Und Thilo Sarrazin hatte wieder recht

Einst wurde Sarrazin aus der SPD gejagt, weil er sagte, was heute bestätigt wird: Teile der SPD sind längst von islamistischen Netzwerken und linken Ideologen unterwandert. Fünf Jahre nach seinem vielbeachteten Interview mit Tichys Einblick zeigt sich – er hatte wieder einmal recht: Die SPD bekämpft nicht den Extremismus, sondern jene, die ihn benennen.

picture alliance/KEYSTONE

In einem vielbeachteten und vielzitierten Interview von Thilo Sarrazin mit Tichys Einblick im Januar 2020 sagte der Bestsellerautor: „Die gegenwärtige SPD-Führung ist offenbar teilweise in den Händen fundamental orientierter Muslime, die eine kritische Diskussion des Islam in Deutschland grundsätzlich verhindern wollen.“

Sofort ging ein regelrechter Sturm der Entrüstung durch den linken Blätterwald – aber auch die damals bereits teil-woke Redaktion der BILD konnte das Empörungspipi kaum noch bei sich halten: „Irre Kritik von Thilo Sarrazin!“ So, so. Irre!

In einem allzu obligatorischen „Böse-böse-rechts-rechtsextrem-rassistisch-Hetz“-Beitrag hierzu erinnerte das sehr weit links stehende t-online noch einmal daran, dass der Zentralrat der Juden Sarrazin seinerzeit zur Erscheinung seines Bestsellers „Deutschland schafft sich ab“ den Wechsel von der SPD zur NPD empfohlen hatte. Bevor hier wieder irgendjemand Schnappatmung bekommt: Man darf keinesfalls den Fehler machen, den Zentralrat der Juden, der aus politischen Funktionären besteht, die SPD und Linkspartei nach deren Schnabel echoen, mit jüdischen Otto-Normal-Bürgern per se gleichzusetzen. Diese sehen die Personalien des Zentralrats durchaus kritisch – eine Gemeinsamkeit, die sie übrigens mit sehr vielen Muslimen gegenüber ihrem Zentralrat teilen – und die realistischen Zustände in Deutschland fünf Jahre nach Erscheinen des Interviews mit Sarrazin klar und deutlich. Sogar so klar und deutlich, dass sie schweren Herzens Aliyah gemacht, ihre Zelte in Deutschland abgebrochen und sich für die Auswanderung nach Israel entschlossen haben.

Fünf Jahre liegen nun zwischen diesem TE-Interview mit Sarrazin und heute. Und Deutschland ist nicht mehr willens und nicht mehr in der Lage, seine jüdischen Bürger zu beschützen. Das ist mehr als eine Schande.

Fünf Jahre später scheppert nun ein Vorgang aus Berlin herein, der Sarrazins Warnungen und Mahnungen aus 2020 abermals mit allem Nachdruck bestätigt.

Güner Balci, selbst keine SPD-Politikerin, aber seit Jahren an vorderster Front in Berlin-Neukölln tätig, beschreibt die Vorgänge um den Rückzug von SPD-Bezirksbürgermeister Martin Hikel als „wie in einem Krimi“. Zehn Jahre lang sei Hikel vom linken Flügel seiner Partei systematisch bekämpft worden, berichtet sie. Kommt einem bekannt vor, sagen Sie? Nach dem Abgang des damaligen Landesvorsitzenden Raed Saleh habe der Druck aus der Landespolitik massiv zugenommen. Das Ergebnis: ein innerparteilicher Machtkampf, der nicht um Inhalte, sondern um Ideologie geführt wurde.

Balci sieht darin eine bewusste Strategie, Hikel „kleinzukriegen“. Und schon wieder hat man klare Sarrazin-Dejá-vus. Die Angriffe auf ihn hätten der SPD selbst großen Schaden zugefügt. Wie jetzt? Noch mehr als der Rauswurf Sarrazins und der unwürdige Umgang dieser Partei der Schande mit ihm? Schwer zu glauben.

Einer der Vorwürfe lautete, Hikel verwende den Begriff „antimuslimischer Rassismus“ nicht. Balci nennt diesen Ausdruck einen „Kampfbegriff“, geprägt von Akteuren wie dem iranischen Mullah-Regime und dem türkischen Präsidenten Erdoğan. Ziel sei es, den Antisemitismus zu relativieren und den Islamismus zu verharmlosen. Manche gingen so weit zu behaupten, es gebe überhaupt keinen Islamismus mehr.

Auf die Frage, wie sie dann offene Anfeindungen gegen Kopftuchträgerinnen bezeichne, antwortet Balci klar: Das sei „Muslimfeindlichkeit“, eine schwerwiegende Menschenrechtsverletzung und Straftat. In Flüchtlingsunterkünften erlebe sie selbst, wie solche Frauen Diskriminierung erfahren. Hikel habe sich dafür eingesetzt, dass es Meldestellen gebe, die solche Vorfälle seriös dokumentieren. Tja, hilft alles nichts, wenn islamophile Sozen Dich unter den Bus werfen wollen, weil Du schon sehr weit links, aber niemals genug auf Linie bist.

Doch genau diese Meldestellen seien problematisch, warnt Balci. Viele befänden sich in der Hand islamistischer oder aktivistischer Gruppen, teils mit Verbindungen zur Muslimbruderschaft – Organisationen, die vom Verfassungsschutz beobachtet würden. Dahinter stecke eine langfristige Strategie der Unterwanderung. Diese Netzwerke seien inzwischen bis in Politik, Verwaltung und auch die SPD vorgedrungen. Mit Unterstützung einer linken Klientel sei es ihnen gelungen, einen Bezirksbürgermeister zu Fall zu bringen, der ihnen im Weg stand.

Ja, Moment. „Die kommen jetzt alle rüber“ – „Hat schon jemand gesagt“, ertönen zwei Stimmen im Kopf aus einem Film von Detlev Buck. Hat schon jemand gesagt. Wer war das nur? Kommen Sie drauf?

Als Beispiel nennt Balci dann SPDler Raed Saleh, der nach dem Hamas-Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 keine klare Haltung gezeigt habe. Stattdessen habe er gefordert, den „Kampf gegen antimuslimischen Rassismus“ fest in der Verfassung zu verankern – während antisemitische Straftaten massiv zunähmen. Balci sieht darin den Beleg für eine Verdrängungshaltung innerhalb der SPD, die das wachsende Islamismusproblem weiterhin ignoriert, wahrscheinlich stark damit sympathisiert.

Besonders deutlich wird Balci, wenn es um die Realität in ihrem Bezirk geht. Neukölln werde in Teilen von organisierter Kriminalität arabischer Clans beherrscht, sagt sie im Gespräch mit dem Spiegel. Messerstechereien und Schießereien nähmen zu, viele Bürger bekämen davon nichts mit, weil sie nicht in diesen Milieus lebten. Betroffen seien einfache Gewerbetreibende, die kein Schutzgeld zahlen wollen – Menschen, die zwischen den Fronten stehen.

Dass Hikel sich öffentlich für sogenannte Verbundeinsätze von Polizei, Zoll und Ordnungsamt eingesetzt habe, bewertet Balci als notwendig. Diese Einsätze brächten regelmäßig illegale Waffen, Schwarzarbeit und Geldwäsche ans Licht, seien aber zu selten. Die vorhandenen Mittel reichten nicht aus, um die Entwicklung aufzuhalten, man könne sie nur verlangsamen. Während Balci nüchtern über Fakten spricht, liefern andere in der SPD Wortklauberei. Der Neuköllner SPD-Chef Joachim Rahmann erklärte, man bekämpfe „Straftäter, keine Familien“. Balci hält solche Wording-Debatten für realitätsfern: „Es interessiert hier keine Sau, ob man unter Clan eine Familie oder eine mafiöse Struktur versteht.“ Wichtig seien Taten, nicht Begriffe.

Auch die jüngste Debatte um das „Stadtbild“, angestoßen von Kanzler Friedrich Merz, hätte aus ihrer Sicht Anlass zu einer sachlichen Diskussion sein können. Stattdessen sei die Linke in einen Abwehrreflex verfallen. Balci selbst spricht offen von Problemen mit dem Stadtbild. Dann, wenn etwa Hamas-Sympathisanten und Antisemiten offen auftreten. Aber auch Neonazis in Thüringen seien für sie ein Teil desselben Problems: der Feigheit, Extremismus konsequent zu bekämpfen.

Den Vorwurf, Hikel sei ein schlechter Kommunikator, weist Balci entschieden zurück. Sie beschreibt ihn als Politiker, der mit allen spricht, der keine Show-Termine mit Islamisten oder türkischen Nationalisten nötig hatte und der dem Parteidruck widerstand. Wer ihm „Kommunikationsprobleme“ unterstelle, meine in Wahrheit seinen mangelnden Opportunismus. Wie gesagt: Am Ende werden so über kurz oder lang von der dahinsiechenden SPD alle über Bord geworfen.

Am Ende steht Ernüchterung. Balci sagt, sie müsse nun überlegen, ob und in welcher Form sie ihre Arbeit fortsetze. Sie sei „Neuköllner Patriotin“, mache das nicht wegen des Geldes, sondern aus Überzeugung. Ihr Fazit klingt wie ein Abgesang auf eine Partei, die ihre Wurzeln verloren hat: Engagierte Menschen kämpfen noch – aber allein.

Was Balci beschreibt, ist keine Randepisode. Es ist das Protokoll einer SPD, die Realisten ausgrenzt, Islamismus verharmlost und lieber über Worte streitet als über Zustände. Neukölln ist dafür nur der sichtbarste Brennpunkt. Das neue Stadtbild, das daraus entsteht, ist eines der Kapitulation.


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Kommentare ( 54 )

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Mugge
1 Monat her

Für Muslime sei der Islam als Religion wichtig, für Ungläubige seine politischen Ansichten, ist in Scharia für Nichtmuslime von Bill Warner zu lesen. Welche Konsequenzen sich daraus ergeben ist bei jenen, die es eigentlich wissen müssten nicht angekommen. Das führte und führt zu fatalen Fehleinschätzungen, wie Ulrike Herrmann von der taz kürzlich in einem Polit-Talk eindrücklich demonstrierte. Aber auch die queeren Narren unter Palästina-Flaggen zeugen davon.
Der politische Islam kommt im demokratischen Gewand ,dem Türöffner für Ämter. Hier besteht eine gewisse Analogie zu Silones Warnung: „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: Ich bin der Faschismus….

Last edited 1 Monat her by Mugge
Herr Rossi
1 Monat her

Na ja…Die Islamisten sitzen doch schon im Bundestag…Kaddor, Özoguz, Ataman und Koçak! Und im Rundfunkrat Hübsch! Ich kann mich noch an Heikochen Maas erinnern: „Ich wusste gar nicht das es in Deutschland ein Syrisches Netzwerk gibt“! „Clankriminalität“ und „Islamismus“ gibt’s bei den Jusos nicht! Was Hikel sich zuschulden kommen ließ, fasst Fleischhauer so zusammen: „Ein Vorwurf: Er hat sich zu oft mit Polizisten gezeigt. Er hat von Clankriminalität gesprochen. Das heißt korrekt familienbasierte außerrechtliche Aktivität.“ Schon Morgen, übermorgen werden die Islamisten an die Macht kommen und in ihren Imam-Hatip-Schulen züchten sie den dafür notwendigen  Nachwuchs an Richtern, Anwälten, Ärzten, Ingenieuren und… Mehr

MarcusPorciusCato
1 Monat her

Wer das rechtsstaatliche Vorgehen gegen Clan-Kriminalität als muslimfeindlich bezeichnet, behauptet damit automatisch, dass Clan-Kriminalität ein fester Bestandteil des Islam sei!

joe limburger
1 Monat her

Sarrazin, aufgrund seiner öffentlichen Stellung wird wahrgenommen und seine sämtlich getroffenen Aussagen sind natürlich richtig. Dies sollte allerdings nicht als Verkündung und Sarrazin als Messias verklärt werden.
Millionen, des klaren Denkens mächtige Bürger dieses Landes wussten dies alles längst. Deren Meinungen und Äußerungen hinsichtlich der von Sarrazin thematisierten Sachverhalte, zunehmend von einer linksextremistisch agierenden Politischen und Juristischen Antifa drangsaliert, allerdings gipfeln seit neuestem im Bademanteln dieser kritischen und umsichtigen Bürger.

AlexR
1 Monat her

War da nicht jemand, der Sarrazins Feststellungen als „nicht hilfreich“ abkanzlerte und stattdessen „wir schaffen das“ als Lehrsatz einer mehr als gescheiterten Politik manifestierte?

G.Koch
1 Monat her
Antworten an  AlexR

Die ist allseits bekannt für ihre „guten Taten“, wohin hat sich die Person eigentlich verkrochen?
Wurde der Staatsanwalt schon aktiv?

EndofRome
1 Monat her

Was nutzen alle diese „Wahrheiten“, die sich gut verkaufen uns manchem die geschundene Seele wärmen? Es sind nur Wahrheiten aus dem politischen Nichts. Die etablierten Parteien ändern ihren Kurs nicht. Daher ist jedes Wort, das Sarrazin und vergleichbare Persöblichkeiten sprechen, sinnlos, solange sie sich nicht endlich der
AfD anschliessen. Eine kräftige Portion Sachverstand dürfte dieser Partei ohnehin nicht schaden. Was gibt es denn noch zu verlieren?

OJ
1 Monat her

Thilo Sarrazin scheint in diesem Bereich, der ja auch sehr viel Erfahrung als Politiker hat, einer der wenigen zu sein, der noch einen gesunden und klaren Menschenverstand hat❗

CasusKnaxus
1 Monat her
Antworten an  OJ

Ja und vor allem er weiß ja von wat er redet -er hat den Verfall mit ansehen müssen! Die anderen Schwätzer waren nie da, kennen nicht die Realität von WeddingNeuköllnKreuzberg…Wie Scholl-Latour im Großen, der wußte wovon er sprach & schrieb, weil er vorher da war…

OJ
1 Monat her
Antworten an  CasusKnaxus

Auf den Punkt gebracht❗

LiKoDe
1 Monat her

Die SPD befindet sich bereits seit 1959 auf einem Irrweg.

Das Godesberger Programm öffnete die SPD für Kirchenvertreter und Religionen.

Nachdem das Zweite Vatikanische Konzil [1962-1965] den Islam zur Religion erklärte, folgte in der SPD nicht nur eine allmähliche Öffnung zum Islam sondern man kämpft für den Islam

Vernünftige Personen wurden in der SPD immer weniger und heutzutage ist da nichts mehr zu retten.

Thorsten Maverick
1 Monat her

Sarrazin hat zwar schon immer ziemlich untertrieben, was er teilweise inzwischen einsieht, aber mit seinem Rauswurf hat sich die SPD gehörig selbst ins Knie geschossen. Eine kluge SPD hätte ihn als Kanzlerkandidaten aufgestellt, seine Warnungen im Programm berücksichtigt und so bürgerliche Wähler angezogen. Güner Balci erkennt zwar viele Probleme und ihre Kritik an der islamischen Unterwanderung der SPD ist richtig, aber sie schwafelt auch von Islamismus. Sie hat schon in ihrem Film «Der Jungfrauenwahn» nicht klar herausgearbeitet, daß der Islam die Mutter aller Probleme ist. Der Begriff des Islamismus verschleiert, daß es um authentischen Islam geht, denn die Islamisten halten… Mehr

CasusKnaxus
1 Monat her
Antworten an  Thorsten Maverick

Überall nicht -nur da, wo man sie läßt

Manfred_Hbg
1 Monat her
Antworten an  Thorsten Maverick

Zitat: „Sarrazin hat zwar schon immer ziemlich untertrieben, was er teilweise inzwischen einsieht“

> Na ja, eigentlich ja richtig so: „besser untertreiben, als übertreiben“. – So läuft in diesen Fall Herr Sarrazin dann auch nicht Gefahr, dass sie ihm wegen Übertreibnung, falschen Angaben oder des Spalten wollens wegen ans Bein pinkeln können.

Eremit57
1 Monat her

Ach wäre das schön, wenn die SPD jetzt auch einmal bei jeder Nennung im Radio oder Fernsehen mit dem Frame
„.. die, in Teilen islamistisch unterwanderte SPD…“ belegt werden würde; so wie die AfD ja auch immer einen negativ konnotierten Zusatz angehängt bekommt ( ..die gesichert rechtsextreme…, populistische…, usw). Träumen darf man ja wohl noch 🙂

bfwied
1 Monat her
Antworten an  Eremit57

Es wird nicht besser werden, es sind zu viele ideologische Sackgassen, in die D. immer weiter hineinrennt. Am Ende steht der Crash, wirtschaftlich genauso wie gesellschaftlich, denn die Entwicklung hin zur sozialistischen Ideologie dt. Art ist schon viel zu weit gediehen. Auch wenn die AfD 45 % erreichen sollte, wird sie nicht regieren können, die übrigen 55 % schließen sich zusammen und koalieren. Auch eine Minderheitsregierung bekäme gar nichts durch. Die Block- und Blockadehaltung ist von der CDU bis SED-Nachfolgepartei fest verankert. Wer ausbricht, hat dann gar kein Leben mehr.

VollbeschaeftigtmitNichtstun
1 Monat her
Antworten an  bfwied

Ich seh da schon lange keinen Ausweg mehr. Hoffentlich geht der ganze Laden so schnell wie möglich in Rauch und Flammen auf.