NationalSozialismus irgendwie Rechts war.

Kühnert hat übrigens vor ein paar Wochen behauptet, die DDR sei Rechts gewesen. War halt noch nie der richtige Sozialismus dabei. Beim nächsten mal klappt es aber… bestimmt!

Gutmuetiger
1 Jahr her

Das Ganze verläuft doch eh überhaupt nicht mehr nach einer Logik.
Das ganze Woke-Gedöns, irgendeinem fällt in seinem Kämmerchen etwas ein und posaunt es in die Welt hinaus und der linke Mob fällt ohne Nachzudenken ein.
Aber nicht die Woken sind die Schlimmen. Die Schlimmen sind die, die aufgrund ein bisschen Geschrei im Internet einknicken und alles mit sich anstellen lassen. Die Schlimmen sind die, die mitlaufen, die hinterher hecheln, die später aber von nichts gewusst haben.

Jens Frisch
1 Jahr her

Die Revolution hat schon immer ihre Kinder gefressen.